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bloße Einbildung gewesen sei. Können andere allerlei gute Werke aufweisen, großen Eifer im Gebet und im Treiben des Wortes Gottes, merken sie nicht, daß sich die Sündenlüste bei ihnen regen, meinen sie in einem frommen Leben Fortschritte gemacht zu haben: dann sind sie fröhlich, und glauben fest, daß sie bei Gott in Gnaden stehen; werden sie aber zu anderer Zeit gedrungen, zu gestehen, daß es mit ihrer Heiligung nicht recht vorwärts gehen will, spüren sie ihres Fleisches Trägheit in den Uebungen der Gottseligkeit, erfahren sie an sich, daß ihr Herz noch immer eine Quelle böser Gedanken und Begierden ist: dann verzagen sie an ihrem Gnadenstand und denken, es sei mit ihnen verloren. Werden endlich noch andere von angesehenen Christen oder von ihren Seelsorgern für gute Christen gehalten und erklärt, so gibt ihnen das auch ohne Beweis aus Gottes Wort eine große Ruhe; sehen sie aber, daß angesehene Christen an ihnen irre werden, und sie nicht mehr für rechte Christen halten: dann ist alle ihre Ruhe und Gewißheit dahin. Solche Christen sind in einem recht beklagenswerthen Zustand. Bald sind sie muthig, bald ringen sie mit Verzweiflung; sie schweben gleichsam fort und fort zwischen Himmel und Hölle.

Aber woher kommt dies alles? - Allein daher, daß sie ihren Glauben nicht allein auf Gottes Wort gründen. Sie sind dem Petrus auf dem Meere gleich, der, so lange er allein auf Christum, der ihn zu sich gerufen hatte, sah, auf dem Meeresspiegel wie auf festem Boden gehen konnte, sobald er aber nicht mehr allein Christum, sondern auch den starken Wind ansah, der sich erhob, anfing zu sinken und erschrocken auszurufen: „HErr, hilf mir!“

Oso merket euch denn, meine Lieben: wollt ihr einen Glauben haben, wie er sein soll, einen festen, beständigen Glauben, so ist kein anderes Mittel, als daß ihr außer Gottes Wort alles aus den Augen thut, daß ihr nicht sehet, weder auf eure guten, noch auf eure bösen Werke, weder auf eure Würdigkeit, noch auf eure Unwürdigkeit, weder auf euer freudiges und füßes, noch auf euer trauriges und bitteres Gefühl, weder auf das Urtheil der Christen, noch der Unchristen, so sie ohne Gottes Wort kommen, kurz, auf nichts, als auf das Wort. Und wenn euch dann noch euer eigenes Herz verdammte, so müßt ihr sprechen: Mein liebes Herz, du bist mein Richter nicht, sondern Gottes Wort; es stehet aber geschrieben: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden“, darauf verlasse ich mich, das kann mich nicht betrügen; und ob mein Herz spräch lauter nein, dies Wort soll mir gewisser sein; denn das ist Gottes Wort, der nicht ein Mensch ist, daß er lüge, noch ein Menschenkind, daß ihn etwas gereue. D, meine Lieben, wer seinen Glauben also allein anf Gottes Wort gründet, der hat einen auf einen Felsen gegründeten Glauben, den kein Sturm umstoßen, keine Fluth hinwegspülen kann. In aller Anfechtung und selbst im Tode spricht er triumphirend:

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Aus Gnaden! dies hör Sünd und Teufel,
Ich schwinge meine Glaubensfahn'

Und geh getrost troß allem Zweifel
Durchs rothe Meer nach Canaan.

Ich glaub, was JEsu Wort verspricht,

Ich fühl es oder fühl es nicht.

III.

Doch, meine Lieben, ein Glaube, wie er sein soll, offenbart sich endlich auch durch die Früchte, die er bringt. Und darüber laßt mich nun noch drittens einiges Wenige hinzusehen.

Welche Glaubensfrucht erblicken wir an dem Hauptmann zu Capernaum? Die erste, die an ihm wie ein christlicher Ordensstern leuchtet, ist die Liebe; denn er bittet nicht für sich, sondern thut eine Fürbitte, und zwar nicht für Seinesgleichen, nicht für einen angesehenen Freund, nicht für ein eignes Kind, sondern für seinen Knecht. Derselbe war gichtbrüchig, litt große Qual und rang bereits mit dem Tode. Dies ging dem Hauptmann so nahe, als ob es sein eigner Sohn wäre, ja, seines Knechtes Noth achtet er wie seine eigene. Besonders merkwürdig aber ist hierbei, daß er ein Hauptmann war, also zu den Soldaten gehörte, unter denen man sonst nichts weniger, als eine zärtliche Liebe, am wenigsten gegen ihre leibeignen Knechte findet. Lukas berichtet uns aber noch mehr von dem Hauptmann. Die Aeltesten der Juden, berichtet er, gaben ihm vor Christo auch das herrliche Zeugniß: „Er ist es werth, daß du ihm das erzeigest, denn er hat unser Volk lieb, und die Schule hat er uns erbaut." Hieraus sehen wir: der Hauptmann liebte seinen Knecht nicht etwa nur, weil er ihm nüglich war; nein, seine Liebe war eine uneigennüßige: denn er liebte auch, wie wir hier hören, obgleich er ein Heide war, das jüdische Volk, was seinen Grund nicht in irgend einem eigenen Vortheil, sondern keinen anderen Grund haben konnte, als weil er zu der Ueberzeugung gekommen war, daß dieses Volk das Volk Gottes, die wahre Kirche sei, weil er also Gott, sein reines Wort und seine wahre Kirche liebte. Und seine Liebe war auch nicht eine müßige, er liebte nicht mit Worten, noch mit der Zunge, sondern mit der That und mit der Wahrheit, indem er den Juden sogar aus seinen eigenen Mitteln eine zum Treiben des Wortes Gottes bestimmte Schule erbaute.

Sehet da die Früchte, welche ein Glaube, wie er sein soll, trägt. Wenn ein solcher Glaube im Herzen ist, da offenbart er sich vor allem durch eine zärtliche Liebe gegen jedermann. Da liebt man nicht nur seine Blutsverwandten und Freunde, sondern auch seine Feinde, nicht nur seine reichen. Wohlthäter, sondern auch den von der Welt verachtetsten leibeignen Knecht, wie sich selbst, ist ihr täglicher Fürbitter bei Gott, nimmt sich ihrer Noth wie

seiner eigenen an und thut ihnen Gutes nach allem seinem Vermögen. Wo aber ein rechter christlicher Glaube, wie er sein soll, ist, da offenbart er sich endlich auch durch Liebe zu Gott, zu seinem Wort, zur wahren Kirche, nemlich durch Liebe zu denen, welche den rechten Glauben bekennen, und opfert gern etwas von seinen irdischen Gütern dafür, daß Kirchen und Schulen erbaut und das Reich Gottes befördert und ausgebreitet werde.

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Welche gar keine solche Liebe haben, die haben auch gar keinen Glauben, und von solchen lesen wir in unserem Tert die schrecklichen Worte: „Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sißen; aber die Kinder des Reichs“, d. i. die äußerlichen Glieder der rechtgläubigen Kirche, werden ausgestoßen in die äußerste Finsterniß hinaus, da wird sein Heulen und Zähnklappen." Die aber, welche zwar Liebe haben, aber eine schwächliche, gebrechliche, sieche und kranke Liebe, die haben auch nur einen schwächlichen, gebrechlichen, fiechen und kranken Glauben. Wohl ist es nun, meine Lieben, schon eine große Gnade, einen, wenn auch noch so kleinen und schwächlichen, Glauben zu haben; aber wie leicht kann ein bloßes glimmendes Glaubensfünklein durch eine Sturmfluth der Anfechtung ausgelöscht werden! — Auf denn, ihr Gläubigen, die ihr feststehen wollt auch am bösen Tage, suchet nicht nur eure Armuth und Christi Reichthum immer besser aus Gottes Wort zu erkennen und die Gewißheit eures Gnadenstandes allein auf die Verheißungen des Evangeliums und der heiligen Sacramente zu gründen, sondern bittet auch mit den heiligen Aposteln fleißig: „HErr, stärke uns den Glauben!" und lasset in solchem Glauben nicht ab. So wird euch Gott erhören, euch gesund und stark im Glauben machen und euch helfen, daß ihr des Glaubens Ende, der Seelen Seligkeit, erreichet. Amen.

Am Tage der Reinigung Mariä.

HErr JEsu!

Wenn ich einmal soll scheiden,
So scheide nicht von mir;

Wenn ich den Tod soll leiden,
So tritt du dann herfür.
Wenn mir am allerbängsten
Wird um das Herze sein,
So reiß mich aus den Aengsten
Kraft deiner Angst und Pein.

Erscheine mir zum Schilde,

Zum Trost in meinem Tod,
Und laß mich sehn dein Bilde
In deiner Kreuzesnoth.

Da will ich nach dir blicken,

Da will ich glaubensvoll

Dich fest an mein Herz drücken:

Wer so stirbt, der ftirbt wohl! Amen!

Left: Luk. 2, 22-32.

Und da die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Mosis kamen, brachten sie ihn gen Jerusalem, daß sie ihn darstelleten dem HErrn; (wie denn geschrieben stehet in dem Geseß des HErrn: Allerlei Männlein, das zum ersten die Mutter bricht, soll dem HErrn geheiliget heißen.) Und daß sie gäben das Opfer, nachdem gesagt ist im Geseß des HErrn, ein Paar Turteltauben, oder zwo junge Tauben. Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem, mit Namen Simeon; und derselbe Mensch war fromm und gottesfürchtig, und wartete auf den Trost Israel, und der Heilige Geist war in ihm. · Und ihm war eine Antwort worden von dem Heiligen Geist, er sollte den Tod nicht sehen, er hätte denn zuvor den Christ des HErrn gesehen. Und kam aus Anregen des Geistes in den Tempel. Und da die Eltern das Kind JEsum in den Tempel brachten, daß sie für ihn thäten, wie man pfleget nach dem Gesch; da nahm er ihn auf seine Arme, und lobete Gott und sprach: HErr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volks Israel.

In dem HErrn JEsu herzlich geliebte Zuhörer!

Nichts ist so gewiß, als dies, daß wir einmal sterben werden; nichts ist aber so ungewiß, als dies, wie, wo oder wann wir sterben werden. Nach hundert Jahren wird wohl auch nicht Einer von uns, ja, wohl nicht Einer unter allen den Bewohnern unserer großen Stadt noch leben. Steht dann

die Welt noch, so werden andere Menschen unser jeßiges Eigenthum besißen; andere Menschen werden in unseren Häusern wohnen; unser Leib aber wird in Asche zerfallen sein und unsere Seele wird sich an dem Orte befinden, den Gottes Urtheil ihr zugesprochen hat. Niemand aber unter uns ist sicher davor, daß er nicht schon morgen todt sei und daß es nicht schon am nächsten Sonntag von ihm von dieser Canzel herab heiße: „Es hat dem HErrn über Leben und Tod gefallen, aus der Zeitlichkeit in die Ewigkeit abzurufen —.“ Schon mancher verließ des Morgens frisch und gesund sein Haus, und er kehrte nicht lebendig in dasselbe wieder zurück, sondern wurde als Leiche wieder zu Hause getragen. Schon mancher legte sich gesund und frisch zu Bett und schlief ein — um nie wieder zu erwachen; sein Bett wurde sein Sterbelager. — Aber wie dem auch sein möge; mögen wir immerhin vielleicht noch manches Jahr durchleben: endlich wird doch auch unser Todesstündlein schlagen, unser Blut wird still stehen, unsere Pulse werden stocken, unser Leib erkalten; noch ein Seufzer, noch ein Athemzug — und unser irdisches Leben ist auf ewig zu Ende, unsere Gnadenzeit abgelaufen.

Woher kommt es nun wohl, daß Gott jedem Meuschen den Tod selbst so gewiß, den Ort, die Art und Zeit und Stunde seines Todes so ungewiß gemacht hat? Der wahre Grund hiervon ist ohne Zweifel kein anderer, als dieser: damit kein Mensch seine Buße auch nur einen Tag, ja, auch nur eine Stunde aufschiebe, und keiner etwa denke: „Mein Herr kommt noch lange nicht"; sondern daß jeder Mensch fort und fort in wahrer Buße lebe und jede Stunde sich bereit und fertig mache, vor Gottes Gericht zu er scheinen. Denn bedächten die so sicher dahin lebenden Menschen nur ein wenig, in welcher Gefahr sie jeden Augenblick schweben, aus der Zeit in die Ewigkeit abgerufen zu werden, so würden sie, wie jener aus seinem Sündenschlafe aufwachende Weltmensch, zu sich selbst sprechen:

Ich lebe, und weiß nicht, wie lange?
Ich sterbe, und weiß nicht, wann?
Ich fahre, und weiß nicht, wohin?

Mich wundert, daß ich noch fröhlich bin.

Aber was thun die meisten Menschen, und zwar selbst viele von denen, welche sich zu den Christen halten? Entweder glauben oder denken sie gar nicht an die Nothwendigkeit einer wahren Buße und Bekehrung von ihrer Seite, oder sie schieben dieselbe doch von einem Tage zum andern auf, und denken: wenn sie einmal merken würden, daß nun ihr Ende herzu nahe, dann wollten auch sie ihr Herz von allen Banden der Sünde und des Zrdischen losreißen; dann wollten auch sie endlich durchbrechen und mit ihrer Buße endlich Ernst machen, und ihre Rechnung zum Abschluß bringen. Und was geschieht? — Endlich naht der Tod heran, und siehe! — er reißt

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