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Zweite Predigt am Tage der Erscheinung Chrifti.

O HErr Gott, auch wir waren in unsern Vätern Fremde und außer der Bürgerschaft Deines Volkes, und Fremde von den Testamenten der Ver-heißung; aber obwohl Du uns nicht verheißen hattest, und wir Dich nicht suchten und nicht nach Dir fragten, hast Du uns doch gesucht und uns zu Bürgern mit Deinen Heiligen und zu Deinen Hausgenossen gemacht. D, so hilf nun, daß wir Dir dafür danken, daß wir uns Dir dafür mit Leib und Seele und mit Allem, was wir sind und haben, zum Opfer bringen. Vor Allem erwecke in uns einen herzlichen Eifer, für diejenigen zu sorgen, welche noch immer in Finsterniß und Schatten des Todes fißen. Nimm von uns alle Gleichgiltigkeit und Herzenskälte gegen ihre große Noth: gib uns Liebe zu ihren verlorenen Seelen, zeige uns Wege, ihnen zu helfen, und segne unser Werk zu ihrer Rettung. Dazu laß auch unsere heutige Feier dienen, um der Liebe willen, damit Du das Verlorne suchest. Amen! Amen!

Geliebte Brüder und Schwestern in Christo JEsu!

Erworben hat das Heil der Menschen der Sohn Gottes allein. Zu diesem Werk hat kein Mensch und kein Engel auch nur das Geringste beitragen können. Die Schrift sagt deutlich: „Es ist Ein Gott und Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen.“ „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden." Auch Christus selbst spricht: „Ich bin die Thür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden, und wird ein- und ausgehen, und Weide finden." Und an einer anderen Stelle: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich."

Während jedoch die Erwerbung der Seligkeit ein Werk ist, welches Gott allein ohne irgend eine Mittelsperson vollbracht hat, so findet hingegen in der Aneignung derselben das Gegentheil statt. Daß die Menschen der Seligfeit theilhaftig werden, dazu hat er sich von jeher der Menschen bedient, welche derselben schon theilhaftig geworden sind. Gott selbst war zuvor der erste Prediger, welcher den gefallenen Menschen die Botschaft brachte, daß ein Erlöser und Heiland in die Welt kommen werde, aber nach dieser ersten Verkündigung hat Gott den Menschen das Amt für immer übertragen, den Menschen einst Den, der da kommen sollte, und nun Den, der da gekommen

ist, zu verkündigen, und sie so des ewigen Heiles theilhaftig zu machen. Schon bei der Geburt des Enkels Adams, des Enos, heißt es daher: „Zu derselbigen Zeit fing man an zu predigen von des HErrn Namen“, und diese Weise, der Welt das Heil zu verkündigen, hat Gott behalten die ganzen viertausend Jahre hindurch, bis der Sohn Gottes selbst in der Welt erschien, um das Werk der Erlösung zu vollbringen. Nicht Gott selbst ging auf der Erde umher, um die Menschen zu seinem Gnadenreiche einzuladen; dies Amt verwalteten die Patriarchen und Propheten; ja, alles Volk, was die seligmachende Erkenntniß von seinen Vätern ererbt hatte, mußte dieselbe wieder seinen Kindern vererben, und allenthalben, wohin der HErr seine Gläubigen führte, da mußten sie als Zeugen auftreten von dem, was Gott an ihnen gethan habe, und der Welt den Rath Gottes zu der Menschen Seligkeit offenbaren.

In der Zeit des Neuen Testamentes hat nun Gott denselben Weg erwählt, die gefallene Welt der erworbenen Seligkeit wieder theilhaftig zu machen. Erst hat zwar auch der Sohn Gottes, so lange er im Fleische wandelte, die Menschen wieder selbst in sein Himmelreich berufen; aber er ist endlich nach dreijähriger Verwaltung des Predigt-Amtes in seine Herrlichkeit zurückgekehrt, hat der Welt seine sichtbare Gegenwart entzogen, und hat nun seiner Kirche den Befehl hinterlassen: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Creatur, lehret alle Heiden und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes." Dieser Befehl geht nun hauptsächlich diejenigen an, welche den besonderen Beruf haben, das Evangelium zu predigen und die heiligen Sacramente zu verwalten, doch sind von diesem Befehle auch die andern Christen nicht ausgeschlossen. Deutlich sagt St. Petrus zu den Christen im Allgemeinen: Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthum, das heilige Volk, das Volk des Eigenthums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden deß, der euch berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht." Ferner schreibt Jakobus an alle christlichen Brüder: Wer jemand bekehrt, der soll wissen, daß wer den Sünder bekehrt hat von dem Irrthum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen, und wird bedecken die Menge der Sünden."

