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Wozu hat das Gott gethan? - Darum: alle Lutheraner, denen Gott das Kleinod der reinen Lehre geschenkt hat, vor Abfall zu warnen. Oso laßt uns nicht scherzen mit unserer Seligkeit! Jrret euch nicht, ruft der heilige Apostel, Gott läßt sich nicht spotten! Lasset uns hören auf seine Stimme, die uns wie mit Donnerton in Worten und schrecklichen Gerichten warnend zuruft: „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!" Laßt uns bedenken: müssen auch (wie bereits gesagt) diejenigen, welche fest bei der Wahrheit bleiben, die Dornenkrone der Verachtung, des Spottes und des Hasses tragen, was ist's? Sie werden dadurch Dem gleich, der auf sein Bekenntniß, daß Er die Wahrheit selbst sei, am Creuze bluten mußte. Wie dieser aber jezt sizet auf dem Throne seiner Herrlichkeit, so will er auch seine treuen Bekenner einst aus der Schmach zu ewiger Ehre, aus dem Streit zu ewigem Triumphe bringen. Er will sie auch vor seinem Vater bekennen und ihre Häupter mit dem unverwelklichen Siegerkranz himmlischer Herrlichkeit krönen. Denn er spricht: „Wer beharret bis ans Ende, der wird selig. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben." Amen! Amen!

Zweite Reformationsfestpredigt. *)

„Um den Abend wird es Licht sein“, so hast Du, HErr, durch Deinen Knecht Sacharja Deiner Kirche zu Trost, schon vor Jahrtausenden vorausverkündigen lassen. Und siehe! der Tag Deiner Kirche neigte sich, es ward Abend, die Sonne Deines Evangeliums ward mit Wolken trostloser Menschenlehre verhüllt; Finsterniß deckte auf's neue das Erdreich und Dunkel die Völker. Da gedachtest Du Deiner Verheißung; da sprachst Du noch einmal: „Es werde Licht!" und es ward Licht. Und, o HErr, noch heute leuchtet auch uns dieses Licht am Abend. O so thue uns denn das Auge unseres Geistes auf, dieses Licht zu schauen; bewege uns das Herz, uns daran zu erfreuen und zu erquicken; und öffne uns unseren Mund, Dir heute darob zu danken und Dich zu preisen und zu loben. Und weil es, ach! aufs neue Abend in Deiner Kirche geworden ist, so bitten wir Dich: HErr, bleibe bei uns mit dem Lichte Deines Wortes, bis Du endlich selbst

*) Vergleiche zu dieser Predigt die herrliche Schrift Luthers „Von der babylonischen Gefängniß der Kirchen“ vom Jahre 1520, worin Luther unter anderem schreibt: „Ich weiß jezt und bins gewiß, daß das Pabstthum ist das Reich Babylonis.“ (S. Luthers Werke, herausgegeben von Walch, Tomus XIX, S. 4. ff.)

als unsere Sonne in Deines Vaters Reich aufgehen und nimmer untergehen, sondern in vollkommener Freude und Seligkeit uns leuchten wirst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Text: Efra 3, 8—13.

