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unter dem Dienstamt der Kirchendiener einen besonderen privilegirten Stand; unter dem königlichen Priesterthum der Christen die Freiheit derselben zu gottseligen Uebungen; unter den Hoffnungen der Kirche eine einstige tausendjährige sichtbare Herrlichkeit derselben auf Erden; unter der freien Gnadengabe des Glaubens ein freies sich selbst Entscheiden des Menschen; unter dem Sterben ein Dahinfahren in ein Zwischenreich. Die Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnaden durch den Glauben sieht man nicht mehr für das A und O, für das Herz und die Seele aller Lehre an; vielmehr achtet man gerade das jezt fortwährend in den Predigten herrschende Treiben und Drängen auf Heiligung und gute Werke für einen Beweis, daß jest mehr lebendiges Christenthum gepflanzt und gepflegt werde, als in den sogenannten guten alten Zeiten; während man so unter dem Deckmantel des Heiligungseifers das Evangelium seines vollen Trostes entleert, beraubt man zugleich unter dem Deckmantel der Freiheit vom alttestamentlichen Gesezesjoch das ewige Gesez der Liebe seines tiefen und reichen geistlichen Sinnes.

Das Erschrecklichste aber hierbei und die wahre eigentliche Wurzel dieser völligen Umgestaltung des ganzen christlichen Glaubens in unserer Zeit von Seiten der vorgeblich gläubigen Lehrer ist der völlige Abfall derselben von dem obersten Grundsaß des ganzen Christenthums; von dem Grundsay nemlich, daß die ganze heilige Schrift das Wort des großen Gottes sei. Fast ohne Ausnahme erklären selbst die für gläubig gelten wollenden Theologen unserer Zeit, der Glaube, daß jedes Wort der heiligen Schrift vom Heiligen Geiste eingegeben sei, sei nicht mehr haltbar, ein durchaus überwundener Standpunct; Gottes Wort sei wohl in der heiligen Schrift, aber Gottes Wort und heilige Schrift seien nicht eins und dasselbe, sondern zwei ganz verschiedene Dinge; daher denn die rechte Christus-Lehre nicht aus einzelnen Sprüchen der Schrift, wie man früher wollte, sondern nur aus dem Schriftganzen entnommen und damit begründet werden könne. Diese rechte Lehre heraus zu finden, sei daher Sache der Gelehrten oder der Kirche. So gilt denn, was David im 11. Psalm von den offenbaren Feinden schreibt, jezt selbst von den vorgeblich Gläubigen: „Sie reißen den Grund um.“

Dürfen wir es daher, ehrwürdige und geliebte Väter und Brüder, achten, daß man uns von allen Seiten mit Vorwürfen überhäuft, weil wir von solcher Scheingläubigkeit nichts wissen, ihr die Bruderhand nicht reichen und mit ihr nicht an Einem Joche ziehen wollen? Nein, wahrlich nicht! Wir theilen hierin nur das Loos aller treuen Kinder und Knechte Gottes im Alten wie im Neuen Bunde. Wie getrost wir daher hierbei sein können, das laßt uns jegt von David lernen. Derselbe schreibt nemlich also

(Text:) Psalm 119, 23-25.:

Es fißen auch die Fürsten und reden wider mich; aber dein Knecht redet von deinen Rechten. Ich habe Lust zu deinen Zeugnissen, die sind meine Rathsleute. Meine Seele liegt im Staube; erquicke mich nach deinem Wort.

Hiernach laßt uns jezt erwägen:

Wie getrost wir bei allen Vorwürfen, die wir erfahren, sein können, so lange wir ohne Wanken auf Gottes Wort stehen.

Wir können dies nemlich,

1. weil wir darin die unfehlbare Wahrheit haben bei aller unserer Irrthumsfähigkeit, und

2. weil wir darin auch die vor Gott giltige Gerechtig= keit haben bei aller unserer Unwürdigkeit.

I.

Da wir uns, meine Brüder, nicht nur Lutheraner nennen, sondern uns auch zu der Lehre und dem Glauben unserer evangelisch-lutherischen Kirche als zu der Einen, in allen Puncten reinen göttlichen Wahrheit bekennen, so erfahren wir deswegen von vielen Seiten zunächst den Vorwurf, daß wir uns hiernach offenbar in arger Selbstverblendung für unfehlbar achteten.

