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der Pâliliteratur eine wenig erfreuliche: starre, abstrakte Disputationen, voll ermüdender Haarklaubereien, Formalitäten und endloser Wiederholungen, ohne alle Individualität oder Frische, machen die Hauptmasse aus. Doch sind die kraftvollen Sprüche des Sutta-Nipata und die schönen und schlichten Verse des Dhammapada immerhin zu loben; von entschieden literarischem Wert ist auch die grosse Märchensammlung „Jâtakas". Diese Märchen, die natürlich älteren Ursprungs sind, liegen allerdings hier nur in buddhistischer Bearbeitung vor; sie haben jedoch dadurch keineswegs ihre Frische eingebüsst und lassen sich noch heute wegen ihrer bunten und anschaulichen Erzählungsart mit Vergnügen lesen.

Ausser diesen kanonischen sind noch eine Reihe von andern Schriften der südlichen Kirche von Bedeutung. Dazu gehören die beiden Chroniken Dîpavamsa und Mahâvamsa aus dem 5. Jahrh. n. Chr., welche die Geschichte vom Nirvâna ab bis ± 300 n. Chr. erzählen. In demselben Jahrhundert lebte der berühmte Lehrer Buddhaghosha, der eine Reihe von Kommentaren schrieb und das Dhammapada mit Parabeln illustrierte1. Aus noch späterer Zeit stammen etliche singhalesische Schriften, welche SPENCE HARDY in seinen Werken verwertet hat, worunter das wichtige Gespräch des griechischen Königs Milinda (s. Menander) mit dem Lehrer Nâgasena (Milinda Pañha). Aus Hinterindien besitzen wir eine burmesische und eine siamesische Biographie Buddhas, die letztere geht nur bis zur Versuchungsgeschichte 2.

Wenden wir uns nun zu den nördlichen Quellen, so kommt zu allererst die Sammlung von Sanskritwerken in Betracht, welche HODGSON 1828 in Nepal gefunden und BURNOUF in seinem Hauptwerk ausgebeutet hat. Diese Literatur hat dieselben Hauptteile wie die südliche, von der sie sich aber in wesentlichen Punkten unterscheidet. Der Kanon ist weniger fixiert und abgeschlossen, was daraus zu erklären ist, dass, während die südliche Kirche eine einheitliche Tradition hat, die nördliche sich in zahlreiche Sekten spaltet, deren verschiedene Anschauungen in der Literatur hervortreten. Merkwürdig

1 T. ROGERS, Buddhaghoshas parables transl. from the Burmese. With introduction by MAX MÜLLER (1870).

* P. BIGANDET, The life or legend of Gaudama, the Buddha of the Burmese (zuerst 1858); H. ALABASTER, Wheel of the law (1871), eine freie Uebersetzung, welcher der Verfasser manche eigene Beobachtungen über den Buddhismus in Siam hinzugefügt.

3 B. H. HODGSON, Essays on the languages, literature and religion of Nepal and Tipet (1874). Seine Miscellaneous Essays (2 vol. Tr. Or. S.) sind interessant für die Kenntnis der nicht-arischen Ureinwohner der Himalayaländer.

ist ferner, dass eigentliche Vinayatexte in der Sammlung von Nepal fehlen; deren Stelle wird durch ausführliche Legenden (Avadâna) vertreten. Die Abhidharmaschriften sind aber hier von ganz besonderer Wichtigkeit. Unter diesen sind von grösserem Interesse: das Prajnâpâramitâ; in drei Redaktionen, die kürzeste 8000 Artikel enthaltend, eine Uebersicht über die buddhistische Metaphysik; das Saddharmapundarîka behandelt einen Punkt der Lehre nach der Ansicht der Mahâyâna; das Lalitavistara enthält einen Teil der Biographie Buddhas, in sehr phantastischer und meistens ganz unzuverlässiger Darstellung; doch sind alte und wertvolle Traditionen hier und da im Lalitavistara zu spüren. Noch eine Art von buddhistischen Schriften, welche als vierte neben dem Tripitaka einen grossen Platz einnimmt (wie das Atharva neben den drei Veden), sind die Tantra (Zauberbücher) und Dhâranî (magische Sprüche).

