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und zwar

Die herrliche uns einft heute widerfahrene Gnade,

1. ihre herrliche, hoch tröstliche Beschaffenheit und
2. ihre herrliche, züchtigende Kraft und Wirkung.

I.

Was der Engel des HErrn in dem heutigen Evangelium mit den Worten ausdrückt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HErr, in der Stadt Davids“, das überseßt gleichsam der heilige Paulus in unserer heutigen Epistel in die Worte: „Es ist er: schienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen." Diese Worte schreibt der Apostel gleichsam als das Weihnachtsgeheimniß, eine erklärende Ueberschrift über die Krippe, darin das neugeborne Christkindlein liegt, und erklärt nicht nur hiermit die Geburt Christi für eine uns einst heute widerfahrene Gnade, sondern beschreibt auch damit diese Gnade in ihrer ganzen Herrlichkeit; und zwar zunächst in ihrer herrlichen hochtröstlichen Beschaffenheit, indem er sie erstlich eine erschienene, zweitens eine heilsame und drittens eine allgemeine Gnade nennt.

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Das Erste, was der Apostel von der uns heute widerfahrenen Gnade sagt, ist: Sie ist erschienen." Wunderbare Rede, von einer Eigenschaft zu sagen: Sie ist erschienen!" Wir sehen hieraus vorerst soviel: die Weihnachtsgnade besteht nicht darin, daß sie uns einst heute nur gepredigt und angeboten worden ist. Zwar wäre ja freilich schon das etwas überaus Großes und Tröstliches und einer hohen Festfeier der ganzen Menschheit wohl werth, wenn der große, heilige, von uns mit so vielen Sünden beleidigte Gott einst einen Boten vom Himmel gesendet und uns Menschen durch denselben an einem bestimmten Tage seine Gnade nur hätte verkündigen, und den Weg, zu ihr zu gelangen, zeigen lassen; ja es scheint, als könne Gott gar nicht mehr an uns fündigen Menschen thun. Aber siehe! es ist eben einst heute überschwänglich mehr geschehen. Die Gnade Gottes ist nemlich, wie unser Tert sagt, selbst auf Erden sichtbar leibhaftig „erschienen“. Christus, der einst heute in Bethlehem geboren wurde, ist also nicht nur ein von Gott gesandter Bote und Prediger, der uns Gottes Gnade verkündigen sollte, und seine Geburt sollte nicht nur ein Zeichen sein, daß uns Gott Gnade geben wolle, sondern Er ist die Gnade Gottes selbst, die mit ihm und in ihm aus dem Himmel herabgestiegen und in der Welt erschienen ist. Wir Menschen waren alle tiefgefallene Sünder; wir wußten und glaubten es aber nicht, daß wir so Tiefgefallene seien, und suchten daher Gottes Gnade nicht einmal: so hat

sie denn uns gesucht. Wir wollten weder noch konnten wir zur Gnade Gottes kommen; sie war den Sündern zu ferne, droben im Himmel; zu fremd, wir kannten sie nicht; zu unsicher, denn wir wußten, daß neben ihr die Gerechtigkeit throne; so ist sie denn zu uns gekommen, hat ihre Wohnung hier unter uns aufgeschlagen, hat unsere Gestalt angenommen, hat sich mit uns aufs Innigste verbunden, ist Fleisch von unserm Fleisch und Bein von unserm Bein geworden, kurz, ist ein Mensch geworden, wie wir, nur ohne Sünde.

Wäre nun, meine Lieben, nichts weiter geschehen, als daß die Gnade Gottes einst heute einmal auf Erden sichtbar erschienen wäre, die Sünderwelt in ihrer Verlassenheit von Gott einmal besucht hätte, bei uns Sündern in unsrer Hoffnungslosigkeit einmal freundlich eingesprochen und uns ihrer seligen Gegenwart gewürdigt hätte, welch eine Gnade und Ehre wäre das schon! Engel und Menschen könnten sie nicht genugsam bewundern und preisen. Welchen Grund gäbe uns das schon allein, um unsrer Sünden willen nicht zu verzweifeln! Denn haßte uns Gott, und wollte Er, daß wir verloren gingen, so würde ja gewißlich seine Gnade uns nicht aufgesucht, viel weniger sich mit uns verschwistert und in Menschengestalt unter uns gewohnt und gewandelt haben.

