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ist gegen ein solches Amt der Seelenrettung das Amt eines Kaisers oder Königs? Was sind alle anderen Siege auf den Schlachtfeldern gegen die Siege eines solchen geistlichen Kriegers! Soviel die Seele mehr werth ist als der Leib, soviel Himmel und Ewigkeit wichtiger ist, als Welt und Zeit, so viel köstlicher sind die Werke des Predigtamtes, als irgend eines Amtes in der Welt. O wie sollte jeder Prediger alle Mühe, Arbeit und Sorge, alle Schmach und Verachtung, alle Verfolgung, ja, den Tod, und was er sonst um seines Amtes willen tragen und dulden muß, für gar nichts achten gegen die Ehre, ein so herrliches Amt zu bekleiden! Denn mag man ihm hier immerhin Schandsäulen sezen, seine Monumente sind unvergänglich: es sind durch ihn errettete, unsterbliche Seelen. Mit Recht ruft daher ein neuerer Dichter aus:

O Gott, wie muß das Glück erfreu'n,
Der Retter einer Seele sein!

Doch hierbei muß man nicht nur ausrufen: Wer ist hiezu würdig? sondern auch: Wer ist hierzu tüchtig? Wer muß nicht, wenn er ein solches Amt übernehmen soll, erschrecken, wenn er hört, daß der Apostel nicht nur spricht: Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen, denn sie wachen über eure Seelen", sondern auch hinzuseßt: „als die da Rechenschaft dafür geben sollen"? Wer muß nicht erschrecken, wenn er hört, was der HErr selbst spricht: „Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesezt über das Haus Israel: du sollst aus meinem Mund das Wort hören und sie von meinetwegen warnen. Wenn ich dem Gottlosen sage: Du mußt des Todes sterben; und du warnest ihn nicht, und sagst es ihm nicht, damit sich der Gottlose vor seinem gottlosen Wesen hüte, auf daß er lebendig bleibe: so wird der Gottlose um seiner Sünden willen sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern"?

Diese schwere Verantwortung für die anvertrauten Seelen, welche hiernach Gott allein seinen Knechten mit ihrem Amte auferlegt, möchte nun freilich einen jeden, der es übernehmen soll oder übernommen hat, er schrecken, wenn Gott ihnen nicht zur Erreichung des hohen Endzweckes, welchen ihr Amt hat, auch die Mittel gegeben hätte, die sie dazu bedürfen. Aber die Hoheit und Herrlichkeit des evangelischen Predigtamtes besteht eben auch zweitens darin, daß demselben so herrliche gotteskräftige Mittel gegeben sind. Davon laßt mich nun noch Einiges hinzuseßen.

II.

Nachdem der Apostel in unserem Terte gesagt hatte, daß Gott ihn tüchtig gemacht habe, das Amt zu führen des Neuen Testamentes, so sezt er hinzu: „Nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn

So

der Buchstabe tödtet, aber der Geist macht lebendig. aber das Amt, das durch die Buchstaben tödtet und in die Steine ist gebildet, Klarheit hatte; also, daß die Kinder Israel nicht konnten ansehen das Angesicht Mosis, um der Klarheit willen seines Angesichts, die doch aufhöret: wie sollte nicht vielmehr das Amt, das den Geist gibt, Klarheit haben? Denn so das Amt, das die Verdammniß prediget, Klarheit hat; vielmehr hat das Amt, das die Gerechtigkeit prediget, überschwängliche Klarheit." In diesen Worten vergleicht Paulus sein Amt, welches er das Amt des Neuen Testamentes und das Amt des Geistes nennt, mit einem andern Amte, welches er das Amt des Buchstabens, das in die Steine gebildet sei, nennt. Was der. Apostel unter dem letteren meine, liegt am Tage, er meint das Amt des Alten Testamentes, oder das Amt des Gesezes, welches einst, wie bekannt, auf zwei steinerne Tafeln geschrieben worden ist.

Was ist es nun, meine Zuhörer, warum hier der Apostel sein Amt, nemlich das Amt des Neuen Testamentes, so viel mehr und höher rühmt und preis't, als das alttestamentliche Amt? Darum, weil dieses das Amt des Buchstabens oder des Gefeßes war, hingegen sein Amt das Amt des Geistes oder des Evangeliums. Das Evangelium also, welches Paulus zu predigen berufen war, das war es, um welches willen er seinem Amte eine überschwängliche Klarheit zuschrieb, und das ist es noch jezt, was das evangelische Predigtamt so herrlich macht.

