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im Westen, haben um die Entwicklung der Weltweisheit mancherlei Verdienste und werden selbst oft als eifrige Disputatoren dargestellt, die gern den Brahmanen in die Enge treiben, ihm aber doch lieber tausend Kühe für eine neue und treffende Lösung der Frage geben.

Wie man durch Götterspenden Gutes erwerben und Leiden abwehren wollte, so bezweckte das Meditieren die Erwerbung des absoluten Lebensgutes und die Ueberwindung des Leides des Daseins; nicht das äussere und zufällige Glück des Besitzes oder des Schutzes suchte man durch das Sinnen, sondern das innere und absolute Gut der geistigen Erlösung. Diese Erlösung wird durch Erkenntnis erreicht, und das Erwerben von Erkenntnis wird als ein geistiges Opfern aufgefasst, durch welches der Einsiedler nicht nur die Opfertätigkeit seines Mannesalters fortsetzt, sondern dieselbe in eine erhabenere, weit bedeutungsvollere Sphäre erhöht. So trennt sich „der Weg der Werke" - karmamarga, die Lehrzeit, das Hausleben und das Opfer „von dem Wege der Erkenntnis", jñānamarga, aber die beiden Wege führen zu demselben himmlischen Ziel. Beide suchen das Heil der Seele, aber auf verschiedene Weise und in verschiedenen Sphären: hier durch äussere Werke himmlische Freude, dort durch blosses Denken und Ekstase die Erlösung der Seele aus dem Weltgetriebe.

Die Erkenntnis, die es zu erreichen gilt, ist die Beantwortung der Fragen nach Wesen und Ursprung der Dinge, somit auch nach Wesen und Schicksal des Menschen und nach dem Verhältnis zwischen ihm und der Totalität des Daseins.

Ein Wort aus der übrigens späten Iça-Upanishad führt sofort in den Gedankengang hinein. „Der Mensch, der versteht, dass alle Geschöpfe in Gott allein bestehen, und so die Einheit des Daseins begreift, hat keine Trauer und keine Illusion."

Die theologische Färbung, die dieser Satz noch trägt, ist aber nicht das Gewöhnliche. Das Wesen der Dinge, die grosse Einheit, wird häufigst in ganz abstrakte Formeln gefasst: Es ist die Frage, was das „Es" oder das „Dieses" oder höchstens das „Er" sei, welches im Anfang war und welches das Ganze ist, und die Antwort lautet, dass dieses Prinzip Brahma, Purusha (die Person oder die Seele) oder vor allem Atman ist.

Atman ist dasselbe Wort wie „Atem" und bedeutet das Selbst, ist aber nicht als eine psychische Seele, sondern als das innerste oder geistigste Lebensprinzip zu verstehen. Er ist unendlich, unvergänglich und unveränderlich, in jeder Beziehung qualitätlos, über alle Bestimmungen erhoben und unbegreiflich. „Er ist nicht so und nicht.

so." Er spricht nicht mit Worten, noch denkt er mit Gedanken, sieht nicht mit Augen, hört nicht mit Ohren oder atmet mit Odem. ,,Das Selbst, das alle Uebel von sich abgestossen hat, das nicht altert und nicht stirbt, das keine Trauer, keinen Hunger und keinen Durst empfindet, und dessen Wünsche und Absichten wahr sind, muss man zu erkennen streben. Das Wesen des Atman ist Erkenntnis; wie ein Salzklumpen nur eine kompakte Masse von Geschmack ist, so ist dieses Wesen nur eine kompakte Masse von Erkenntnis."

So eifrig man sich auch bemüht, Atman oder Brahma ganz übersinnlich zu fassen, ist doch eine rein materialistische Definition von dem Selbst nicht selten: Die sinnliche Bildersprache der Upanishaden kommt oft nicht über eine plumpe Atomlehre hinaus. Die Samenkörner in der Feige bestehen wieder aus ganz feinen unsichtbaren Körnern, und in diesen besteht das Wesen aller Dinge: „es ist das Wirkliche, es ist das Selbst." Auch wird es häufig als ein Aether beschrieben, wenn nicht das Wasser auch hier als das kosmische Prinzip auftritt.

Das Selbst durchdringt alle Dinge wie das Salz das Wasser und herrscht als Gebieter über alles. Aus dem Selbst ist die Welt entstanden; doch werden die Dinge oft auf ein uranfängliches „Nichts" zurückgeführt, eine Behauptung, die andere wiederum für sinnlos halten. Dieses erste Existenzlose begehrt zu werden und wird dann entweder ein geistiges oder ein materielles Prinzip z. B. Wasser, aus welchem durch fortgesetztes Begehren oder durch Busse oder Opfer immer mehr Existenzen entstehen, häufig nach der Begattung eines von Atman selbst geschaffenen, weiblichen Prinzips.

Immer ist die Weltschöpfung doch als eine Emanation aus der ersten Einheit gedacht; sie geht aus dem Selbst hervor wie aus der Spinne das Gewebe, wie Funken aus dem Feuer. Da nun alle Dinge aus ihm hervorgegangen sind, bestehen sie auch in ihm, ja sozusagen von ihm. Daraus folgt, dass auch der Mensch seinem Wesen nach mit Atman identisch ist. Der Grundgedanke der Upanishaden ist diese Einheit zwischen dem Menschen und dem Prinzip des Daseins, zwischen Weltseele und Menschenseele (parâtman und jîvâtman, oder zwischen âtman und prâna, Lebenshauch). Sei es, dass die Weltseele Atman ist, dann hat der Mensch einen Atman in sich, weil er ja ein Selbst ist, oder es ist Purusha, dann wohnt auch dieser als ein kleiner, nur daumengrosser Geist in seinem Herzen oder als das Männlein im Auge. Sei es ein Aether, dann ist dieser allgegenwärtig und auch unsichtbar in dem Herzen vorhanden, kleiner als ein Reiskorn oder als das geringste Samenkorn, aber grösser als die

Erde, als der Himmel, als alle Welten. So kann der Lehrer zu seinem Schüler von den Atomen sagen: „Das ist das Wirkliche, das ist das Selbst, und das bist du, Cvetaketu!"

Die Aufgabe des Menschen ist, zur Erkenntnis dieser Identität zu gelangen: „Ich bin Brahma! Das bist du' ist die höchste Erkenntnis; und diese Erkenntnis ist die Erlösung: wer solches kennt, der überwindet einen abermaligen Tod, den erreicht nicht der Tod, der gelangt zu einem vollen Lebensalter und wird eine von diesen Gottheiten." „Derjenige, der da weiss, dass er das Brahman ist, wird alles; selbst die Götter können es nicht verhindern."

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Der Zustand dieser Erkenntnis wird zunächst als eine vollkommene ethische Reinheit oder Heiligkeit beschrieben. „Wer solches erkennt, hat alle Sünde überwunden, oder vielmehr: er wird vom Sündigen nicht befleckt, ganz wie Atman selbst über die gute und böse Tat ungetrübt hinwegkommt. Wie das Feuer alles Brennholz verbrennt, so zerkaut der, der solches kennt, alles scheinbar noch so Böse und wird ganz rein, lauter, nicht alternd, und unsterblich.“ Dazu bringt diese Erkenntnis die höchste Glückseligkeit: „Wer dieses selbst gefunden und erkannt hat, wird aller Stätten und aller Wünsche teilhaftig, selbst die Glückseligkeit der Götter ist ohne Vergleich viel geringer als die Seligkeit der höchsten Erkenntnis." Um diesen rein mystischen Zustand zu erreichen, muss man sich so tief in die Kontemplation versenken, dass das ganze Bewusstsein in dem einen Gedanken aufgeht. Es ist ein Zustand der vollkommenen Ruhe; von allem, was der Geist dort sucht, bleibt er unberührt, da er an nichts haftet. Es ist ein Traum oder lieber ein Schlaf, wo er keinen Wunsch hegt und keinen Traum hat. In diesem zeitweiligen Erlöschen des Bewusstseins ist man dem Absoluten am nächsten; man überschaut von dieser Zwischenstätte aus die beiden Stätten: die irdische und die jenseitige.

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Das Aufsteigen zu der oberen Stätte wird um so eifriger gesucht, als das Dasein auf Erden an sich ein leidvolles ist. Wenn dieser Geist geboren wird und einen Körper annimmt, verbindet er sich mit dem Leiden." Dass dieses Leiden von der Verwirrung und Unrealität des Lebens, der Mayà (Schein, Illusion) herrührt, wird öfters angedeutet, ist aber noch nicht zum Hauptgedanken der Lebensanschauung geworden.

Der Tod, der die Befreiung aus diesem Zustand der Erlösung bringt, wird gewöhnlich als ein freudiges Erlangen des Absoluten und der Unsterblichkeit geschildert. Man geht aus dem Nichtseienden zum Seienden, aus dem Dunkel zum Licht, vom Tode zur Unsterblich

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keit." Die Welt der Seligen erreicht man, ein allgegenwärtiges und unveränderliches Glück." - Doch ist der Gedanke vom Tode lange nicht mit dieser Erklärung erschöpft. Das psychologische Problem des Sterbens wird in seiner vollen Schwierigkeit aufgenommen und führt zu der entschiedenen Behauptung, dass nach dem Tode kein Bewusstsein ist, denn der Gestorbene ist das All geworden, und es gibt also nicht ein anderes, dessen man sich bewusst werden könnte. Nur ungern spricht der Weise von dem Tod; die Sache ist das tiefste Geheimnis. In der Katha-Upanishad steigt der junge Naciketas zu dem Todesgotte Yama hinunter, der ihm gestattet, drei Fragen zu stellen. Da fragt Naciketas über das Los der Toten: „sie sind" spricht dieser; „, sie sind nicht" spricht jener; „das will ich wissen, offenbare du mir's.“ Der Yama, erschrocken über die Kühnheit der Frage, versucht aber alles mögliche, um sich der Antwort zu entziehen; er bietet langes Leben, zahlreiche Nachkommenschaft, Reichtum, Herrschaft und weltliche Lüste an, wenn jener von der Frage lassen will; aber da er zuletzt die Antwort nicht länger verweigern kann, umgeht er dabei die Sache so weit wie möglich1. Noch vorsichtiger ist ein Gespräch, das Artabhaga mit dem berühmten Lehrer Jajnavalkya führt (Bṛhad-Äran. 32 13 f.). „Jajnavalkya!" fragte jener, wenn nach des Menschen Tode die Stimme ins Feuer eingeht, der Hauch in den Wind, das Auge in die Sonne, die Haare in die Kräuter, und wenn das Blut ins Wasser niedergelegt wird — was wird dann aus dem Menschen?" „Reich' mir die Hand her, mein Lieber! Ârtabhâga!" sagte er, „wir werden es beide erfahren, aber diese Angelegenheit gehört nicht unter die Leute." Da traten sie hinaus und ratschlagten. Was sie sprachen, betraf das Werk, und was sie priesen, betraf das Werk, nämlich: „, durch ein gutes Werk wird man gut, durch ein böses böse." Darauf verstummte Artabhaga.

2.

§ 11. Kosmogonie. Die Seelenwanderung.

Literatur. MUIR IV, 1 ff. L. SCHERMAN, Philosophische Hymnen aus d. Rig- und Atharvaveda (1887). P. DEUSSEN, Gesch. d. Philosophie I (1894). H. W. WALLIS, The cosmology of the Rigveda (1887).

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Unter den Spekulationen der Brahmanen waren die kosmogonischen sehr beliebt, und eine Reihe von Gottheiten dieser Periode hat vor allem Bedeutung durch ihre schöpferische Tätigkeit. Schon im Rig-Veda finden wir mehrere Hymnen kosmogonischen Inhalts, bald von ausgeklügelter Schulweisheit, bald von priesterlichem Kastengeist gefärbt; oft zeugen sie jedoch von einem grossartigen, schöpferischen Tiefsinn, und mehrere ihrer Elemente weisen auf sehr alte mythologi

1 S. OLDENBERG, Buddha, S. 56 f.

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sche Betrachtungen zurück. Das berühmteste dieser Lieder ist RigVeda X, 129: „Nicht das Nichtseiende, nicht das Seiende war damals; nicht war der Dunstkreis, nicht der Himmel oben. Was bewegte sich? Wo? in wessen Schutz? War das Wasser eine unergründliche Tiefe ?" 2. Nicht der Tod war, nicht Unsterblichkeit damals, nicht war die Erscheinung von Tag und Nacht. Das Eine atmete, vom Winde nicht bewegt, aus eigener Kraft, nicht etwas anderes als dieses gab es weiter." 3. „Dunkel war, in Dunkel verhüllt; unerkennbar war am Anfange alles dies Wasserflut. Das Ungeheure, das in den leeren Raum eingeschlossen war, dies allein entstand durch die Macht der Busse." 4. „Der Wille regte sich zuerst in ihm; dies war der erste Samenerguss des Geistes; die Weisen, die im Herzen danach geforscht, fanden mit Einsicht die Verwandtschaft des Seienden im Nichtseienden." 6. „Wer weiss es fürwahr, wer möchte es hier verkünden, woher entstand, woher diese Schöpfung? Durch seine (des Universums) Emanation sind die Götter herwärts gekommen; wer weiss nun, woher sie entstanden ist?" 7. „Diese Schöpfung, von dem sie entstanden, ob er sie geschaffen oder ob nicht, das weiss nur, der des Universums Aufseher im höchsten Himmel ist, oder sei es, dass er es nicht wisse?" 1

Schon die raffinierte Skepsis der Schlussstrophe verrät uns den reflektierten Standpunkt und also das späte Datum des Liedes, und ebenso spricht die Anfangszeile von einem Streit der Schulen, in dem auch die Upanishaden vielerlei zu sagen haben. Man hatte schon damals die Spekulation vom Nichtseienden überwunden, einen sicheren Stützpunkt für die Betrachtung hatte man aber nicht errungen, und man stand im Begriff, die ganze Spekulation über diese Frage aufzugeben. Neben dieser philosophischen Schwermut und der poetischen Kraft der Beschreibung des Chaos bemerken wir einen spezifisch priesterlichen Zug im Bilde: die Busse nämlich (tapas), die als schöpferische Potenz gepriesen wird. Das positivste und wohl zugleich ursprünglichste Element dieser Kosmogonie scheint der Gedanke von einem Urwasser zu sein, einer chaotischen Masse, die durch eigene Kraft, ohne fremden Antrieb existiert, in der es sich nun zu regen beginnt: der Same des Geistes entsteht, und durch diesen wird jetzt aus dem Nichtsein ein Sein. Die „Weisen", die erwähnt werden, sind entweder Menschen, die dies allein begreifen, oder göttliche Wesen, die dieses Werden vermitteln; jedenfalls ist bemerkenswert, dass durch diese Emanation auch Götter entstehen. Auch in andern Liedern wird bei der Kosmogonie „die Geburt der Götter" beschrieben.

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1 SCHERMANS Uebersetzung a. a. O. S. 1 ff.

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