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Text: Ephef. 4, 11–14.

Und er hat etliche zu Aposteln gesezt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern, daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Amts, dadurch der Leib Christi erbauet werde, bis daß wir alle hinan kommen zu einerlei Glauben und Erkenntniß des Sohnes Gottes, und ein vollkommener Mann werden, der da sei in der Maße des vollkommenen Alters Christi, auf daß wir nicht mehr Kinder seien, und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre, durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, damit sie uns erschleichen zu verführen.

Auf Grund dieser apostolischen Worte laßt mich euch denn jezt die Frage beantworten:

Warum soll auch ein jeder Chrift darnach trachten, in Erkenntniß der Wahrheit zu wachsen ?

Ich antworte mit unserem Terte:

1. darum, weil Christus gerade zu diesem Zwecke das heilige Predigtamt auch unter den Christen eingeseht hat, und

2. darum, weil der Christ ohne einen guten Grund klarer Erkenntniß in steter Gefahr schwebt, eine Beute von Verführern zu werden.

I.

Bekanntlich ist es, meine Zuhörer, Lehre des Pabstthums, die Kirche sei ein aus Priestern und Laien bestehender religiöser Staat, in welchem Gott die Priester zu den eigentlichen Inhabern der Erkenntniß des wahren Glaubens und aller kirchlichen Gewalt eingesetzt habe. Der Priester habe zu herrschen, der Laie zu gehorchen, der Priester zu lehren, der Laie das ihm Gelehrte zu glauben. Möge der Laie immerhin ohne gründliche Kenntniß der rechten Lehre sein, ja, möge er, von seinem Priester falsch belehrt, falsch glauben, so habe dies nur der Priester zu verantworten; wenn nur der Laie den Sinn habe, alles glauben zu wollen, was die Kirche glaube, so schade ihm seine Unwissenheit, ja, sein Irrthum nichts; mit jenem Grundsaße: „Ich glaube, was die Kirche glaubt“, trage der Laie den rechten Glauben, zwar nicht entfaltet, aber gleichsam eingewickelt, in seinem Herzen, auch wenn er nicht wisse, was die Kirche eigentlich glaube.

Zwar wird nun diese Lehre in keiner von den Kirchen, welche sich vom Pabstthum getrennt haben, öffentlich aufgestellt; allein auch in diesen sogenannten protestantischen Kirchen geht nicht selten eine jener nicht ganz unähnliche Lehre von dem Unterschied zwischen den Predigern und ihren Zuhörern im Schwange, oder es wird doch darin die rechte Lehre hiervon,

selben in dem Vorhergehenden selbst vorgelegt hatte. In dem Vorhergehenden hatte aber der Apostel ihm erstlich nicht nur das Evangelium, sondern auch das Geseß, nicht nur die Lehre vom Glauben, sondern auch die Lehre von den Werken und einem wahrhaft christlichen Leben vorgelegt. Und zwar hatte er ihm zum andern gezeigt, welche Classe von Werken gute Werke seien, nemlich allein die einem Menschen von Gott ge= botenen, und darum vor allen die Werke des Berufs, und wären es die Werke des Knechtes gegen seinen Herrn. Und endlich zum dritten hatte. er gelehrt, daß selbst diese Werke nur dann wirklich gut seien, wenn sie Früchte des Glaubens seien, nemlich eine Folge davon, daß uns die Gnade züchtiget, zu verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig zu leben in dieser Welt.

Hieraus sehen wir: von reiner apostolischer Lehre kann also erstlich gar nicht die Rede sein, wo man nur Evangelium, und nicht auch Geset predigt, nur vom Glauben, und nicht auch von Buße, Bekehrung, guten Werken und von einem wahrhaft christlichen Leben lehrt. Zwar gibt es allerdings Prediger, welche meinen, große Eiferer für reine Lehre zu sein, die immer nur von Gnade predigen, aber die Lehre pon der Heiligung dahinten lassen, oder doch nur oberflächlich davon reden; aber diese sind nichts weniger, als wirklich reine Lehrer. Luther sagt von ihnen recht in seiner Schrift von Conciliis und Kirchen: „Sie sind wohl seine Osterprediger, aber schändliche Pfingstprediger."*)

Zur reinen Lehre ist aber nach unserem Terte zum andern auch nicht genug, daß ein Prediger überhaupt die Nothwendigkeit der guten Werke treibe und dazu ernstlich ermahne; er muß auch einen klaren Unterricht darüber geben, welche Classe von Werken wahre gute Werke sein können, nemlich nicht diejenigen, welche der Mensch sich selbst erwählt, wenn auch in noch so guter Meinung, sondern allein diejenigen, welche Gott geboten hat, und zwar vor allen die Werke des Berufs, in welchem ein jeder steht, sei er nun Mann oder Weib, Vater oder Mutter, Sohn oder Tochter, Kaufmann oder Künstler, Handwerker oder Landbebauer, Prediger oder Schullehrer, Herr oder Knecht, Obrigkeit oder Unterthan. Ein reiner Lehrer muß seinen Zuhörern klar machen, was der HErr sagt: „Vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschen - Gebote sind."

