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durch schwere Werke verdienen, sondern durch den Glauben an mich frei und umsonst nehmen und genießen heißt. Was sind also alle Schäße der Erde gegen ein Bibelbuch? Was der vergängliche Staub der Erde ist gegen die unvergänglichen Schäße des Himmels.

Was ist also das für ein Werk, was wir thun, wenn wir die Bibel in ein Haus bringen? segensvolles Werk! Wir führen damit in ein solches Haus den ganzen Chor der Apostel und Propheten, die den Bewohnern desselben eine aus freier Gnade zu erlangende ewige Seligkeit wie mit Einer Stimme verkünden. Wir graben damit in einem solchen Hause einen Brunnen, in welchem die Bewohner stets lebendigen Wassers finden die Fülle. Wir pflanzen damit in ein solches Haus den Baum des Lebens, und machen es so für alle, die von seinen Früchten genießen wollen, zum seligsten Paradiese. Wir zünden damit in einem solchen Hause den Stern der Weisen aus dem Morgenlande an, der die suchenden Seelen noch immer nach Bethlehem leitet zum Heiland der Welt; ja, wir legen damit das JEjuskindlein selbst, in die Windeln der Schrift gewickelt, in ein solches Haus und machen dasselbe dadurch zu dem Stalle, wo das neugeborne Heil der Welt liegt für alle, die es nur im Hause begehren. Wir bauen damit in ein solches Haus eine offene Pforte, durch welche alle Bewohner des Hauses jede Stunde einen offenen Zugang haben zur Gnade, ja, in den Himmel. Wir tragen damit die rechte Himmelsleiter Jakobs in ein solches Haus und verwandeln dasselbe in ein Allerheiligstes, wo Gott selbst sich offenbart, sich fragen lassen und der heilsbegierigen Seele antworten will.

Doch wie? meine Zuhörer! müssen wir es den Feinden der Bibelverbreitung nicht zugestehen, daß jezt Unzählige zwar eine Bibel haben, aber diesen Segen nicht genießen?

Wohl ist es wahr, daß ach! nur zu Viele mit der Bibel den Baum des Lebens haben, die doch nicht von seinen Früchten genießen; daß ach! nur zu Viele mit der Bibel den Quell der Gnade besißen, die doch nicht daraus trinken; daß ach! nur zu Viele mit der Bibel die offene Pforte des Himmels haben, die doch durch dieselbe nicht eingehen! Aber beweis't dies etwa, daß die Bibel dunkel und daß das Lesen derselben daher nußlos, ja schädlich, und daß sonach das Werk der Bibelverbreitung ein ungesegnetes sei? Das sei ferne! Die dies mit den römischen Priestern sagen, sprechen sich damit selbst das Urtheil, denn der heilige Apostel spricht: „Ist unser Evangelium verdeckt, so ist es bei denen, die verloren werden, verdeckt!"

Und gesezt, meine Brüder, der Segen der Bibelverbreitung wäre auch wirklich wenigstens sehr gering, sollten wir darum die Hand von diesem Werke zurückziehen? Wie verfährt Gott? Wußte Gott nicht im Voraus, daß die Güter der Erde von Millionen nur gemißbraucht werden würden,

und hat er nicht dennoch die allerherrlichste Welt und eine Erde geschaffen, die voll ist seiner Güter? Wußte Gott nicht ferner schon von Ewigkeit, daß Millionen die Erlösung nicht annehmen würden, die er durch die Dahingabe seines Sohnes in den Tod vollbringen wollte, und hat er nicht dennnoch das unaussprechliche Wunder seiner Liebe gethan und seinen eingebornen Sohn nicht dennoch in die Welt gesendet? Sollten wir nun nicht „Gottes Nachfolger“ sein, und mit dem heiligen Bibelbuche allen unseren Brüdern die Gnade ihres Gottes, Himmel und Seligkeit anbieten, obgleich wir wüßten, daß Viele, daß Tausende, daß Millionen diese unaussprechlichen Schäße der Ewigkeit nicht annehmen würden?

Doch, meine Lieben, mag immerhin Taufenden das Buch der Bücher vergeblich angeboten werden: das Werk der Bibelverbreitung bleibt dennoch ein unaussprechlich gesegnetes Werk. Oder ist es etwa ein geringer Segen, wenn tausend Bibeln vertheilt werden und wenn durch dieselben auch nur Eine Seele zur Erkenntniß ihres Heils gebracht, errettet und selig gemacht würde? Sagt nicht der HErr: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?" Ist also nicht Eine Seele mehr werth, als die ganze Welt und alle ihre Schäße? Was für ein unaussprechlicher Segen wäre es daher, wenn wir auch jahrelang das heilige Werk der Bibelverbreitung unterstüßt hätten, wenn dadurch auch nur Eine, zum ewigen Leben geschaffene Seele errettet worden wäre? Hat nicht der Sohn Gottes für jede einzelne sein ganzes Blut vergossen? Würde er daher nicht, wenn auch nur Eine Seele bei seiner Erlösung vergessen worden wäre, noch einmal für sie leiden und sterben? Freuen sich nicht, wie er selbst sagt, alle Engel Gottes, freut sich nicht der ganze Himmel über Einen Sünder, der Buße thut, mehr, denn über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen? Und wir sollten es für ein Geringes achten, wenn durch unser armseliges Scherflein nur Eine Seele des ewigen Lebens theilhaftig gemacht würde?