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Aber, meine Lieben, Paulus sagt in unserm Terte nicht nur: Es ist erschienen die Gnade Gottes", sondern er spricht: „Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes." Die uns einst heute widerfahrene Gnade ist also nicht nur eine erschienene, sondern auch eine „heilfame" oder, wie der Urtert anzeigt, eine Heil und Seligkeit gebende Gnade.

In diesem einzigen hinzugefügten Worte „heilsam" liegt daher ein ganzes Meer von Trost. Denn dieses Wort sagt uns: die Gnade Gottes ist einst heute nicht darum in der Welt erschienen, um uns etwa nur auf einige Augenblicke in unserem Elende zu trösten und uns die Noth der Erde erträglicher oder vergessen zu machen, indem sie uns die Hoffnung eröffnete, daß wir unter gewissen Bedingungen noch Heil und ewige Seligkeit erlangen könnten; nein, dies alles liegt schon in der erschienenen Gnade, dies alles hat sie, bringt sie, gibt sie.

als die, welche uns einst Bedenket nur, es ist die Sie kommt vom Himmel zu

Kann es hiernach eine größere Gnade geben, heute widerfahren ist? Nein, wahrlich nicht. Gnade Gottes selbst; und was thut sie?

uns, sie wird ein kleines Kindlein und lebt unter uns. Und was bringt sie mit? Nicht zeitlichen Trost, nicht irdische Güter, sondern ewige, himmlische Geschenke: Heil und ewige Seligkeit. Es ist wahr: wäre die Gerechtig= keit Gottes Mensch geworden, so wäre das nur wenig tröstlich für uns,

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wenn sie auch Heil und Seligkeit mitgebracht hätte; denn Gerechtigkeit würde dafür Werke von uns fordern, die wir nicht haben. Es ist ferner wahr: selbst wenn nur die Liebe Gottes Mensch geworden wäre, so wäre auch das für uns kein Trost, wie wir ihn bedürfen, hätte die Liebe auch immerhin Heil und Seligkeit mitgebracht; denn bloße Liebe hat es nur mit denen zu thun, die da liebenswürdig sind, und wir sind ihrer doch so unwürdig. Ja, noch mehr, selbst wenn nur das Erbarmen Gottes Mensch geworden wäre, so würde auch das uns keinen wahrhaft beruhigenden Trost geben, wenn seine Gaben auch immerhin gleichfalls Heil und Seligkeit wären, denn das Erbarmen richtet sich allein auf die Elenden; wir aber find ja nicht nur Elende, sondern auch Sünder! — Was ist aber geschehen? -Es ist erschienen", sagt unser Tert, „die heilsame Gnade Gottes." Die Gnade, die Gnade also ist es, die es nur mit Sündern zu thun hat, welche Mensch geworden ist und Heil und Seligkeit als ihre Gaben mitgebracht hat! O großer Trost! Du darfst also, lieber Christ, nicht denken, daß du nicht selig werden könnest, weil du keine guten Werke, keine Gerechtigkeit und Heiligkeit, kein Verdienst und Würdigkeit aufweisen könnest; denn bedenke doch, die Gnade ist gekommen, Heil und Seligkeit auszutheilen; die Gnade gibt aber alles, was sie gibt, frei und umsonst. Du darfst aber auch um deiner vielen Sünden willen nicht fürchten, von Heil und Seligkeit ausgeschlossen zu sein; denn bedenke: da die Gnade in die Welt gesendet worden ist, Heil und Seligkeit auszutheilen, so sind von ihren Geschenken nicht die Sünder, sondern vielmehr nur diejenigen ausgeschlossen, welche keine Sünder sind.

Wir können es freilich nicht leugnen, Gott ist niemand seine Gnade schuldig; wollte daher Gott aus allen den Millionen Sündern nur Einen begnadigen, nur Einen selig machen, wer wollte Gott darob tadeln? wer darum wider ihn murren? wer ihn deswegen der Ungerechtigkeit beschuldigen? Ist er nicht der HErr, der da Macht hat zu thun, was er will, mit den Seinen? Gewiß, hätte Gott beschlossen, nur Einen Sünder zu erwählen, nur Einem sein Heil zu schenken, so müßten wir schweigen, ja wir müßten nur staunen über die dem Einen widerfahrene unaussprechliche Gnade, nur staunen, daß dieser Eine einer unserer Brüder sei. Aber wie heißt es in unserm Terte? „Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“ Höhe und Tiefe, o Breite und Länge, o unerschöpflicher Reichthum der Gnade! O jauchze, meine Seele: Keiner, keiner unter allen, die da Menschen heißen, ist ausgeschlossen, denn die heilsame Gnade Gottes ist „allen Menschen“ erschienen; allen, allen bringt sie das Heil, alle, alle sollen selig werden, trog ihrer Sünde. und Unwürdigkeit, frei und umsonst, wie die Gnade zu geben pflegt. So

vielen die Natur gehört, welche die Gnade angenommen hat, so vielen hat sie auch als eine heilsame Gnade Heil und Seligkeit gebracht; sie hat aber nicht die Natur der Engel und nicht die Natur dieses oder jenes Sünders angenommen, sondern die allgemeine Natur aller Menschen; darum ist sie auch eine allgemeine Gnade für alle Sünder, für lasterhafte, wie für ehrbare Sünder, für große wie für kleine Sünder, für arme wie für reiche Sünder, für verachtete, wie für geehrte Sünder, für alte wie junge Sünder, für dich, mein Christ, wer du auch seist und wie du auch heißest, wie für mich. Wie der irdische Thau träufelt auf die Distel wie auf die Lilie, so träufelt der Thau der Gnade auf des verstockten Sünders Herz wie auf des Bußfertigen, nach Gnade Hungernden und Dürstenden Gemüth. Wie die Meere der Erde nicht nur die Sandkörnchen, sondern auch die tiefsten Abgründe der Erde bedecken, so bedeckt das Meer der erschienenen Gnade Gottes nicht nur die Sünden der Uebereilung und Schwachheit, sondern auch die schauerlichsten Tiefen und Ausbrüche jedes bösen Herzens. der Wolkenhimmel den ganzen Erdball umschließt, kein Pünctlein ausgenommen, so umschließt der Himmel der Weihnachtsgnade die ganze Sünderwelt, die diese Erde bewohnt. Ein Mensch kann sich wohl so verstocken, daß er die Gnade nicht will; aber so schwer sündigen kann er nicht, daß die Gnade ihn nicht wollte.

II.

Wie

Doch, meine Lieben, die Herrlichkeit der uns einst heute widerfahrenen Gnade beschreibt unser Tert nicht nur nach ihrer hochtröstlichen Beschaffenheit, sondern auch nach ihrer herrlichen züchtigenden Kraft und Wirkung. Das sei denn auch daher das Zweite, darauf ihr nun ferner eure Andacht mit mir richten wollet.

