ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

der Priester die Gewalt der Himmelsschlüssel als sein ausschließliches Privilegium zu verwalten und der Laie die Seligkeit als eine Gnade der Geistlichkeit zu erwarten und von ihr zu erkaufen hatte.

Petrus spricht zu den Christen: „Ihr seid das königliche Priesterthum“; nun aber wurde die Priesterwürde ihnen genommen und allein die Geweihten des Pabstes für Priester erklärt. Paulus ruft den Christen. zu: „Die ihr geistlich seid“; nun aber wurde der gemeine Christenstand für einen unreinen, weltlichen erklärt, und nur die Pfaffen hießen die Geistlichen und nur der Pfaffen- und Mönchsstand geistlich und göttlich. Paulus fordert die Christen auf: Richtet ihr, was ich sage", und im ersten apostolischen Concilium zu Jerusalem hatten Laien Siß und Stimme; nun aber wurde dieses Recht, über die Lehre zu urtheilen und in den Concilien mit zu reden, ihnen geraubt und nur den Bischöfen gestattet; ja, das Christenvolk wurde für das Volk erklärt, das verflucht ist und nichts vom. Gesez weiß, während der Pabst brüllte: „Wenn er auch die Christen zu ganzen Scharen mit sich in den Abgrund der Hölle risse, so dürfte doch niemand ihn darob zur Rede seßen und sagen: Was machst du?"" Christus spricht zu den Juden, wie viel mehr zu seinen gläubigen Christen: Forschet in der Schrift"; nun aber wurde das Lesen des Wortes Gottes unter Androhung großer Strafe verboten, die Erfüllung dieser theuren. Pflicht für ein Verbrechen und die Laienchristen ausdrücklich für die Säue und Hunde erklärt, denen man das Heiligthum und die Perlen nicht vorwerfen dürfe. Als zur Zeit der Apostel ein Apostel an des Verräthers Stelle, und in der Gemeine zu Jerusalem die Diakonen gewählt werden sollten, da forderten die Apostel die Brüder oder das Christenvolk zur Wahl auf; nun aber wurden die Kirchendiener nur von Pabst und Bischöfen gewählt, der Laie mußte schweigen und den ihm Vorgesetzten als seinen Herrn erkennen und annehmen. Christus spricht zu seinen Christen: „Einer ist euer Meister, Einer ist euer Vater“; nun sprach der Pabst: Ich bin euer Meister und euer Pabst, d. i. der Vater aller Christen. Paulus spricht zu den Christen: „Nicht daß wir Herren seien über euren Glauben; nicht sage ich, daß ich etwas gebiete"; und Petrus ruft daher den Kirchendienern zu: „Nicht als die über das Volk herrschen“; nun aber rief Pabst, Bischöfe und Priester den Christen zu: Wir wollen, befehlen und gebieten, und was wir zu thun und zu glauben euch vorschreiben, das müßt ihr thun und glauben, oder im Bann sterben als Verfluchte Gottes und Kezer. Christus gibt das lezte Gericht seinen Christen und spricht: „Sage es der Gemeine; hört er die Gemeine nicht, so halte ihn für einen Heiden und Zöllner“; nun riefen die Kirchentyrannen: Die Kirche sind wir; der Bann ist in unserer Hand; wer uns nicht hört, ist ein Heide und Zöllner. Christus

spricht zu allen Communicanten: „Trinket alle daraus"; nun aber wurde der Laie des heiligen Kelches für unwürdig erklärt und dieser allein den geweihten Dienern des Pabstes gereicht. Paulus sagt von der Gemeinde der Christen: Das ist die Freie, die ist unser aller Mutter"; nun aber wurde sie eine dienstbare Magd des Pabstes und eine Sclavin seiner Priester. Paulus ruft endlich den Christen zu: „Es ist Alles euer; ihr aber seid Christi"; nun aber schrie Pabst, Bischöfe, Priester und Mönche: Es ist Alles unser und ihr uns gegeben; nun galt die Kirche für ein Schiff, in welchem nur Geistliche und Mönche sich befänden, durch deren Amtsherrlichkeit und Verdienste allein der Laie noch mit in den Himmel genommen werden könne.

Es kam endlich dahin, daß es schien, als habe Gott die Kirche nur darum gestiftet, damit die Priester und Bischöfe ein Reich hätten, in welchem fie angebetet werden, und hier alle Herrlichkeit der Erde und dort alle Herrlichkeit des Himmels genießen könnten. Es kam endlich dahin, daß selbst Verehrer des Pabstes erklärten, wo Luther nicht gekommen wäre, so würden endlich die Pfaffen alles Gut der Welt an sich gebracht und alle Christen zu ihren Lehensleuten und Leibeigenen gemacht haben. *) Es kam endlich dahin, daß selbst das der römischen Kirche treu ergebene Volk, wie der papistische Geschichtsschreiber Surius erzählt, das Sprichwort im Munde führte: „Was ist nun für ein Wesen? Wir mögen nicht vor den Pfaffen genesen“; ja, daß selbst ein Erzbischof, Matthäus Lange, noch zu Augsburg im Jahre 1530 Melanchthon auf seine Vorschläge erwiderte: Ach, was wollt ihr doch an uns Pfaffen reformiren! Die Pfaffen sind nie gut gewesen.“

