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wiss lassen sich aus den beiden Hauptzyklen irischer Erzählungen: der von Ulster, dessen Helden Conchobar mac Nessa und Cuchulin sind, und der jüngeren von Munster über Finn und Ossin, manche historischen Züge direkt oder indirekt herausschälen; es bleibt aber immerhin ein Kern von Naturmythen übrig. Auch nicht wenig germanische Elemente hat ZIMMER in diesen Sagen nachgewiesen.

Die Reinerhaltung heidnischer Mythologie ist nirgends weniger wahrscheinlich als bei einem Volke, das durch mehrere Jahrhunderte klassischer und christlicher Bildung so viele fremde Elemente in sich aufgenommen hat wie das irische. Manches in den Sagen ist gewiss Nachklang aus Virgil, aus Ovid oder aus der Bibel und christlichen Legenden, um von historischen Erinnerungen zu schweigen. Dennoch werden die ursprünglichen Mythen wohl den Grundstock bilden, wenn wir diesen auch nur selten wiederfinden können. Was im einzelnen von den Göttern Tuatha Dé Danann, von ihrem Kampf mit den riesigen Fomore, von Nuada mit der silbernen Hand, von der Göttermutter Anna, den Göttergeschlechtern der Aes Trebair und Aes Side, den uralten Ansiedlern und Bewohnern Partholon und den Firbolg, von der Schlacht von Mag-Tured im Sommer und von so vielen andern Gestalten und Geschichten zu halten sei, wage ich nicht zu entscheiden. Die mythologischen Systeme von RHYS und von D'ARBOIS machen den Eindruck verfrühter Versuche, worin das reiche Material systematisiert ist, ehe die Detailkritik die einzelnen Partien wirklich brauchbar gemacht hat. Auf eine ausführliche Darstellung wie auf eine allgemeine Charakteristik des irischen Heidentums müssen wir also gewiss jetzt noch verzichten. Wie schwierig im einzelnen die Untersuchung ist, kann man ersehen aus den interessanten Studien NUTTS über die Imrama, Erzählungen von Seefahrten (Maelduin, Bran = Brandan) des irischen Mittelalters, worin vieles über das Jenseits und Götterland gefunden wird, das in der Literatur und Folklore vieler Zeiten und Völker interessante Parallelen hat.

Noch finden sich manche irische Sagen und Mythen in einer Sammlung, welche aus der Zeit der irischen (goidelischen) Ansiedlung in Wales stammt und als Mabinogion bekannt ist, ein Manuskript aus dem 14. oder 15. Jahrh., als red book of Hergest im Jesus College zu Oxford aufgefunden. Aus diesem Mabinogion stammen mehrere der beliebten Erzählungsstoffe des Mittelalters', welche auch in der

1 Ueber den grossen Einfluss keltischer Motive auf die mittelalterliche Literatur kann man sich belehren in den schönen Büchern von G. PARIS, La poésie au moyen-âge (2 vol., 1885, 1895), La littérature française au moyen-âge (1883).

Literatur unseres Jahrhunderts wieder eine grosse Rolle spielen: Peredur (Parcival), die Dame des Sees, Tristan und Isolde, Artus. Sie bilden den Hauptanteil der Kelten an der Weltliteratur, wenn sie auch direkt für die Kenntnis des keltischen Heidentums nicht zu verwerten sind. Ueberhaupt treten uns die Kelten auch in Märchen und Sagen der Folklore, wie in den grossen Männern, die aus den Gegenden reinkeltischen Blutes hervorgegangen sind, entgegen als Leute von reicher poetischer Begabung, dem praktischen Leben abgewandt, aber mit lebhafter Phantasie ausgerüstet. In selbständigen religiösen Bildungen ist dieser Geist aber nicht verkörpert worden.

Die slavische Familie.

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Literatur. Ethnographisches in MÜLLENHOFF, Deutsche Altertumskunde II und P. J. SCHAFARIK, Slawische Altertümer (2 Bde, deutsch 1843-44). Ueber diese Völkergruppe handeln die älteren Mythologen gewöhnlich ganz unkritisch und verworren; vor einem Buch wie das seinerzeit viel gelesene Werk von HANUSCH kann man nur warnen. Wertvolle Beiträge sind zum Teil in wenig zugänglichen Sprachen, czechisch und russisch geliefert. Viel Gutes, auch über Mythologie und Volksglaube, findet man in G. KREK, Einleitung in die slavische Literaturgeschichte (2. Aufl., 1887). Eine brauchbare Uebersicht gibt L. LÉGER, Esquisse sommaire de la mythologie de la slave (RHR 1881, und neuerdings in mehreren Bulletins derselben RHR.) LÉGERS Etudes sur la mythologie Slave nebst seiner Introduction à l'étude de la mythologie Slave in RHR 40-42 (auch als Buch erschienen) geben die zuverlässigste Darstellung. B. R. MORFILL, Slavonic Religion (in Religious Systems III). Aus der Spezialzeitschrift Archiv für slav. Philol. (seit 1875) nennen wir: A. BRÜCKNER, Mythologische Studien (in VI, IX, XIV), und TH. VON GRIENBERGER, Ueber litauische Götter- und Geisternamen (XVIII). Ferner: SCHLEICHER, Litauisches Lesebuch (1857); A. BEZZENBERGER, Litauische Forschungen (1882); A. LESKIEN und K. BRUGMANN, Litauische Volkslieder und Märchen (1882, mit Anmerkungen von WOLLNER, der baltische und slavische Parallelen mitteilt); H. USENER, Götternamen (1896), enthält Wichtiges über litauische Götter; W. MANNHARDT, Lettische Sonnenmythen (Z. f. Ethnol. VII, 1875). Anonym erschien: Gottesidee und Kultus bei den alten Preussen (1870).

Ueber Russland: W. R.S. RALSTON, The songs of the Russian people (1872), Russian folktales (1873); A. RAMBAUD, La Russie épique (1876); W. WOLLNER, Untersuchungen über die Volksepik der Grossrussen (1879).

Ueber die Südslaven die Schriften von F. S. KRAUSS, Volksglaube und religiöser Brauch der Südslaven (1890), Sagen und Märchen der Südslaven (2 Bde, 1883-84), u. A.

Die Balten und Slaven.

Die slavische Mythologie ist nur allzu oft der Tummelplatz für phantastische und dilettantische Versuche gewesen. Das ärmliche

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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Material wurde ganz unkritisch gebraucht, man traute unzuverlässigen Notizen wie den czechischen Glossen der Mater verborum, einem zu Anfang dieses Jahrhunderts gefälschten Wörterbuch, allerlei Irrtümer fassten Wurzel, verschiedene Perioden und auseinander liegende Völker warf man ohne weiteres in eine Gesamtdarstellung zusammen, man phantasierte von einer herrlichen urslavischen Vorzeit, welche doch in Wirklichkeit nie existiert hat, aus gelegentlicher Erwähnung eines guten und eines bösen Gottes konstruierte man ein ganzes dualistisches Religionssystem. Erst neuerdings wird allem diesen Unfug gesteuert. Allerdings können wir jetzt kein Gesamtbild geben, sondern müssen uns bescheiden, nur Fragmentarisches zu bieten.