So wichtig es nemlich, meine Lieben, ist zur Annahme der Gnade, daß man vorerst ihre tröstliche Beschaffenheit erfahre, eben so wichtig ist es auch, damit man sich in dieser Annahme der Gnade nicht selbst täusche, daß man auch ihre herrliche Kraft und Wirkung kennen lerne. Die Gnade, namentlich die am Weihnachtsfest gepredigt wird, ist ja so lieblich, so süß, so überschwänglich und so groß und weit, daß es kaum möglich ist, daß bei der Vorstellung derselben ein Herz ganz unbewegt bleiben sollte. Selbst irdisch gesinnte Gemüther, die an der Welt Gütern und Eitelkeiten hängen, werden dadurch oft mit ergriffen und tief gerührt; selbst die offenbarsten Knechte gewisser Sünden werden dadurch oft wie berauscht, daß sie augenblicklich den Vorsatz fassen, der Sünde zu entsagen und Gott ihr Herz zu ergeben; selbst die hartnäckigsten Heuchler fühlen da oft eine Regung, aufrichtig und eifrig, Unzüchtige züchtig, Zornige sanftmüthig, Ehrsüchtige

demüthig, Geizige freigebig zu werden. Aber mit solchen guten Rührungen, Bewegungen, Vorfäßen und Empfindungen geistlicher Freude, meinen denn auch die meisten, sei die Sache abgethan. Sie machen daraus den Schluß, daß also auch sie der süßen Gnade Gottes theilhaftig geworden seien. Sie halten das Anklopfen der Gnade schon für ihre Einkehr. Was folgt daher? das schnell entzündete Feuer der Andacht verlischt wieder eben so schnell, und schon in den nächsten Tagen zieht der alte geistliche Tod wieder in ihr armes gnadenloses Herz ein. Und so lassen sie sich denn ein Jahr um das andere das Herz auf Augenblicke bewegen, bis sie endlich, als Menschen, die Gottes Gnade wohl oft gekostet, aber nie bleibend erlangt haben, dahin sinken in den ewigen Tod.

Dies widerfuhr z. B. einst dem Herodes, von dem wir lesen, daß er Johannis Predigt gern gehört, sich aber nicht bekehrt habe. Dies widerfuhr dem Könige Agrippa, der, auf Pauli Predigt von Christo aufgeregt, in die Worte ausbrach: „Es fehlet nicht viel, du überredest mich, daß ich ein Christ würde." Dies widerfuhr endlich vielen Tausenden, die Christum selbst predigen hörten, in deren Herzen der Same seines füßen Wortes zwar schnell aufging, aber eben so schnell wieder verdorrte.

Damit sich nun niemand unter uns auch also täusche, so laßt uns nun hören, was der heilige Apostel in unserm Terte auch von der Kraft und Wirkung der Gnade sagt, und darnach uns prüfen.

Der Apostel schreibt der Gnade eine dreifache Kraft und Wirkung zu. Er schreibt erstlich: „Sie züchtiget uns, daß wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste." Sobald also ein Mensch der Gnade Gottes in Christo wirklich theilhaftig geworden ist, so nimmt diese Gnade ihn, wie eine treue Mutter ihr Kind, in ihre Zucht, und erzieht ihn also, daß er nicht nur alles ungöttliche, d. h. alles offenbar fündliche Wesen haßt und demselben entsagt, sondern daß er auch an den weltlichen Lüsten, d. h. an dem, woran die Welt ihre Lust hat, an jenen weltlichen Eitelkeiten, die nicht geradezu wider Gott gerichtet sind, aber nur einem eitlen Herzen gefallen, die Freude verliert und ihnen Abschied gibt.

Der Apostel fagt aber von der Gnade zweitens, fie erziehe uns auch, „züchtig, gerecht und gottselig zu leben in dieser Welt". Sobald also ein Mensch der Gnade Gottes in Christo wirklich theilhaftig geworden ist, so wirkt sie, daß ein solcher Mensch züchtig wird gegen sich selbst, gerecht gegen seinen Nächsten, und gottselig in Absicht auf Gott. Er bewahrt nemlich seinen Leib, als einen Tempel des Heiligen Geistes, daß er nicht mit Sünden befleckt werde, und trägt seine Seele als ein theuer erlöstes Eigenthum JEsu Christi in seinen Händen, daß sie mit Gott ver

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