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selben. Da können ja weder treue Lehrer, noch treue Zuhörer es hindern, daß nicht falsche Lehrer und falsche Lehren in Kirche und Schule durch Wort und Schrift sich einschleichen, ja mit Gewalt eindringen sollten. Womit will man aber in der Freikirche sich entschuldigen, wenn in ihr der König der Wahrheit nicht allein das Scepter führt? Die furchtbare Verantwortung dafür liegt dann ganz allein auf ihr selbst. Jede Canzel in der Freikirche, von welcher falsche Lehre erschallt; jedes Schulhaus in der Freikirche, in welchem den Kindern anstatt der lauteren Milch des Evangeliums Gift eitler Menschenlehre eingeflößt wird; jedes Buch für Kirche, Schule und Haus, und jedes kirchliche Zeitungsblatt, welches in derselben nicht die unvermischte Wahrheit vertritt und nicht allen verführerischen Irrthum mit Ernst bekämpft: alles dies sind lauter Ankläger nicht nur der Freikirche im Ganzen, sondern jedes ihrer Prediger, jedes ihrer Schullehrer, jeder ihrer Gemeinden, ja, jedes ihrer Gemeindeglieder. O, meine Brüder! laßt uns darum um Gottes und um unserer Seligkeit willen in Absicht auf reine Lehre, das ist, in Absicht auf unverfälschtes Gotteswort, nicht gleichgiltig, oder doch träge und müde werden, mit Ernst dafür zu kämpfen, daß wir von diesem uns vertrauten Schaß auch nicht den kleinsten Buchstaben, auch nicht einen Tüttel verlieren, und laßt uns daran uns nicht ärgern, wenn, damit der König der Wahrheit allein unter uns herrsche, der äußerliche Friede immer und immer wieder gestört, ja geopfert und dabei selbst zuweilen Menschen an ihrer Ehre gekränkt werden, wir selbst aber darüber der Menschen Gunst und Freundschaft verlieren und deswegen als liebeleere Friedensstörer gehaßt, geschmäht und abgesondert werden. Damit erfüllen wir nur unsere erste und wichtigste Aufgabe. Wehe der Freikirche, welche nicht alles daran sezen will, daß sie eine in der Lehre goldreine Kirche sei und bleibe, sondern sich schon damit genügen läßt, doch noch immer besser, als die gedrückte Staatskirche, zu sein! Ihr gilt das erschreckliche an die Freikirche zu Laodicea gerichtete Wort des HErrn: Ach daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist, und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“

Doch, meine Brüder, dasselbe gilt auch in Absicht auf das Leben. Daß über die Staatskirchen, in welchen alle, die dem Staate angehören, darum auch zur Kirche gerechnet, ja, wohl mit Gewalt darin festgehalten worden sind, auch das Verderben im Leben wie ein unaufhaltsamer Bergstrom sich ergoß, das konnte nicht anders sein, auch dies lag schon in der falschen Verfassung derselben. Aber womit will sich eine Freikirche ent schuldigen, wenn in ihr die Lebenszucht darniederliegt? wenn in ihr unausgeführt bleibt das Wort des HErrn: „Sündiget dein Bruder an dir, so strafe ihn. Höret er dich nicht, so nimm noch einen oder zween zu dir.

Höret er die Gemeinde nicht,
Was ihr auf Erden binden.
Ihr sollt das Heiligthum

Höret er die nicht, so sage es der Gemeinde. so halte ihn als einen Heiden und Zöllner. werdet, soll auch im Himmel gebunden sein. nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen"? Womit will eine Freikirche sich ferner entschuldigen, wenn sie das Wort des Apostels nicht achtet: „Euer Ruhm ist nicht sein. Feget den alten Sauerteig aus! Thut von euch selbst hinaus, wer da böse ist. So jemand nicht gehorsam ist unserem Wort, den zeichnet an durch einen Brief, und habt nichts mit ihm zu schaffen"? Wehe der Freikirche, in welcher das unordentliche, lügnerische und betrügerische Wesen der Weltkinder ungestraft und ungehindert im Schwange geht und darauf etwa nur mit einem Eli'sEifer in der Predigt hingedeutet wird! Wehe der Freikirche, in welcher frei und ungezwungen die Verbündeten, Freunde, Mitmacher und Helfershelfer der gewissenlosen Welt, die offenbaren muthwilligen Uebertreter eines Gebotes Gottes, die Knechte eines Lasters, kurz, diejenigen, welche offenkundig auf die Stimme Christi, des HErren und Königs seiner Kirche, nicht hören, willige Aufnahme finden, oder doch ohne Rüge geduldet sind! Da wird der Segen der Kirchenfreiheit zum Kirchenfluche. Eine solche Freikirche ist nicht eine heilige Stadt auf hohem Berge, die weit hinein in die gottlose finstere Welt leuchtet, sondern eine hohe Schandsäule, um welcher willen der Name Christi und sein reines Evangelium gelästert wird unter den Heiden. Einer solchen Freikirche gilt daher das erschreckliche Wort des HErrn: Was verkündigest du meine Rechte, und nimmst meinen Bund in deinen Mund; so du doch Zucht hassest, und wirfft meine Worte hinter dich ?"

Wohlan, meine Brüder, laßt uns nicht, stolz und selbstgerecht auf die verderbten Staatskirchen herabsehend, unsere freie apostolische Verfassung zu einem Kissen der Sicherheit, Trägheit und Selbstüberhebung machen, sondern vielmehr mit heiligem Feuereifer darnach trachten, daß wir, Lehrer und Zuhörer, je vollständiger die Freiheit und Unabhängigkeit ist, die wir hier genießen, dieselbe daher auch zu Erhaltung reiner Lehre und zu Darstellung derselben in einem wahrhaft christlichen Leben um so treuer gebrauchen und nußen.

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Steht es um uns übel, sei es in der Lehre oder im Leben, so können wir dies sei noch zum Schluß bemerkt unsere weltliche Obrigkeit, so verderbt sie in unseren Tagen ist, darob nicht anklagen; sie ist hier wirklich, wie Jesajas geweissagt hat, eine Pflegerin und Säugamme auch unserer Kirche, denn sie schüßt uns hier ihrem Amte gemäß mächtig gegen alle äußere Gewalt, gegen die Blutgier des Antichrists und seiner Trabanten, wie gegen die Mordlust der Atheisten dieser lezten Abfallszeit! Darum, sollte jemals der unter uns gegenwärtig noch hellleuchtende Leuchter von seiner Stätte

gestoßen werden, so geschähe dies allein aus unserer eigenen großen, schweren, erschrecklichen Schuld.

Davor behüte uns Gott, unser himmlischer Vater, um JEsu Christi, des Königs der Wahrheit und Gnade, willen durch Regierung Seines Heiligen Geistes und erhalte uns Sein Wort und Sacrament rein und unver fälscht, uns und unseren Kindern und Kindeskindern, bis an das Ende der Tage. Amen.

Eilfte Predigt zur Eröffnung der Synode.

Gott, Du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt; wer böse ist, bleibet nicht vor Dir. Wohl siehest Du mit brünstiger Liebe und Erbarmen an den Elenden, der zerbrochenen Geistes ist und der sich fürchtet vor Deinem Wort, aber über den frevlen Sünder zündet Dein Zorn das Feuer an, das da brennet bis in die unterste Hölle. Auch Deine Kirche auf Erden soll daher eine Zeugin nicht nur Deiner Gnade, sondern auch Deiner Heiligkeit und Gerechtigkeit sein. Wohl soll darum auch sie alle Sünder in ihren Schoß aufnehmen, die da mühselig und beladen Deine Gnade suchend sich ihr nahen, aber sie soll weichen und sich absondern von denen, die sich Brüder und Schwestern nennen, und sich doch als Knechte der Sünde offenbaren.

O HErr, Du allerheiligster Gott, hilf denn, daß auch das Häuflein Deiner Bekenner, zu dem Du uns gesammelt und das Du mit Deinem reinen Wort begnadet und geschmücket hast, dies Dein Wort wieder schmücke und ziere durch heiliges Leben und heilige Zucht. Ach, bewahre uns, daß wir Deine Wahrheit und Gnade nicht zwar mit dem Munde bekennen, aber mit unseren Werken verleugnen und also Dein Name um unfertwillen gelästert werde unter Deinen Feinden; sondern stehe uns bei, daß wir mitten unter dem unschlachtigen und verkehrten Geschlechte dieser Zeit scheinen als Lichter in dieser Welt. Ja, hilf uns, HErr Gott Vater im Himmel, durch Deines Heiligen Geistes kräftige Wirkung um JEsu Christi, Deines eingebornen Sohnes, unseres einigen Mittlers und Fürsprechers, willen. Amen.

Text: 1 Kor. 5, 1-13.

Es gehet ein gemein Geschrei, daß Hurerei unter euch ist, und eine solche Hurerei, da auch die Heiden nicht von zu sagen wissen, daß einer seines Vaters Weib habe. Und ihr seid aufgeblasen, und habt nicht vielmehr Leid getragen, auf daß, der das Werk gethan hat, von euch gethan würde. Ich zwar, als der ich mit dem Leibe nicht da bin, doch mit dem Geist gegenwärtig, habe schon als gegenwärtig beschlossen über den, der solches also gethan hat: In dem

Namen unsers HErrn JEsu Christi, in eurer Versammlung mit meinem Geist, und mit der Kraft unsers HErrn JEsu Christi, ihn zu übergeben dem Satan, zum Verderben des Fleisches, auf daß der Geist selig werde am Tage des HErrn JEsu. Euer Ruhm ist nicht fein. Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig versäuert? Darum feget den alten Sauerteig aus, auf daß ihr ein neuer Teig seid, gleichwie ihr ungesäuert seid. Denn wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert. Darum lasset uns Ostern halten, nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schalkheit, sondern in dem Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit. Ich habe euch geschrieben in dem Briefe, daß ihr nichts sollet zu schaffen haben mit den Hurern. Das meine ich gar nicht von den Hurern in dieser Welt, oder von den Geizigen, oder von den Räubern, oder von den Abgöttischen; sonst müßtet ihr die Welt räumen. Nun aber habe ich euch geschrieben, ihr sollet nichts mit ihnen zu schaffen haben; nemlich, so jemand ist, der sich lässet einen Bruder nennen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber; mit demselbigen sollet ihr auch nicht essen. Denn was gehen mich die draußen an, daß ich sie sollte richten? Richtet ihr nicht, die da hinnen sind? Gott aber wird, die draußen sind, richten. Thut von euch selbst hinaus, wer da böse ist.

Ehrwürdige und geliebte Väter und Brüder in dem HErrn!

Zu den mancherlei jezt herrschenden falschen Vorstellungen von der Eigenthümlichkeit unserer evangelisch-lutherischen Kirche gehört auch diese, daß es unlutherisch sei, auf Kirchenzucht zu dringen; es sei dies vielmehr eine Eigenthümlichkeit der mehr geseßlichen sogenannten Reformirten Kirche; zu den Eigenthümlichkeiten der reinen evangelischen, lutherisch genannten, Kirche hingegen gehöre, daß diefelbe, alles Gewicht auf reine Lehre legend, Kirchenzucht, namentlich in Absicht auf das Leben, für ein Mittelding, jedenfalls für eine Sache von sehr geringer, untergeordneter Bedeutung ansehe.

Wahr ist nun allerdings: wir Lutheraner glauben, lehren und bekennen von Herzen: nicht Kirchenzucht, sondern allein das Wort Gottes macht die Kirche zur Kirche; nicht durch das Dringen auf frommes Leben, sondern allein durch die Predigt von Christo, durch die Freudenbotschaft, daß alle Sünder erlös't find, wird die Kirche geboren, gegründet und erhalten. Es ist auch ferner nicht zu leugnen, daß in unserer lutherischen Kirche seit ihrem sichtbaren Bestehen nur an wenigen Orten Kirchenzucht recht in Gang und Schwang gewesen ist. Ein Irrthum aber ist es, daß unsere Kirche Zuchtübung für etwas Gleichgiltiges und Unnöthiges ansehe. Wohl hat sie jenen Schwenkfeldischen Grundsay: „Daß keine rechte christliche Gemeinde sei, da kein öffentlicher Ausschluß oder ordentlicher Proceß des Bannes gehalten werde", *) in ihrem leßten Bekenntniß ausdrücklich als einen schwär merischen verworfen; allein sie erklärt zugleich unter anderem in der Apologie der Augsburgischen Confession: So wird auch von unseren Predigern. allezeit daneben gemeldet, daß die sollen verbannet und ausgeschlossen werden, die in öffentlichen Lastern leben, (in) Hurerei, Ehebruch und dergleichen;

*) S. Concordienformel, Art. 12.

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II.

Doch, Ehrwürdige und geliebte Väter und Brüder in dem HErrn, hierzu soll sich nach unserem Terte eine evangelisch - lutherische Gemeinde nicht nur des HErrn klar geoffenbarten Willen und Befehl, sondern auch der Seelen Heil und Seligkeit bewegen lassen. Und das ist es denn, wovon mir nun noch zweitens zu euch zu sprechen gestattet sein möge.

Viele meinen oder geben es doch als ihre Meinung vor, Kirchenzucht, namentlich wenn dabei bis zur Abweisung vom heiligen Abendmahl und bis zum Ausschluß aus der Gemeinde vorgeschritten werde, sei durchaus unevangelisch. Die Kirche solle ja nicht eine Gemeinschaft von Gesunden, sondern von Kranken, ein Hospital sein, nicht ein Reich von in sich selbst Gerechten, sondern von Sündern, ein Gnadenreich sein; wie nun Christus gekommen sei, nicht die Menschen zu richten und zu verderben, sondern zu begnadigen, zu suchen und selig zu machen, was verloren war, so sei dies auch der Beruf Seiner Kirche; wie Christus niemanden hinausgestoßen habe, der zu Ihm gekommen sei, wie Er im Gegentheil alle Sünder, auch die größten und tiefgefallensten, auf das freundlichste zu sich eingeladen und auf das gnadenvollste aufgenommen habe, so daß die Pharisäer es als einen Vorwurf wider ihn aussprachen: „Dieser nimmt die Sünder an“: so müsse auch die Kirche ihre Thüren niemanden verschließen, sondern weit aufthun, also auch die größesten Sünder mit Freuden aufnehmen, ja gerade die verstocktesten Sünder vor andern, da diese ja ihrer Hilfe am meisten bedürften; kurz, die Kirche dürfe niemand von sich stoßen, auf daß niemand verloren, sondern jedermann selig werde. — So großen Schein nun aber dieser Einwurf für die in Gottes Wort Unerfahrenen hat, so völlig unbegründet ist doch derselbe; denn weit entfernt, daß Kirchenzucht und Bann, wenn sie nach Gottes Wort in evangelischer Weise geübt werden, die Seelen verderben sollten, so ist es vielmehr gerade das Heil der Seelen, und zwar erstlich das Heil des in Zucht Genommenen selbst, zum anderen das Heil der anderen Glieder der Gemeinde, und endlich auch das Heil derer, die draußen sind, welches Kirchenzucht und Bann so nöthig macht und welches dieselben zu ihrem eigentlichen Endzweck haben.

"

Warum wollte Paulus den Blutschänder in den Bann gethan haben? -Er sagt es selbst in unserem Terte; nemlich erstlich um des Blutschänders selbst willen,,, auf daß“, spricht er, sein Geist selig werde am Tage des HErrn JEsu“, also um seines ewigen Heils willen. Diesen Endzweck hat aber Bann und alle Kirchenzucht immer. Der halsstarrige Sünder soll nicht darum vom Mahl der Gnaden abgewiesen werden, damit er der Gnade nicht theilhaftig werde, sondern damit er hier am Tisch des HErrn

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