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Rede bei Legung des Grundsteins zu einem Collegeund Predigerseminar - Bau.

Vielgeehrte Anwesende!

So lange die Kirche ihr Bestehen in der Welt hat, ist ihr von einer gewissen Seite her der Vorwurf gemacht worden, daß sie das Licht scheue, eine Feindin aller Aufklärung, ja, eine Feindin der Kunst und Wissenschaft jei. Der Grund dieses Vorwurfs ist ohne Zweifel ein zwiefacher; abgesehen von der Gesinnung derjenigen, welche diesen Vorwurf machen, liegt derselbe theils in den Grundsäßen, welche die Kirche zu allen Zeiten selbst unverhohlen ausgesprochen hat, theils in gewissen Auswüchsen, die sich von Zeit zu Zeit an den Baum der Kirche angejezt haben.

Allerdings hat die Kirche immer und immer dagegen protestirt, wenn man unter Aufklärung die Beseitigung der geoffenbarten Religion und ihrer Glaubensgeheimnisse, oder Naturalismus verstand; allerdings hat die Kirche ferner je und je bekannt, daß Kunst und Wissenschaft nicht das Ziel der menschlichen Bestimmung selbst, kurz, nicht Zweck, sondern allein Mittel zum Zwecke sei; allerdings hat endlich die Kirche fort und fort bekannt, daß alle Wissenschaft, soweit sie des Menschen eignes Product ist, nur für diese, nicht für jene Welt ist; daß sie keinen Weg zu Gott weiß und keinen untrüglichen Aufschluß über das Jenseits geben, die ewigen Bedürfnisse des menschlichen Geistes daher nimmer befriedigen und der ewigen Gottesweisheit nur als Dienerin zur Seite gehen kann, ja, daß alle menschliche Weisheit zur Thorheit wird, wenn sie wider die göttliche Weisheit des Evangeliums als dessen Gegnerin oder Meisterin auftritt. Sollte aber die Kirche darum eine Feindin menschlicher Weisheit sein, weil sie dieselbe in die Sphäre, in das Gebiet zurückweiset, welches dieselbe allein hat? Es beurkundet dies so wenig eine Feindschaft gegen Kunst und Wissenschaft, so wenig derjenige sich der Verachtung der Lehre von den Naturkörpern verdächtig macht, welcher die Gesche der Naturlehre nicht auf dem Gebiete der Seelenlehre gelten lassen will.

Es ist jedoch allerdings ferner nicht zu leugnen, daß sich zu Zeiten mitten in der Kirche einer wissenschaftlichen Bildung feindliche Elemente gezeigt haben. In alter und neuer Zeit hat es Christen, und zwar oft ganze Parteien gegeben, welche in falschgeistlicher, schwärmerischer Richtung und im Mißverstand gewisser biblischer Aussprüche alle weltlichen Wissenschaften als fleischliche Dinge verworfen, das Studium derselben für schädlich und

Name JEsu Christi; wohl bekennen wir: „Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch ihn“; allein wir glauben und bekennen auch, daß es ungezählte Seelen gibt, die auch außerhalb der sichtbaren lutherischen Kirche ihren Glauben allein auf Gottes Wort und ihren Trost allein auf Gottes freie Gnade in Christo gründen und die daher selig werden. Jedoch ist es wahr: wir wissen von keiner andern sichtbaren Kirche, die so treu sich gründete auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Eckstein ist, als die Kirche der Reformation, die Kirche, welche Luthers Namen trägt, die Kirche der ungeänderten Augsburgischen Confession. Wie sie die rechte Bibelkirche ist nach ihrem Glauben, so ist sie die rechte Gnadenkirche nach ihrem Trost. Während andere Kirchen sich rühmen menschlicher Weisheit, so rühmt sie sich allein der göttlichen Thorheit; während andere sich rühmen ihres Fortschreitens mit der Zeit, so rühmt sie sich allein des treuen Bleibens bei dem alten unveränderlichen Glauben der Vorzeit; während andere sich rühmen ihrer Werke und großen Heiligkeit, so rühmt sie sich allein der Werke Gottes und seiner freien Gnade in Christo, und spricht mit Paulo: „Einen andern Grund kann zwar niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist JEsus Christus."

Wohlan, meine theuren Brüder und Schwestern in dem HErrn, so laßt uns denn uns freuen und fröhlich sein, daß jeßt der Grundstein zu einem neuen evangelisch - lutherischen Gotteshause gelegt werden soll. Gottes wunderbarer Segen ist es schon, daß wir es bedürfen, Gottes unverdiente Güte, die uns die Mittel dazu dargereicht hat, Gottes allmächtige Hand, die uns in diesen gefährlichen Kriegszeiten bisher Schuß und Frieden dazu verliehen hat, Gottes Gnadenwirkung, die unsere Herzen dazu erweckt und willig und freudig gemacht hat: allein ihm zur Ehre werde denn jezt auch unser Grundstein gelegt. Er aber, der HErr, unser Gott, sei uns auch ferner freundlich und fördere das Werk unserer Hände bei uns; er lasse den begonnenen Bau wohl gelingen und gleich einem von seinen Händen gepflanzten Baume auf dem gelegten Grunde fröhlich himmelan wachsen zu einem Denkmal seiner auch in den trübsten Tagen nicht untergehenden Güte. Und wenn er endlich dastehen wird, gleich einer geschmückten Braut, und weit hinaus schauen wird über Stadt und Land, und wir frohlockend zu seinen Thoren einziehen werden: dann mache Gott selbst ihn zu einem Orte, da seine Ehre wohne, wo nicht vergängliche Menschenweisheit, sondern allein sein ewiges Wort, und nicht der falsche Trost menschlichen Thuns, sondern allein seine freie Gnade in Christo gepredigt werde. Ja, das helfe der hochheilige dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, gelobet und geliebet hier in der Zeit und einst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!

Rede bei Legung des Grundsteins zu einem Collegeund Predigerseminar - Bau.

Vielgeehrte Anwesende!

So lange die Kirche ihr Bestehen in der Welt hat, ist ihr von einer gewissen Seite her der Vorwurf gemacht worden, daß sie das Licht scheue, eine Feindin aller Aufklärung, ja, eine Feindin der Kunst und Wissenschaft sei. Der Grund dieses Vorwurfs ist ohne Zweifel ein zwiefacher; abgesehen von der Gesinnung derjenigen, welche diesen Vorwurf machen, liegt derselbe theils in den Grundsäßen, welche die Kirche zu allen Zeiten selbst unverhohlen ausgesprochen hat, theils in gewissen Auswüchsen, die sich von Zeit zu Zeit an den Baum der Kirche angesezt haben.

Allerdings hat die Kirche immer und immer dagegen protestirt, wenn man unter Aufklärung die Beseitigung der geoffenbarten Religion und ihrer Glaubensgeheimnisse, oder Naturalismus verstand; allerdings hat die Kirche ferner je und je bekannt, daß Kunst und Wissenschaft nicht das Ziel der menschlichen Bestimmung selbst, kurz, nicht Zweck, sondern allein Mittel zum Zwecke sei; allerdings hat endlich die Kirche fort und fort bekannt, daß alle Wissenschaft, soweit sie des Menschen eignes Product ist, nur für diese, nicht für jene Welt ist; daß sie keinen Weg zu Gott weiß und keinen untrüglichen Aufschluß über das Jenseits geben, die ewigen Bedürfnisse des menschlichen Geistes daher nimmer befriedigen und der ewigen Gottesweisheit nur als Dienerin zur Seite gehen kann, ja, daß alle menschliche Weisheit zur Thorheit wird, wenn sie wider die göttliche Weisheit des Evangeliums als dessen Gegnerin oder Meisterin auftritt. Sollte aber die Kirche darum eine Feindin menschlicher Weisheit sein, weil sie dieselbe in die Sphäre, in das Gebiet zurückweiset, welches dieselbe allein hat? Es beurkundet dies so wenig eine Feindschaft gegen Kunst und Wissenschaft, so wenig derjenige sich der Verachtung der Lehre von den Naturkörpern verdächtig macht, welcher die Geseze der Naturlehre nicht auf dem Gebiete der Seelenlehre gelten lassen will.

Es ist jedoch allerdings ferner nicht zu leugnen, daß sich zu Zeiten mitten in der Kirche einer wissenschaftlichen Bildung feindliche Elemente gezeigt haben. In alter und neuer Zeit hat es Christen, und zwar oft ganze Parteien gegeben, welche in falschgeistlicher, schwärmerischer Richtung und im Mißverstand gewisser biblischer Aussprüche alle weltlichen Wissenschaften als fleischliche Dinge verworfen, das Studium derselben für schädlich und

Christenthume bekehrte berühmte Philosophen als Lehrer wirkten; eine Anstalt, welche neben anderen christlichen Akademien, wie der zu Cäsarea, bald alle hohen Schulen der griechischen und römischen Weltweisen weit hinter sich ließ, so daß Kaiser Julian, der Abtrünnige, eifersüchtig gegen die Fortschritte der Christen in gelehrter Bildung, den Christen im vierten Jahrhundert untersagte, die classischen Schriftsteller des Alterthums in ihren Schulen zu treiben. Doch größer noch war das Verdienst, welches sich die Kirche durch die Anlegung von ihren sogenannten Katechetenschulen innerhalb der einzelnen Gemeinden erwarb, durch welche eine höhere Erkenntniß Gemeingut auch des Volks oder der Laien wurde. Während es unter den gebildeten Heiden nur für Forscher vom Fach oder für die Jugend aus den höheren Ständen Schulen gab, weckte erst die Kirche das Bedürfniß von Volksschulen, und so wuchsen denn dieselben allein unter dem Schatten der Kirche und des Evangeliums auf und zeichnen noch jezt die christlichen Völker vor allen andern Völkern der Erde aus.