Ach, meine Theuren, wer sich daher davon überzeugen will, wohin Priesterherrschaft endlich führt, der lese die Geschichte des Pabstthums; und er wird mit Entseßen sehen, daß nichts so greulichen Schaden gethan, nichts mehr die Kirche der Gnade und des Lebens in eine Mördergrube verwandelt, nichts mehr der Christenheit die Früchte der Erlösung geraubt, nichts mehr Christum ausgerottet und Millionen mit sich in den Abgrund der Hölle gerissen hat, die Christus mit seinem Gottesblute erkauft und getauft hat, als die, aller Flüche Gottes und der Menschen würdige Herrschaft der Priester.

*) Der selige Spener schreibt in seinem „Glaubenstrost“: „Mir ist von vornehmen Papisten bekannt, die selbst in Gegenwart vornehmer ihrer Geistlichen bekannt, sie hätten ebensowohl dem Luther viel zu danken; denn so der nicht gekommen wäre, würden die Geistlichen den Adel, die Bürger und Bauern endlich genöthigt haben, Haberstroh zu essen!" (Theil II, Seite 522.)

III.

Doch, meine Theuren, wir wenden uns nun hinweg von diesem grauenhaften Bilde und thun nun zum Beschluß noch einen Blick auch auf die Hilfe, welche Gott vor dreihundert Jahren den geknechteten, gequälten, unter den Schlägen ihrer geistlichen Tyrannen an Leib und Seele blutenden und seufzenden Christen verschafft hat, indem ich noch mit Wenigem euch darstelle: wie durch die Reformation dieses ungöttliche, tyrannische Kirchenregiment wieder gestürzt, den Christen ihre Freiheit wieder errungen und dieselbe nun ein theures Kleinod unserer Kirche geworden ist.

Es hat, meine Lieben, nie eine Zeit gegeben, in welcher das Pabstthum nicht angefochten worden wäre. Viele Kaiser, Könige und Fürsten, viele Lehrer in Kirchen und Schulen und andere Zeugen der Wahrheit, ja, ganze allgemeine Kirchenversammlungen unternahmen es, die immer furchtbarer werdende Macht der römischen Hierarchie zu erschüttern und zu brechen. Aber immer waren alle Angriffe auf diesen tausendjährigen Bau vergeblich gewesen. Unter allen Anläufen und Bestürmungen, die sie erfahren hatte, war sie, wie ein Giftbaum, nur von Jahrhundert zu Jahrhundert immer tiefere Wurzeln schlagend, gewachsen und endlich zu einem millionenarmigen und tausendköpfigen Ungeheuer geworden, welches jeden, der sich ihm angreifend nahte, zermalmte und verschlang, während Millionen, aus Sorge, wider Gott, wider die heilige Kirche und das göttliche Amt zu streiten und des ewigen Heils verlustig zu gehen, auch kein Wörtlein wider ihre geistlichen Dränger zu reden sich erkühnten.

"

Was that nun Luther, der arme, elende, wehrlose Mönch? In bitteren Nöthen seiner mit Verzweiflung ringenden Seele hatte er endlich seine Zuflucht allein in dem Verdienste JEsu Christi gesucht und darin Trost, Gewißheit, Ruhe, Friede und Freude im Heiligen Geiste gefunden. Und das predigte er nun in den Jammer seiner Zeit hinein mit lauter, unerschrockener Stimme. Es ist Alles euer", rief er, durch eigene selige Erfahrung gelehrt, mit Paulo allen Gläubigen zu. Schon im 37. Saße jener be kannten 95 Säße bezeugte er der Christenheit: „Ein jeder wahrhaftiger Christ, er sei lebendig oder todt, ist theilhaftig aller Güter Christi und der Kirche aus Gottes Geschenk, auch ohne Ablaßbriefe." Und diese Lehre von der Gerechtigkeit und Seligkeit allein durch den Glauben legte er nun allen anderen Lehren zu Grunde; an dieser Lehre prüfte er nun alles; bei dieser Lehre blieb er und er predigte sie mit jedem Jahre immer klarer, immer deutlicher, immer mächtiger und gewaltiger. Und siehe! er hatte selbst nicht geahnt, welch' ein lebendig machendes und zugleich alles Ungöttliche verzehrendes Feuer er damit angezündet hatte. Mit dem Worte: „Es ist