Doch, meine Lieben, meinet nicht, daß durch die jest zu Millionen verbreiteten Bibeln nur hie und da Eine Seele zum Himmel geführt werde. So groß auch die Anzahl derjenigen ist, in deren Häusern die Bibel im Staube liegt, so gibt es doch noch Tausende und aber Tausende, denen die Bibel ein Schlüssel wird, womit sie sich und anderen den Himmel erschließen.

Bedenket: was für einen Segen hat die einzige Bibel gestiftet, welche einst Luther in seinem einsamen Kloster fand! Darin fand er nicht nur selbst das lange vergeblich gesuchte Heil: wie viele Millionen Seelen würde auch das Pabstthum mehr verschlungen haben, wäre nicht Luther durch das Licht der Bibel erleuchtet worden, das Geheimniß der antichristischen Bosheit zu entdecken und die reine evangelische Lehre wieder zu verkündigen!

Wohin würde es auch mit den vielen verschiedenen Secten unserer Tage gekommen, in wie viel schrecklichere Irrthümer würden sie gefallen und wie viel mehr Seelen würden dadurch um ihre Seligkeit gekommen sein und noch kommen, wenn nicht gerade in den leßten hundert Jahren die Bibel so allgemein verbreitet worden wäre! Es ist nun ja freilich wahr: es ist von unberechenbarer Wichtigkeit, daß Gott neben seinem geschriebenen Worte auch das heilige Predigtamt eingeseßt hat, damit durch dasselbe die Schrift auch ausgelegt werde; aber was würde die mündliche Predigt ausgerichtet haben und noch ausrichten, könnten die erweckten Zuhörer nicht daheim in der Stille ihrer Kammer in der Schrift forschen, ob sich's also halte, wie ihnen gepredigt worden? Wie fest werden unter anderem in der römischen Kirche Millionen Seelen in den allergreulichsten Irrthümern gehalten, da man in dieser Kirche nicht nur lehrt, daß die sogenannten Traditionen mit gleicher Ehrfurcht anzusehen seien, wie das geschriebene Wort Gottes, sondern auch dem Laien das Lesen, ja das Haben des Buches Gottes in seiner Muttersprache unter Androhung des Bannes verbietet!

Wer mag daher den Segen der Verbreitung der Bibel in der Muttersprache ausrechnen? Wer mag die Gnadenregungen und Bewegungen zählen, die in allen denjenigen vorgingen und vorgehen, welche in dem heiligen Bibelbuche gelesen haben und noch lesen? Erst die Ewigkeit wird diese Geheimnisse der göttlichen Gnade entdecken. Da werden wir sehen, daß laut der göttlichen Verheißung auch nicht Ein Bibelbuch vergeblich gedruckt, nicht Eines vergeblich in die Hand eines Menschen gekommen, nicht Eines vergeblich gelesen worden sei, sondern daß ein jedes ausgerichtet hat, wozu der HErr es gesendet hatte, dem einen nemlich zur wirklichen Erlangung der Seligkeit, dem andern hingegen doch zu einem Zeugniß, daß Gott seine Seligkeit gewollt hat.

Oso laßt uns denn heute uns herzlich freuen und Gott preisen und loben, daß er uns erweckt hat und es uns hat gelingen lassen, uns zu gemeinsamer Verbreitung des heiligen Bibelbuches zu verbinden. Dadurch nehmen wir Theil an der Ausführung der großen Gnadenheimsuchung unserer leßten Zeit; dadurch treiben wir mit das Werk der allerlautersten und allerreinsten Mission; dadurch werden wir Mithelfer und Mitarbeiter Gottes an der Rettung und Seligmachung der Welt; und so wir das Unsrige aus Liebe zu Christo und zu den durch Ihn erkauften Seelen dazu beitragen, so wird auch das geringste dafür von uns geopferte Scherflein nicht verloren sein; es wird uns dort ausgewechselt werden mit erretteten Sündern und mit einem überschwänglich herrlichen Gnadenlohn ewiger Freude. Ja, selig ist, wer hier voll Glaubens und Liebe mit an dem Werke Theil genommen, daß das Buch Gottes in aller Menschen Hände komme!

- der wird einst am jüngsten Tage nicht erschrecken, wenn dieses Buch aufgethan wird vor dem ewigen Richter; denn dieses Buch wird ihn nicht verdammen, sondern lossprechen.