Zur reinen Lehre gehört aber nach unserem Terte endlich zum dritten auch, daß ein Prediger nicht nur zeige, welche Werke allein gute Werke sein können, sondern, wann sie es auch wirklich sind. Er muß zeigen, daß, was vom Fleisch geboren ist, das heißt, was der Mensch aus natürlichen

*) Walchs Ausgabe XVI, 2742.

werden. Damit wir aber nicht in Zweifel sein können, worin diese mit dem Amte bezweckte Zurichtung oder Vollbereitung der Heiligen bestehe, so seyt der Apostel sogleich noch dieses hinzu: „bis daß wir alle hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntniß des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei in der Maße des vollkommenen Alters Christi." Die hohe Aufgabe des öffentlichen Predigtamtes besteht also darin, alle wahren gläubigen Glieder der Kirche so zuzurichten oder vollzubereiten, daß sie zur Einheit nicht nur im Glauben, sondern auch in Erkenntniß kommen und alle vollkommene Männer in Christo werden.

Weit entfernt also, daß das öffentliche Predigtamt dazu auch innerhalb der Kirche von Christo geordnet sein sollte, damit die Christen des eigenen Forschens in Gottes Wort überhoben seien und die Prediger das an ihrer Statt thun, so ist das kirchliche Predigtamt vielmehr erstlich dazu geordnet, die Christen, wie unser Tert sagt, „zuzurichten“ oder vollzubereiten, sie also zu wohlgegründeten Christen zu machen, und daher dazu sorgfältig vorzubereiten und unablässig zu ermahnen und zu ermuntern, daß sie selbst in Gottes Wort forschen, allein daraus ihren Glauben schöpfen und allein darauf ihn gründen. Christus selbst ruft daher nicht nur seinen Dienern, sondern allen, welche selig werden wollen, zu: „Suchet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darinnen, und sie ist's, die von mir zeuget.“ Und der heilige Apostel schreibt den Christen zu Korinth: Wer ist Paulus? Wer ist Apollo? Diener sind sie, durch welche ihr seid gläubig geworden. Nicht, daß wir Herren seien über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude."

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Weit entfernt ferner, daß Christus darum nur etliche" in seiner Kirche zu Hirten und Lehrern gefeßt" haben sollte, weil die anderen Christen im Stande der Unmündigkeit bleiben sollten, so hat Christus alle Prediger nach unserem Terte vielmehr nur zum Werk des Amtes" oder Dienstes und zu Bauleuten seiner Kirche verordnet, daß durch ihren Dienst und Bau alle Christen hinan kommen zu einerlei Glauben und Erkenntniß und Männer in Christo, also mündig werden. Weit ent fernt, daß ein rechter Diener Christi die rechte Erkenntniß für ein Privilegium seines Standes ansehen, und wünschen sollte, daß er allein Meister sei und seine Zuhörer seine unwissenden Schüler bleiben, so betrübt es ihn vielmehr, wenn seine Zuhörer in der Erkenntniß nicht wachsen; und er freut sich inniglich, wenn sie aus Schülern Meister werden. Der heilige Apostel Paulus bezeugt daher den Christen zu Korinth: „Lieben Brüder, werdet nicht Kinder am Verständniß, sondern an der Bosheit seid Kinder, an dem Verständniß aber seid vollkommen." Ja, der Verfasser des Briefes an die

sondern noch ein wundergutes Werk zu thun meint? daß fast niemand in - dem Berufe bleibt, darinnen er berufen ist, sondern lediglich, weil man schnell reich werden will, bald dies, bald jenes treibt? Woher kommt es, daß diejenigen, welche bekehrt worden zu sein meinen, dann so oft ihren irdischen Beruf vernachlässigen und nun durch bekehrungssüchtiges unberufenes Hin und Herschleichen in den Häusern ihre neue Geburt aus Gott bethätigen wollen? Woher kommt es, daß man hier in America allen Ständeunterschied als ein an sich fündliches Verhältniß aufzuheben trachtet, dem Herrn es zur Sünde macht, Herr zu sein, und dem Knecht das Recht spricht, wenn er seinem Herrn, dem er nach Gottes Wort als dem HErrn Christo dienen soll, untreu wird? Es fließt dies alles aus der falschen Lehre. Sie macht aus Lastern und Verbrechen Tugenden und aus Tugenden Laster und Verbrechen, oder läßt es doch bei allem Schein eines gottseligen Wesens zu keinem wahrhaft christlichen Leben kommen.

Ganz anders ist es mit der reinen Lehre bewandt. Sie lehrt nicht nur auch die Nothwendigkeit der guten Werke, sondern zeigt zugleich, daß kein selbsterwähltes Werk gut sei und daß keine noch so gute Meinung es gut mache, daß vielmehr das erste Erforderniß eines guten Werkes dies sei, daß es Gott geboten habe. Reine Lehre verdammt vielmehr jedes Werk, mag dasselbe einen noch so großen Glanz und Schein haben, mögen die Welt oder unerfahrene Christen es noch so sehr anstaunen, wenn es ein von Gott nicht gebotenes, selbstersonnencs ist, und wäre es ein selbsterwähltes Märtyrerthum. Fragt der Mensch: Welche Werke soll ich thun, daß ich Gott darin gefalle? so antwortet die reine Lehre: „Da siehe deinen. Stand an nach den heiligen zehen Geboten, ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Herr, Frau, Knecht, Magd seiest", ob du Kaufmann oder Künstler, Handwerksmann oder Landbebauer, Advocat oder Richter, Prediger oder Zuhörer, Lehrer oder Schüler, Obrigkeit oder Unterthan seist; überlege, was dieser dein Stand und Beruf nach Gottes Wort von dir fordere, und du wirst die rechten, und zwar mehr gute Werke zu thun finden, als du jemals thun kannst, und der selbsterwählten gern vergessen.

Reine Lehre zeigt aber zugleich, daß auch alle von Gott gebotenen Werke, auch alle Werke des Berufs erst dann gottgefällige Werke sind, wenn fie im Glauben vollbracht werden und daher auch allein aus Liebe zu Gott und dem Nächsten fließen. Sie zeigt, was nicht aus dem Glauben gehe, sei Sünde, was aber im Glauben gethan werde, sei groß und herrlich vor Gott, und wenn es das vor Menschen Geringste und Verächtlichste wäre. Sie zeigt, wenn ein Mensch bei seinen Werken sich selbst suche, so sei alles verloren, verdammt und verflucht, was er thue, und wenn er damit die ganze Welt glücklich, ja, selig machte; hingegen, wenn z. B. ein gering

begabter Prediger im Glauben sein Amt verwalte, und alles ohne Frucht sei, oder wenn ein Kaufmann im Glauben (also nicht, um reich zu werden, sondern im Gehorsam gegen Gott und um seinem Nächsten zu dienen) seinen Handel in unbestechlicher Gewissenhaftigkeit treibe, und damit dennoch Millionen gewinne, oder wenn ein Knecht oder eine Magd im Glauben ihrem Herrn, als Christo, die schmußigste Arbeit thueso seien dies alles köstliche Werke, die Gott gefallen und darüber alle Engel im Himmel lachen und sich freuen.

So lehrt die reine Lehre. Erkennet hieraus, meine Brüder: wer wahrhaft christliches Leben befördern will, der muß daher nothwendig mit allem Ernste auf reine Lehre halten; denn reine Lehre allein offenbart, worin ein wahrhaft christliches Leben bestehe.

III.

Doch das Halten auf reine Lehre ist endlich drittens auch darum gerade dann so wichtig und nöthig, wenn wir christliches Leben befördern wollen: weil reine Lehre hierzu auch allein Lust und Kraft gibt. Darauf laßt uns daher nun noch zum Schlusse unsere Aufmerksamkeit richten.

Der Apostel spricht in unserem Terte: „Solches will ich, daß du fest lehrest, auf daß die, so an Gott gläubig sind geworden, in einem Stande guter Werke gefunden werden.“ Festigkeit im Vortrag der Lehre, welche der Apostel dem Titus im Vorhergehenden vorgelegt hatte, erklärt er also auch für das sichere Mittel, daß die gläubigen Christen dahin gebracht werden, sich wirklich „in einem Stande guter Werke" finden zu lassen.

Und so ist es. Zwar ist es wahr: die Lehrer, welche es mit der reinen Lehre genau nehmen, wenn sie auch das Gefeß predigen, predigen doch nach Anleitung der Schrift vorwiegend das Evangelium, und obwohl sie auch auf christliches Leben und gute Werke dringen, so dringen sie doch mehr auf Reinheit der Lehre und rechten Glauben; während die Lehrer, welche es mit reiner Lehre nicht genau nehmen, immer vorwiegend das Geseß predigen und mehr auf heiliges Leben und auf gute Werke dringen. Hiernach möchte man denn meinen, es sei daher ganz unmöglich, daß durch eifrige reine Lehrer das christliche Leben mehr gefördert werden sollte, als durch eifrige falsche Lehrer. Und doch ist es also.

Die Ursache hiervon deutet der Apostel selbst in unserem Terte mit den Worten an: „Auf daß die, so an Gott gläubig sind geworden, in einem Stande guter Werke gefunden werden." Das Erste nemlich, was hiernach reine Lehrer im Auge haben, ist, daß sie ihre Zuhörer

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