Hieraus sehen wir: ein Missionär soll eigentlich ein jeder gläubige Christ sein, d. h. ein Jeder hat die Pflicht, alles zu thun, was er in seinem Beruf und Stand vermag, auch Anderen das Kleinod der seligmachenden Erkenntniß zu bringen, welches er schon gefunden hat. Daher spricht Christus ausdrücklich: „Wer an mich glaubt, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen." Wer das Heil erlangt hat, dem ist damit auch das Heil seiner Brüder, ja das Heil der ganzen Welt auf sein Herz und Gewissen

gelegt. Wer aus dem geistlichen Tode zum geistlichen Leben erwacht ist, der soll nun auch Andere wieder aus dem Tode zum Leben erwecken.

Wir dürfen freilich nicht glauben, als bedürfe Gott der Menschen; nein, aber es ist so seine heilige, weise und selige Ordnung, daß alle Menschen, wie sie eine große leibliche Familie sind, deren spätere Geschlechter von den früheren abstammen, so auch eine große geistliche Familie seien, deren jüngere Glieder von den älteren gezeugt sind. Darum sagt St. Paulus im Namen aller Gläubigen von der Kirche: „Die ist unser aller Mutter“, und darum stellt Christus seine Kirche in den verschiedenen Zeiten und Ländern nicht als eine Anzahl von mehreren Bäumen dar, sondern vergleicht sie einem einzigen Baume, der aus einem kleinen Samenkorn hervorgekeimt ist, durch alle Jahrhunderte hindurch aber immer höher wächst und endlich sich so weit ausbreitet, daß die Vögel unter dem Himmel kommen und unter seinen Zweigen wohnen.

So ist es nun klar, meine Brüder und Schwestern: wer unter uns ein gläubiger Christ und ein lebendiges wahres Glied der Kirche Christi sein will, der muß auch anerkennen, daß er damit auch den Beruf, das Amt, die Pflicht, die Schuldigkeit habe, mitzuwirken, daß auch alle diejenigen zum Lichte der seligmachenden Erkenntniß kommen, welche noch in Finsterniß und Schatten des Todes sizen. Wie gern, wie willig wir nun diesen unsern Beruf erfüllen sollen, davon laßt mich jest weiter zu euch reden.

Text: Jes. 60, 1–6.

Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HErrn gehet auf über dir. Denn siehe, Finsterniß bedeckt das Erdreich, und Dunkel die Völker; aber über dir gehet auf der HErr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir. Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln, und die Könige im Glanz, der über dir aufgehet. Hebe deine Augen auf, und siehe umher: Diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen, und deine Töchter zur Seite erzogen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meere zu dir bekehret, und die Macht der Heiden zu dir kommt. Denn die Menge der Kameele wird dich bedecken, die Läufer aus Midian und Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen, und des HErrn Lob verkündigen.

"

„Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HErrn gehet auf über dir", so ruft der Prophet Jesaias in dieser herrlichen Weissagung der Kirche des Neuen Testamentes oder allen gläubigen Christen zu. Was fordert er wohl mit diesem Aufrufe? Er will sagen: Ihr Christen, auf, auf, stecket das Licht, das ihr habt, nicht unter den Scheffel, stellet es auf einen hohen Leuchter, und laßt es so hell entbrennen, daß es weithin leuchte in alle Lande und seine Strahlen werfe unter alle noch umnachteten Völker. Die Aufforderung

des Propheten geht also mit Einem Worte dahin, daß die gläubigen Christen dafür sorgen, daß auch diejenigen, welche das Evangelium noch nicht haben, dasselbe hören, und auch des allen Menschen erworbenen Heiles theilhaftig werden. Laßt mich daher jezt die Frage beantworten:

Was soll uns bewegen, dem an die christliche Kirche gerichteten Zurufe: „Mache dich auf, werde Licht“, willig und freudig zu folgen?

Ich antworte, uns soll dazu bewegen:

1. daß noch Millionen Finsterniß und Dunkel deckt;
2. daß hingegen uns ein so seliges Licht aufgegangen
ist; und endlich:

3. daß Gott so deutlich verheißen hat, daß unsere Be-
mühungen für jene Unglücklichen nicht vergeblich
sein sollen.

I.

„Denn siehe, Finsterniß bedeckt das Erdreich, und Dunfel die Völker." Das ist der erste Grund, durch welchen der Prophet Jesaias in unserm Terte die christliche Kirche aufzumuntern sucht, seiner Aufforderung: „Mache dich auf, werde Licht", willig und freudig zu folgen.