Die nördliche Literatur hat weitere Ausläufer als die südliche. Zuerst kommt in Betracht die umfangreiche, in Tibet gefundene Literatur, welche eine Masse von kanonischen und ausserkanonischen Schriften enthält in Uebersetzungen, welche seit dem 7. Jahrh. n. Chr. nach Sanskrit- und auch nach Pâlioriginalen angefertigt wurden. Es war ein Ungar, ALEXANDER CSOMA aus Körös, der, davon träumend, in Hochasien das Stammland seines Volkes zu finden, zu Fuss und ohne Mittel im Jahre 1820 die weite Reise dahin unternahm und sein Unternehmen mit heldenmütiger Ausdauer und Opferfreudigkeit zu Ende führte. Ihm verdanken wir die erste Kenntnis der beiden riesigen tibetanischen Sammlungen, Kahgyur, aus 100 Foliobänden, und Tangyur, aus deren 225 bestehend1.

Wichtiger sind die chinesischen Quellen. Ein vor einigen Jahren herausgegebener Katalog von Uebersetzungen aus dem Tripitaka nennt 1662 Werke. Wiewohl die chinesischen Werke Uebersetzungen sowohl von südlichen als auch von nördlichen kanonischen und ausser

1 Er gab davon eine ausführliche Analyse in As. Researches 1836, welche 1881 übersetzt wurde von L. FEER, Ann. M. G. II. Von Uebersetzungen und Bearbeitungen erwähnen wir: PH. ED. FOUCAUX, Lalitarvistara (1847; wie wir schon oben sahen, hat er später dasselbe Werk aus dem Sanskritoriginal übersetzt); L. FEER, Fragments extraits du Kandjour (Ann. M. G. V.); W. W. ROCKHILL, Udanavarga (Tr. Or. S., es ist die tibetanische Version des Dhammapada), The life of the Buddha and the early history of his order (Tr. Or. S., eine Sammlung des historischen Materials aus den tibetanischen Quellen), Le traité d'émancipation (R.-H.-R. 1884, die Pratimoksha Formeln). Nicht minder merkwürdig ist die Sammlung von Fabeln und Geschichten aus dem Kahgyur, durch SCHIEFNER veranstaltet und mit einer schönen Einleitung versehen, ins Englische übertragen von RALSTON, Tibetan tales (Tr. Or. S.).

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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kanonischen Schriften sind, so weichen sie doch von den uns bekannten Sanskrit- und Pâlibüchern so sehr ab, dass sie fast ohne Ausnahme auf uns unbekannte Originale oder auf abweichende Rezensionen der uns bekannten hinweisen. Von noch grösserer Bedeutung als alle diese Uebersetzungen sind die Reiseerzählungen der chinesischen Pilger, welche Indien besuchten, um ihren Glauben in der Heimat des Buddhismus zu stärken und von dort Reliquien, Bilder und hauptsächlich Abschriften der heiligen Bücher mitzubringen. Unter ihnen ragt besonders Hiuents ang hervor, dessen Reise 629--645 stattfand. Sein Buch hat grossen Wert wegen der Berichte über die Geographie der Länder, die er durchzog, und der Schilderung der religiösen Zustände, welche er in Indien fand 2. - Die japanischen Quellen bieten den Vorteil, dass sie nicht nur Uebersetzungen, sondern auch Abschriften der aus Indien gebrachten Sanskritoriginale bringen. M. MÜLLER hat das Verdienst, mit Hilfe eines eifrigen jungen Buddhisten aus Japan, Bunyiù Nanjio, der einige Zeit in England sein Schüler war, dieses Feld zuerst bebaut zu haben 3.

§ 16. Gotama Buddha.

