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Aber wohl uns, es gibt ein Merkmal, das uns nicht betrügen kann, es gibt einen Leitstern, der uns, wie einst die Weisen aus dem Morgenlande, sicher zur rechten Bethlehemskirche leitet, wo JEsus Christus zu finden ist mit aller seiner Gnade, und dieses Merkmal, diesen Leuchtstern, daraus sich die rechte Kirche sicher erkennen läßt, gibt Christus in unserm Tertspruche an, wenn es darin heißt: „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“

Sehet, das Wort Christi, das ist der Leuchter, der da, wo Gott seine Wohnung aufgeschlagen hat, helle brennt; das Wort ist es daher, worauf wir sehen müssen, wenn wir Gottes rechte Kirche erkennen und finden wollen. Aber sie ist nicht da, wo man das Wort nur hat, sondern der HErr spricht, wo man es hält; wo man nemlich davon nicht abweicht, weder zur Rechten noch zur Linken, wo man von Christi Wort nichts abthut und zu Christi Wort nichts hinzuthut; wo man dabei bleibet, und sich weder Vernunft noch Herz, weder Liebe noch Leid, weder Beifall noch Widerspruch davon abtreiben läßt. Ja, da, da ist Gottes rechte Kirche; da kommt Gott und macht Wohnung unter den Menschen; da theilt er aus das rechte Licht; da zeigt er den rechten Weg; da gibt er die rechte Strafe; da gibt er den rechten Trost; da schenkt er den rechten Glauben; da wirkt er die rechte Liebe; da erweckt er zu den rechten Werken; da entzündet er die rechte Hoffnung; da ist das rechte Bekenntniß; da ist der rechte Gottesdienst; da ist das rechte Märtyrerthum oder Leiden um Gottes und seiner Wahrheit willen, da sind die rechten Schlüssel des Himmelreichs, da sind die rechten Sacramente; da sind die rechten Gnadenpforten, da steht der Himmel offen.

Und, sagt selbst, kann es etwa anders sein? Bedenket: ohne das Wort Gottes gäbe es gar keine Kirche; durch das Wort Gottes wird die Kirche gezeugt, geboren und gegründet; durch das Wort Gottes wird sie erhalten; durch das Wort breitet sie sich aus; durch das Wort muß sie allezeit wieder erneuert werden, wenn sie verderbt worden ist; durch das Wort allein kämpft und siegt sie. Wo anders kann daher die wahre Kirche zu suchen. sein, als wo das Wort Gottes rein und lauter gepredigt wird? Ja, das reine Wort ist die Hülle des Heiligen Geistes; wo das erschallt, da hört man das Sausen dieses himmlischen Windes, da ist auch seine Schöpfung, die Kirche. Das reine Wort Gottes ist der himmlische Same der Wiedergeburt; wo dieser Same ausgefäet wird, da wachsen die Kinder des Reiches, da ist Gottes Ackerfeld, da ist seine heilige Kirche.

Vergeblich ruft daher die römische Kirche: Hier ist die Kirche Gottes auf Erden, denn unsere Kirche ist die älteste! nein, die älteste Kirche ist nur

die, die erbaut ist auf das alte ewige Wort des HErrn, auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Eckstein ist. Vergeblich rufen daher ferner die Secten: Hier ist die Gemeinde der Heiligen, denn unsere Gemeinschaft thut den Willen des HErrn und liebt ihn am treuesten! nein; denn nur die lieben den HErrn, die sein Wort halten.

O wie fröhlich und getrost können wir Lutheraner daher heute sein! Denn mögen immerhin unserer Kirche die blendenden Kennzeichen fehlen, welche menschliche Vernunft sucht: das Kennzeichen fehlt ihr nicht, welches JEsus Christus uns nennt, die Liebe zu dem HErrn, die treu hält und bewahrt sein Wort. Leset ihre Bekenntnisse, leset insonderheit ihre ungeänderte Augsburgische Confession, so werdet ihr bald finden, daß unsere Kirche zu allen Worten des HErrn, wie keine andere, ein volles, fröhliches und aufrichtiges Ja und Amen spricht. Mag daher immerhin unsere Kirche vor ihren Feinden ihren Namen von einem Menschen erhalten haben: fie trägt diesen Namen theils willig als eine Schmach, theils als ein Ehrenzeichen; denn die Lehre, die einst Luther wieder an den Tag gebracht hat, ist die reine und lautere des göttlichen Wortes; die evangelisch-lutherische Kirche ist darum keine andere, als die wahre Kirche Gottes auf Erden, das Häuflein seiner treuen Bekenner.

Wohl ist es daher möglich, daß der Name lutherisch untergehe, aber die lutherische Lehre und Kirche kann nimmer untergehen, denn das ist die Gemeinde, die gebaut ist auf den Fels des Wortes, so daß nun auch die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen mögen.

