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gäbe“, schreibt Paulus, „und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre es mir nichts nüße." Gott ist kein Wechsler, daß er für die geforderte Liebe auch Geld oder irgend ein Werk annähme. Wie aber in allen christlichen Dingen, so kommt es daher, auch was den Eifer für Christi Reich betrifft, nicht sowohl auf irgend welche äußere Werke, sondern, wie gesagt, vor allem darauf an, wie das Herz eines Menschen zur Sache steht. Den rechten Eifer hierin hat daher nur derjenige, welcher zwar um Gottes Gebotes und Ordnung willen in seinem irdischen Beruf und Geschäft treu und fleißig ist, dessen Herz aber dabei in und für Christi Reich lebt, und daher alles andere in Vergleich damit für Nebensachen oder doch für etwas ungleich Geringeres ansieht. Den rechten Eifer hat nur derjenige, welcher zwar auch dem Reiche dieser Welt, darin er wohnt, aufrichtig Glück und Segen wünscht, aber dem Reiche Christi noch viel mehr. Ein solcher be

trübt sich zwar auch über die Noth, die über sein leibliches Vaterland hereinbricht, aber die Noth der Kirche, die sein geistliches Vaterland ist, erweckt in ihm noch bei weitem größere Betrübniß. Seine und der Seinen irdische Wohlfahrt liegt ihm zwar ja freilich auch am Herzen, aber die Wohlfahrt des Reiches Christi in noch viel höherem Grade. Mit Theilnahme hört, lies't und redet er zwar auch von dem, was sich in den Weltreichen ereignet, aber für das, was im Reiche Christi geschieht, ist seine Theilnahme bei weitem größer, inniger, lebhafter. Hört ein solcher für Christi Reich mit Eifer erfüllter Mensch, daß irgendwo Gottes Wort aufgehe, daß viele Menschen zur Erkenntniß der Wahrheit gebracht, große Sünder oder bittere Feinde des Christenthums bekehrt, neue Gemeinden gegründet und Kirchen und Schulen erbaut werden, so bereitet ihm dies eine so große Freude, wie einem Weltmenschen die Nachricht von einem großen Glück, das ihm selbst zugefallen sei; hört er hingegen, daß irgendwo falsche Lehrer aufstehen, daß von ihnen die Wahrheit unterdrückt und viele Seelen durch sie verführt, wohl ganze Gemeinden zerrüttet und zerstört werden, daß bis dahin rechtschaffene Christen in schweren Irrthum oder in Sünde und Schande gefallen sind, daß ein großes Aergerniß gegeben worden ist und dadurch das Werk Gottes gehindert wird, so schmerzt ihn dies, als ob ihm selbst ein großes Unglück widerfahren wäre. Ein Beispiel solchen Eifers sind, wie die Apostelgeschichte bezeugt, die ersten Christen. Alles, ihr Denken und Sinnen, ihr Wollen und Wünschen, ihre Freude und ihre Traurigkeit, bewegte sich bei ihnen um Christi Reich, als um seinen Mittelpunct. Wie wurden sie allezeit voll Trostes und Freude im Heiligen Geist und voll Lobes und Preises Gottes, wenn die von ihren Reisen zurückkehrenden Apostel ihnen erzählten, was der HErr durch sie, sei es unter Heiden oder Juden, gethan habe! Welches Frohlocken ging damals durch die ganze Christenheit,

als sich in der Weltstadt Rom eine große herrliche Christengemeinde gesammelt hatte! Die Freude hierüber war so allgemein, daß man, wie Paulus schreibt, von dem Glauben der römischen Christen nun „in aller Welt sagte“.

Doch, meine Lieben, wenn der rechte Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Christi auf Erden in dem Herzen eines Menschen lebt, dann kann dieser Eifer freilich auch nicht im Herzen bleiben, sondern er bricht wie ein verschlossenes Feuer auch heraus, sowohl in Worten, als in Werken. „Weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über." Wessen Herz jener Eifer erfüllt, der betet daher erstlich nicht nur täglich für sich selbst und die Seinen, sondern schließt auch die Angelegenheiten des Reiches Gottes in sein tägliches Gebet mit ein. Der hat, was so wenige können, das Beten der ersten beiden Bitten des Vaterunsers gelernt: „Dein Name werde geheiliget! Dein Reich komme!" er betet dies nemlich nicht mehr gedankenlos hin, sondern voll ernsten Verlangens, daß wirklich allenthalben Gottes Name durch reine Lehre und gottseliges Leben geheiligt und so Gottes Reich, d. i., Gerech tigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiste, in den Herzen der Menschen aufgerichtet werde. Ein solcher Mensch faltet daher nicht nur ehrbar die Hände, so oft in den Gottesdiensten das Gebet für die Kirche verlesen wird, sondern stimmt auch mit herzlichen Seufzern zu Gott in dasselbe mit ein. Während er ein Lied für die Kirche mit singt, schweifen seine Augen und Gedanken nicht umher, sondern sein Geist steht dabei fürbittend vor Gottes Gnadenthron. So oft er von einer kirchlich - geistlichen Noth und Gefahr, wo es auch sein möge, in der Nähe oder Ferne, hört, so treibt ihn dies alsbald, mit Flehen und Bitten seine Kniee zu beugen; und so oft er von Siegen der Wahrheit und Gnade irgendwo hört, so erweckt ihn dies zu Lob und Dank. Dies ist das tägliche „Hosianna“, welches er dem in der Welt daher ziehenden himmlischen Könige entgegenruft.

Aber auch bei dem bloßen Hosianna läßt es ein solcher Mensch nicht bewenden: er ist auch werkthätig für die Ausbreitung des Reiches Christi. Er opfert für Kirche und Schule, für Erziehung von Predigern und Lehrern, für innere und äußere Mission, für Verbreitung der Bibel und anderer guter Schriften, für die Versorgung dürftiger Glieder Christi, seien es nun Wittwen, oder Waisen, oder Kranke, oder Gebrechliche, oder Fremdlinge, kurz, für alles, was der Förderung des Reiches Christi dient, gern etwas von seinem Vermögen, von seinen Geistes - Gaben, von seiner Zeit, von seinem Einfluß. Wo immer es gilt, Christi Reich zu bauen, da ist er dabei, da scheut er keinen Weg, keine Mühe, keine Unbequemlichkeit, keinen Spott und Hohn der Welt, sondern wirkt ohne Verdruß, mit Herzenslust, so lange es Tag ist. Dies sind die Kleider“ und „Palmenzweige", die er Christo täglich zu Füßen legt.

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Hiernach prüft euch denn, meine Lieben! - Sagt, wie steht erstlich euer Herz zu Christi Reich? Wie ist es ferner um eure Fürbitte für dasselbe bewandt? und wie endlich mit eurer Thätigkeit dafür bestellt? Ach, die Sache ist wichtiger und entscheidender, als viele sich dünken lassen! Wohlan, laßt mich euch daher nun zweitens zeigen, warum dieser Eifer für Christi Reich ein so nöthiges Kennzeichen seiner wahren Reichsgenossen sei.

II.

Viele, die sich für Christen halten, meinen, daß zum wahren Christenthum nichts gehöre, als daß ein Mensch für seine eigene Seele Sorge trage; um Andere habe er sich nicht zu bekümmern, dies sei Sache der Prediger. Wohl ist es nun allerdings eine klägliche Sache, wenn ein Mensch Andere bekehren will, und sich dabei selbst vergißt. Ein bekehrungssüchtiger unbekehrter Mensch ist eine höchst widerliche Erscheinung. Sein Bekehrungseifer hat seinen Grund in der Regel in nichts anderem, als in Arbeitsscheu oder in geistlichem Hochmuth. So thöricht es aber ist, Andere bekehren zu wollen, ehe man selbst bekehrt ist, so ist doch die Sorge dafür, daß auch Andere bekehrt und so Christi Reich gemehrt werde, ein nöthiges Kennzeichen wirklich bekehrter Christen.

Der erste Grund ist, weil es Christi Wille ist, daß zwar vor allem die Prediger, aber auch alle diejenigen, welche Er angenommen hat, nun auch wieder Andere zu ihm führen. Wohl gebot nach unserem Evangelio Christus vor allen den Jüngern, seinen Einzug durch die Herbeischaffung eines Lastthiers zu fördern; aber auch die thätige Theilnahme des an ihn glaubenden Volkes hieran erklärte Christus für so nothwendig, daß er den über das Hosianna - Rufen des Volkes und selbst der Kinder murrenden Pharisäern zurief: Wo diese werden schweigen, so werden die Steine schreien." Christus könnte ja freilich die Welt ohne seine Christen bekehren, durch unmittelbare Erleuchtung und Erweckung der Herzen, oder Er könnte doch das Werk der Bekehrung der Welt allein durch die ordentlichen Prediger ausrichten; aber es ist nach seiner Liebe und Weisheit Christi Wille, daß die Menschen durch Menschen, und zwar nicht nur durch die dazu besonders berufenen Prediger, sondern durch alle diejenigen, welche bereits Christen sind, zu ihm gebracht werden. Die Kirche jeder Zeit soll immer die geistliche Mutter der ihr nächstfolgenden Kirche sein. Ein jeder Christ soll in dem Kreise seines Berufs ein Licht der Welt, ein Sauerteig, ein Salz der Erde, ein Missionar sein. Schon durch die heilige Taufe wird jeder Mensch, und, wer nach gebrochenem Taufbund sich wieder bekehrt, dann wieder durch den Glauben zu einem Priester geweiht, und so verpflichtet,

auch an seinem Theile die Tugenden dessen zu verkündigen, der ihn berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht. Sobald ein Mensch getauft und zum Glauben gekommen ist, gehört er eigentlich schon in den. Himmel; da ist dann sein Vaterland, da hat er sein Bürgerrecht; aber Gott läßt eben sonderlich darum die Getauften und Gläubiggewordenen noch eine Zeitlang in der Welt, damit durch sie sein Reich gefördert und gemehrt werde. Daher spricht nicht nur Paulus: „Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, welches auch viel besser wäre; aber es ist nöthiger im Fleisch bleiben um euretwillen"; sondern darum sezt z. B. auch David zu der Bitte um seine eigene Bekehrung gleichsam als Erhörungsgrund hinzu: „Denn ich will die Uebertreter deine Wege lehren, daß sich die Sünder zu dir bekehren“, und Christus ruft dem Petrus, nachdem Er ihm sein Fallen und Wiederaufstehen voraus verkündigt hat, zu: „Wenn du dermaleinst dich bekehrest, so stärke deine Brüder." Jakobus aber endlich schreibt an alle Christen: „Lieben Brüder, so jemand unter euch irren würde von der Wahrheit und jemand bekehrete ihn, der soll wissen, daß wer den Sünder befehret hat von dem Irrthum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen, und wird bedecken die Menge der Sünden."

Hiernach könnt ihr nun selbst das Urtheil über euch sprechen, die ihr euch zwar zu einer christlichen Gemeinde haltet, aber keinen Eifer für die Förderung und Mehrung des Reiches Christi zeiget, sondern meinet, das sei eures Amtes nicht, ihr hättet andere Dinge zu thun, das sei das Amt der Prediger. Ihr seid offenbar jenen Pharisäern gleich, welche sich einst auch unter das gläubige Volk gemischt hatten, als Christus seinen Einzug hielt, die aber nicht daran theilnahmen, ihrer Kleider schonten, auch nicht mit einem Baumblatt Christi Weg schmückten und in das jubelvolle Hosianna nicht einstimmten, ja, darüber noch murrten. Ihr haltet euch daher vergeblich für wahre Reichsgenossen Christi; ihr thut ja nicht seinen Willen, Christus spricht aber mit klaren Worten: „Ihr seid meine Freunde, so ihr thut, was ich euch gebiete."

Doch, meine Zuhörer, Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Christi ist nicht nur darum ein nöthiges Kennzeichen seiner wahren Reichsgenossen, weil Christus diesen Eifer von ihnen fordert, sondern zum andern auch darum, weil jeder wahre Reichsgenosse Christi d. i. jeder wahre Christ ein solches Herz hat, daß er gar nicht anders kann.

Zwar meinen viele, da sie an die Bibel glaubten und sogar noch dabei ein ehrbares Leben, wie es Christen gebühre, führten, so seien sie auch ohne Zweifel wahre Christen; ihr etwaiger Mangel an Liebe hierbei sei nur eine Schwachheit. Die eifrigsten Leute seien oft die größten Heuchler. Schließlich komme doch alles auf den Glauben an, wenn ihm auch die guten Werke

fehlten. Kaum kann es aber einen gefährlicheren und verdammlichere Irrthum geben, als diesen. Wohl ist es wahr, daß allein der Glaube seli macht, nicht die Werke, auch nicht die Liebe; aber es ist eben so unwider sprechlich wahr, daß, wie Paulus an die Galater schreibt, der Glaube,,durd die Liebe thätig" ist. Wie vom Feuer das Leuchten und Wärmen nicht ge schieden werden kann, so vom Glauben nicht die Liebe. Wer im wahren Glauben steht, der ist ja wiedergeboren durch den Heiligen Geist. Di wunderbare Veränderung, welche die Schrift Wiedergeburt nennt, besteht aber vor allem darin, daß ein Mensch nicht mehr von der Selbstliebe, sondern von der Liebe Christi und des Nächsten erfüllt und regiert wird, daß er nicht mehr sich selbst lebt, sondern dem, der für ihn gestorben und auferstanden ist. Daher spricht Christus: „Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habet", und der Apostel Paulus sest in seinem ersten Briefe an die Korinther hinzu: „So jemand den HErrn JEsum Christum nicht lieb hat, der sei Anathema, Maharam Motha“, d. h., der sei verflucht und zum Tode verdammt! Sehet, alle andern Kennzeichen eines Christen können trügen, und sie trügen wirklich, ja, sind nur ein leeres Gaukelspiel, wenn nicht das Kennzeichen der Liebe, nemlich der Liebe Christi und des Nächsten, dazu kommt.

So saget denn selbst, meine Zuhörer: können also wirklich diejenigen Christi Reichsgenossen oder wahre Christen sein, welche wohl selbst selig werden wollen, aber um die Seligkeit anderer Menschen nicht bekümmert sind? welche wohl für ihr eigenes kleines Haus-Reich, aber für den Fortgang des großen Reiches Christi, von dem das Heil und die Seligkeit der ganzen Welt abhängt, nicht besorgt sind? welche sich wohl über ihr eigenes Glück freuen und über ihre eigene Noth sich betrüben, aber gegen das Glück der Kirche gleichgiltig sind und für die Noth derselben keinen Seufzer, keine Thräne haben? welche wohl alle Stunden und Augenblicke aus Gottes gütiger Hand nehmen, ohne sich deß auch nur zu wundern, die es aber sehr befremdet, daß nun auch sie ihre milde Hand aufthun und fleißig geben. sollen? welche wohl, wenn ein gewinnreiches Geschäft zu machen ist, sogleich bei der Hand sind, aber, wo es die Angelegenheiten des Reiches Christi gilt, sich in aller Stille theilnahmlos zurück ziehen? Mögen solche sich für Reichsgenossen Christi halten, sie sind es nicht, denn sie leben sich noch selbst; ihr Glaube ist eine Einbildung, denn er ist nicht thätig durch die Liebe; ihr Christenthum ist nur leerer Schein, denn es ist ein kahler Baum ohne Frucht.

O ihr theuererlösten Seelen, die ihr in diesem Spiegel euer Bild erblicket, was soll ich euch sagen? Ach thut doch bei Zeiten, ja, sogleich heute am Anfange des neuen Kirchenjahres Buße! denn es ist die Art schon den

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