Morgenlied. Hervor tritt aus der Schattennacht Der junge Tag, und mit ihm wacht Mir neues Leben auf. Es ruft das junge Tageslicht, Mit Muth und Kraft sei angethan, Mein Geist, zu wandeln deine Bahn, Und Thaten auszuså'n! Aus deiner Stunden schneller Flucht Was uns die nächste Stunde bringt, Sie führt die lezte Stund' herbei; Zur Sonne blick', o Mensch, empor! Wie er das All regiert und hålt, Die dir verliehen ist. Ist einst mein Tagewerk gethan, Des neuen Lebens schau’n. Abendlied. Entschwunden ist ein Tag der Zeit; Ich blick hinauf zur Ferne; Die Nacht ruft meiner Seele zu: O möchte still und tröstend hier, In diesem Erdenleben, Der Abend jedes Tages mir Ein würdig Zeugniß geben! Hab' ich genügt: o dann, nur dann, Dir dank ich betend, Gott der Huld, Für dieses Tages Freuden; Auch für die Prüfung der Geduld; In Wonn' und Schmerz verehr' ich dich; So, dir vertrauend, finde mich Dereinst mein lezter Schlummer. Allgegenwart Gottes. Zu Gott, o Seele, fleug hinauf, Ihn preis ich, wo die Freude lacht; Ihn ahn' ich in des Kummers Nacht; Er ist allgegenwärtig. Im Schatten tiefer Einsamkeit, Wo ich mir selber lebe, Und mich, vom Weltgeräusch der Zeit, Zur heilgen Still' erhebe; Da fühl ich Gottes Herrlichkeit, Die höher meine Seele weiht; Gott ist allgegenwärtig. |