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Erste Predigt zur Nachfeier des Reformationsfestes.

HErr JEsu, als vor nun viertehalbhundert Jahren der heilige Tempel Deiner Kirche in Schutt und Asche lag, das Licht Deines Wortes unter den Scheffel gestellt, die Brunnen Deiner heiligen Sacramente verschüttet und verstopft und an die Stelle Deines gnadenvollen Regiments MenschenTyrannei getreten war, da erhörtest Du endlich das Schreien der Elenden, erwecktest Deinen Knecht Luther, thatst durch ihn hinweg den Schutt trostloser und seelenverderblicher Menschenlehre, zündetest wieder das Licht Deines Wortes an und stelltest es auf einen hohen Leuchter, öffnetest wieder die Trostbrunnen Deiner heiligen Sacramente, stießest die Seelen-Tyrannen von ihrem Herrscherthron und überschüttetest Deine Kirche wieder mit Strömen überschwänglichen Segens, und uns hast Du nun aus freier Gnade und Güte zu Erben dieses Segens gemacht. Dafür danken wir Dir denn mit fröhlichem Herzen, und bitten Dich, laß uns immer lebendiger erkennen, wie Großes Du damit an uns gethan hast, und hilf uns auch in dieser Zeit schauerlichen allgemeinen Abfalls halten, was wir haben, daß niemand unsere Krone nehme; Dir zu Lob, Preis und Ehre in alle Ewigkeit. Amen.

Text: 2 Tim. 1, 8.

Darum so schäme dich nicht des Zeugnisses unsers HErrn, noch meiner, der ich sein Gebundener bin; sondern leide dich mit dem Evangelio, wie ich, nach der Kraft Gottes.

In dem HErrn geliebte theure Glaubensgenossen!

Wohl zu keiner Zeit ist Luthers Name so allgemein erhoben, gerühmt und gefeiert worden, als in unserer Zeit. Schlagen wir irgend ein neueres weltgeschichtliches oder kirchengeschichtliches Werk auf, so finden wir darin Luther immer als den größten Mann seines Jahrhunderts und als den großen Bahnbrecher eines neuen besseren Zeitalters gepriesen. Niemand darf es in unseren Tagen wagen, von Luther geringschäßig zu urtheilen oder gar ihn zu schänden. Wer es wagt, gilt für ebenso unwissend, wie boshaft, oder doch für von Parteisucht verblendet. Luther mit zu ehren fordert in unseren Tagen schon die eigene Ehre. Fast gibt es jezt kein Volk der Erde, unter welchem Luthers Name nicht mit Ehrfurcht und Begeisterung genannt würde. Gerade zur Feier der wichtigsten Ereignisse und bei Anstellung hervorragend großer Festlichkeiten beginnt oder schließt man jezt immer häufiger mit Absingung des großen Heldenliedes Luthers: „Ein feste

Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen." Und zum Beweis, daß das ganze deutsche Volk Luther für seinen größten Sohn halte und als solchen verewigt wissen wolle, hat man noch vor kurzem in derselben Stadt, in welcher Luther im Jahre 1521 vor Kaiser und Reich stand und sein heldenmüthiges Bekenntniß that und mit den Worten schloß: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen!" ein großartiges Monument aus Stein und Stahl errichtet und unter dem Herzuströmen einer unzählbaren Schaar aus allen Gauen Deutschlands hochfeierlich enthüllt und eingeweiht.

So allgemein aber, meine Lieben, auf der einen Seite die Ehre ist, welche man Luther in unseren Tagen zollt, so allgemein schämt man sich auch jezt seiner auf der anderen Seite. So hoch man nemlich Luther darum stellt, daß er, der wehrlose Mönch, in beispiellosem Muth einen Kampf wider die größten Mächte auf Erden, in Staat und Kirche, ohne je zu wanken, siegreich durchgekämpft hat; daß durch ihn endlich eine tausendjährige Menschen-Herrschaft über die Gewissen niedergebrochen ist; daß durch ihn die falsche Heiligkeit des sogenannten Priester-, Mönchs- und Nonnenstandes aufgedeckt ist; daß durch ihn jedem Menschen die Freiheit erkämpft worden ist, selbst in der Schrift zu forschen und alles zu prüfen: so schämt man sich hingegen des Glaubens, Bekenntnisses und der Lehre Luthers. Man singt mit Luther: „Ein feste Burg ist unser Gott", und doch glaubt man nicht mehr an Luthers Gott. Man singt mit Luther: Mit unsrer Macht ist nichts gethan", und doch verläßt man sich allein auf seine eigne Macht, Vernunft und Klugheit. Man singt mit Luther: „Und wenn die Welt voll Teufel wär“, und doch glaubt man gar nicht mehr, daß es einen Teufel gibt. Man singt mit Luther: „Das Wort sie sollen lassen stahn“, und doch arbeitet man Tag und Nacht daran, das Wort des lebendigen Gottes, von welchem Luther singt, umzustoßen, und verlacht es als eine Fabel. Es ist kein Zweifel: wenn Luther jezt lebte, und predigte, was er einst gepredigt hat, so würden dieselben Personen, welche ihn jezt so hoch rühmen, ihn als einen Thoren verachten und verlachen und mit den Papisten verfolgen.

