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und freudenreiches Fest, das nichts Furchterregendes, nichts Schreckliches, nur Freude verkündigt, hat uns Gott mit dem Morgen des heutigen Tages anbrechen lassen: das Weihnachtsfest o Freude! das Geburtsfest

JEsu Christi, unseres Heilandes.

Zwei gleich unaussprechlich große und herrliche Dinge sind es aber, meine Lieben, die das heutige Fest uns verkündigt: das höchste Wunder Gottes, das einst heute geschehen, und die höchste Gnade, die uns einst heute widerfahren ist.

Ich sage erstlich: das höchste Wunder Gottes. Denn was ist heute geschehen? Gott ist heute ein Mensch geworden. Es ist dies aber ein so großes Wunder, daß alle anderen Wunder, die je auf Erden geschehen, dagegen für nichts zu rechnen sind. Wohl war es z. B. ein eben so liebliches, als merkwürdiges Wunder, daß einst der dürre Stab Aarons in der Bundeslade liegend in einer Nacht wieder grünte, blühte und Mandeln trug: aber was ist das dagegen, daß einst heute in jener geweihten Nacht an dem verdorrten, durch die Sünde abgestorbenen Baume der Menschheit eine mehr als engelreine Himmelsblume, ja die gebenedeite Frucht eines heiligen Wunderkindleins, das zugleich Gott der HErr war, hervorsproßte? Wohl war es ferner ein großes majestätisches Wunder, daß einst Elias in einem Feuer-Wagen lebendig von der Erde gen Himmel fuhr: aber was ist das dagegen, daß der Herr des Himmels selbst einst heut vom Himmel herabfuhr und auf die Erde kam, indem er in dem Leibe einer Sünderin ein Mensch ward, um hier drei und dreißig Jahre lang als ein Knecht aller Knechte unter uns zu wohnen? Wohl waren es ferner ⚫ Wunder der Allmacht Gottes, als einst auf Christi und der Propheten Geheiß der Tod plößlich aus den bereits verwesenden Leichen wich und in Leben sich verwandelte: aber was ist das dagegen, daß Gott, der Urquell alles Lebens, einst heut in das Land des Todes kam und ein Genosse der Kinder des Todes wurde, ja daß er, das Leben selbst, sterblich wurde? Wohl war es ferner ein unaussprechlich großes Wunder, als Gott die ganze Welt aus Nichts durch sein bloßes Wort in das Dasein rief: aber was ist das dagegen, daß eben dieser Gott, der die Sterne des Himmels, diese zahllosen großen Weltkörper, wie Saatkörner hinausgefäet hat in die unermeßlichen Felder des Weltalls, daß dieser große Gott, allmächtiger Schöpfer Himmels und der Erde, einst heut ein lallendes Menschenkindlein geworden ist, das, in Windeln gewickelt, in einer engen Krippe lag und seine Händlein hülfesuchend nach seiner menschlichen Mutter ausstreckte?

O Wunder unter den Wundern! Heute geschah, was sonst unmöglich ist; eine himmlische Traube wuchs aus dem wilden Dornstrauch des gefallenen menschlichen Geschlechts hervor; die göttliche Heiligkeit vermählte

sich mit den Sündern und hüllte sich selbst in die Gestalt des fündlichen Fleisches ein; die Sonne, die den Himmel der Herrlichkeit erleuchtet, ging in der Sündennacht der Menschheit auf und verbarg sich in irdischem Dunkel. Der Ewige nahm einen Anfang und feierte an dem flüchtigen Tage eines Erdenjahres seinen ersten Geburtstag; Er, der Herr und Geber aller Güter im Himmel und auf Erden, wird ein armer Mensch und unter den Menschen der Aermste; Er, der alles geschaffen hat, die Engel ge= schaffen und den Menschen geschaffen hat, wird eines Menschen Kind.

Wie ist euch nun, meine Lieben, wenn ihr diesen Gedanken denkt: Gott ward heut ein Mensch!? - Ist's euch nicht, als würdet ihr hinaufgeführt auf eine schwindelnde Höhe, von welcher herab ihr in eine unergründliche Tiefe schauen solltet, davor eure Seele erzittert? Jst's euch nicht, als ob euer Herz den Gedanken nicht ertragen könnte, als ob es, von diesem Gedanken erfüllt, zerspringen wollte? Jst's euch nicht, als ob, je länger und je offneren Auges ihr in die Sonne schauen wollt, es nur um jo mehr Nacht um euch würde?

Was wollen wir nun heute thun? Wollen wir doch versuchen, das höchste Wunder, das Gott einst heute gethan, das Geheimniß der Menschwerdung Gottes, zu ergründen und seine Höhe, Tiefe, Breite und Länge auszumessen? Nein, vergeblich würden wir versuchen, einzudringen in dieses Allerheiligste göttlicher Gedanken und Rathschlüsse, in das selbst die Engel zu schauen gelüstet. Dahinein zu schauen laßt uns harren, bis der Vorhang unsrer irdischen Unvollkommenheit gefallen ist. Das höchste Wunder Gottes, das einst heut geschehen ist, das laßt uns anbeten; die höchste Gnade Gottes aber, die uns damit einst heut widerfahren ist, mit Herzenslust und Freude betrachten und uns in sie versenken. Diese Gnade sei hierbei selbst unsere Leuchte. Wir flehen darum in stillem Gebete.