Es ist freilich wahr, meine Lieben, auch ein evangelischer Prediger muß das Gesez predigen. Daraus muß er seinen Zuhörern zeigen, was Gott von allen Menschen fordere, und was er den Uebertretern des Gesezes drohe, damit seine Zuhörer erkennen lernen, daß sie Sünder sind, daß sie über sich selbst erschrecken, an sich verzagen und nach der Gnade Gottes in Christo hungrig und durftig werden. Hätten aber wir Prediger keine andere Lehre, als das Geseß, dann stünde es traurig um uns, dann könnten wir den hohen Endzweck, den unser Amt hat, die Seelen zu erretten, sie zu Gott zu führen und selig zu machen, auch nicht an Einer Seele erreichen. Das Gesez sagt wohl, was der Mensch zu thun schuldig ist, aber es zeigt nicht, wie es ihm zu thun möglich ist. Das Gesez sagt wohl: halte die Gebote vollkommen, so wirst du selig; aber es sagt nicht, wie man sie zu halten vermöge; es ruft wohl in allen zehn Geboten: „Du sollst, du sollst!" aber es gibt keine Kraft, das, was man soll, zu vollbringen. Das Gesez zeigt wohl, was dem Menschen fehlt, aber es kann ihm das Fehlende nicht geben; es kann ihm wohl die Seelenkrankheit offenbaren, aber sie nicht heilen; es entdeckt dem Menschen wohl seine Sünde, aber nicht, wie er von Sünden

erlös't werden könne; es verkündigt wohl allen Menschen Gottes Zorn und Verdammniß, weil sie Sünder sind, aber davon weiß das Geseß nichts, wie ein Sünder und Uebertreter des Gesezes doch noch Gnade erlangen und selig werden könne. Gewöhnlich wird das Geseß nicht recht verstanden, daher meinen die meisten, sie könnten vor Gott bestehen, wenn sie nur äußerlich ehrbar leben; auf diese Weise macht denn das Geseß nur Heuchler. Wird aber das Gesez recht verstanden, sieht nemlich ein Mensch ein, daß das Gefeß geistlich ist und mit dem ganzen Herzen erfüllt werden müsse, dann stürzt das Gefeß in Verzweiflung, Tod, Hölle und Verdammniß. Daher sagt der Apostel in unserem Terte: „Der Buchstabe tödtet", d. h. das Gesez schlägt nur nieder.

Wehe darum uns Predigern, wenn wir nichts zu predigen hätten, als das Gefeß! Dadurch würden unsere Zuhörer wohl hungrig, aber nicht satt; dadurch würden sie wohl aus ihrer Sicherheit aufgeschreckt, aber sie kämen nicht zum Frieden; dadurch lernten sie wohl ihre Noth kennen, aber sie blieben ohne Hülfe und Rettung; dadurch würde aus ihnen wohl die ängstliche Frage gelockt: „Was sollen wir thun, daß wir selig werden?“ aber wir hätten darauf für sie keine Antwort. Und wenn wir bis an den jüngsten Tag noch so ernstlich Gottes Geseß ausriefen, so würde dadurch doch keines Menschen Herz lebendig, kein Mensch wahrhaft zu Gott bekehrt.

-

Aber wohl uns! Uns ist ein Mittel gegeben, das ist so herrlich, so köstlich, so gewaltig, so gotteskräftig, daß es an allen denen, die durch das Gesez niedergeschlagen und getödtet sind, jene Wunder thut, welche einem evangelischen Prediger aufgetragen sind; und dieses herrliche, köstliche, gewaltige, gotteskräftige Mittel ist das Evangelium; nemlich die fröhliche Botschaft: „Es ist je gewißlich wahr und ein theuer werthes Wort, daß JEsus Christus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen“; die fröhliche Botschaft: Also hat Gott die Welt geliebt, daß er ihr seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“; die fröhliche Botschaft: „JEsus nimmt die Sünder an; er ist ein Arzt für die Kranken und Schwachen und nicht für die Gesunden und Starken." Sehet, diese Predigt von der

Gnadengerechtigkeit macht das evangelische Predigtamt zu einem Amte des Geistes, das da lebendig macht; diese gibt ihm die überschwängliche Klarheit, womit es das Amt Mosis, das Amt des Buchstabens, das Amt des Geseßes weit, weit überstrahlt.

O herrliches Amt! Fällt es einem Menschen schwer aufs Herz, daß er Gottes Gebote vollkommen halten müsse und doch nicht halten könne, und fragt er uns: Was soll ich thun, daß ich gerecht werde? so dürfen und sollen wir ihm antworten: „Christus ist des Geseßes Ende, glaube an den,

