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Erde Brust sind wir zum Leiden da." Das Glück, das uns zu teil wird, ist fast überall mit Leid gepaart, selbst,,Freud' muss Leid bringen." Alles Erdenglück selbst ist hinfällig und schwankend: Das ist die Welt! Sie steigt und fällt und rollt beständig. Zwar kommt neben dem Bösen oft unerwartet dem Menschen das Gute, aber im Grofsen und Ganzen ist es hier „der ewige Gesang: Entbehren sollst du, sollst entbehren!" Dennoch entsagen die Menschen nicht willig dem hehren Sonnenschein," und niemand hört es schon gern, dass man ihn Greis nennt, grau." „Der Tod ist" den Sterblichen „nie ein ganz willkommener Gast;" doch bittet oder rettet niemand sie vom Schluss; „sie wissen's alle, wenigen doch gefällt es nur!" Mit tausend Fasern hängen so die Menschen am Leben, in dem sie sich oft in recht thörichter Weise abplagen, um ihr Glück zu begründen. Dem Dichter, der von seinem geistig überlegenen Standpunkte aus das Treiben der Menschen betrachtet, kommen daher diese recht sonderbar vor: „Der kleine Gott der Welt ist stets von gleichem Schlag;" trotz alles Vorwärtsstrebens erscheinen sie ihm noch stets so wunderlich, als wie am ersten Tag;" ihn dünkt,,mit ihren hunderttausend Possen die Welt ein einziger grofser Thor," besonders auch weil sich,,der Mensch, die kleine Narrenwelt, gewöhnlich für ein Ganzes hält." Zwar haben die Menschen in sich den Trieb, als Ebenbilder Gottes diesem, ihrem Vorbilde, immer mehr sich zu nähern, aber sie vermögen es doch nicht recht, über ihre beschränkte Menschlichkeit hinauszukommen. Sie sind,,Gebilde, strebsam, Götter zu erreichen, und doch verdammt, sich immer selbst zu gleichen."

Aller Streben geht nach Glück. Die meisten aber fassen das Wesen desselben verkehrt auf, oder sie suchen es auf falschem Wege zu erlangen. Worauf aber beruht nun nach Goethes Faust das wahre Glück?

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Das Glück liegt nicht im Genusse und in den Zerstreuungen dieser Welt, wie wir das ja auch schon am Helden unserer Dichtung ersehen können.,,Geniefsen macht gemein";,,zerstreutes Wesen führt uns nicht zum Ziel"; „Gaukeln schafft kein festes Glück." Das Glück liegt auch nicht im Beifall und in der Gunst der thörichten grofsen Menge.,,Die Masse ist schwer zu befriedigen" und schwer zugänglich für das wahrhaft Gute. "Hat Rath bei Menschen je gegolten?" Ein kluges Wort erstarrt im harten Ohr;",,wir sind gewohnt, dass die Menschen verhöhnen, was sie nicht verstehn, dass sie vor dem Guten und Schönen, das ihnen oft beschwerlich ist, murren." Den guten Ansichten tüchtiger, einsichtsvoller Männer widerspricht das Volk so gern: Sprach' ich vernünftig, wie ich's angeschaut, erklang der Widerspruch gedoppelt laut. Die Menge ist wetterwendisch, wankelmütig, urteilslos, so dass man nicht auf ihre Gunst bauen darf: Die Menge schwankt in ungewissem Geist, dann strömt sie nach, wohin der Strom sie reifst. Wenn du dich noch so sehr um sie verdient gemacht hast, sie lohnt dir doch mit Undank: Wer mag auf Nationen trauen! man habe noch so viel für sie gethan. Das Volk ist leicht geneigt, den, der Erfolge aufweisen kann und sich durch eigene Kraft sein Glück bereitet hat, mit Neid und Missgunst zu verfolgen; aber,,wie sich Verdienst und Glück verketten, das fällt den Thoren niemals ein."

Auch Schönheit macht nicht glücklich; „denn es ist ein altes Wort, dass Glück und Schönheit dauerhaft sich nicht vereint." Ebensowenig aber wie Schönheit kann man Reichtum als wahres Glück betrachten. Zwar ,,nach Golde drängt, am Golde

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hängt doch alles," und das Streben der Menschen nach Besitz und Geld ist so stark, dass sie sich letzteres nicht immer auf rechtem Wege anzueignen suchen; doch solches Gut bringt erst recht keinen Segen: Ungerechtes Gut befängt die Seele, zehrt auf das Blut. Das Geld aber überhaupt macht, wie uns die Scenen am Kaiserhofe lehren, die Menschen zu seinen Sklaven und verführt zur Sittenlosigkeit: Die Gnomen bringen das Gold zu Tag, damit man stehlen und kuppeln mag. Auch noch anderweitig kann der Reichtum missbraucht werden; denn das Metall lässt sich in alles wandeln." Reichtum verdirbt den Charakter, er macht stolz und genufssüchtig, während ärmere Leute häufig in ihren einfachen Lebensverhältnissen sich leichter wahren Seelenadel und Reinheit der Gesinnung bewahren: „Demut, Niedrigkeit" (d. h. einfachere Lebensverhältnisse) erscheinen uns daher manchmal als die höchsten Gaben". Während der Reiche leicht in Wohlleben verweichlicht, muss sich allerdings der Arme im Schweifse seines Angesichts plagen, „doch schmeckt dafür das Essen, schmeckt die Ruh'", und er bleibt körperlich und geistig frisch.

Aber auch abgesehen von den soeben erwähnten schlimmen Folgen des Reichtums bleibt derselbe ein unsicherer und unvollkommner Besitz: Bald ist ein grofses Gut zerronnen, es rauscht im Lebensstrom dahin. Zwar ist der Reichtum in der Welt eine Macht, und der Reiche gewinnt manchmal durch ihn grofsen Einfluss; auch sieht man ihm oft um seiner Schätze willen, manches nach, weshalb auch der Meerkater ausruft: Und wär ich bei Geld, so wär' ich bei Sinnen! (d. h. würde ich auch für klug und weise gelten); zwar kann auch sonst noch der Reichtum grofse Annehmlichkeiten bieten: er ist jedoch nicht imstande, den Mangel an höheren, idealeren Gütern, z. B. den Mangel an Bildung zu ersetzen: Bei aller Schätze Flor, wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor. Bei dem, der schnell reich wird, hält häufig die Erweiterung seiner geistigen Bildung mit dem Anwachsen seines Mammons nicht gleichen Schritt, was sich dann recht empfindlich bemerkbar macht: So sind am härtsten wir gequält, im Reichtum fühlend, was uns fehlt. Höheren Wert als Reichtum haben geistige Güter; daher sagt der Dichter z. B. von der Poesie: Auch ich bin unermesslich reich und schätze mich dem Plutus gleich.

Ebenso ist Wissen besser als Reichtum. Aber auch das rein verstandesmässige, formale Wissen vermag nicht, uns glücklich zu machen. Dasselbe ist und bleibt eitel Stückwerk Vergebens, dass ihr wissenschaftlich schweift, ein jeder lernt nur, was er lernen kann! Solches Wissen ist oft nur leeres, äufseres Blendwerk: Was man so verständig nennt, ist oft mehr Eitelkeit und Kurzsinn; es macht einseitig und unpraktisch: Was man nicht weifs, das eben brauchte man, und was man weifs, kann man nicht brauchen. Bei dem rechten Wissen kommt es in erster Linie auf Geist und Inhalt, nicht aber auf die äufsere Form an. Alle Buchstabenweisheit tötet. Viele aber betreiben die Wissenschaft zu trocken, engherzig und handwerksmäfsig; solcher Betrieb derselben ist hohl, wert- und gehaltlos: Der gelehrte Mann studiert so fort, weil er nicht anders kann. So baut man sich ein mässig Kartenhaus" d. h. eine kleine geistige Welt, die, ohne Halt, in sich zusammenfällt. Viele kleben bei ihrem Studium zu sehr am Äufserlichen; Form, Schablone und äufsere Teile gelten ihnen mehr als der Geist, der doch diese erst zusammenhält und belebt. Solche falschen Jünger der Wissenschaft

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geifselt der Dichter mit den Worten: Wer will was Lebendig's erkennen und beschreiben, sucht erst den Geist herauszutreiben, dann hat er die [toten] Teile in seiner Hand. Es kommt darauf an, dafs man mit gesundem Verstande und klarem Urteile in das Wesen. der Dinge eindringe; dann bedarf es auch nicht kunstvoller Worte, um das eigene Wissen andern zu übermitteln: Es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor. Die wahrste und tiefste Einsicht ist aber nicht die ausschliefsliche Frucht einer blofs verstandesmäfsigen Schulgelehrsamkeit, sondern eine Naturgabe, die oft dem Gelehrten abgeht, während sie gar häufig der Nichtgelehrte besitzt: Zu Schanden haben wir uns schon gedacht; das treugemeine Volk allein begreift, ihm ist die Weisheit längst gereift. Die hohe Kraft der Wissenschaft der ganzen Welt verborgen! Und wer nicht denkt, dem wird sie geschenkt, er hat sie ohne Sorgen." Alles Wissen ist fruchtlos, wenn es der Mensch nicht mit seinem Herzen erfasst und in seinem Innnern durchlebt; der Mensch muss selbst fühlen, was er weifs, und wodurch er auf andere wirken will: Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen, wenn es nicht aus der Seele dringt und . . die Herzen aller Hörer zwingt! „Es muss von Herzen gehen, was auf Herzen wirken soll;" doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen, wenn es euch nicht von Herzen geht." Herzensbildung steht hoch über formaler Geistesbildung; letztere ohne jene gewährt keine innere Befriedigung: Erquickung hast du nicht gewonnen, wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt. Dein Glück ruht in deines eigenen Herzens Schreine. An dieser Bildung des Herzens sowie der des Charakters muss daher der Mensch, der glücklich werden und Gutes wirken will, zunächst arbeiten, er muss sich selbst erziehen. Wer Gutes will, der sei erst gut! wer Freude will, besänftige sein Blut! Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben! Suche daher deines Glückes Quelle nicht aufser dir, sondern in dir! Wohl aber musst du dann, wenn du im Leben glücklich und zufrieden werden, überhaupt deinen Lebenszweck erfüllen willst, dich zu dem Leben in enge Beziehung setzen und in ihm thätig sein.

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Nicht das Wissen, sondern die Thätigkeit ist wahres Leben, nur sie gewährt reines Glück. Aus der Theorie des Wissens, aus Fühlen und Denken muss der Mensch hinaustreten in die Praxis des Lebens, das ihm ein reiches Wirkungsfeld darbietet, auf welchem er seinen Mitmenschen Nutzen, sich selbst Freude und Zufriedenheit bereiten kann: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum, das war einer der wichtigsten Grundsätze Goethes; nach diesem liefs er auch seinen Helden handeln. Er sowohl wie Faust befolgten den Grundsatz: „Die That ist alles", für beide war „das Dasein Pflicht". Dem Tüchtigen aber ist diese Welt nicht stumm, sie gewährt Raum zu grofsen Thaten". Nur rastlos bethätigt sich hier der Mann; mag ihm Geburt und Herkunft auch noch so viele Lebensgüter mit auf den Weg gegeben haben, diese gelten nichts, wenn er sie nicht richtig ausnutzt und sie sich so immer wieder durch eigene Kraftentfaltung von neuem verdient: Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen! Was man nicht nützt, ist eine schwere Last"; wer hier nicht strebt, sinkt zum Nichts herab: Wer keinen Namen sich erwarb, gehört den Elementen an. Nicht in der unthätigen Ruhe und im Erstarren liegt hier das Heil, sondern das Schaudern ist der Menschheit bestes Theil", weil es den Menschen auch zur That treibt,

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Wer aber nun handeln will, hat keine Zeit zu verlieren; denn die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben". Dazu wird letzteres noch durch unsere eigene Verkehrtheit und durch allerlei Ungemach gestört: Ach unsre Thaten selbst, so gut als unsre Leiden, sie hemmen unsres Lebens Gang. Wir müssen jeden Augenblick ausnutzen: Dasein ist Pflicht, und wär's ein Augenblick. Darum gebrauche die Zeit, sie geht so schnell von hinnen"; "was heute" aber nicht geschieht, ist morgen nicht gethan." „Keinen Tag soll man verpassen; das Mögliche soll der Entschluss beherzt sogleich beim Schopfe fassen." Gerade darin zeigt sich die Tüchtigkeit des Menschen mit, dass er Zeit und Stunde wahrnimmt: Wer den rechten Augenblick ergreift, das ist der rechte Mann. Rascher Entschluss sichert gar häufig schon den Erfolg; „dem Greifenden ist meist Fortuna hold", und alles kann der Edle leisten, der versteht und rasch ergreift."

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Freilich ist es mit schneller Entschlossenheit allein nicht immer gethan; nicht immer ist es uns möglich, so geradeswegs aufs Ziel loszustürmen: Nur zickzack geht gewöhnlich unser Lauf. Gar oft treten uns bei der Verfolgung unserer Ziele Schwierigkeiten in den Weg. Dann heifst es einerseits Geduld haben; denn „Geduld will bei dem Werke sein"; andrerseits dürfen wir uns nicht gleich durch Widerwärtigkeiten und Hemmnisse abschrecken lassen, wie es so viele thun: Wo so ein Köpfchen keinen Ausweg sieht, stellt es sich gleich das Ende vor. In solchen misslichen Lagen müssen wir Mut und Selbstvertrauen zeigen: Sobald du dir vertraust, sobald weisst du zu leben. Es lebe, wer sich tapfer hält!" ruft uns der Dichter zu, wer überwindet, der gewinnt"! Allen Menschen ziemt es wohl, sich zu fassen, zu ermannen, was auch drohend überrascht." Furcht würde nur unsere Thatkraft lähmen; daher warnt Goethe vor ihr, indem er sie neben der Hoffnung, die ihrerseits die Menschen wieder in zu grofse Sicherheit einwiegt, als einen der gröfsten Menschenfeinde bezeichnet. Bei ruhiger, klarer Ueberlegung kann man selbst in schwierigster Lage noch einen Ausweg finden; dem Klugen, Weitumsichtigen zeigt fürwahr sich oft Unmögliches noch als möglich." Man erwäge nur ruhig die Mittel und Wege, die zum Ziele führen, und mache von ihnen weisen Gebrauch! Klug ist das Bemüh'n, aus jedem Umstand seinen Vortheil zieh'n." Nicht in Gefahren", sagt der Dichter, „mag ich sinnlos Ungestüm. Gehe planvoll zu Werke! Denn ein planvoll geordnetes Handeln ist in jeder Beziehung vorteilhaft: Ordnung lehrt uns Zeit gewinnen; „auf strenges Ordnen, raschen Fleifs erfolgt der allerschönste Preis."

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Manchmal werden wir einsehen, dass wir mit eigener Kraft allein einer Aufgabe nicht gewachsen sind. Wenn nun auch im allgemeinen der Grundsatz gelten muss: Wer wird auf Bundsgenossen pochen! ,,Selbst ist der Mann! Wer Ehr' und Kron' begehrt, persönlich sei er solcher Ehren wert!", so gebietet uns doch in solchen Fällen kluge Einsicht, uns mit anderen zu verbinden zur gemeinschaftlichen Überwindung von Gefahren und Schwierigkeiten. Gesellig [nur] lässt sich Gefahr erproben"; auch ist in solcher Lage „ein guter Rat" von seiten erfahrener Leute auch nicht zu verachten." Dann aber, wenn wir fremde Hülfe in Anspruch nehmen, sollen wir uns gleich an die rechte Schmiede wenden, uns da Rat suchen und uns mit solchen Leuten vereinigen, die, klüger und stärker als wir, uns gut raten und durch ihr Beispiel unsern Mut

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beleben: Mit Kleinen thut man kleine Thaten, mit Grofsen wird der Kleine grofs. Selbst dann, wenn wir uns einer Gefahr gewachsen fühlen, sollen wir den Beistand anderer nicht immer zurückweisen: Oft schadet es nichts,,,wenn Starke sich verstärken, und höchst willkommen mufs der Biedre sein, tritt er als Beistand kräftig zu uns ein.“ Wenn wir jedoch trotz aller Kraftentfaltung, trotz aller Umsicht nicht sobald die Erfolge unseres Handelns sehen, dürfen wir doch nicht in unserer Thätigkeit erlahmen, sondern wir müssen ausharren; das Jahr wird die Früchte unseres Wirkens schon zeitigen: Wer's Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit. Man säe nur, man erntet mit der Zeit; ein stiller Geist ist jahrelang geschäftig, die Zeit nur macht die feine Gärung kräftig." Je langsamer die Früchte reifen, desto besser pflegen sie zu werden; je langwieriger und mühevoller die Arbeit gewesen ist, desto gröfsere Befriedigung gewährt sie dann gewöhnlich. Daher lässt Goethe auch den Euphorion sprechen: Das leicht Errungene das widert mir, nur das Erzwungene ergötzt mich schier. Je später der Erfolg kommt, desto dauernder und nachhaltiger ist er oft, während rasche, glänzende Erfolge häufig nicht stich halten: Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.

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Bleibt unsere Thätigkeit ganz erfolglos, so haben wir gewöhnlich selbst Schuld daran. Gar oft schlagen wir bei unserm Handeln falsche Wege ein; denn es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden," weil wir Menschen nun einmal dem Irrtum unterworfen sind: Es irrt der Mensch, so lange er strebt. Allerdings hat auch der Irrtum wieder sein Gutes, und die Einsicht, dass wir verkehrt gehandelt haben, soll uns für die Zukunft erfahrener und klüger machen: „Wenn du nicht irrst, kommst du nicht zu Verstand;" wer lange lebt, hat viel erfahren"; man wird sich dann, nicht nur, wie so mancher in dunkelm Drange, sondern durch das Leben gewitzigt, „des rechten Weges wohl bewusst."

Nicht jedem ist es in dieser Welt vergönnt, Grofses und Bedeutendes zu leisten und sich aufserordentlicher Erfolge und Verdienste um die Mitwelt zu erfreuen. Dann kann man sich wenigstens seines guten Willens und seiner Pflichterfüllung im kleineren Wirkungskreise getrösten. Das Bewusstsein treuer Gesinnung und redlich geübter Pflicht hat ja auch etwas Beglückendes. Goethe nennt daher auch den beglückt, der „Treue rein im Busen trägt". Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt uns die Person." Sei treu besonders auch in deinem Verhalten gegen deine Mitmenschen! Die Treue aber ist ein Ausfluss selbstloser Liebe, und diese steht hoch über der, wenn auch noch so erfolgreichen, selbstsüchtigen Wirksamkeit, bei der die handelnde Person immer nur das liebe eigene Ich und dessen Nutzen im Auge hat.,,Sich selbst erhalten bleibt der Selbstsucht Lehre"; die Aufgabe dagegen, die der edle Mensch sich stellt, heifst: aufgehen in der Thätigkeit und Wirksamkeit für das Wohl der Nebenmenschen.

Mensch sein heifst bei Goethe Kämpfer sein; der Mensch hat, so zeigt uns der Dichter in seinem Faust, hier auf Erden einen doppelten, schweren Kampf zu führen : er mufs die Selbstsucht überwinden und das Gemeine, zwei Mächte, die in eines jeden Menschen Brust wohnen. Dem standhaften Streiter in diesem Kampfe lässt Goethe am Ende seines Dramas jenen glückverheifsenden Trostgesang entgegenschallen: Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Dadurch aber, dass er uns die

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