Text: Tit. 2, 11-14.

Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen, und züchtiget uns, daß wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt, und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes JEsu Christi, der sich selbst für uns gegeben hat, auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit und reinigte ihm selbst ein Volk zum Eigenthum, das fleißig wäre zu guten Werken.

Dieser verlesene Tert faßt, meine Lieben, alles das Herrliche, was uns das heutige Fest verkündigt, in Einem Worte zusammen, und dieses Eine Wort ist Gnade. Der Gegenstand unsrer gegenwärtigen Festbetrach= tung sei daher:

und zwar

Die herrliche uns einft heute widerfahrene Gnade,

1. ihre herrliche, hoch tröstliche Beschaffenheit und
2. ihre herrliche, züchtigende Kraft und Wirkung.

I.

Was der Engel des HErrn in dem heutigen Evangelium mit den Worten ausdrückt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HErr, in der Stadt Davids“, das überseht gleichsam der heilige Paulus in unserer heutigen Epistel in die Worte: „Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen." Diese Worte schreibt der Apostel gleichsam als das Weihnachtsgeheimniß, eine erklärende Ueberschrift über die Krippe, darin das neugeborne Christkindlein liegt, und erklärt nicht nur hiermit die Geburt Christi für eine uns einst heute widerfahrene Gnade, sondern beschreibt auch damit diese Gnade in ihrer ganzen Herrlichkeit; und zwar zunächst in ihrer herrlichen hochtröstlichen Beschaffenheit, indem er sie erstlich eine erschienene, zweitens eine heilsame und drittens eine allgemeine Gnade nennt.

Das Erste, was der Apostel von der uns heute widerfahrenen Gnade sagt, ist: „Sie ist erschienen." Wunderbare Rede, von einer Eigenschaft zu sagen: „Sie ist erschienen!" Wir sehen hieraus vorerst soviel: die Weihnachtsgnade besteht nicht darin, daß sie uns einst heute nur gepredigt und angeboten worden ist. Zwar wäre ja freilich schon das etwas überaus Großes und Tröstliches und einer hohen Festfeier der ganzen Menschheit wohl werth, wenn der große, heilige, von uns mit so vielen Sünden beleidigte Gott einst einen Boten vom Himmel gesendet und uns Menschen durch denselben an einem bestimmten Tage seine Gnade nur hätte verkündigen, und den Weg, zu ihr zu gelangen, zeigen lassen; ja es scheint, als könne Gott gar nicht mehr an uns sündigen Menschen thun. Aber siehe! es ist eben einst heute überschwänglich mehr geschehen. Die Gnade Gottes ist nemlich, wie unser Tert sagt, selbst auf Erden sichtbar leibhaftig „erschienen“. Christus, der einst heute in Bethlehem geboren wurde, ist also nicht nur ein von Gott gesandter Bote und Prediger, der uns Gottes Gnade verkündigen sollte, und seine Geburt sollte nicht nur ein Zeichen sein, daß uns Gott Gnade geben wolle, sondern Er ist die Gnade Gottes selbst, die mit ihm und in ihm aus dem Himmel herabgestiegen und in der Welt erschienen ist. Wir Menschen waren alle tiefgefallene Sünder; wir wußten und glaubten es aber nicht, daß wir so Tiefgefallene seien, und suchten daher Gottes Gnade nicht einmal: so hat

sie denn uns gesucht. Wir wollten weder noch konnten wir zur Gnade Gottes kommen; sie war den Sündern zu ferne, droben im Himmel; zu fremd, wir kannten sie nicht; zu unsicher, denn wir wußten, daß neben ihr die Gerechtigkeit throne; so ist sie denn zu uns gekommen, hat ihre Wohnung hier unter uns aufgeschlagen, hat unsere Gestalt angenommen, hat sich mit uns aufs Innigste verbunden, ist Fleisch von unserm Fleisch und Bein von unserm Bein geworden, kurz, ist ein Mensch geworden, wie wir, nur ohne Sünde.

Wäre nun, meine Lieben, nichts weiter geschehen, als daß die Gnade Gottes einst heute einmal auf Erden sichtbar erschienen wäre, die Sünderwelt in ihrer Verlassenheit von Gott einmal besucht hätte, bei uns Sündern in unfrer Hoffnungslosigkeit einmal freundlich eingesprochen und uns ihrer seligen Gegenwart gewürdigt hätte, welch eine Gnade und Ehre wäre das schon! Engel und Menschen könnten sie nicht genugsam bewundern und preisen. Welchen Grund gäbe uns das schon allein, um unsrer Sünden willen nicht zu verzweifeln! Denn haßte uns Gott, und wollte Er, daß wir verloren gingen, so würde ja gewißlich seine Gnade uns nicht aufgesucht, viel weniger sich mit uns verschwistert und in Menschengestalt unter uns gewohnt und gewandelt haben.

