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welcher ihr JEsum aus dem Herzen verloren hattet, sicher und nach dem Irdischen begierig geworden waret? Hat nicht eure Treue gegen Christum und gegen die Züge seines heiligenden und erquickenden Gnadengeistes mit eurem Glauben an das Buch aller Bücher gleichen Schritt gehalten? so laßt uns denn hören auf das Wort Christi in unserem Terte: So jemand will deß Willen thun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei." Laßt uns den Willen dessen thun, der selbst vom Himmel gerufen hat: „Das ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören." Laßt uns täglich in dem heiligen Bibelbuche eifrig lesen, aber demselben nicht nur unseren Verstand, sondern auch unser Herz öffnen, und so oft wir es aufschlagen, laßt uns nicht anders denken, denn als öffnete sich uns damit der Stall zu Bethlehem und als seien die Bibelworte die Windeln, in welchen der süße JEsus eingewickelt liege; dann aber laßt uns auch nicht ruhen mit Seufzen und Beten, bis wir darin JEsum gefunden, durch den Glauben gefaßt und in unser Herz aufgenommen haben.

Ach, meine Lieben, thun wir das, thun wir das täglich, so werden wir auch täglich inne werden, täglich an unserem Herzen erfahren, daß Christi Lehre nicht von Menschen, sondern wahrhaftig von Gott und daß also das theure Bibelbuch, welches diese Lehre enthält, nicht Menschenwort, sondern wahrhaftig des lebendigen Gottes ewiges Wort sei; und keine Weisheit dieser Welt und kein Spott der Spötter wird uns diesen Glauben rauben können. Denn so oft auch unser Glaube wieder wankend werden mag, gehen wir nur dann wieder und immer wieder hinein in das heilige Buch und suchen und finden und ergreifen wir darin wieder und immer wieder im Glauben Christum, alsobald wird auch die Sonne des Glaubens an das heilige Bibelbuch in hellen Strahlen wieder in uns aufgehen. Und wohl uns, wenn wir fortwandeln im Glauben an das Wort bis an's Ende, so werden wir auch endlich zum seligen Schauen Christi ohne Wort gelangen, wenn er selbst ohne Hülle uns dort aufgehen und leuchten wird. Denn es steht geschrieben: „Wir haben ein festes prophetisches Wort, und ihr thut wohl, daß ihr darauf achtet, als auf ein Licht, das da scheinet in einem dunkeln Ort“, nemlich in dieser finstern Welt, „bis der Tag anbreche“, nemlich der Tag des ewigen Lebens, „und der Morgenstern“, nemlich Christus, unverhüllt „aufgehe in euren Herzen.“ Amen.

Zugabe.

Ein merkwürdiger Thatbeweis dafür, daß das Wort Gottes Kraft hat, einen Menschen auch ohne alle andere Gründe selbst von seiner Göttlichkeit lebendig zu überzeugen, ist die Art und Weise, wie einst Franciscus Junius, ein berühmter reformirter Gelehrter, zum Glauben daran kam. Er war geboren 1545 zu Bourges in Frankreich. Zwar hatte er einen gottesfürchtigen Vater; als er aber in Lyon die Rechtsgelehrtheit studirte, und hier die Schrift des Heiden Cicero von der Natur der Götter las und dabei die Einwürfe Epikur's gegen den Glauben an ein göttliches Wesen kennen lernte, auch in böse Gesellschaft gerieth, da wurde der unglückselige junge Mann endlich ein offenbarer Gottesleugner und Religionsspötter. Doch was geschieht? Junius erzählt selbst von sich Folgendes:

„Als mir einst durch Gottes Schickung das Neue Testament in die Hände kam und ich dasselbe aufschlug, fällt mir, während ich etwas ganz anderes vorhabe, auf den ersten Blick jenes so erhabene Capitel des Evangelisten und Apostels Johannes in die Augen: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort u. s. w. Ich lese einen Theil dieses Capitels und werde im Lesen so erschüttert, daß ich plößlich die Göttlichkeit dieses Inhalts und die Majestät und Auctorität dieser Schrift inne werde, und wie dieselbe alle, auch die hinreißendste menschliche Beredsamkeit weit, weit übertreffe. Schauder überfiel meinen Leib, äußerstes Erstaunen mein Gemüth, und ich war den ganzen Tag so ergriffen, daß ich kaum wußte, wie mir war. HErr, mein Gott, Du hast nach Deiner unermeßlichen Barmherzigkeit meiner gedacht und das verlorne Schaf zu Deiner Heerde zurückgebracht."*) Von nun an war und blieb der Glaube an die Göttlichkeit der heiligen Schrift in Junius' Herzen bis an seinen Tod, welcher im Jahre 1602 erfolgte.