Wohlan, meine Theueren, so laßt uns denn vor allem sorgen, daß wir Glieder werden und bleiben am Leibe JEsu Christi, Glieder der wahren unsichtbaren Kirche, die nur Gott schaut. Sind wir aber durch einen lebendigen Glauben in Christum gepflanzt und lebendige Steine geworden des großen unsichtbaren Baues: dann laßt uns auch mit denen Hand in Hand gehen in Einigkeit des Geistes, verbunden mit dem Bande des Friedens, und mit ihnen dem HErrn dienen, mit ihnen ihn bekennen, mit ihnen aber auch leiden und streiten, die mit uns nicht nur Einen HErrn, sondern auch Einen Glauben, Eine Taufe, Eine Hoffnung, kurz Eine Wahrheit bekennen. Lasset uns als treue Glieder in dieser leßten abfälligen Zeit bei dem verachteten Häuflein stehen, das Christi Wort hält und darum den dreieinigen Gott selbst unter sich wohnen hat. Mögen wir dafür gescholten werden als Feinde des Friedens: wenn wir den Frieden mit Menschen lieber hingeben, ehe wir Gottes Wort fahren lassen, und den Frieden mit Christo brechen wollten, so thun wir nur, was unser HErr und Haupt von uns fordert. Drum getrost!

Das Wort sie sollen lassen stahn

Und kein Dank dazu haben,

Er ist bei uns wohl auf dem Plan

Mit seinem Geist und Gaben.

Nehmen sie den Leib,

Gut, Ehr, Kind und Weib:

Laß fahren dahin,

Sie habens kein Gewinn,

Das Reich muß uns doch bleiben. Amen.

Am zwölften Sonntag nach dem Lefte der heiligen Dreieinigkeit.

Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott dem Vater und von dem HErrn JEsu Christo, dem Sohne des Vaters, in der Wahrheit und in der Liebe, sei mit euch. Amen.

Geliebte Brüder und Schwestern in Christo JEsu!

Das Predigtamt ist nicht eine bloße heilsame menschliche Ordnung, es ist nicht eine Einrichtung, wie etwa die der Lehrer in den Schulen und der Lehrmeister in den Werkstätten, die man darum getroffen hätte, weil man einsah, wie nöthig und nüßlich es sei, daß die Menschen auch in der Religion unterrichtet würden. Nein, das Predigtamt hat einen höheren Ursprung; dieses Amt ist ein heiliges, göttliches Amt. Gott nemlich, der Allerhöchste, selbst hat es gestiftet und zu dem ordentlichen Mittel erkoren, durch welches er die Menschen zur Seligkeit führen will.

Dies bezeugt schon das Alte Testament mit unzweideutigen Worten. Im Propheten Jeremias, im 3. Cap., lesen wir nicht nur die Verheißung Gottes: „Ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen mit Lehre und Weisheit", sondern es heißt auch ausdrücklich im 68sten Psalm schon von der Zeit des Alten Bundes: „Gott, du labest die Elenden mit deinen Gütern. Der HErr gibt das Wort mit großen Schaaren Evangelisten"; und im Propheten Joel, im 2. Cap., heißt es: Ihr Kinder Zions, freuet euch, und seid fröhlich im HErrn, euerm Gott, der euch Lehrer zur Gerechtigkeit gibt."

Dasselbe bezeugt aber auch das Neue Testament. St. Paulus schreibt unter Anderem in seinem 1. Briefe an die Korinther im 12. Cap.: „Gott hat gesezt in der Gemeine aufs erste die Apostel, aufs andere die Pro

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pheten, aufs dritte die Lehrer"; und in seinem 2. Briefe im 5. Cap. schreibt derselbe Apostel: „Aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnt hat durch JEsum Christum, und das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Denn Gott war in Christo, und versöhnete die Welt mit ihm selber, und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu, und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung." Was aber in dieser Stelle Gott dem Vater zugeschrieben wird, das wird an andern Stellen auch Gott dem Sohne beigelegt. Von ihm heißt es nemlich Ephes. am 4.: „Der hinuntergefahren ist, das ist derselbige, der aufgefahren ist über alle Himmel, auf daß er alles erfüllete. Und Er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern."