Schon vor Anfang unserer Zeitrechnung bildeten die Balten und die Slaven zwei voneinander getrennte Gruppen. Die Balten, welche als Mittelglied zwischen den Slaven und Germanen an den Weichselmündungen sassen, sind in Litauer, Letten und Preussen einzuteilen. Die Quellen für unsere Kenntnis dieser Völker fliessen recht spärlich. Tacitus Germ. 45 nennt sie Aestii, zählt sie übrigens zu den Germanen und beschreibt ihre Religion in einer einzigen Zeile : ,,matrem deum venerantur. Insigne superstitionis formas aprorum gestant". Ein Reisebericht von Wulfstan von Hydaby (Ende des 9. Jahrh.) schildert recht lebendig Begräbnisbräuche und ein Wettreiten auf schnellen Pferden um die Erbschaft. Mittelalterliche Chronisten interessierten sich nicht besonders für heidnische Religion: ,,inutile est acta non credentium scrutari", meinten wohl die meisten mit Adam von Bremen. Freilich erzählen dieser Adam, ferner Thietmar von Merseburg, am ausführlichsten Helmold manches von baltischen und slavischen Göttern und Kultus, ihren Berichten ist aber nicht unbedingt zu trauen. So hat die Göttertrias, Patrollo, Patrimpo, Perkuno, welche Simon Grunau (Anfang des 16. Jahrh.) erwähnt, wohl nie wirklich als Göttergruppe im Volksglauben existiert. Wohl aber hat der Geschichtschreiber des deutschen Ordens, Peter von Duisburg, schon 1326 die Religion der alten Preussen ganz richtig als eine allgemeine Vergötterung beschrieben: „sie sahen in allem Erschaffenen eine Gottheit, in Sonne, Mond und Sternen, den Donnerschlägen, den Vögeln, auch den Vierfüsslern bis zur Kröte; sie hatten auch heilige Wälder, Felder und Gewässer, dergestalt, dass sie darin nicht Holz zu schneiden, Ackerbau zu treiben und zu fischen wagten". Auch dem Verzeichnis des Bischofs Georg Polentz (1530) und einigen andern Berichten aus demselben Jahrhundert, vor allem der Schrift des polnischen Adligen J. Laskowski, De diis

Samagitarum', verdanken wir die Kenntnis mancher baltischen Götter

namen.

So lässt sich immerhin einiges von der Religion dieser ganz untergegangenen Völkerschaften erkennen. Die Ortsnamen und die Volkslieder bezeugen, dass auch hier Naturgötter und Mythen nicht fehlten. Die Götter findet man bisweilen bezeichnet als Devo-Sunelei (Gottes-Söhnlein, das Deminutiv ist sympathetische Qualifikation), was nicht dem Christentum entlehnt sein mag, sondern die Himmelswesen andeutet. Unter den Göttern finden wir den Mond, den Morgenstern, die Morgenröte. Am meisten verehrt wurde aber der gewaltige Donnergott Perkunas, den die alten Preussen beim Gewitter anbeteten, dem man bis ins 17. Jahrh. zur Regenbeschwörung opferte, und der noch in Ortsnamen und volkstümlicher Rede lebt. Mythische Züge fehlen nicht, wenn auch die Mythen noch wenig ausgeprägt sind: Hochzeitslieder singen von Perkunas' Werbung um die Tochter der Sonne, und Perkuna-tete, die Mutter des Donners, empfängt die ermüdete Sonne zu einem erfrischenden Bade. Auch ein lettischer Pferdegott (ursprünglich Sonnengott?) Usinj verdient Erwähnung.

Neben den Göttern finden wir bei den Balten ganze Reihen von Geistern und Genien, besonders Hausgeister: Genien des Reichtums, des Feuerherdes, vor allen die Hausschlange (Gyvate), der man Speise vorzusetzen pflegte; ferner Heinzelmännchen, Kobolde, Gespenster, die letzteren heissen bisweilen deives, wobei man an die ungünstige Bedeutung der Deven im Avesta denkt. Für Geschäfte aller Art und für allerlei Naturgebiete gab es spezielle Genien. Die Glücksgöttin Laima schützte zugleich das Wochenbett. Neben Wald- und Baumgeister treten andere, die den Acker bestellen, die Viehzucht beschützen oder für die Bienenkultur sorgen. Unter den Erntegottheiten zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich Kurche, ein aus den letzten Aehren der Ernte gebildetes Idol. USENER hat die litauischen Götternamen zusammengestellt, weil er meint, dass sie in ihrer noch durchsichtigen appellativen Bedeutung besonders deutlich die Stufe der Religionsbildung beleuchten, auf der auch die römischen Indigitamente stehen, wo die Sondergötter noch nicht zur vollen Personifikation gelangt sind. Aber USENER will auch bei dieser Völkergruppe nicht generalisiert haben: er meint in den lettischen Götternamen bereits eine jüngere Stufe der Begriffsbildung nachweisen zu können. Bei den Letten sind nämlich die entsprechenden Genien

1 Neu herausgegeben von W. MANNHARDT (Magaz. der lett. literar. Gesellsch. 1868).

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