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Die Ungläubigen und Irrgläubigen unserer Zeit, wenn sie Luther prächtige Denkmäler sehen, und sich doch seiner Lehre schämen, gleichen hierin den Schriftgelehrten und Pharisäern zu Christi Zeit, die sich auch der Propheten rühmten und ihnen kostbare Grabmäler errichteten, und doch die Lehre der Propheten verwarfen, welchen Christus daher zurief: „Wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr der Propheten Gräber bauet und schmücket der Gerechten Gräber, und sprechet: Wären wir zu unserer Väter Zeiten gewesen, so wollten wir nicht theilhaftig sein

mit ihnen an der Propheten Blut. So gebt ihr zwar über euch selbst Zeugniß, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getödtet haben. Wohlan, erfüllet auch Ihr das Maaß eurer Väter. Ihr Schlangen, ihr Otterngezüchte, wie wollt ihr der höllischen Verdammniß entrinnen?"

Wohlan, laßt mich darum heute zu einer Nachfeier des vor acht Tagen gefeierten Reformationsfestes euch auf Grund unseres Tertes die Frage beantworten:

Warum sollen wir uns Luthers, deffen Namen wir tragen, nicht schämen? Diese Frage zu beantworten, zeige ich euch:

1. warum dies für uns Pflicht sei, und

2. auf welche Weise wir diese Pflicht zu erfüllen haben.

I.

„Schäme dich nicht des Zeugnisses unseres HErrn, noch meiner, der ich sein Gebundener bin", so schreibt der heilige Apostel Paulus an seinen geliebten Sohn im Glauben Timotheus in unserem Terte. Es sind das gewiß recht merkwürdige Worte. Wir wissen ja, wie Paulus seine eigene Ehre so gar nicht suchte. An die Korinther schreibt er: „Ich bin der geringste unter den Aposteln, als der ich nicht werth bin, daß ich ein Apostel heiße, darum, daß ich die Gemeine Gottes verfolgt habe." In seinem ersten Briefe an den Timotheus fällt er über sich das Urtheil, daß er unter den Sündern der größte sei; und als sich einige Korinther an seine und an Apollo's Person hängen wollten und sich daher Paulisch und Apollisch nannten, da rief er ihnen entrüstet zu: „Wer ist Paulus? Wer ist Apollo? Diener sind sie, durch welche ihr seid gläubig geworden. Darum rühme sich niemand eines Menschen. Es ist alles euer!" Und wie schreibt nun derselbe Apostel in unserem Terte? Schäme dich nicht des Zeugnisses unseres HErrn, noch meiner, der ich sein Gebundener bin"; er erklärt also nicht nur dies für eine heilige Pflicht, daß sich Timotheus Christi, sondern auch, daß er sich seiner, Pauli, nicht schäme!

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Wie? widerspricht sich so Paulus nicht selbst? Ist es nicht ein Widerspruch, daß er an anderen Stellen alle Ehre von sich weis't, hingegen in unserem Terte Ehre für sich fordert? Mit nichten, meine Lieben; denn er sezt in unserem Terte hinzu: Der ich sein Gebundener bin." Also nicht um seiner Person, nicht um seiner hohen Gaben und Erkenntniß, nicht um seines unsträflichen Wandels, nicht um seiner großen Thaten und beispiellosen Wirksamkeit willen will Paulus, daß sich Timotheus seiner nicht schäme und sich zu ihm vor aller Welt bekenne; sondern allein darum,

weil er ein Gebundener Christi sei, weil er nemlich um des reinen ChristusEvangeliums willen, das er gepredigt hatte, von dem Kaiser Nero wie ein Missethäter in Ketten und Banden gelegt worden war. Paulus will also sagen: für meine Person und alles, was mein ist, habe ich nie Ehre begehrt und begehre sie noch nicht, aber nachdem ich Christi reines Evangelium gepredigt habe und jezt allein darum verachtet und verfolgt werde, nun darf kein Christ, um gleicher Verachtung und Verfolgung zu entgehen, etwa sagen: Was geht mich Paulus an? Ich halte es nicht mit ihm, sondern mit Christo." Wer das thut, der soll wissen: wer sich meiner, der ich ein um des Evangeliums willen Gebundener bin, schämt, der schämt sich damit nicht sowohl meiner als eines armen fündigen Menschen, sondern vielmehr Christi selbst, der gesagt hat: „Wer euch höret, der höret mich, und wer euch ver achtet, der verachtet mich."

Sehet da, meine Lieben, die Ursache, warum wir uns auch Luthers, dessen Namen wir tragen, nicht schämen sollen und dürfen, nemlich darum nicht, weil auch Luther, wie Paulus, ein Gebundener JEsu Christi war und ist.