Ach HErr JEsu, das hilf uns allen! —

Schreib' unsern Nam'n auf's Beste

In's Buch des Lebens ein
Und bind' uns'r Seel' fein feste

In's schöne Bündelein

Der'r, die im Himmel grünen

Und vor dir leben frei,

So wollen wir ewig rühmen,

Daß dein Herz treue sei. Amen!

Zweite Bibelfeftpredigt.

HErr Gott, himmlischer Vater, schon Dein Knecht David hat zu Dir inniglich gerufen: „Oeffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an Deinem Geset. Laß Deinen Knecht Dein Gebot festiglich für Dein Wort halten, daß ich Dich fürchte“, und Du hast ihn erhört, hast ihn mit Freuden schauen lassen die Wunder an Deinem Geseß und sein Herz fest und gewiß gemacht, daß Dein Gebot wirklich Dein Wort sei. O so bitten wir Dich denn, schenke auch uns diese große, diese allergrößte Gnade. Du weißt ja, daß wir uns den Glauben an Dein Wort nicht selbst geben können, denn wir sind ja von Natur geistlich blind und vernehmen nichts von Deinem Geiste, ja, es ist uns eine Thorheit und können es nicht erkennen, denn es muß ja geistlich gerichtet sein. Du weißt ja auch, daß wir gerade jezt in einer Zeit leben, da die Stimme der Spötter fort und fort an unser Ohr schlägt und wie ein tödtliches Schwert in unser schwaches Herz dringt. Darum wenn Du uns nicht Glauben an Dein Wort selbst schenkest und in uns erhältst und stärkest, so ist es um uns geschehen. Segne denn, segne, o HErr, unser Gott und Vater, jeßt unsere gemeinschaftliche Betrachtung Deines Wortes, daß es in uns versiegelt werde als Deine ewige Wahrheit, zu unserer Seligkeit, um JEsu Christi, Deines eingeborenen Sohnes, unseres HErrn und Heilandes, willen. Amen.

Text: Joh. 7, 17.

So jemand will deß Willen thun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selber rede.

Geliebte Brüder und Schwestern in Christo JEsu!

Wir haben eine Gesellschaft zur Ausbreitung der heiligen Schrift gebildet. Das, was uns hierbei vor allem nöthig ist, ist, daß wir selbst von der Göttlichkeit dieses Buches überzeugt seien und an dieselbe von Herzen glauben. Denn wäre es nicht erschrecklich, wenn wir ein Buch als das Wort des großen Gottes zu verbreiten suchten, welches wir selbst nur für ungewisses Menschenwort hielten? Könnte dann Gott auf unser Werk mit Wohlgefallen herab sehen? Nimmermehr! Jede Bibel, die wir verbreiten, würde dann vielmehr einst nur ein Zeuge wider uns vor Gott sein.

Zu keiner Zeit ist aber selbst mitten in der Christenheit ein fester Glaube an die Göttlichkeit der heiligen Schrift ein so seltenes Kleinod gewesen, als in der unsrigen. Schon vor einem Jahrhundert brach ein hochbegabter Dichter unseres Volkes in die Klage aus:

Der Spötter Strom reißt viele fort,
Erhalt uns, HErr, bei Deinem Wort!
Ach, ihrer Lehre Pest, o HErr,
Schleicht jeho nicht im Finstern mehr,
Am Mittag, HErr, bricht sie hervor,
Hebt hoch ihr tödtend Haupt empor.

Wie müssen wir hingegen jezt klagen? - Ach, jezt werden nicht nur noch immer viele von dem Heere der Spötter mit fortgerissen, sondern jezt durchweht vielmehr der Geist des Unglaubens oder doch des Zweifels wie eine vergiftete Luft die ganze Christenheit, so daß es gegenwärtig nur noch wenige Christen gibt, die von diesem Gifte des Unglaubens oder doch des Zweifels, das sie allenthalben einathmen müssen, nicht angesteckt wären.

Oder ist es etwa nicht so? Würden wohl, wenn wir in einem festen Glauben an die Göttlichkeit der heiligen Schrift stünden, dann irgendwelche Einwürfe, welche dagegen erhoben werden, einen Eindruck auf uns machen? Müssen wir aber nicht bekennen, daß die Spottreden, welche wir dagegen täglich lesen oder hören, wie Dolchstiche unser Herz verwunden? Regt sich nicht, so oft wir auf spißige Fragen nicht sogleich die schlagende Antwort wissen, der Zweifel, oder doch Unruhe und Bestürzung in unserer Seele?

Wohlan, laßt uns die gegenwärtige Stunde dazu benußen, uns im Glauben an das theure Bibelbuch zu stärken. In unserem Terte zeigt uns der HErr selbst das sicherste Mittel hierzu. Er spricht: „So jemand will deß Willen thun", nemlich den Willen dessen, der ihn gefandt hatte, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei." Sehet, das „Innewerden" das ist eben nichts anderes, als die Erfahrung an seinem Herzen —, das ist es, was einen Menschen allein wahrhaft fest und gewiß darüber macht, daß Christi Lehre, die in dem heiligen Bibelbuche enthalten ist, von Gott sei.

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