In ähnlicher Weise kam der Jude Gerson zum Glauben an die Göttlichkeit des Neuen Testamentes. Der Jenaische Theolog Johannes Musäus schreibt von ihm, wie folgt:

*),,Novum Testamentum divinitus oblatum aperio, aliud agenti exhibet se mihi adspectu primo augustissimum illud caput Joannis Evangelista et Apostoli: ,In principio erat verbum. Lego partem capitis, et ita commoveor legens, ut repente divinitatem argumenti et scripti majestatem auctoritatemque senserim, longo intervallo omnibus eloquentiæ humanæ fluminibus præeuntem. Horrebat corpus, stupebat animus; et totum illum diem sic afficiebar, ut, qui essem, ipse mihi incertus viderer esse. Recordatus es mei, Domine Deus mi, pro immensa misericordia tua, ovemque perditam in gregem tuum recepisti." (Citirt von Melchior Adami in seinem,,Vita Germanorum theologorum. Francofurti 1653." II, 195.)

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Elan Gerson, ein bekehrter Jude, erzählt in der Geschichte seiner Seloning, daß er sich oft gewundert habe, was doch eigentlich jener jo Gertbum sei, durch welchen so viele Tausende von Menschen in en Azerglauben der Christen festgehalten seien, und daß es sich einmal eugen habe, daß ihm von einem Weibe die Bücher des Neuen Testa: y in der Landessprache als Pfand übergeben, von ihm selbst aber bei legenbeit gelesen wurden, nicht der Meinung, als ob er selbst das egen der christlichen Kirche irgendwie anerkannt oder etwas Wahres Sve u finden erwartet hätte, sondern nur um zu lernen, welches die Zrr gamer der Christen wären. Unter dem Lesen aber, so erzählt er, sei sein Der erschüttert worden, sodaß er begonnen habe, die Göttlichkeit und Watenat dieser Bücher einigermaßen zu erkennen. Und so habe er sie denn, Habem ein Verlangen, zu lernen, in ihm erweckt worden war, noch einmal deleten und mit den Schriften des Alten Testaments verglichen, und da sei in feinem Herzen ein so großes Licht angezündet worden, daß er mit vollem utauben das Ansehen und die Göttlichkeit der Bücher erkannt und den inlichen Glauben bekannt habe. Hier hat sich offenbar in dem Herzen pea Vesenden jenes innere Zeugniß des Heiligen Geistes mächtig erwiesen, unb war durch die Schrift, welche von ihm in der Landessprache gelesen winde, ohne irgend welches voraufgehendes Zeugniß der Kirche, das etwa pon ihm anerkannt worden wäre." (Siche Quæstiones theologica de Synoretismo et Scriptura Sacra, pag. 244.) Gerson war 1569 zu Redlings hausen im Erzstift Cöln geboren und starb als christlicher Prediger im Anhalt Bernburgischen im Jahre 1627.

Grundsteinlegungspredigt.

Unsere Hilfe stehet im Namen des HErrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ihm sei Dank, Lob, Ehre, Preis und Ruhm, jezt und immerdar. Amen!

Allerseits geehrte Anwesende! Insonderheit vielgeliebte Brüder in dem HErrn!

Als vor einundzwanzig Jahren die deutsche evangelisch - lutherische Dreieinigkeits-Gemeinde ungeänderter Augsburgischer Confession in dieser unserer gesegneten Stadt St. Louis, klein und arm, wie sie damals war, ihr erstes eigenes Kirchlein gebaut hatte, und mit Freudenthränen in das selbe eingezogen war, da meinte sie, daß einst noch ihre Kinder und Kindes

kinder zu gemeinschaftlichem Erscheinen vor dem Angesichte des HErrn darin Raum genug haben würden. Aber was ist geschehen? Aus dem kümmerlichen Pflänzlein ist ein Baum geworden, der endlich seine Zweige über die ganze große Weltstadt ausgestreckt hat. Durch Gottes Segen und jeine unverdiente Güte und Gnade ist jene kleine Gemeinde eingewanderter Fremdlinge von Jahr zu Jahr also gewachsen, daß ihr erstes Kirchlein sie schon längst nicht mehr hat bergen können. Schon sind nach und nach drei gesonderte Tochtergemeinden innerhalb dieser Stadt aus ihr hervorgegangen, mit zum Theil größeren Gotteshäusern, als sie, die Muttergemeinde, selbst hatte. Und siehe, auch jezt ist ihr der Raum wieder zu enge geworden. So hat sie sich denn im Namen des HErrn und im Vertrauen auf seine gnädige Hilfe entschlossen, sich nun ein geräumigeres Gotteshaus zu erbauen; und nachdem sie Gott hier die Stätte hierzu hat finden lassen, hat sie sich heute hier versammelt, selbst von der Legung des Grundsteins zu ihrem neuen Gotteshause Zeuge zu sein.

