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d. h. die echten Abkömmlinge des Himmelsgottes. Noch in einer Glosse des 9. Jhds. werden die Schwaben Cyuwari ,,Verehrer des Ziu", ihr Hauptsitz Augsburg, das ehemalige Augusta Vindelicorum Ciuuesburg,,,Burg des Ziu" genannt. Noch heute nennen die Schwaben den Dienstag Zistig, Ziestag. Das Volk, das einst zum Hüter des ermin. Stammesheiligtums bestimmt war, bewahrte also am treuesten seinen Glauben und nahm seine Heiligtümer in die neue Heimat mit, als es südwärts über die alte Waldesgrenze auf ehemals ungermanischen Boden zog. Noch im 12. Jhd. erblickt der Glossator der Corveier Annalen in der Eresburg ein dem Ares d. i. dem dominator dominantium geweihtes Heiligtum. Östlich von den Semnonen und Schwaben, jenseits des Lech, saßen von den ermin. Stämmen die Markomannen und andere, die den Bajuwarennamen angenommen haben. Auch diese hatten den Tiuskult in die neue Heimat mitgenommen, nur nannten sie den Gott mit einem anderen Beinamen *Eraz. Der ihm geweihte Tag heißt bei den Bayern Ertag. Gleichfalls zum Suebenstamme gehörten die Hermunduren (Ann. 1357). Im Jahre 58 war zwischen ihnen und den Chatten wegen des salzhaltigen Grenzflusses eine heftige Fehde entbrannt. Dieser Krieg schlug für die Hermunduren glücklich, für die Chatten unselig aus. Beide hatten, um sich des Sieges zu versichern, das Heer der Gegner dem Tius und Wodan geweiht. Nach dem Siege ward, dem Gelübde gemäß, Roß und Mann, sowie alles, was besiegt war, insgesamt dem Untergange preisgegeben (D. S. Nr. 363).

Es steht also fest, daß Tiwaz im Binnenlande im 1. Jhd. unserer Zeitrechnung als oberster Gott verehrt wurde. Nach dem Beinamen des Himmelsgottes nannten sich die Erminonen; der urgerm. *Tiwaz ermnaz bildete als Irmin-Tius den Mittelpunkt ihres Kultes.

Auch die Sachsen, die nordwestlich von den Semnonen wohnten, verehrten ihn unter diesem Namen. Nach ihrem Siege über die Thüringer bei Scheidungen an der Unstrut errichteten sie ihm eine mit dem Symbole des Adlers geschmückte Siegessäule, nach Morgen hin gerichtet (532). Das

Standbild, das nach Osten blickte, der Adler, der den aufsteigenden, durch die Wolken brechenden Tag bedeutet, wie noch Wolfram von Eschenbach singt: ,,Seine Klauen durch die Wolken schlug er nun. Er steiget auf mit großer Kraft“ zeigen Tiwaz als Sonnen- und Himmelsgott. Die Errichtung der Säule (Irminessûl) nach dem Siege kennzeichnet ihn als Kriegsgott (Widuk. 112). Das Hildebrandslied scheint ihn ,,irmingot“ zu nennen, d. h. den an der Spitze des Götterstaates stehenden, der oben vom Himmel herab die Dinge der Menschen beschaut und regiert (wêttu irmingot obana ab hevane).

Bei den Sachsen zerstörte Karl d. Gr. 772 die Irmensäulen, d. h. die gewaltigen Säulen, nicht die des Irmin, in der Nähe von Eresburg. Wie aus dem Namen der westfälischen Stadt hervorgeht (besser Eresberg als Eresburg), nannten die Sachsen und Angeln den Gott auch *Eraz, Er, Ear wie die Bayern. Ob Er mit skr. aryá „,freundlich, zugetan" oder mit ags. eárendel (Morgenstern) oder mit Ares zusammenhängt, und aus derselben Wurzel gebildet ist wie Irmin (der Erreger), ist zweifelhaft; germ. *Erhaz ließe sich mit ir. „erc Himmel" zusammenbringen. Daß Er ein Beiname des Tiwaz ist, bezeugt die ags. Rune VV, die ear und tîr bezeichnet. Das ags. Runenlied sagt von der Rune Ear: Ear ist ein Schrecken der Männer jeglichem, Wenn unaufhaltsam das Fleisch beginnt Als Leiche zu erkalten, die Erde zu erwählen, Bleich zur Bettgenossin: Freuden zerfallen, Wonnen schwinden, Bündnisse werden gelöst.

Neben Irmin und Er hatten die Sachsen noch ein drittes Beiwort des Himmelsgottes. In dem sächsischen Taufgelöbnisse um das Jahr 790 begegnet hinter Thuner und Wôden als dritter Gott, dem der Täufling entsagen soll, Saxnôt. ,,Schwertgenosse" oder den sich des Schwertes freuenden" hießen ihn die Sachsen des Festlandes, und nach dem sahs ihres Sahsnôt nannten sie sich selbst. Bei den Angelsachsen gilt Saxneát für Vodens Sohn, d. h. Tiwaz ist hinter Wodan zurückgetreten; Saxneát steht an der Spitze der Stammtafel

der Könige von Essex mit Nachkommen, deren Namen die Tätigkeit des Gottes in den verschiedenen Phasen der Schlacht bezeichnen. Noch Kaiser Heinrich IV. war gewohnt, alle

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seine Kämpfe,,in heidnischem Aberglauben" am Tage des Mars, am Dienstage, auszuführen (Ekk. v. Aura).

Drei Epithetha des alten Himmelsgottes haben sich also ergeben, Irmin, Er, Saxnôt; die älteste, höchste und z. T. gemeingerm. (ingw. erminon. got.) Bezeichnung war der,,Erhabene, Gewaltige"; nach diesem Beiworte benannte sich der vornehmste und älteste der westgerm. Stämme, die Erminonen, die in der gemeinsamen europäischen Urheimat verblieben waren.

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Daß die Friesen den Tiwaz verehrten, wird durch eine-Inschrift bezeugt, die im Jahre 1883 zu Housesteads, dem alten Borcovicium, einer der römischen Stationen am Hadrianswall im nördlichen England, aufgefunden wurde. Ein Schäfer stieß auf zwei Altäre mit röm. Inschriften und auf einen halbrunden,bogenartigen Aufsatz mit bildlichen Darstellungen. Dieser glückliche Fund ist zugleich eines der ältesten Zeugsnisse für bildliche Darstellungen germanischer Götter. Die Inschrift des ersten Altars lautet:,,Dem Gotte Mars Thingsus und den beiden Alaesiagen Beda und Fimmilena und der Gott

Fig. 6.

heit des Kaisers haben Tuihanten, germanische Bürger, ihr Gelübde gern und schuldigermaßen eingelöst."

Die Inschrift des zweiten Altars lautet:,,Dem Gotte Mars und den beiden Alaisiagen und der Gottheit des Kaisers haben Tuihanten, germanische Bürger aus der nach Severus Alexander

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benannten Heeresabteilung der Friesen ihr Gelübde gern und schuldigermaßen eingelöst." (Abbildung 6, 7.)

Das Relief stellt einen mit Helm, Speer und Schild gewaffneten Krieger dar, den die interpretatio Romana Mars nennt, zu dessen Füßen ein Schwan oder eine Gans aufsieht. Zu beiden Seiten sieht man zwei ganz gleichartige schwebende

Gestalten, die in der einen Hand ein Schwert oder einen Stab, in der anderen einen Kranz halten. (Abbildung 8.)

Beide Altäre sind von Tuihanten errichtet, germ. Bürgern, die in röm. Diensten standen und zwar dem friesischen Keil des Kaisers Severus Alexander angehörten (222-225). Die Tuihanten sind die Bewohner der Landschaft Tuianti, des heutigen Twenthe im Osten der Zuidersee. Unter dem röm. Mars leuchtet ihr Volksgott Tius hervor, der den Beinamen Thingsus führt. Die Friesen verehrten also zu Anfang des

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3. Jhds. einen Gott Tiwaz Thingsus und zwei Alaesiagen, Beda und Fimmilena, die nach der Darstellung und den Inschriften in unmittelbarem Zusammenhange mit ihm standen. Unter ihnen sind wahrscheinlich zwei gewaltig einherfahrende Göttinnen zu verstehen, die schreckende Bêd und die stürmende Fimila, die dem Wetter- und Himmelsgotte Tiwaz zukommen, oder auch zwei Göttinnen des Gerichtes.

Der ausgeprägte Rechtssinn der Friesen ist uralt und wohlbekannt. Thinx ist der langobardische Name für ,,Ding",

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