Im andern Jahr ihrer Zukunft zum Hause Gottes gen Jerusalem, des andern Monden, fingen an Serubabel, der Sohn Sealthiels, und Jesua, der Sohn Jozadaks, und die übrigen ihrer Brüder, Priester und Leviten, und alle, die vom Gefängniß kommen waren gen Jeru salem, und stelleten die Leviten von zwanzig Jahren und drüber, zu treiben das Werk am Hause des HErrn. Und Jesua stund mit seinen Söhnen und Brüdern, und Kadıniel mit seinen Söhnen, und die Kinder Juda, wie Ein Mann, zu treiben die Arbeiter am Hause Gottes; nemlich die Kinder Henadad, mit ihren Kindern, und ihren Brüdern, die Leviten. Und da die Bauleute den Grund legten am Tempel des HErrn, stunden die Priester angezogen, mit Trommeten, und die Leviten, die Kinder Assaph, mit Cymbeln, zu loben den HErrn mit dem Gedicht Davids, des Königs Israel; und sangen um einander mit Loben und Danken dem HErrn, daß er gütig ist und seine Barmherzigkeit ewiglich währet über Israel. Und alles Volk tönete laut mit Loben den HErrn, daß der Grund am Hause des HErrn gelegt war. Aber viele der alten Priester und Leviten und obersten Väter, die das vorige Haus gesehen hatten, und nun dieß Haus vor ihren Augen gegründet ward, weineten sie laut. Viele aber töneten mit Freuden, daß das Geschrei hoch erscholl; daß das Volk nicht erkennen konnte das Tönen mit Freuden vor dem Geschrei des Weinens im Volk; denn das Volk tönete laut, daß man das Geschrei ferne hörete.

In dem HErrn geliebte Glaubens- und Festgenossen!

Als einst heute vor dreihundertfünfundfünfzig Jahren an jenem ewig denkwürdigen 31. October des Jahres 1517 Martin Luther fünfundneunzig Säße wider den päbstlichen Ablaßgreuel an die Thüre der Schloßkirche zu Wittenberg in Sachsen anschlug und darin alle Freunde der Wahrheit zu einer öffentlichen Disputation herausforderte, da ahnte er, der geringe Augustinermönch, selbst nicht, welchen folgenschweren Schritt er damit gethan hatte. Er ahnte nicht, daß er damit eine Kriegserklärung gegen die damals größte Macht der Erde unterzeichnet hatte, die bald Hunderttausende, ja, ganze Völker wider diese Macht unter die Waffen rief und einen Krieg der Geister erweckte, wie ihn die Welt seit den Tagen der Apostel nicht wieder gesehen hatte. Er ahnte nicht, daß seine Thesen Funken waren, welche ein Feuer anzündeten, das schnell wie auf Sturmesflügeln von Land zu Land, von Volk zu Volk sich verbreitete, bis endlich die ganze Christenheit in hellen Flammen stand. Er ahnte nicht, daß seine Thesen ein Senfförnlein waren, das bald zu einem mächtigen Baume aufwuchs, der seine Zweige endlich über den ganzen Erdball ausstreckte, unter deren Schatten nun ungezählte Schaaren frei und froh ihre Wohnung aufschlugen.

Selbst die glaublose Welt gesteht es zu, daß sich heute vor dreihundertfünfundfünfzig Jahren mit jenen wenigen Federstrichen ein großes welt

geschichtliches Ereigniß vollzog, daß sich damit die Pforten einer neuen Zeit geöffnet haben, und von jener Stunde an die ganze Welt in Kirche und Staat, in Religion und Sitte völlig umgestaltet worden sei. Selbst das stolze Pabstthum leugnet es nicht und kann es nicht leugnen, daß jene Thesen der erste furchtbare Stoß in sein Herz waren, durch den es eine Wunde empfangen habe, die heute noch blute und die keine Kunst der Menschen wieder heilen wolle.

Was war es nun eigentlich, meine Brüder, was durch das einst heute begonnene Werk der Reformation geschehen ist?

Die Welt erklärt, daß damit jene Sonne der Aufklärung, des Lichtes, des Fortschritts und der Freiheit aufgegangen sei, die jest im Mittagsglanz hoch am Himmel stehe und nun ihre die Erde in ein Paradies verwandelnden Strahlen über die Völker ausgieße. Allein hiergegen tritt als unbestechliche Zeugin die Geschichte auf. Diese bezeugt uns vielmehr: nicht das irdische Licht der Vernunft, sondern das himmlische Licht des Wortes der Propheten und Apostel war die Sonne, die einst heute das Dunkel der christlichen Völker durchbrach.