Auch Luther hat, wie Paulus, durchaus keine Ehre für sich, nemlich für seine Person, je begehrt. Als die Feinde einst diejenigen, welche seine Lehre annahmen, Lutheraner nannten, da schrieb Luther selbst sogleich mit Entrüstung: „Ich bitte, man wolle meines Namens schweigen, und sich nicht Lutherisch, sondern Christen heißen. Was ist Luther? Ist doch die Lehre nicht mein. So bin ich auch für niemand gecreuzigt. St. Paulus wollte nicht leiden, daß die Christen sich sollten heißen Paulisch oder Petersch, sondern Christen: wie käme denn ich armer stinkender Madensack dazu, daß man die Kinder Christi sollte mit meinem heillosen Namen nennen?... Ich bin und will keines Meister sein. Ich habe mit der Gemeinde die einige gemeine Lehre Christi, der allein unser Meister ist." So schrieb Luther im Januar des Jahres 1522. *) Aber was geschah? Nun brach eine harte Verfolgung wider alle, welche es mit Luther hielten, aus. Allenthalben forschten die päbstlichen Tyrannen nach den sogenannten Lutheranern, und wer als solcher offenbar wurde, den warf man, wo man die Macht dazu hatte, in das Gefängniß, oder man jagte ihn von Haus und Hof, oder man strafte ihn mit Feuer oder Schwert an Leib und Leben. Da suchten denn viele aller Schmach und Verfolgung dadurch zu entgehen, daß sie erklärten, sie seien keine Lutheraner, sondern rechtgläubige Christen, sie hielten es nicht mit Luther, sondern mit Christo und seiner alten wahren Kirche. Sie schämten sich also Luthers und verleugneten ihn als einen um des Evangelii willen Gehaßten und Verfolgten, um nicht an seiner Schmach und Gefahr *) S. X, 420. f.

mit Theil nehmen zu müssen. Mit Betrübniß erfuhr dies Luther, und schrieb nun nur zwei Monate später, im März desselben Jahres 1522: „Ich sehe, daß eine gute Ermahnung noth ist zu thun an die, so jezt der Satan anfähet zu verfolgen; unter welchen etliche sind, die meinen, sie wollen der Fährlichkeit damit entlaufen, wenn man sie angreift, daß sie sagen: Ich halts nicht mit dem Luther, noch mit Jemand, sondern mit dem heiligen Evangelio; so lasse man sie mit Frieden, und behielten doch im Herzen meine Lehre für evangelisch und blieben dabei! Wahrlich, solch Bekenntniß hilft sie nicht, und ist ebensoviel, als Christum verleugnet. . . . Wenn du es dafür hältst, daß des Luthers Lehre evangelisch und des Pabstes unevangelisch sei, so mußt du den Luther nicht so gar hinwerfen, du wirfst sonst seine Lehre auch mit hin, die du doch für Christus Lehre erkennest. Sondern also mußt du sagen: Der Luther sei ein Bube, oder Heiliger, da liegt mir nichts an; seine Lehre aber ist nicht sein, sondern Christi selbst. Denn... von der Lehre wegen. tasten sie dich billig an und fragen dich, ob du lutherisch seiest? Hier mußt du wahrlich nicht mit Rohrworten reden, sondern frei Christum bekennen, es hab ihn Luther, Claus oder Georg gepredigt. Die Person laß fahren, aber die Lehremußt du bekennen. Also schreibt auch Paulus an Timotheum: ,Schäme dich nicht des Zeugnisses unseres HErrn, noch meiner, der ich um seinetwillen gebunden bin. Wenn hie Timotheo genug gewesen wäre, daß er das Evangelium bekennete, hätte ihm Paulus nicht geboten, daß er sich sein auch nicht schämen sollte, nicht als der Person Pauli, sondern als der um des Evangelii willen gebunden war. Wo nun Timotheus gesagt hätte: Ich halte es nicht mit Paulo, noch mit Petro, sondern mit Christo, und wußte doch, daß Petrus und Paulus Christum lehrten, hätte er doch Christum selbst damit verleugnet. Denn Christus spricht von denen, die ihn predigen: Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; wer euch verachtet, der verachtet mich. Warum das? Darum, daß sie seine Boten, die sein Wort bringen, also halten, darum ists gleich als wenn er selbst und sein Wort also gehalten würden."*) So weit Luther.

Hiernach ist es denn kein Zweifel: auch wir haben die heilige Pflicht, uns Luthers nicht zu schämen, sondern uns zu ihm vor aller Welt zu bekennen, so oft und wo immer es sich fragt, ob wir Luthers Lehre für recht. erkennen und ob wir also in diesem Sinne Lutheraner seien. Denn auch Luther war und ist noch heute, wie Paulus, ein Gebundener JEsu Christi, denn aus keiner anderen Ursache, als um der reinen Christus - Lehre willen wird Luther von allen Papisten, Ungläubigen und Falschgläubigen noch jezt verachtet und verworfen.

*) S. XX, 136. f.

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