so bist du gerecht." O herrliches Amt! ist ein Mensch zu lebendiger Erkenntniß der Sünde gekommen und fragt er nun: Was soll ich thun, daß ich meine unermeßliche Schuld tilge und rein werde? so dürfen und sollen wir antworten: „Das Blut JEsu Christi, des Sohnes Gottes, macht dich rein von aller deiner Sünde." herrliches Amt! sieht ein Mensch ein, daß er, auch wenn er begnadigt ist, doch ohne Heiligung den HErrn nicht sehen kann, und fragt er nun: Woher nehme ich Kraft zu einem neuen Leben? so dürfen und sollen wir ihm antworten: Dringe nur durch den Glauben in JEsum ein, denn ohne ihn kannst du nichts thun, aber durch ihn, der dich mächtig macht, vermagst du alles. O herrliches Amt! kommt ein Mensch zu uns und spricht: Ach, ich war einstmals ein gläubiger Christ, und war so selig. Aber ich habe mich die Sünde bethören lassen: ich bin gefallen, tief, tief gefallen: ist auch für mich noch Hilfe? so dürfen und sollen wir antworten:'ja, auch für dich ist noch Hilfe; suche dir nur nicht selbst zu helfen; übergib dich JEsu, denn dieser ist aufgefahren in die Höhe, und hat das Gefängniß gefangen geführt, und Gaben empfangen für die Menschen, auch für die Abtrünnigen! O herrliches Amt! mag ein Mensch noch so krank an seiner Seele sein, durch das Evangelium können wir ihn heilen; mag ein Mensch noch so tief in das Verderben der Sünde versunken sein, durch das Evangelium können wir ihn herausreißen; mag ein Mensch noch so betrübt, erschrocken und angefochten sein, durch das Evangelium können wir ihn trösten; ja, in welchem Zustande sich auch ein Mensch befinden mag, und ob er meint, mit ihm sei es aus, er müsse verloren gehen; dem können wir getrost entgegentreten und sagen: Nein, so wahr Gott lebt, Gott will nicht den Tod des Sünders, auch deinen Tod nicht; du sollst nicht verloren gehen, auch du sollst selig werden; wende dich nur zu JEsu: Er kann immerdar selig machen alle, die durch ihn zu Gott kommen. Und wenn ein Sünder erst im Tode ausruft: „Gott, was hab' ich gethan? Wehe mir! Nun ist's zu spät! ich bin verloren!" so können und sollen wir ihm zurufen: Nein, nein, nicht zu spät! Nicht verloren! Befiehl JEsu deine scheidende Seele, so sollst auch du noch heute mit ihm im Paradiese sein. O herrliches hohes Amt, zu hoch für Engel! O so laßt es uns doch auch stets in hohem Werthe halten, nicht auf die Person sehen, die es führt, und weil diese schwach und sündhaft ist, es verachten; auf den Stifter dieses Amtes laßt uns vielmehr schauen, seine überschwängliche Güte, die er uns durch sein heiliges Amt erweis't, lebendig erkennen und treulich gebrauchen. So werden wir auch dieses Amtes Segen erfahren und einst durch dasselbige als eine volle reife Garbe eingesammelt werden in die Scheuer des Himmels. Amen.

Am siebzehnten Sonntag nach dem Feste der heiligen

Dreieinigkeit.

Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott dem Vater und von dem HErrn JEsu Christo, dem Sohne des Vaters, in der Wahrheit und in der Liebe, sei mit euch. Amen.

Geliebte Brüder und Schwestern in Christo JEsu!

Ein wichtiger Artikel der christlichen Lehre ist auch der Artikel von der christlichen Freiheit. Gottes Wort sagt: „So bestehet nun in der Freiheit, damit uns Christus befreiet hat, und laßt euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen." Lesen wir die Geschichte der Kirche, insonderheit die der Reformation, so finden wir, daß unsere Väter mit großem Ernst aus Gottes Wort dafür gekämpft und gestritten haben. Lesen wir in den Bekenntnißschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, so hören wir, daß ein jeder Christ darauf halten solle, daß ihm seine christliche Freiheit auf keine Weise von Heuchlern und Feinden der Wahrheit geschmälert und gekränkt werde. Es muß daher gewiß eine nicht unwichtige Frage sein: Worin besteht denn eigentlich die Freiheit der Christen?

Sie besteht erstlich nicht in einer bürgerlichen Freiheit. In unserem neuen Vaterlande ist Freiheit das Losungswort aller Sprecher; Freiheit! tönts auf allen Lippen, Freiheit! lautet es in allen Tagesblättern. Allen ist dieses Wort süß und lieblich. Von dieser Freiheit hofft man alles, bessere Zeiten, bessere Menschen; ja, man redet von der Freiheit, als sei sie die Göttin der Welt, und die Ungläubigen, die an keinen Gott glauben, fallen vor dem Bilde bürgerlicher Freiheit, als vor ihrem Gott, nieder, von dem allein alles Gute komme. So hoch nun Christen auch die bürgerliche Freiheit als eine theure Gabe Gottes schäßen, so ist das doch nicht die Freiheit, die Christus ihnen verheißen und gebracht hat. Christus sagt vielmehr, daß seine Christen immer die Unterdrückten und Verfolgten sein würden und daß jeder Christ jeder Obrigkeit, wo er ist, unterthan sein müsse. Die Freiheit in Christo kann auch der ärmste Sclav besißen und der freieste Bürger kann noch die geistlichen Sclavenketten tragen, davon Christus die Seinen befreit hat.

Die evangelische Freiheit ist aber auch ferner nicht eine Freiheit von Gottes Wort, Willen und Ordnung. Wird hier mancher zu etwas er

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