Man sollte freilich meinen, daß dieser Grund wohl für die ersten Christen von großer Wichtigkeit gewesen sein müsse, aber jezt, nachdem seit der Erscheinung des Heilandes in der Welt schon 1800 Jahre verflossen, und die Sonne seines Evangeliums über der ganzen Welt aufgegangen sei, jezt werde man ja wohl nicht mehr sagen und klagen können: „Siehe, Finsterniß bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker." Aber leider gilt dieser Klage- und Wehe-Ruf heute noch, wie vor 1800 Jahren.

Ich will davon schweigen, daß es mitten in der Christenheit wieder fast allenthalben so finster geworden ist, als seien alle Sterne der Gnade am Himmel der Kirche untergegangen; ich will davon schweigen, denn die Finsterniß in der Christenheit kommt nicht daher, weil über ihr die Sonne des Evangeliums nicht brennte, sondern weil sie muthwillig ihre Augen dagegen verschließt, das himmlische Licht Finsterniß schilt, und nur in dem Scheine der trüben Lampen ihrer Vernunft wandeln will.

Aber ach, wie viele gibt es noch, denen das Licht des Evangeliums noch gar nicht aufgegangen ist! Blicken wir nach dem mittlern und östlichen Asien, in das Innere von Afrika, nach Australien und auf die zahllosen Inseln des stillen Meeres, so sehen wir, daß noch die größten, und zum Theil schönsten Flächen des Erdballs in die Nacht des Heidenthums eingehüllt sind. Selbst

unser neues, schönes Vaterland zählt noch mehr denn 100,000 heidnische Bewohner, ja selbst das mit mehr als einem Jahrtausend hochbegnadigte christliche Europa im Osten, und das einst mit dem Evangelio so überreich gesegnete westliche Asien und nördliche Afrika ist noch von Millionen Anbetern jenes falschen Gottes erfüllt, den Muhamed gepredigt hat. Von

den ungefähr tausend Millionen, die die Erde bewohnen, mögen ungefähr sechshundert Millionen, also zwei Drittheile, noch ohne das Licht des Evangeliums sein.

Sie haben alle mit uns Einen Gott im Himmel, der ihr Vater sein will, aber sie wissen es nicht, denn Niemand hat es ihnen gepredigt. Sie haben alle mit uns einen Heiland, aber sie wissen es nicht, denn Niemand hat es ihnen verkündigt. Sie sind alle wie wir, mit Gott versöhnt, aber sie wissen es nicht, denn Niemand hat es ihnen offenbart. Ihrer aller Sünden find getilgt, aber sie wissen es nicht, denn Niemand hat es ihnen verkündigt. Sie sind alle zum ewigen Leben und zu ewiger Gemeinschaft mit Gott bestimmt, aber sie wissen es nicht, denn Niemand hat es ihnen gesagt. Ihnen allen ist das Paradies wieder aufgeschlossen im Himmel und auf Erden, aber sie wissen es nicht, denn Niemand hat sich ihrer erbarmt, der ihnen diese Botschaft gebracht hätte. Sie wissen es nicht, woher sie kommen, und wohin sie gehen; vergeblich fragen sie: Was ist Wahrheit? Die Antwort auf diese Frage können sie nimmer finden.

Sie haben ein fühlendes Herz wie wir, das sich sehnet nach vollkommenem Glücke, nach Ruhe, nach Frieden, den diese Welt und all' ihre Herrlichkeit keinem Menschen geben kann, aber sie wissen nichts von Dem, der die Mühseligen und Beladenen zu sich ruft, sie erquickt und ihnen Ruhe und Frieden gibt für ihre Seelen. Sie sind Sünder wie wir, das Dichten und Trachten ihres Herzens ist böse von Jugend auf, aber sie haben keine Kraft, der Sünde zu widerstehen, sie leben in allen Sünden und Greueln, die Eltern morden ihre Kinder und verkaufen sie in Sclaverei, die Kinder schlagen ihre alten abgenüßten Eltern todt. Mord, Unzucht, Diebstahl, Lug und Trug, die schändlichste Abgötterei geht bei ihnen im Schwange. Millionen von ihnen sind arm auch an irdischen Gütern, aber sie wissen nichts von einem Vater im Himmel, in dessen Schooß sie alle ihre Sorgen werfen könnten, denn er sorge für sie. Millionen von ihnen werden gedrückt von unaussprechlichen Leiden dieser Zeit, sie seufzen auf ihren Siechbetten, sie gehen seufzend und weinend durch das Jammerthal, die Erde ist für sie ein Vorhaus der Hölle, aber sie haben den Trost nicht, daß sie, die hier mit Thränen säen, dort mit Freuden ernten sollen. Millionen unter ihnen. leben verfolgt und verstoßen, dahingegeben der Wuth ihrer Feinde, aber sie können nicht sagen: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“ Millionen

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