Wie jedoch die Kirche die Wissenschaft heiligte und pflegte, so auch die Kunst. Neue Felder eröffnete die Kirche unter anderem der Rhetorik oder Redekunst durch das Predigtamt, welches nun in jeder, auch der kleinsten, Gemeinde aufgerichtet wurde und im Schwange ging; der Poesie oder Dichtkunst durch die großen Thaten Gottes, die sie predigte; der Malerei und den plastischen Künsten durch die großen Gegenstände der heiligen Geschichte und Offenbarung, die sie denselben vorlegte; der Baukunst durch) die Gotteshäuser, deren sie bedurfte; der Musik durch die gemeinsamen Gesänge, die zu ihrem Gottesdienste gehörten. Kurz, es war kein Gebiet des menschlichen Wissens und menschlicher Kunst, welchem die Kirche und das Christenthum nicht neues Leben und Bewegung eingehaucht und in das sie nicht neue Gegenstände zu einer heiligen Begeisterung gebracht hätte.

Noch glänzender aber hat die Kirche erwiesen, wie sie eine Pflegerin der Bildung, Kunst und Wissenschaft sei, wenn sie die Völker aufsuchte, welche noch im Zustande der Rohheit sich befanden. So oft die Kirche mit dem Evangelium in der Hand in die unwirthbaren Wälder drang, deren ungebildete, in sinnlosen Gößendienst versunkene Bewohner in wilden Horden unstät umherstreiften, da lehrte die Kirche dieselben nicht nur den unsichtbaren Gott, ihren Schöpfer und Erlöser, kennen, sondern kaum flatterte unter ihnen das Panier des Creuzes, so folgte ihm Pflug, Spaten und Sichel; die dunklen Wälder lichteten sich, und in Kurzem war Cultur, Gesittung, die Kunst zu schreiben und zu lesen, und endlich jegliche höhere Kunst und Wissenschaft in der zum fruchtbaren lachenden Gefilde umgeschaffenen, mit Dörfern und Städten besäeten vormaligen Wüste heimisch. Was würde das deutsche Volk noch jezt anders sein, als das Volk der Ein

Bei dieser Betrachtung jeßt einige Zeit mit mir zu verweilen, erlaube ich mir die vielgeehrte gegenwärtige Versammlung aufzufordern, da in dieser Stunde, wie bewußt, der Grundstein zu einem Baue gelegt werden soll, welcher, von Gliedern der evangelisch-lutherischen Kirche unternommen, nicht nur zu einer Pflanzschule künftiger Diener der Kirche, sondern auch zu einer Pflegeanstalt insonderheit deutscher Kunst und Wissenschaft in diesem fernen Abendlande der neuen Welt dienen soll. Möge denn meine schlichte Rede etwas dazu beitragen, die rechte Stimmung zu diesem feierlichen Acte hervorzurufen und die freudige Hoffnung in den Herzen meiner geehrten Zuhörer zu erwecken, daß heute der Grund zu einem Werke gelegt werde, auf welches Gott mit Wohlgefallen herabsieht und wovon Kirche und Staat und vor allem die deutsche protestantische Bevölkerung unseres Westens eine gute, wenn auch noch so geringe Frucht noch für späte Zeiten sich versprechen dürfe.

Schicke ich mich nun an, die Lösung der mir gestellten Aufgabe zu ver suchen, nemlich den Beweis zu führen, daß die Kirche eine treue aufrichtige Pflegerin der Kunst und Wissenschaft immer gewesen sei und ihrem Wesen und ihrem Berufe nach immer sein mußte, so verweise ich vor allem auf die Geschichte der Kirche; denn, auf die Geschichte derselben verweisend, kann ich getrost es aussprechen: Die Kirche hat ihre Liebe zu Kunst und Wissenschaft nicht nur im Munde geführt, sie hat diese Liebe auch allezeit bewiesen und bethätigt.

Verschaffte sich die Kirche Eingang unter schon gebildeten Völkern, wie unter anderen die Griechen und Römer waren, so unterdrückte sie den bereits im Volke lebenden Sinn für Wissenschaft und Kunst nicht, sondern heiligte ihn nur, gab ihm eine höhere Richtung und eine göttliche Begeisterung. Die höheren Schulen, welche die Kirche der ersten Jahrhunderte unter den Griechen und Römern vorfand, nahm sie in sich auf und trieb darin nicht nur die theologischen, sondern auch philosophischen Disciplinen. *) Ja, die Kirche war weit entfernt, in schwärmerischer Beschränktheit aus ihren Gelehrtenschulen das Lesen der classischen Schriftsteller des Heidenthums zu verbannen; sie benußte diese Meisterwerke des Styls, der Anlage und des Scharfsinnes vielmehr weislich dazu, daraus ihre Studirenden Sprachkenntniß schöpfen und Urtheil und Geschmack daran sich üben und bilden zu lassen. Schon im zweiten Jahrhundert finden wir daher im Schooße der Gemeinde zu Alexandrien ein berühmtes Collegium, in welchem im Laufe der Zeiten die ausgezeichnetsten Gelehrten, unter andern ein Pantänus, ein Clemens Alexandrinus, ein Origenes und andere, namentlich mehrere zum

*) Eusebius nennt insonderheit Grammatik, Rhetorik, Geometrie, Arithmetik (cf. Lib. VI, c. 3. 18. VII, 32.).

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