Von Buddhas Leben wissen die buddhistischen Schriften allerlei zu erzählen, ja grosse Bücher haben, wie schon nachgewiesen, eben nur dieses zum Inhalt; und wenn man bedenkt, dass die ungeheure Märchensammlung der Jâtakas (Geburten) eigentlich von Buddhas Erlebnissen in verschiedenen Geburten handeln soll, sieht man, dass in den Schriften der Person des Heiligen genügende Aufmerksamkeit gewidmet ist. Dass nur das Allerwenigste selbst von den Berichten, die für historisch gelten wollen, für die Geschichte zu gebrauchen ist,

1 S. BEAL, Texts from the buddhist canon commonly known as Dhammapada (Tr. Or. S.), A catena of buddhist scriptures from the Chinese (1871), The romantic legend of Sakya Buddha (1875, die Uebersetzung einer chinesischen Uebersetzung aus dem 6. Jahrhundert n. Chr.), Fo-sho-hing-tsan-king, a life of Buddha by Açvaghosha Bodhisatva transl. from Sanskr. into Chin. by Dharmaraksha 420 n. Chr. (S. B. E. XIX, in der Einl. gibt BEAL eine Uebersicht über die verschiedenen Biographien Buddhas, welche der chinesische Kanon enthält.)

2 STAN. JULIEN, Voyages des pélerins bouddhistes (3 vol., 1853-1858, I enthält die Uebersetzung der Biographie Hiuentsangs II. III. die seines Buchs Si-yuki); S. BEAL, Buddhist records of the western world (2 vol. Tr. Or. S.).

3 Die Resultate dieser Arbeit liegen vor in 3 vol. der Anecdota Oxoniensia, Aryan Series, unter dem Titel: Buddhist Texts from Japan. Dagegen erhebt das Musée Guimet den Anspruch, zuerst auf buddhistische Texte in Japan aufmerksam gemacht zu haben.

wird man von vornherein verstehen. Vielmehr hat man die Frage aufgeworfen, ob wir überhaupt irgend eine historische Kunde von Gotama Buddha besitzen.

Dass ein Buddha existiert haben muss, ist evident und wird auch nur von den allerverwegensten Kritikern (wie von KERN) geleugnet. Die buddhistische Religion weist überall auf die Aussagen eines Religionsstifters hin und ist an sich nur durch die schöpferische Tätigkeit einer bestimmten Persönlichkeit zu erklären. Die Frage ist nur die, ob wir in den vorhandenen Erzählungen von Buddha Spuren dieser Persönlichkeit finden. Dieses ist von zwei grossen Indologen unserer Zeit, von dem Franzosen SENART und dem Holländer KERN, mit Bestimmtheit verneint worden. Sie finden in sämtlichen Erzählungen von Gotama Buddha einen entschieden mythischen Charakter und betrachten sie nur als Mythen; mit grossem Eifer und viel Gelehrsamkeit haben sie nachzuweisen gesucht, aus welchen Mythenkreisen die Buddhasage zusammengebracht ist. Besonders hat man die Züge des Sonnenheros bei Buddha wiederfinden wollen und die Legende von Buddha mit denen von den Sonnengöttern Vishnu und Krishna zusammengestellt. Dieser Nachweis ist mit einer fast überzeugenden Kunstfertigkeit durchgeführt und hat Vieles, das von bleibendem Interesse ist, zu Tag gefördert; besonders das Buch KERNS ist eins der reichhaltigsten mythologischen Werke der modernen Indologie. Der Versuch wird aber heute allgemein für verfehlt gehalten. So hat z. B. OLDENBERG nachgewiesen, dass die Darstellung SENARTS aus ganz späten und schlechten buddhistischen Quellen geschöpft ist, wie aus dem abenteuerlichen Lalitavistara der nördlichen Kirche, während die weit besseren südlichen Schriften für solche Vergleichungen nur sehr spärliche Anhaltspunkte liefern. Ferner: Es gibt in Buddhas Leben Momente genug, und das recht wesentliche, die mit dem Sonnenmythus schwerlich zusammenpassen und sich nicht daraus erklären lassen (wie z. B. ein Sonnengott dazu käme, Disputationen zu halten und die übliche Philosophie und Askese zu verwerfen, einen Mönchsorden zu stiften und allerlei Regeln für dessen Leben zu geben, ist ziemlich rätselhaft). Und schliesslich: weil eine Reihe von Begebenheiten mythisch sein könnten, ist damit nicht gegeben, dass sie es wirklich gewesen sind.

Die Prüfung der Quellen bahnt uns den Weg zur Unterscheidung des Legendarischen vom Historischen. Die alten Quellen, der Vinaya und die fünf Nikâyas wissen nur von dem Auftreten Buddhas von der Stunde seiner Erleuchtung bis an seinen Tod zu erzählen. Ihre Berichte sind um so glaubwürdiger, als sie keine Biographie geben

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wollen, sondern nur gelegentlich, bei den Darlegungen mönchischer Lebensregeln oder dogmatischer Wahrheiten, Erinnerungen vom Leben des heiligen Mannes herbeiziehen. Wenn man diese vereinzelten Züge zusammenstellt wie es u. a. DINES ANDERSEN versucht hat erhält man ein Lebensbild, das weder an Widersprüchen, noch an besonderen Uebertreibungen leidet, und nur mit wenig legendarischem Stoffe (wie z. B. die Versuchung Buddhas von seiten des Māra) beschwert ist: „Ein umherwandelnder mönchischer Philosoph, der sich mit seiner Lehre ohne Unterschied an alle richtet. Seine Tätigkeit liegt lediglich im Norden Indiens, in der Nähe des Ganges; die heilige Stadt Benares mit dem nahen Lustpark Jetavana und andere Städte dieser Gegend bildeten das Zentrum seiner Wanderungen. Eifrige Gegner seiner Lehre disputieren mit ihm und werden bekehrt. Fürsten schliessen sich ihm an und erweisen ihm Ehrfurcht, aber es wird auch gegen ihn intrigiert. Die üblen Anschläge scheitern jedoch an der Ueberlegenheit des Heiligen, oder aber sie werden mirakulöserweise abgewehrt. Der jüngere Vetter Buddhas und sein ursprünglicher Anhänger, Devadatta, stellt ihm besonders nach; er will die Führerschaft erobern und plant nicht nur geradezu Attentate gegen Buddha, sondern er verleitet noch dazu den Prinzen Ajàtasattu, seinen königlichen Vater Bimbisāra, den Beschützer Buddhas, zu ermorden. Trotz Trug und List führt Buddha jedoch seine Lebensbahn ruhig zu Ende und erreicht sein 80. Jahr. Er starb nahe der Stadt Kusināra, wo er seine Freunde um sich versammelte und sie zum letztenmal ermahnte, sich an seine Lehre von jetzt an ihren einzigen Führer zu halten. Nach seinem Tode wurde seine Leiche mit grossem Pomp verbrannt, und seine Reste wurden als Reliquien in acht Teile geteilt und in prächtigen Tempeln, Stūpas, die ihm zu Ehren in verschiedenen Provinzen aufgeführt wurden, aufbewahrt." Der Bericht der Mahâparanibbana-Sutta von Buddhas letzten Tagen ist sehr detailliert und macht einen recht glaubwürdigen Eindruck (von RHYS-DAVIDS übersetzt in S. B. E. vol. XI, 1881); er wird durch die Inschriften der jetzt ausgegrabenen Stupas bestätigt.

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Gotama Buddhas historische Existenz ist in der Tat vollkommen gesichert. Um nur ein einziges Beispiel zu nennen, geht sie aus den unfreiwilligen Zeugnissen der rivalisierenden Jainasekte ganz deutlich hervor.

Die chronologische Bestimmung von Buddhas Leben steht ziemlich fest, ja Buddhas Todesjahr gehört zu den wenigen gegebenen Zeitdaten der indischen Geschichte. Nach vielen Schwankungen ist man dazu gekommen, das „Nirvâna", wie es heisst, auf 477 anzusetzen.

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