Wie? ruft man uns zu, seid ihr denn nicht auch Menschen, welche irren können? Ist es also nicht eine unleidliche Anmaßung, daß ihr die Lehre, die ihr führt, für die allein wahre erklärt und jede andere Lehre als Jrrlehre verwerft und verdammt? Ist es nicht ein lächerlicher Stolz, daß ihr klüger sein wollt, als alle die großen gläubigen Forscher unserer Zeit, welche sämmtlich bezeugen, daß sie auf Grund der gewissenhaftesten Prüfung die alte Lehre in vielen Puncten jezt aufgeben müssen? Sollte es nicht schon die christliche Bescheidenheit von euch fordern, wenn ihr euch mit dem großen Chor der gläubigen Gelehrten unserer Tage vergleicht, anzunehmen, daß eher ihr irren möchtet, als diese? Solltet ihr nicht erröthen, wenn ihr euch zu Richtern über solche Männer und zu Censoren ihrer gelehrten Schriften aufwerfen wollt? Und wenn ihr in keinem Puncte weichen. wollt, was macht ihr da aus euch selbst? Was thut ihr damit anders, als daß ihr, wie der Pabst zu Rom, euch für unfehlbar erklärt?

Es ist kein Zweifel, meine Brüder: handelte es sich hier um Dinge, in welchen allein menschliche Gelehrsamkeit, Scharfsinn oder die Vollmacht hoher Aemter und Würden entscheiden kann, so müßten wir allerdings beschämt die Augen niederschlagen, so oft wir solche Vorwürfe erfahren;

treulich gebrauchen und nichts uns dieses Kleinod rauben lassen, sondern es festhalten, vertheidigen und bewahren, bis wir durch Deine Gnade endlich eingehen in das Reich Deiner ewigen Herrlichkeit. Amen!

Text: Matth. 16, 13—19.

Da kam JEsus in die Gegend der Stadt Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer, sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei? Sie sprachen: Etliche sagen, du seiest Johannes der Täufer; die andern, du seiest Elias; etliche, du seiest Jeremias, oder der Propheten einer. Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, daß ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn. Und JEsus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Fels will ich bauen meine Gemeine, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und will dir des Himmelreichs Schlüffel geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein; und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein.

Ehrwürdige und geliebte Väter und Brüder in dem HErrn!

Hoch hebt in unseren Tagen der Antichrist zu Rom wieder sein Haupt empor. Er, von dem geweissagt ist: „Ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben. Und er that den Brunnen des Abgrunds auf. Und es ging auf ein Rauch aus dem Brunnen, wie ein Rauch eines großen Ofens: und es ward verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauche des Brunnens" - er erhebt jeßt wieder öffentlich und feierlich vor dem Angesichte der ganzen Christenheit in satanischer Frechheit den Anspruch: er allein besige ursprünglich die Schlüssel des Himmelreichs und von ihm allein fließe daher diese Macht erst auf die Kirche aus. Es ist daher, wenn irgend wann, ohne Zweifel jezt an der Zeit, daß wir lutherische Christen uns auf die Antwort besinnen, welche unsere Kirche, die Kirche der Reformation, auf die Frage gibt, wer denn eigentlich der ursprüngliche Inhaber der Schlüssel des Himmelreichs auf Erden sei, und daß wir diese Antwort aufs neue mit dem allein unfehlbaren Worte Gottes vergleichen.

Welche Antwort gibt nun unsere Kirche auf jene Frage? Am deutlichsten und ausführlichsten gibt sie dieselbe bekanntlich in den sogenannten Schmalkaldischen Artikeln. Nachdem sie daselbst vorerst dem Pabstthum gegenüber bezeugt und nachgewiesen hat, daß Petrus die Schlüssel einst nicht allein für seine Person empfangen habe, sondern im Namen aller Apostel, in deren aller Namen er ja geantwortet hatte, so thut unsere Kirche hierauf noch folgendes hochwichtige Bekenntniß:

„Ueber das muß man je bekennen, daß die Schlüssel nicht einem Menschen allein, sondern der ganzen Kirchen gehören und gegeben

daher, weil Gottes Wort undeutlich und mißverständlich wäre, sondern weil auch an Gottes Wort Glaubende nur zu oft, anstatt dem klaren Worte Gottes, ihrer Vernunft, ihrem Dünkel, ihrem Herzen, ihren Vorurtheilen, oder Menschenansehen folgen. Unsere Kirche singt daher:

Dein Wort steht wie ein' Mauer fest,
Welch's sich niemand verkehren läßt,
Er sei so klug er wolle.