Während jedoch die glaublose Welt das Werk der Reformation für die Befreiung der Vernunft von den Fesseln des Glaubens ansieht, so erklärt hingegen die römische Kirche die Reformation für Auflehnung gegen Gottes Ordnung, für eine Empörung gegen Gottes heilige Kirche, mit einem Worte - für Revolution. Wohl gesteht man es uns zu, daß vor viertehalbhundert Jahren manche Mißbräuche in die Kirche eingedrungen gewesen seien und daß die Kirche daher allerdings einer Reformation an Haupt und Gliedern bedurft habe. Aber, sagt man, je größer die Mißbräuche gewesen seien, desto mehr sei es Luthers Pflicht gewesen, die Kirche nicht zu verlassen, sondern in ihr auszuharren und sie von innen heraus zu reformiren. Daß Luther die Kirche verlassen und eine neue Kirche errichtet, und so eine höchst verderbliche Kirchenspaltung herbeigeführt habe, das mache die Reformation Luthers zu einem großen Unglück, ja zu einem durch nichts zu sühnenden Verbrechen.

Wäre dem, meine Brüder, wirklich so, so hätten wir heute freilich keine Ursache, festlich zu jubeln, so könnten wir vielmehr nichts Besseres thun, als heute einen Bußtag anzustellen und in den Schooß der von unsern Vätern verlassenen Kirche eilends reumüthig zurückzukehren. Denn die wahre Kirche verlassen und spalten und eine Gegenkirche wider sie aufrichten, ist ja freilich eine große erschreckliche Sünde. Das war die furchtbare Sünde Jerobeams, der die zehen Stämme Israels von der von Gott selbst gestifteten Kirche Jerusalems losriß und Gegenaltäre zu Dan und Bethel errichtete.

Doch wohl uns! wir haben heut am Gedächtnißtage der lutherischen

Kirchenreformation keine Ursache, beschämt unsere Häupter zur Erde zu senken. Weit entfernt, uns durch die Reformation von der wahren Kirche getrennt zu haben, so sind wir vielmehr durch dieselbe zu ihr wieder zurückgekehrt. Weit entfernt, daß durch die Reformation eine neue Kirche ge= gründet worden sein sollte, so ist vielmehr dadurch nur die in Verfall gerathene alte Kirche in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder aufgebaut worden. So hatte es der HErr schon Jahrtausende vorher durch Wort und Vorbild weissagen lassen. Wenn daher unter anderem in unserem verlesenen Terte aus dem Buche Esra der Aufbau des zweiten Tempels des Alten Testamentes berichtet wird, so wird uns darin zugleich der Aufbau der Kirche der Reformation in einem weissagenden Vorbilde vor die Augen gestellt. Sei denn daher der Gegenstand unserer heutigen Festbetrachtung: Die Kirche der Reformation, der vorbildlich geweissagte zweite Tempel des Neuen Bundes.

Hierbei laßt mich euch

1. zeigen, daß und in welchem Sinne die Kirche der Reformation wirklich der zweite Tempel des Neuen Bundes sei, und euch

2. an zwei wichtige Folgerungen erinnern, welche sich uns aus dieser großen Wahrheit ergeben.

I.

Wie, meine Lieben, das ganze Alte Testament mit seinen Einrichtungen und Schicksalen ein Vorbild des ganzen Neuen Testamentes war, so war insonderheit der alttestamentliche Tempel zu Jerusalem ein Vorbild der neutestamentlichen Kirche. „Der Tempel Gottes ist heilig, der seid ihr", ruft daher der Apostel Paulus den neutestamentlichen Christen zu, und an den Timotheus schreibt er: „Daß du wissest, wie du wandeln sollest in dem Hause Gottes, welches ist die Gemeine des lebendigen Gottes."