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Aber, meine Lieben, Paulus sagt in unserm Terte nicht nur: „Es ist erschienen die Gnade Gottes", sondern er spricht: Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes." Die uns einst heute widerfahrene Gnade ist also nicht nur eine erschienene, sondern auch eine „heilsame" oder, wie der Urtert anzeigt, eine Heil und Seligkeit gebende Gnade.

In diesem einzigen hinzugefügten Worte „heilsam“ liegt daher ein ganzes Meer von Trost. Denn dieses Wort sagt uns: die Gnade Gottes ist einst heute nicht darum in der Welt erschienen, um uns etwa nur auf einige Augenblicke in unserem Elende zu trösten und uns die Noth der Erde erträglicher oder vergessen zu machen, indem sie uns die Hoffnung eröffnete, daß wir unter gewissen Bedingungen noch Heil und ewige Seligkeit erlangen könnten; nein, dies alles liegt schon in der erschienenen Gnade, dies alles hat sie, bringt sie, gibt sie.

als die, welche uns einst Bedenket nur, es ist die Sie kommt vom Himmel zu

Kann es hiernach eine größere Gnade geben, heute widerfahren ist? Nein, wahrlich nicht. Gnade Gottes selbst; und was thut sie? uns, sie wird ein kleines Kindlein und lebt unter uns. Und was bringt sie mit? Nicht zeitlichen Trost, nicht irdische Güter, sondern ewige, himmlische Geschenke: Heil und ewige Seligkeit. Es ist wahr: wäre die Gerechtigkeit Gottes Mensch geworden, so wäre das nur wenig tröstlich für uns,

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wenn sie auch Heil und Seligkeit mitgebracht hätte; denn Gerechtigkeit würde dafür Werke von uns fordern, die wir nicht haben. Es ist ferner wahr: selbst wenn nur die Liebe Gottes Mensch geworden wäre, so wäre auch das für uns kein Trost, wie wir ihn bedürfen, hätte die Liebe auch immerhin Heil und Seligkeit mitgebracht; denn bloße Liebe hat es nur mit denen zu thun, die da liebenswürdig sind, und wir sind ihrer doch so unwürdig. Ja, noch mehr, selbst wenn nur das Erbarmen Gottes Mensch geworden wäre, so würde auch das uns keinen wahrhaft beruhigenden Trost geben, wenn seine Gaben auch immerhin gleichfalls Heil und Seligkeit wären, denn das Erbarmen richtet sich allein auf die Elenden; wir aber find ja nicht nur Elende, sondern auch Sünder! Was ist aber geschehen? Es ist erschienen“, sagt unser Tert, „die heilsame Gnade Gottes." Die Gnade, die Gnade also ist es, die es nur mit Sündern zu thun hat, welche Mensch geworden ist und Heil und Seligkeit als ihre Gaben mitgebracht hat! O großer Trost! Du darfst also, lieber Christ, nicht denken, daß du nicht selig werden könnest, weil du keine guten Werke, keine Gerechtigkeit und Heiligkeit, kein Verdienst und Würdigkeit aufweisen könnest; denn bedenke doch, die Gnade ist gekommen, Heil und Seligkeit auszutheilen; die Gnade gibt aber alles, was sie gibt, frei und umsonst. Du darfst aber auch um deiner vielen Sünden willen nicht fürchten, von Heil und Seligkeit ausgeschlossen zu sein; denn bedenke: da die Gnade in die Welt gesendet worden ist, Heil und Seligkeit auszutheilen, so sind von ihren Geschenken nicht die Sünder, sondern vielmehr nur diejenigen ausgeschlossen, welche keine Sünder sind.

Wir können es freilich nicht leugnen, Gott ist niemand seine Gnade schuldig; wollte daher Gott aus allen den Millionen Sündern nur Einen begnadigen, nur Einen selig machen, wer wollte Gott darob tadeln? wer darum wider ihn murren? wer ihn deswegen der Ungerechtigkeit beschuldigen? Ist er nicht der HErr, der da Macht hat zu thun, was er will, mit den Seinen? Gewiß, hätte Gott beschlossen, nur Einen Sünder zu erwählen, nur Einem sein Heil zu schenken, so müßten wir schweigen, ja wir müßten nur staunen über die dem Einen widerfahrene unaussprechliche Gnade, nur staunen, daß dieser Eine einer unserer Brüder sei. Aber wie heißt es in unserm Terte? Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen." Höhe und Tiefe, o Breite und Länge, o unerschöpflicher Reichthum der Gnade! Djauchze, meine Seele: Keiner, keiner unter allen, die da Menschen heißen, ist ausgeschlossen, denn die heilsame Gnade Gottes ist „allen Menschen“ erschienen; allen, allen bringt sie das Heil, alle, alle sollen selig werden, troß ihrer Sünde und Unwürdigkeit, frei und umsonst, wie die Gnade zu geben pflegt. So

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