Wir dürfen aber nicht meinen, daß dies nur diejenigen angehe, welche einst unmittelbar von Gott und Christo in das Predigtamt berufen worden sind, und daß der Beruf derjenigen Prediger doch nur ein Menschenwerk, ein menschlicher Contract sei, die von Gemeinden in ihr Amt berufen wurden. Nein, eben darum hat Christus seiner Kirche die Schlüssel des Himmelreichs hinterlassen, damit sie als die Hausherrin in seinem Namen die ihr anvertrauten Güter verwalte und die Aemter, die sie hat, in seiner Autorität mit tüchtigen Personen bestellen könne. Darum ermahnet auch Christus seine Christen, den Herrn der Ernte um treue Arbeiter in seiner Ernte zu bitten. Auch diejenigen Prediger also, welche mittelbar durch die Kirche berufen sind, sind von Gott, von Christo berufen, stehen in einem göttlichen Amte, sind nicht Menschenknechte, sondern Diener Christi und Gesandte Gottes, des Allerhöchsten. Daher sagt auch Paulus von den Kirchendienern zu Ephesus, welche auch nur mittelbar durch ihre Gemeinen berufen waren, daß sie der Heilige Geist selbst gesezt habe zu Bischöfen, zu weiden die Gemeine Gottes, die er mit seinem eigenen Blute erkauft habe.

Gott hat es auch unwidersprechlich mit der That bezeugt, daß das Predigtamt nicht eine veränderliche menschliche Ordnung, sondern seine eigene heilige Stiftung sei, denn troß alles Wüthens und Tobens des Satans und der Welt gegen dieses Amt hat es doch Gott erhalten von Anfang der Welt beinahe sechs Jahrtausende hindurch bis diese Stunde. In den ersten Zeiten nemlich waren die Erstgebornen jeder Familie auch die Priester derselben; später erwählte Gott unter dem israelitischen Volke den Stamm Levi und insonderheit die Familie Aarons zu den ausschließlichen Inhabern aller priesterlichen Aemter und Rechte. In der Zeit des Neuen Testaments waren es hierauf erst die zwölf Apostel und die siebenzig Jünger, welche Christus zu Herolden seines Evangeliums in alle Welt aussendete; diese aber haben wieder andere Personen in den von ihnen angerichteten

Gemeinden zu Bischöfen oder Aeltesten bestellen lassen, und so ist denn dieses Amt geblieben bis auf den heutigen Tag. So viele Einrichtungen auch, nachdem sie aufgekommen waren, bald wieder gefallen sind: das heilige Predigtamt hat nie, auch nicht auf eine Stunde, zu bestehen aufgehört, selbst nicht in der Zeit des tiefsten Verfalls; und gegenwärtig ist dieses Amt mehr denn Hunderttausenden noch immer übertragen. Thatsächlich hat es Gott hiermit bewiesen, das Predigtamt ist sein Werk, darum hat er es so mächtig geschüßt, daß es in der Kirche so wenig, wie die Ehe im Hausstande und die Obrigkeit im Staate, untergehen durfte. Denn „ist ein Werk aus Gott, so muß es bestehen, ist's Menschenwerk, muß es untergehen.“

Wie wichtig ist das für uns, meine Lieben! Wie tröstlich erstlich für uns Prediger! Sehet, mögen wir Prediger immerhin von der Welt verachtet werden, mag man uns immerhin elende Pfaffen schelten, von welchen alles Unheil in der Welt herkomme, und mögen wir immerhin noch so wehrlos gegen unzählige drohende Feinde in der Welt dastehen, so ist das unser Trost: unser Amt ist ein von Gott selbst gestiftetes Amt, wir stehen also im Dienste des allerhöchsten HErrn; Er steht uns zur Seite; unsere Sache ist seine Sache: was dürften wir zagen?

Wie wichtig ist dies aber auch für euch, liebe Zuhörer! Denn dürft und sollt ihr euren Prediger, so lange er euch Gottes Wort verkündigt, für einen Boten Gottes ansehen, den er zu einem jeden unter euch insonderheit gesandt hat, so könnt und sollt ihr auch gewiß sein: so oft er mit euch aus Gottes Wort redet, so redet Gott selbst mit euch; was er euch für das Heil eurer Seele sagt, das läßt Gott vom Himmel euch sagen; seine Ermahnungen sind Gottes Ermahnungen, seine Warnungen Gottes Warnungen, sein Trost Gottes Trost. Welche größere Gnade und Wohlthat könnte euch aber widerfahren, als diese, daß ihr nicht nur das an alle Menschen gerichtete geschriebene Wort Gottes habt, sondern daß Gott auch mündlich und insonderheit zu euch redet! seliges Haus, in welchem solche Christen sich versammeln! Da muß man mit Jakob ausrufen; „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts andres, als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels."

Doch, meine Lieben, an dem evangelischen Predigtamte ist nicht nur zu preisen, daß es göttlichen Ursprungs ist: hoch und heilig ist auch der Endzweck, den es hat, und herrlich und gotteskräftig sind die Mittel, die ihm zur Erreichung seines Endzweckes gegeben sind. Laßt mich daher heute einmal das Amt, das ich unter euch führe, preisen. Möge es geschehen zur Ehre dessen, der es gestiftet hat, und zu meinem und euerm Nuß und Frommen. Wir bitten Gott darum 2c. in stillem Gebete.

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