Alles euer“, die ihr glaubet! hatte er nicht nur das rechte Brod des Lebens, die rechte Freudenbotschaft gefunden, die alsbald in Millionen betrübte, gequälte, seufzende und schmachtende Herzen drang, den allmächtigen Gottesruf, der alsbald Millionen Todte ins Leben rief, Millionen Schwache stärkte, Millionen Zweifelnde gewiß machte und Millionen am Rande der Verzweiflung Stehende mit Trost und Hoffnung des ewigen Lebens erfüllte: der Artikel: „Es ist Alles euer", die ihr glaubet! war zugleich der goldene Ring, an welchem Luther die ganze große Kette der reinen evangelischen Lehre wieder hervorzog; das Wort: „Es ist Alles euer“, die ihr glaubet! war das Licht, in dessen Strahlen das, lange Jahrhunderte verborgen gewesene, Geheimniß der Bosheit vor den Augen Aller, die nur sehen wollten, nun bloß und entdeckt lag; dieses Wort war der Stein aus der Davidsschleuder des Wortes Gottes, der den Riesen, welcher dem christlichen Israel so lange Hohn gesprochen, traf und wie mit Einem Schlag sein tyrannisches Regiment über die Herzen, Seelen und Gewissen der Christen stürzte und den Christen ihre selige Christenfreiheit wiedergab. „Es ist Alles euer“, die ihr glaubet! dies war der Donner Gottes, vor welchem die Priester, die bisher mit ihren Amtsprivilegien wie ein Cherub mit hauendem Schwert vor der Pforte des Paradieses der Gnade gestanden und sich zwischen Christum und die Christen gedrängt hatten, erschrocken fliehen mußten. Und siehe, so ist denn das Wort: Es ist Alles euer", die ihr glaubet! die kurze Summa unseres Kirchenbekenntnisses geworden; mit strahlender Schrift leuchtet es auf der Flagge unseres evangelischen Kirchenschiffes.

Wohlan, meine theuren Brüder im Amte, dies Wort sei und bleibe denn auch unsere Losung. Nichts bewege uns, dieses Kleinod unserer Kirche wieder hinzugeben und dieses Banner unserer Väter zu verlassen. Mögen immerhin Tausende und aber Tausende die hiermit gepredigte Christenfreiheit in muthwilligem Mißverstand mißbrauchen zu ihrem eigenen Verderben: das bewege uns nicht, so wenig als den heiligen Paulus, den wahren Christen zu verschweigen, was sie in Christo besigen. Und mögen unsere Gegner uns beschuldigen, daß wir damit dem hiesigen Freiheitsschwindel Vorschub leisten; wir thun dies damit so wenig, so wenig ein Paulus die Heiden in ihrem Sündenleben bestärkte, indem er ihnen die freie Gnade Gottes in Christo verkündete, und nun von Ruchlosen hören mußte: Also lasset uns Böses thun, auf daß Gutes daraus komme!

Euch aber, ihr theuren Brüder und Schwestern im Glauben, rufe ich zu: Erkennet, was ihr in Christo habet; und wäre es möglich, daß wir, eure Prediger, dieses Kleinod veruntreuen könnten, so machet getrost Gebrauch von den euch theuer erworbenen Rechten; denn, und ob die Welt darob

bersten und die Hierarchen darob Zeter schreien wollten, es ist und bleibt ewig wahr und wird und muß allen wahrhaft Gläubigen gepredigt werden. zu Christi Ehren: Es ist Alles euer; ihr aber seid Christi!" Darum bestehet denn in der Freiheit, damit euch Christus befreiet hat, und laßt euch nicht wieder in das knechtische Joch fangen. Amen.

Predigt über 2 Kor. 5, 14. 15.

Gnade sei mit euch, und Friede von Gott, unserem Vater, und dem HErrn JEsu Christo. Amen.

In demselben herzlich geliebte Zuhörer!

Wir halten, daß, so Einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben." So schreibt der heilige Apostel Paulus in seinem 2. Briefe an die Corinther im 5. Capitel im 14. Vers. Dieser Vers ist ohne Zweifel der klarste und saft- und kraftvollste Auszug des ganzen Evangeliums, der sich irgendwo in den Büchern des Alten und Neuen Testamentes findet. Er ist auch zugleich ein wahrer Schlüssel des Evangeliums. Denn wer den Sinn dieses Spruches recht gefaßt hat, der hat damit das rechte Licht über das, was das Evangelium eigentlich ist; daß es nemlich eine Freudenbotschaft ist nicht blos für diesen und jenen, sondern für alle Menschen, für die ganze Welt.

Bedenket: der Apostel spricht, von Christo redend: „Wir halten, daß, so Einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben." Hiermit sagt der Apostel nicht nur unbestimmt, daß Christus in einem gewissen Sinne für alle gestorben sei, sondern auch, was das sagen wolle. && könnte nemlich Einer denken (und die Rationalisten lehren das auch wirklich), Christus sei nur in dem Sinne für alle gestorben, daß er allen Menschen zu Nuß und Frommen für seine Lehre gestorben sei; denn damit habe er allen Menschen ein Beispiel gegeben, wie auch sie lieber alles über sich ergehen lassen sollten, als Tugend und Wahrheit verlassen und verleugnen. Aber nein, will der Apostel mit jenen Worten sagen, das ist nicht die eigentliche Kraft und Bedeutung des Creuzestodes Christi, sondern dies: Christus ist so für alle gestorben, daß es nun vor Gott ist, als ob alle selbst gestorben wären; das Sterben Christi für alle ist also ein stellvertretendes, ein Sterben an der Stelle, anstatt aller Menschen und darum ein ihre Sünden versöhnendes und tilgendes gewesen. Es hat damit die Bewandniß wie mit einer Schuldbezahlung;

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »