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tig sagte, was ihm von seinen Ansichten nicht ganz begrüne
det erscheine, und ihm zu verstehen gab, daß zwischen
das, was nach dem Hauptpunkt köstlich und dauerhaft ist,
doch allerley Unlauteres sich einmischen könne.
Er sagte
das mit vieler Liebe und Sanftmuth, und es wurde daher auch
in Liebe aufgenommen, wiewohl Streib bey seiner Ansicht
blieb."

Einige Zeit nachher schrieb er noch über ihn Folgendes: „Auch bey redlichen Seelen ist der Zusammenfluß dessen, was aus der Wahrheit fließet, und was die Natur dazwis schen menger, unvergleichlich subtil, und wem nicht viele Erempel von allerley Gattungen bekannt sind, dem kann man es schwerlich beybringen. Dem Streib bin ich begegnet als einem solchen, von dem ich erachte, daß er in der Gnade Gottes stehe, und geistliche Erfahrung und Gefühl habe. Wegen seiner prophetischen Sachen habe ich ihn in so kurz zer Zeit nicht völlig vernehmen können, und die Zeitrechnung ist nicht eben der einige Punkt allein, wegen dessen ich ihn zur Vorsichtigkeit für sich selbst, und zur Måßigung des Vortrags gegen Andere ermahnt habe. Sonderlich wäre es gut, wenn er abließe, sich für einen von den zwey Zeugen auch nur auf's Geheimste zu erklären, oder sich in seinem eis genen Herzen dafür zu achten. Es ist das menschliche Herz, sofern es nicht von dem Worte Gottes eingeschränkt wird, ein unglaublich betrügliches Ding.. Wenn es von weltlichen Sorgen und Lüsten abgezogen ist, so sucht es sich in geistlichen Dingen. Er sollte sich warnen lassen, denn es kann leicht einen Ausgang gewinnen, der ihm im Aeußern und auch im Innern schädlich wäre. Ich kann es nicht nur gez schehen lassen, daß es ihm bedeutet wird, sondern ich bitte, es ihm in meinem Namen nebst freundlichem Gruß zu bez zeugen. Ich bleibe bey dem, was ich ihm mündlich dargethan habe, beides von meiner Liebe zu ihm und auch von dem Unterschied, den man in solchen Sachen nöthig hat.

Viera

Viertes Kapitel.

Krankheit und Tod.

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Bengel wurde so schwächlich in diese Welt geboren, daß man ihn statt durch die öffentliche, durch eine Fåhtaufe der Christengemeine einverleiben zu müssen glaubte, und diese Schwächlichkeit begleitete ihn durch sein ganzes Leben. Dennoch erreichte er bey sorgfältiger Gesundheitspflege unter Gottes Beystand ein Alter von 65 Jahren. Während dieser Zeit hatte er wenigstens einige gefährliche Krankheiten, und fühlte, besonders von der zweyten Hälfte seines Lebens an, je långer je mehr die Gebrechlichkeit seiner sterblichen Hütte. Schon dieses konnte ihm Anlaß zu der Aeußerung geben: ,,das menschliche Leben ist ein beständiges Hineilen zum Tode (perpetua tendentia ad mortem)," und zu Folge seiner religiösen Ueberzeugung suchte er den Gedanken an den Tod nicht zu entfernen, sondern sich mit ihm zu befreunden,,,obgleich er die Theologie nicht in die Kunst zu sterben seßte, sondern für einen Christen das für das Wichtigste hielt, aus der Sünde in die Gnade zu kommen, und dann zu erwarten nicht den Tod, sondern die Erscheinung Jesu; dieweil der Tod nur Nebensache sey, und gar nicht in diese Ordnung gehörte, wenn er nicht vorhin da wåre.“

Es war demnach sein ganzes inneres Leben von der Beschäftigung mit dem Tode so sehr durchdrungen, daß wir ein sehr unvollständiges Bild von demselben wiedergeben würden, wenn wir nicht auch diese Jahre lang fortgesette Uebung, mit dem Tode sich vertraut zu machen, darein aufnahmen. Hiezu mögen denn die fölgenden Aeußerungen Beugels dienen, an die sich die Geschichte seiner lehten Krankheit und seines Lodes anreihet:

2. Nov. 1725.

,,Wie wenn ich dir (Marthius) in die Ewigkeit vorangienge? Als ich in diesem Sommer an einem sehr windigen Tage eine Reise zu meinem Freunde Weissensee machte, wurde mein Kopf und Magen so sehr geschwächt, daß wenig zu einem

Schlagfluffe fehlte. Ich lag sehr krank zu Boll, ohne menschlichen Rath, ohne vertrauten Arzt, ich hatte manche müh felige Stunde. Da suchte ich Gottes Angesicht, und Er fandte mir Hilfe. Sogleich fiel mir nach dem Gebete bey: ich solle in Betreff des Arztes in der Nähe bleiben, Gott könne Seine Gnade ebenso bewähren durch einen Arzt, der in feis nem besondern Rufe stehe. Ich wandte mich an den, der gerade da war, und es geschah, wie ich geglaubt hatte. Jezt lebe und arbeité ich wieder, seufzend nach der Ruhe Gottes, sie komme bålder oder spåter, und fühle ihren Vorgeschmack unter der Arbeit.“ 2. Januar 1727.

,,Verwichenen Donnerstag hat mich eine heftige Kolik und Griesschmerzen befallen, und in etlichen Anfållen empfindlich mitgenommen; doch habe ich jetzt nicht allein Ruhe, sondern auch Hoffnung, eine Zeitlang davon frey zu bleiben. Ich danke jetzt Gott Beydes, für die Züchtigung und für die vor und nach erzeigte Verschonung und Hilfe.“

Am 4. Nov. 1735. wurde er von einer umgehenden Seuche heftig befallen, aber obwohl das Fieber schon sehr stark war, wollte er sich dießmal doch nicht so bald ins Krankseyn ergeben, sondern ́predigte noch am 6. Nov. über Matth. 18, 20-35; „von dreyerley Rechnung, die Gott mit den Menschen anstelle." Nach der Predigt wurde er noch krån ker, und gestand auch, es sey ihm schon unter derselben körperlich schwach geworden, er habe aber doch fortgemacht; denn er habe eine solche innerliche Freudigkeit gehabt, daß er gerne unter der Predigt gestorben wäre. Er bekam jezt von Zeit zu Zeit starkes Irrereden, aber in den lichteren Aus genblicken suchte er sich auf das gefaßt zu machen, was der Himmlische Vater etwa mit ihm vorhaben möchte." Sein Vetter M. Schmidlin stand an seinem Krankenbette, und ihm verdanken wir folgende seiner Aeußerungen während dieser Krankheit:

,,In meinem innern Zustande geht es immer durch plöts liche Eindrücke (celeres puncturas). Es geschieht manchmal, daß mir alle Freude abgeschnitten ist; ich habe oft ein tiefes Gefühl der Ewigkeit ohne Schmerz und Freude in mir, ich denke dabey weder an Seligkeit noch an Verdammniß,

und dech geht der Eindruck so tief, daß ich gleichsam etne Wunde in der Seele bekomme. Manchmal findet sich ein schöner Strahl des Lichtes, er ist aber auch geschwind wieder vorbey. Uebrigens behelfe ich mich in Friede und Ruhe mit meinen geringen Gaben (minutiis), und weiß, daß ich auch bierin Treue beweisen muß. Meine Mutter hat mich oft über meine Scrupulositåt bestraft, und hat gemeint, wenn man nur die Hauptsache treibe, so sey es gut. Ich gebe aber dieß Gleichniß: der Zweck der Speisen ist die Ernäh rung, wenn man nun Erbsen essen will, so liest man fie zuvor, ob sie schon ungepußt eben die Nahrung geben wie gepußt. Wenn in einem Strumpfe ein Loch, oder in einem Kleide ein Rißlein ist, so wirft man das Kleid nicht weg, sonderu flickt es eben.“

Den 10. Nov. redete er beståndig vom Sterben. Er rüstete sich im Gebet zu Gott mit Freudigkeit auf den Tod, um in die Gemeinschaft Gottes und anderer Mitstreiter zu kommen. Sein Seufzen war:,,wie ein Hirsch schreiet nach frie schem Wasser, so schreiet meine Seele Gott zu Dir.“ Ps. 42. —

Ich habe nichts, das mich aufhalten könnte; Gott wolle mir nur meine Augen öffnen, mir alles entdecken, mich recht beugen.“

„Ich befehle mich meinem getreuen Schöpfer, meinem sehr wohlbekannten Erlöser, meinem bewährten Tröster. Ich weiß nirgends etwas aufzuweisen als meinen JEsum. Man mache nur nichts aus mir, auch nicht nach meinem Lode. Ich, wünsche so im Verborgenen, auch nach dem Tode, bey den Menschen zu bleiben, wie ich im Leben in Beziehung auf meinen innern Seelenzustand gewesen. Das Urtheil der Mens schen nüßt und schadet mir nichts, und es wird an jenem Lage ganz anders aussehen. Richtet nicht vor der Zeit. Es ist besser, wenn es einmal heißt: Bist du auch da! als wenn es heißt: Wo ist denn der und der Heilige? Es geht viel Unlauterkeit vor — auch von und bey denen, die in der Gnade stehen. Man mache nichts von meinen lezten Reden. Man hat an JEsu, Seinen Aposteln und Mårtyrern Lichter genug. Ich bin keines. Heutige Exempel sind etwa um der Familien willen, nicht in's Publikum. Man macht oft gar zu viel aus Menschen, und lobt auch Dinge, die

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wegfallen werden. Ich scheue mich nicht vor Menschen, auch verachtete Leute als Fromme aufzunehmen; aber man weiß so gar nicht, wem man sich vertrauen darf. Ich freue mich über junge, grüne Jünglinge und Streiter, die manchmal erst geboren wurden, da ich schon für etwas gegolten, und halte mich für einen alten, absterbenden Stumpen.

Meine Arbeit über die H. Schrift (Kritik des N. Testaments) freuet mich vor dem HErrn, so übel ich darüber von Bösen und Guten bin beurtheilt worden. Schon die Morgenröthe des Nußens, den sie schaffen wird, freuet mich; das weitere Licht werden die Nachkommen schon sehen und nüßen. Wenn ich aber auch das Gemüth voll der wichtigsten und schönsten Entdeckungen håtte, so würde mich doch das keinen Augenblick aufhals ten, freudig heimzugehen.“

Sodann kam er auf seine Bücher zu reden, und sagte: ,,im Fall seines Todes solle man sie nicht seinen Kindern aufsparen, sondern gleich Anstalt zum Verkauf machen; denn es werde bald eine große Aenderung mit der Literatur geben, und ganz andere Bücher aufkommen.“

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,,Er bezeugte aufs Neue seine lebendige Zuversicht auf die Gnade JEsu Christi, und sein Verlangen aufzubrechen und heimzugehen. Er betete: Gott wolle ihn nicht zur Unzeit auf der Welt seyn lassen. Wenn ihm aber noch ein bess feres Stündlein bevorstehe, so möchte ihn Gott dahin aufsparen, und wenn auch sein ganzes Kinderhåuflein vor ihm hinüberkommen sollte, 1 Mos. 32, 23.; wenn dieß sein bestes Stündlein sey, so möchte Er es ihn ja nicht übergehen Lassen."

Am 17. Nov. meinten die Seinigen, es sey sein leßter Augenblick gekommen, und Schmidlin begehrte seinen Abschiedssegen. Er antwortete aber: „Es ist noch nicht an dem, mein lieber Vetter! ich sehe deutlich, daß meine Wanderschaft noch kein Ende nimmt, und ich noch weiter fortsegeln soll. Ich bitte Gott, daß Er mich nur nicht wolle unfruchtbar seyn lassen, obschon meine Arbeit geringe ist. Es ist ja in allen Dingen so ein großer Regen besteht aus Tropfen, eine Mauer aus Steinen, ein Stein aus Sandkörnern u. s. w., die größten Handlungen der Gerechtigkeit geschehen nicht durch Juristen, die tapfersten Thaten nicht durch Soldaten, die größten

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