Sollen nun aber Christen nichts ohne Gott anfangen, denn Gott gebührt in allem allein die Ehre und an Gottes Segen ist alles gelegen, und sollen die Christen, wie der heilige Apostel sagt, alles heiligen durch Gottes Wort und Gebet, so will es auch uns gebühren, daß wir, ehe wir den Grundstein zu unserer neuen Kirche im Namen des HErrn legen, zuvor durch Betrachtung seines Wortes unsere Herzen zu ihm erheben.

Welches ist nun aber das Wort des HErrn, das vor allem geeignet ist, die rechten göttlichen Gedanken zu unserem gegenwärtigen Werke in unseren Herzen zu wirken? Es ist dies ohne Zweifel ein solches Wort, welches uns an den unsichtbaren Grund erinnert, auf den die Menschen erbaut sein sollen, die sich in dem sichtbaren Gotteshause versammeln und um welcher willen dasselbe allein den Namen einer Kirche trägt. Schlage ich nun das heilige Bibelbuch auf, so tritt mir in dieser Stunde vor allem andern jenes Wort entgegen, welches einst der heilige Apostel Paulus den Christen zu Ephesus, im zweiten Capitel seines Briefes an sie, zugerufen hat:

Ihr seid erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Edstein ist.

Hiermit nennt der heilige Apostel den unsichtbaren Grund, auf welchen alle wahre Christen, also die ganze heilige christliche Kirche erbauet ist. Wie nun, ihr lutherischen Christen, kann ich auch euch noch heute mit dem heiligen Apostel zurufen: „Ihr seid erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Eckstein ist"?

Ja, Gott Lob! dies gilt auch euch. Und das ist es denn auch, was ich euch jest vor die Seele zu führen gedenke, indem ich zu euch spreche:

Von dem guten Grunde einer wahren evangelisch-lutherischen Kirche,

und zwar

1. von dem guten Grunde dessen, was sie als ihren Glauben bekennt, und

2. von dem guten Grunde dessen, was sie als ihren Trost festhält.

I.

Eine jegliche Kirche oder Gemeinde, meine Zuhörer, welche eine christliche sein will, behauptet, daß der Glaube, den sie bekennt, der wahre sei. Eine Gemeinde, die darauf keinen Anspruch macht, verzichtet damit selbst darauf, ein Zweig der wahren christlichen Kirche zu sein. Doch nicht jede Kirche, welche den wahren Glauben zu haben vorgibt, besißt ihn auch wirklich. Es kommt hier alles auf den Grund an, auf welchem sich das Gebäude ihrer Lehre und ihres Glaubens erhebt. Die Wahrheit ist etwas ewig sich gleich Bleibendes, keinem Wechsel, keinem Wanken und Schwanken Unterworfenes. Alles, was einen ungewissen, unsicheren Grund hat, kann daher die ewige Wahrheit nicht sein.

Welches ist nun vorerst der Grund dessen, was eine wahre evangelischlutherische Kirche oder Gemeinde als ihren Glauben bekennt?

Es ist dies erstlich nicht ihre oder irgend eines Menschen Vernunft. Zwar achten lutherische Christen dieses wunderbare, der menschlichen Seele anerschaffene Licht nicht gering, viel weniger verachten sie es. Sie achten es vielmehr hoch als eine unaussprechlich kostbare Gabe ihres Gottes und auch sie freuen sich mit staunender Bewunderung der Werke, welche menschliche Vernunft und menschlicher Scharffinn auf dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst hervorgebracht hat und an denen gerade unser Zeitalter wieder so fruchtbar und reich ist. Allein lutherische Christen wissen: so unermeßlich auch das Feld der forschenden Vernunft ist, so hoch sie sich auch auf ihren geistigen Schwingen erheben und so tief sie auch hinabsteigen mag in die Geheimnisse der Natur, ihre Elemente und Kräfte-das Räthsel dieser Welt kann sie nicht lösen; auf die Fragen: Wo kommt der Mensch her? wo geht er hin? welches ist sein Verhältniß zu dem Schöpfer der Welt? wie findet er Ruhe vor den Anklagen seines Gewissens? was ist sein Schicksal nach dem Tode?kurz, auf die Fragen der Religion weiß die menschliche Vernunft keine Antwort. Zwar haben alle Weise dieser Welt sich je und je damit beschäftigt, Antwort auf diese Fragen zu suchen und zu geben, aber, glänzenden Lufterscheinungen gleich, sind ihre Systeme immer nur eine kurze Weile die Bewunderung ihres Zeitalters gewesen, um vor dem aufgehenden Lichte eines neuen eben so schnell wieder schwindenden Systems

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