ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Selbstprüfung.

Wer bin ich, und was soll ich sein? Diese beiden Fragen sollte jeder Mensch, wie eine heilige Mahnung, immer im Herzen tragen; sie können sich nicht oft genug wiederholen! Der Mensch ist ein Pilger auf Erden; durch mehr und minder bequeme Wanderstellen, durch mehr und minder wüste oder rauhe Gegenden zieht sich der Weg seines Lebens fort. Da ist ihm nun aufgegeben, vorwärts und rückwärts zu schauen; rückwärts, um zu sehen, wo er strauchelte; vorwårts, um die gefährlichen und verdächtigen Stellen auszuspåhen und das Straucheln zu vermeiden. Auch seitwårts sollen wir blicken auf den Nebenpilger, um ihm eine hülfreiche Hand zu reichen, wenn er deren bedarf.

Es ist wohl gut, daß der Wechsel der Jahre, Monate, Wochen und Tage den fortlaufenden Strom

der Zeit in gewisse Abschnitte theilt, auf daß sie Ruhepunkte seien, Stellen des Stillftehens, des Befinnens und der Selbstprüfung! Jeder dieser Punkte beschließt eine alte und beginnt eine neue Laufbahn; an der Ausgangspforte der einen, wie vor der Eingangspforte der andern stehe die doppelte Frage: Was bin ich, und was soll ich sein? Wohl dürfte der Rückblick in die Vergangenheit uns manchen Vorwurf, manche Demüthigung eintragen: denn da bemerken wir die Spuren der Geistestrågheit, des Mangels an rüstiger Wachsamkeit und alle jene Selbsttäuschungen des Wahns, die im Kampfe des Lebens unsern Feinden den Sieg verschaffen!

Wer sind unsere Feinde? Unsere Verwöhnungen, unsere Fehler! Wie leicht werden wir von diesen überlistet und überrascht! Unzufriedenheit, Mißmuth, Ungeduld überwältigten mich, wo Dank gegen Gott, Glaubensfestigkeit und Muth meine gebeugte Seele håtten aufrichten können und sollen. Da sehe ich Stellen mit meinen Thrånen beneßt, und daneben erblicke ich das größte Vorbild der Gottergebenheit, welches Christus uns aufgestellt hat; ein Vorbild jenes hohen Muthes, der, wenn Leiden und Widerwärtigkeiten das Leben erschüttern, des Himmels

sich zu bemächtigen weiß und seiner heiligen Ruhe. Aber troß dieses erhabenen Vorbildes meines Heilandes sind diese Thrånen geflossen! sind sie nicht Zeugen meiner Ungeduld, der Ungeduld, die meinen Blick, wenn nicht ablenkte, doch verdunkelte, um das lehrreiche Vorbild des göttlichen Lehrers der Menschen, der da sprach: „Vater, dein Wille geschehe!" recht innig zu Herzen zu nehmen?

Wenn mich im Eifer gegen das Unrecht die Leidenschaft fortriß, überhört' ich dann nicht oft die Stimme der Sanftmuth, die da spricht: „Vater, vergieb ihnen!" Wenn ich Menschenherzen wankend und unståt gegen mich fand, wie beugte das so oft und tief meine Seele darnieder! Und wenn ich diese Schwachheit erkannte, und in dieser mir eine Warnungssåule für die Zukunft errichtet hatte, übersah ich nicht zu oft an solchen Marksteinen des Lebens die Denkschrift: „Vergieb uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern?" Und wenn eine lange Reihe leidenvoller Tage vorüberging an meinem verwundeten Herzen, haben diese mir nicht oft die sanfteren, glücklicheren Tage verdeckt, die aus eben der Vaterhand kamen, welche die trüben mir zuwandte? Durch beide sprach die ewige

-

Liebe ernste und freundliche Worte zu meiner Belehrung; beide waren gleich nothwendig und wohl= thätig in dieser Vorbereitungsschule zu einem höhern

Leben.

Wer bin ich, und was soll ich sein? Diese Selbstprüfung, dies Zurückschauen, wozu jene Fragen auffordern, möge immer uns demüthigen, es erhebt uns auch wieder! Es kräftiget uns, auf der Hut zu sein gegen die Fehltritte, die wir begingen. Vermeidung der Sünde, die nur bewirkt Vergebung! Sobald wir unsre Fehler ablegen, dann nur können wir uns der hohen Verheißung erfreuen, die du, o ewiger Gott der Liebe, durch Christum uns mitgetheilt hast, durch diesen deinen heiligen Gesandten, unsern Erlöser von Wahn und Sünde, der uns den Weg zur Seligkeit wandeln lehrte. Dieser Heilige sprach zu den reuigen Sündern: „Die Sünden sind euch vergeben; ziehet hin in Frieden! nur fündiget fortan nicht mehr!"

Herr meines Lebens! so sei denn immerdar die Kraft deines Geistes mit mir! auf daß ich in fruchttragender Gottesfurcht stets vor dir, Allwissender, wandeln möge!

Die Sendung Christi, und wer darf sich Christ nennen?

Christus Jesus! o du Abglanz des ewig unergründlich Einen, dessen heiliges Walten in allen Schöpfungen wir mit hoher Beseligung anftaunen! Dich, du Heiland der sterblichen, zur Unsterblichkeit berufenen Menschen, sandte der Hocherhabene herab auf die Erde, wo in tausendfältigen, labyrinthischen Frrgången die gesammte Menschheit ihr wahres Heil, ihre rechte Bestimmung aus den Augen verloren hatte.

Gänzlich verschwunden aus der menschlichen Natur schien jede Spur des Göttlichen, welches nur in wenigen, kaum leichtsinnig beachteten, oder gar verkannten Erscheinungen hier oder dort ein höheres Ziel jenseits der sinnlichen Welt offenbarte. Die

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »