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Vielleicht zu keiner Zeit ist das heilige Predigtamt so verachtet gewesen, als in der gegenwärtigen. Nicht nur ist das eine Folge des Unglaubens, der jest wie eine Sündfluth über die Christenheit hereingebrochen ist, son dern leider! auch eine Folge davon, daß jeßt so viele elende Menschen das heilige Amt verwalten, die, indem sie dasselbe tragen, es durch ihre falsche Lehre und durch ihr ungöttliches Leben nur schänden. Da kann es denn leicht geschehen, daß selbst ein wahrer Christ zu Geringschäßung auch seines treuen Predigers versucht wird. Wenn nun Gott einem treufleißigen Diener Seines Wortes bald Feierabend gibt, da ruft Er daher mit lauter Stimme allen Zuhörern zu: Erkennet: rechtschaffene und begabte Prediger sind eine Gabe meiner freien Gnade, die ich jede Stunde wieder zurückfordern kann! O so höret denn auch ihr, lieben Brüder, auf diese aus diesem offenen Grabe in euer Ohr dringende Stimme Gottes! Erkennet: es ist nicht Menschenwerk, einen treuen Prediger schaffen, das ist Gottes Werk und Gabe. Stoßt euch daher nicht an ihren Gebrechen, so sie treu sind in dem Werke des HErrn. Verlanget nicht, daß sie Engel seien, während ihr Sünder seid. Haltet sie vielmehr hoch, theuer und werth als leicht verlierbare Gaben des allerhöchsten Gottes. Seid dankbar gegen sie. Vergesset aber vor allem nie: wer sie höret, der höret Christum, wer sie verachtet, verachtet Christum, wer aber Christum verachtet, der verachtet den, der Ihn gesandt hat, den großen, ewigen und lebendigen Gott selbst.

Erinnert euch aber, lieben Brüder, Gott an diesem Grabe daran, daß rechtschaffene Prediger Seine Gabe sind, die Er geben und nehmen kann, so ruft Er euch freilich auch laut und ernstlich zugleich zu: Bittet doch den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in Seine Ernte sende und die Ausgesendeten erhalte! O wie mancher treue und theure Knecht mag schon heimgerufen worden sein, weil man die Gabe Gottes an ihm nicht erkannte! Wie mancher mag schon in seiner Jugend dahin gerafft worden sein, den Gott gern Seiner Kirche geschenkt hätte, wenn sie ernstlich darum gebetet hätte! Auf wie manches eifrigen Dieners JEju Christi Herz mag auch jezt der Tod noch ferner zielen, das nur dann nicht auch getroffen wird, wenn viele brünstige Christengebete sich davor zum undurchdringlichen Schilde machen! —

Doch, meine Theuren, noch Eins! Gott sendet Seine Knechte nicht dazu aus, daß man sich nur an ihren Gaben ergöße und in der Noth an ihnen treue Freunde und Tröster habe, sondern vor allem, daß man sich von ihnen den schmalen Weg leiten lasse, der zum Himmel führt; daß man daher ihre Lehre und ihren Unterricht als Gottes Lehre und Unterricht annehme, ihren Trost als Gottes Trost, ihre Strafe als Gottes Strafe, ihre

Zweite Leichenpredigt beim Begräbniß einer chriftlichen

Ehefrau.

HErr JEsu!

Hier blickst Du zwar zuweilen

So scheel und schwül mich an,
Daß oft für Angst und Heulen
Ich Dich kaum kennen kann;
Dort aber wirds geschehen,

Daß ich von Angesicht

Zu Angesicht soll sehen

Dein immer klares Licht. Halleluja! Amen.

In dem HErrn JEsu allerseits geliebte Trauerversammlung, insonderheit theure Leidtragende!

Auch wir Christen dürfen weinen an den Särgen und Gräbern unserer Lieben. Hat doch der Vater aller Gläubigen, Abraham, die Leiche seiner 127jährigen Sarah mit heißen Thränen beneßt. Ward doch, als Paulus auf immer für diese Welt von seinen gläubigen Ephefern Abschied nahm, viel Weinens und Klagens unter ihnen. Ja, gingen doch JEsu, dem Sohne Gottes selbst, als Er am Grabe Lazari, Seines Freundes, stand, die Augen über, so daß Seine allerheiligsten Gottes - Thränen über Seine Wangen rollten. Hat doch Gott uns Menschen das Auge auch dazu gegeben und mit einem Thränenbrunnen ausgestattet, damit derselbe überfließen und so unser beklemmtes Herz Erleichterung finden könne.

So ist's denn gewiß, auch wir Christen dürfen weinen an den Särgen und Gräbern unserer Lieben. Auch ihr, theure Leidtragende, die ihr hier erschienen seid mit der erstarrten Leiche einer süßen Tochter, einer treuen. Gattin und einer theuren Schwester, auch ihr dürft eure Thränen fließen lassen und braucht euch derselben nicht zu schämen. Gott hat ja, als der himmlische Winzer, eine edle Rebe von dem Weinstock eurer Familie abgeschnitten, wie könnte es daher anders sein, als daß desselben Thränen fließen? Gott hat ja, als der himmlische Arzt, einen tiefen Schnitt in euer Eltern-, Gatten- und Geschwisterherz gethan und damit eine heißgeliebte Tochter, eine heißgeliebte Ehegehilfin, eine heißgeliebte Schwester, mit der ihr Ein Herz und Eine Seele waret, von euch losgelös't, wie wäre es daher möglich, daß euer Herz nicht blutete? Seid ihr nicht Menschen?

Doch, meine Theuersten, ihr seid nicht nur Menschen, ihr seid auch Christen! Auf denn, auf! erhebet euer weinendes Auge zu dem auf, der einst Maria in unaussprechlicher Liebe zurief: „Weib, was weinest du?“, zu Ihm, der euch zwar zu weinen gestattet, der aber auch eure Thränen zu trocknen heut vor euch steht. Wodurch aber anders, als durch Sein theures Wort?

Wohlan, so laßt mich euch jezt, damit die Quelle eurer Thränen ver stopft werde, erinnern an die Worte des heiligen Apostels Paulus im 15. Capitel seines ersten Briefes an die Korinther, wo derselbe triumphirend ausruft:

Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?... Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern HErrn JEsum Christum.

Hiernach laßt mich euch mit wenigen Worten jezt vorstellen:

Das Freudenlied der Gläubigen an dem Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben;

wie dasselbe nemlich

1. ein Siegeslied und

2. ein Dankeslied sei.

I.

Der Tod ist, meine Lieben, der lauteste und stärkste Prediger der ungläubigen Welt. Mag die ungläubige Welt immerhin alle Kirchen meiden, mag sie allen Predigern des Wortes Gottes ausweichen, Einen Prediger gibt es, den muß sie hören; seine Kirche ist die ganze Erde mit dem Himmelsgewölbe über ihr und seine Canzeln sind das Sterbebett, der Sarg, der Leichenwagen, das Grab, der Gottesacker; und mit gellender, Mark und Bein durchdringender Stimme ruft dieser Prediger der Welt, wo sie geht und steht, in ihr Ohr hinein: Mensch, du mußt sterben! Hier ist keine bleibende Stätte, die Erde ist deine Heimath nicht, dieses Leben ist die dir gegebene Bestimmung nicht, du mußt in einer dir noch unbekannten Stunde endlich hinaus aus dieser Welt mit aller ihrer Herrlichkeit, o thue Buße! thue Buße! Aber ach! in unbegreiflicher Verblendung will die Welt auch den unter allen Zonen tönenden Ruf des Todes zur Buße nicht hören. Se muß sie denn die ganze Macht dieses Königs der Schrecken erfahren und empfinden. Sterben ihr ihre Lieben, so weint sie Thränen stummer oder lauter Verzweiflung, denn ach! für sie verschließt das Grab die Leiche ihrer Lieben auf immer und ihre Seelen sind ihr wie Nebel in der Luft zerflattert und verflogen, oder sie schaut in die Ewigkeit als ein ihr unbekanntes Land mit unüberwindlichen, sie peinigenden Zweifeln.

O wie gar anders stehen die Gläubigen an dem Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschläfenen Lieben! Während das arme Herz ihnen blutet und ihr trübes Auge weint, jauchzt ihr Geist mit Paulus: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?" Und was wollen sie damit sagen? Sie wollen damit dieses sagen: Wohl scheinen unsere Lieben vom Tode verschlungen, aber es scheint nur so; denn Christus, an den sie geglaubt haben, hat den Tod verschlungen und so dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht. Es ist nichts übrig geblieben, als des Todes leere Gestalt. Ja, der Tod ist durch Christum ein Bienlein geworden, das seinen Stachel verloren hat und nun nichts als süßen Honig in seinem Munde trägt. Der Todestag unserer Lieben ist nun ihr wahrer allerseligster Geburtstag, denn ihr Sterben ist ihr Eingehen zum wahren Leben. Wohl liegt auch ihr Leichnam vor uns, wie der Leichnam aller Menschen, kalt und erstarrt, von der Seele verlassen: aber er ist nur ein edles Samenkörnlein, das wir pflanzen wollen auf Gottes Acker, und einst am Tage der himmlischen Ernte wird dieses Samenkörnlein plöglich wieder hervorsprossen und die liebe Seele in ihre vormalige, aber nun herrlich verklärte, wie die Sonne leuchtende Wohnung zurückkehren. Wohl gibt es auch noch eine Hölle, aber nicht für unsere im Glauben entschlafenen Lieben; denn Christus ist nicht nur auferstanden vom Tode, sondern auch aufgefahren gen Himmel und hat das Gefängniß gefangen geführt. Wohl weilt die theure Seele unserer im Glauben entschlafenen Lieben nicht mehr unter uns, aber sie ist Christo nachgefahren, wohnt nun in dem Hause Seines Vaters, da viele Wohnungen sind, ist bereits angekommen in ihrer wahren Heimath, ist nun im himmlischen Jerusalem vereinigt mit allen ihr vorausgeeilten Seligen und allen heiligen Engeln und singt da mit ihnen das neue Lied am Throne des Lammes.

Sehet da, darum spotten gleichsam die Gläubigen am Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben des Todes und der Hölle und rufen mit Paulus aus: Tod, wo ist dein Stachel?" Du hast ihn ver loren! „Hölle, wo ist dein Sieg?" Er ist dir entrissen; du bist nun überwunden auf ewig!

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O ihr theuren Leidtragenden, trocknet denn auch ihr eure Thränen und stimmet auch ihr an diesem Sarge mit ein in das paulinische Sieges- und Triumphlied. Ihr habt wahrlich hohe Ursache dazu. Eure liebe Entschlafene war ja nicht nur, wie alle wissen, die sie kannten, eine gehorsame Tochter, nicht nur eine treue Gattin, nicht nur eine zärtlich liebende Schwester, nicht nur eine sorgsame Mutter, sie war mehr, sie war auch eine gläubige Chriftin. Schon in der zartesten Kindheit täglich genährt mit der

füßen Milch des Evangeliums im elterlichen Hause und hierauf auch in christlicher Schule, wuchs sie zur Jungfrau auf und blieb doch ein Kind, nemlich in jenem seligen Kindessinn und in jener heiligen Einfalt, der Chriftus das Himmelreich verheißen hat. Und das blieb sie auch als Gattin und Mutter. Ihr Sarg ist kein Sarg, sondern ihre zweite Wiege nach ihrer Geburt zum neuen Leben im Himmel; ihr Grab ist kein Grab, sondern ihr Schlafkämmerlein, da ihr Leib schläft und harret, bis ihr himmlischer Bräutigam sie wecken wird zur himmlischen Hochzeit; ihre Seele aber ruht bereits in Christi Schooß, frei von aller Sünde, frei von aller Noth, in unaussprechlicher Freude, Seligkeit und Herrlichkeit, und nichts wird, nichts fann sie nun wieder aus Christi Händen reißen.

II.

Toch, meine Lieben, der Apostel fügt seinem Freudengesange in unserem Terte auch noch die Worte bei: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern HErrn JEsum Christum."

Sehet da, das Freudenlied der Gläubigen an dem Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben ist also nicht nur ein Sieges- und Triumphlied, sondern auch zweitens ein Danklied.

Der ungläubigen Welt dünkt es freilich unmöglich zu sein, am Sarge und Grabe ihrer Lieben ein Danklied anzustimmen. Da hadert sie ja vielmehr mit dem Schöpfer ihres Lebens und Regierer ihrer Schicksale, ja, da flucht sie wohl gar Gott als einem grausamen Tyrannen, der ihr neidisch ihr Liebstes auf Erden genommen und mit erbarmungsloser Hand ihr Lebens - Glück zerstört habe.

O wie gar anders stehen hingegen die Gläubigen am Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben! Sie können sich da nicht nur in den wundersamen Rathschluß ihres Gottes und Vaters demüthig ergeben; sie können nicht nur da singen in festem Glauben: „Was Gott thut, das ist wohlgethan"; nein, noch mehr: sie können Ihm auch danken, ja, sie können nicht nur, sie müssen Ihm danken, daß Er ihre Lieben nicht nur aus ewiger Güte erschaffen, erhalten und regiert, aus unendlicher Liebe theuer durch Seinen Sohn erlös't und aus purer Gnade durch Seinen Heiligen Geist zum Glauben gebracht und geheiligt, sondern auch bis an's Ende darin erhalten hat; denn nun wissen sie, ja, nun sehen sie gleichsam mit Augen, daß ihre Lieben auch Auserwählte waren, auserwählt von Ewigkeit zur Seligkeit, daher auch der Höllen Pforten ihnen ihre Seligkeit nicht haben rauben können.

Wie nun, ihr theuren Trauernden? Darf ich es also nicht wagen,

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