Ich frage euch: Woher kommt es, daß die ganze reformirte Kirche nicht an die wesentliche Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im heiligen. Abendmahl glaubt? Sind Christi Worte: „das ist mein Leib, das ist mein Blut", nicht deutlich und klar? Woher kommt es, daß dieselben an die wiedergebärende und seligmachende Kraft der Taufe nicht glauben? Sind Christi Worte: „Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen; wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden“, nicht deutlich und klar? Woher kommt es, daß dieselben nicht an den allgemeinen göttlichen Gnadenwillen und an die allgemeine Erlösung Christi glauben? Sind die Worte Gottes: „Gott will nicht, daß jemand verloren werde; Christus JEsus hat sich selbst gegeben für alle zur Erlösung“, nicht deutlich und klar? Woher kommt es, daß dieselben nicht an Christi Allgegenwart nach seiner Menschheit glauben? Sind Christi Worte, die er noch im Stande der Erniedrigung sprach: „Niemand fähret gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder kommen ist, nemlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist", nicht deutlich und klar? Woher kommt es, daß viele, welche an Gottes Wort zu glauben bekennen, doch an die Freiheit der Christen von dem Gesez eines besonderen Sabbathtages nicht glauben? Ist das Wort Gottes: So lasset euch nun niemand Gewissen machen über Speise, oder über Trank, oder über bestimmten Feiertagen, oder Neumonden, oder Sabbather, welches ist der Schatten von dem, der zukünftig war; aber der Körper selbst ist in Christo", - sind diese Worte nicht deutlich und klar? Woher kommt es, daß jest viele leugnen, daß alle gläubige Christen des Neuen Testamentes die priesterliche Würde und damit ursprünglich alle priesterlichen Rechte, Aemter und Gewalten besißen? Ist das Wort Gottes: „Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthum, das heilige Volk, das Volk des Eigenthums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden deß, der euch berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht. Es ist alles euer", nicht deutlich und klar? Woher kommt es, daß viele jest nicht glauben wollen, daß die Gemeinde das leßte Gericht in der Kirche habe? Ist das Wort Christi: „Höret er die", nemlich auch mehrere, „nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht,

Das ist der heil'gen Schlüffel Kraft:
Sie bindt, und wieder ledig macht;
Die Kirch trägt sie an ihrer Seit,
Die Hausmutter der Christenheit.

Nicht das zwar also lehrt unsere Kirche, daß jeder Gläubige ein öffentlicher Prediger, ein Kirchendiener, ein Pastor, ein Pfarrer sei, aber sie lehrt, daß das Amt, welches nach Gottes Ordnung und Einseßung allein die Prediger öffentlich zu verwalten berufen werden, eine der ganzen Kirche, das ist, allen Gläubigen von Christo ursprünglich und unmittelbar verliehene und darum in denselben ruhende und wurzelnde, von ihnen untrennbare Macht sei.

Dieses ist denn auch schon die Lehre der alten Kirche vor Entstehung des Pabstthums gewesen. So schreibt z. B. der große Kirchenlehrer Augustinus noch im fünften Jahrhundert in seiner Schrift von der christlichen Lehre: „Wenn zu Petro gesagt wurde: ‚Dir will ich des Himmelreichs Schlüssel geben, so bedeutete er die ganze Kirche. In Petro hat die Kirche, welche auf Christum gegründet ist, von ihm (Christo) die Schlüssel des Himmelreichs empfangen.“ —

Doch, stimmt diese Lehre auch mit Gottes Wort? stimmt sie unter anderem auch mit unserem verlesenen Terte? Und ist sie auch so wichtig, daß wir um sie als um ein köstliches Kleinod mit allem Ernste zu kämpfen Ursache haben? Wohlan, dies nachzuweisen, das ist die Aufgabe, welche ich jezt mit Gottes Hilfe zu lösen gedenke; nemlich zu zeigen:

Wie richtig und wichtig die Lehre unserer Kirche sei, daß die Schlüffel des Himmelreichs weder Petro, noch irgend einer Amtsperson, sondern der Kirche der Gläubigen ursprünglich

Ich zeige euch also:

1. wie richtig, und

gegeben seien.

2. wie wichtig diese Lehre sei.

I.

Unseren Tert achtet bekanntlich oder erklärt doch der Antichrist zu Rom für die eiserne Mauer aller seiner antichristischen Ansprüche. Gibt es aber irgend einen Tert in der ganzen heiligen Schrift, der wie ein Donnerwort vom Himmel herab das ganze mehr als tausendjährige Gebäude des Pabstthums als einen Lügenbau offenbart, verurtheilt und zu Boden schmettert, so ist es gerade diese unsere verlesene Textstelle.

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