Worin bestand nun das vorbildliche Schicksal des alttestamentlichen Tempels? Von Salomo ohngefähr tausend Jahre vor Christo herrlich aufgebaut, stand er, ein Wunder der Welt, in seiner Pracht vier hundert und zwanzig Jahre lang unerschüttert da. Aber siehe, da kam Nebucadnezar, der König von Babel, entheiligte ihn, beraubte ihn seiner Schäße und heiligen Geräthe, riß ihn endlich nieder und führte das Volk in die babylonische Gefangenschaft. Hiermit schien denn dem alttestamentlichen Heiligthume ein ewiges Ende gemacht zu sein. Von dieser Zeit klagen daher die alt= testamentlichen Gläubigen im 137. Psalm: „An den Wassern zu Babel saßen wir, und weinten, wenn wir an Zion gedachten. Unsere Harfen

hingen wir an die Weiden, die drinnen sind." Doch was geschah? Der HErr erhörte endlich das Seufzen und Weinen der Seinen. Der auch über das babylonische Reich zur Herrschaft gekommene persische König Cyrus er laubte ihnen nicht nur, in das Land ihrer Väter zurückzukehren, sondern auch den in Schutt und Trümmern liegenden Tempel zu Jerusalem wieder aufzubauen. Und dies thaten sie denn auch mit Freuden, und in unserem Terte wird uns nun erzählt, wie die aus der Gefangenschaft Heimgekehrten im Jahre 535 vor Christo das Werk unter Serubabel rüstig begannen. Sie suchten sich aber nicht einen neuen Grund aus, sondern auf demselben Grunde, auf welchem einst der erste Tempel gestanden hatte, errichteten sie nun auch den zweiten. Selbst die heiligen Geräthe des ersten Tempels, welche Nebucadnezar mit nach Babel genommen hatte und die ihnen Cyrus wieder hatte zustellen lassen, brachten sie nun wieder auch in diesen zweiten Tempel. Nach neunzehnjähriger Arbeit, wobei sie um der Feinde willen in der einen Hand die Maurerkelle, in der anderen das Streitschwert tragen mußten, stand das Werk endlich gelungen vor ihren Augen. Während aber der zweite Tempel dem ersten in Absicht auf den Grund völlig gleich, auch gleich lang und breit war, so war er hingegen in Absicht auf seine Höhe und seinen Schmuck dem ersten Tempel so unähnlich, daß alle die alten Greise, welche den ersten Tempel noch in ihrer Jugend gesehen und bewundert hatten, schon bei der Grundsteinlegung des zweiten Tempels, als die Jüngeren laut vor Freuden jauchzten, in lautes Weinen ausbrachen.

Vergleichen wir nun hiermit die Kirche der Reformation, so müßten wir wahrlich unsere Augen muthwillig verschließen, wollten wir nicht erkennen, daß dieselbe nichts anderes, als der durch den zweiten Tempel des Alten Testamentes vorgebildete und geweissagte zweite Tempel des Neuen Bundes sei. Insonderheit drei Stücke sind es aber, in denen sich uns die ganz wunderbare Gleichheit beider darstellt.

Erstlich: als der zweite Tempel des Alten Testamentes gebaut wurde, da hatte das Volk Gottes längere Zeit in der Gefangenschaft Babels geschmachtet, während der erste, von Salomo erbaute Tempel in Schutt und Asche lag, aus dessen Trümmern sich nun der zweite erhob. Erblicken wir aber hierin nicht die Geschichte der christlichen Kirche bis zur Zeit der Refor mation wie in einem Spiegel? Haben sich die Schicksale des alttestamentlichen Tempels in den Schicksalen der Kirche des Neuen Bundes nicht in wahrhaft staunenswerther Weise wiederholt? Es ist dies ganz unleugbar. Wie Salomo den herrlichen Tempel zu Jerusalem auf geweihtem Boden gegründet, erbaut und ausgeschmückt hat, so hat Christus, der rechte himm lische Salomo, den Tempel der heiligen christlichen Kirche für den hohen Preis seines Opfertodes gegründet, durch die heiligen Apostel auf der durch

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