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Ags. Zauberlied. I. Merseburger Zauberspruch.

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Zum Streite gerüstet, also mit Helm, Brünne und Speeren bewaffnet, laut jauchzend vor frohem Kampfesmut, reiten die mächtigen Frauen durch die Lüfte einher und senden sausende Speere und Pfeile auf den Feind. In der epischen Einleitung erzählt der Entzaubernde diesen Hergang und sucht durch das Spell das Eisen aus dem Körper des Erkrankten wieder herauszutreiben. Zugleich hält er den Lindenschild über ihn und berichtet, wie die Gegenwaffen geschmiedet werden. Für den Fall, daß das kleine Messer zur Gegenwehr nicht. genügt, werden noch sechs Speere angefertigt. Bei der eigentlichen Beschwörung: „Wenn hier innen ist des Eisens Teil, so soll es schmelzen Fliehe hin in die Wildnis! Sei

am Haupte heil!" wird eine heilende Salbe angewendet. Auch der erste Merseburger Zauberspruch zeigt uns die göttlichen Frauen:

Einst setzten sich Idisi, setzten sich hierhin und dorthin,

[Vor Zeiten walteten Frauen, walteten hohe damals,]

Einige hefteten Hafte, einige hemmten das Heer (der Feinde),

Einige klaubten an den Fesseln (der vom Feinde Gefangenen) herum, [Andere lösten, allerfahrene, die Fesseln]:

Entspringe den Haftbanden, entfliehe den Feinden!

Der epische Eingang beschreibt die Tätigkeit der Walküren auf der Walstatt. Sie kommen durch die Luft herangesaust und beteiligen sich zugunsten eines befreundeten Heeres am Kampfe, in drei Haufen geteilt. Ein solches Feld, wo sich die Schlachtgöttinnen niedergelassen hatten, hieß vielleicht schon zu Tacitus Zeiten Idisiaviso (Ann. 216). Die einen fesseln die Gefangenen hinter dem befreundeten Heere, der deutsche Namen solcher Walküren würde Hlancha (Kette) oder Herifezzara (Heeresfessel) sein - die andern werfen sich den feindlichen Scharen entgegen, indem sie selbst am Kampfe teilnehmen und ihre Speere schleudern, die dritte Gruppe hat sich hinter dem feindlichen Heere niedergelassen, wo die Gefangenen aufbewahrt sind. Dort nesteln sie an den Fesseln und sprechen dabei die Lösungsformel: „Entspringe den Haftbanden, entfliehe den Feinden!" Wie hier durch die Hilfe der Idisi die Ketten springen, so hofft in ähnlicher Lage der

Gefangene, daß ihr göttlicher Beistand bei Anwendung des Zauberspruches ihn befreien werde. In England war im 8. Jhd. der Volksglaube verbreitet, daß Bande mit Hilfe gewißer Buchstabenzeichen oder Runen gelöst werden könnten (Beda 422):

Ein gewisser Imma wurde fast tot auf dem Schlachtfelde gefunden und gefangen genommen; als er sich aber zu erholen begann und, um seine Flucht zu verhindern, gefesselt wurde, hatten ihn kaum seine Wächter verlassen, da war er schon wieder frei. Der Graf, in dessen Gewalt er gefallen war, fragte ihn, ob er solche „Lösebriefe“ (literas solutorias) habe, von denen man erzählte; Imma aber wollte von solchen Künsten nichts wissen; doch als sein Herr ihn an einen andern verkaufte, war wieder keine Möglichkeit, ihn zu binden (vgl. Od. 14345–349).

Auch den Angelsachsen waren, wie schon das Beschwörungslied gegen Hexenschuß zeigte, siegtreibende, schlachtfrohe Weiber bekannt:

Setzt euch Siegweiber, senkt euch zur Erde,
Wollet nicht wieder zum Walde fliegen!
Bleibt im Herzen meines Heils so eingedenk

Wie die Menschen männiglich des Mahls und der Heimat!

Auch hier kommen die Siegweiber durch die Luft geflogen, um sich zur Erde niederzulassen; ja der Anfang scheint geradezu aus einem sehr alten Walkürenspruch entlehnt zu sein, der dem Merseburger Spruche ähnlich war. Merkwürdig ist nur, daß der Ausdruck Siegweiber für schwärmende Bienen gebraucht wird, vermutlich weil man die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr verstand, und Bienenschwärme den ausziehenden Kriegern als gutes Wahrzeichen galten (vgl. K. H. M. Nr. 62). Im Beowulf endlich heißt es: der Herr gab ihnen allda des Waffenglücks Gewebe, Erfreuung und Hilfe, daß sie ihre Feinde überwanden (697).

Das letzte Zeugnis für die Schlachtjungfrauen findet sich auf deutschem Boden um das Jahr 1000. Burchard von Worms spricht von dem Glauben, es könnten Weiber bei geschlossenen Türen ausfahren und hoch in den Wolken einander Kämpfe liefern, Wunden erteilen und empfangen.

5. Schwanjungfrauen.

Walküren und Schwanjungfrauen sind Wolkenfrauen. Aber während die Walküren als Boten des Sturm- und Kriegsgottes ausschließlich als Schlachtjungfrauen erscheinen, sind die Schwanenmädchen vor allem der Zukunft kundig. Das Walkürenideal ist in der Zeit entstanden, da die Germanen waffenklirrend in die Weltgeschichte dringen, die Gestalt der Schwanjungfrauen ist mit dem eigentümlichen poetischen Duft umwoben, der den stillen Waldsee mit seinen schattigen, grünen Ufern noch heute umgibt. Diesem lieblichen Bilde entspricht naturgemäß mehr das stille innerliche Wesen des Weibes als ihre im Drang der Zeit großgezogene Amazonennatur. Die Angabe des Tacitus, daß dem ganzen weiblichen Geschlechte nach dem Glauben der Deutschen prophetische Gabe innewohne (Germ. 8), und die ehrfurchtgebietende Gestalt der Veleda zeigen, wie sich die Vorstellung entwickeln konnte, daß den Schwanmädchen besonders der Blick in die Zukunft eigen war.

Wiederum sind die ahd. Frauennamen die wichtigste Quelle. In den Wäldern lassen sich die holden Jungfrauen nieder: Tanburg, Waldburg; sie tragen ein Schwanhemd: Alpiz, der Schwan, ist ein Frauenname; wenn sie sich baden, legen sie ihr Gewand ab: Suana hilt, Swanburg, Swanegard ist die Schwanjungfrau; Swanaloug ist die Jungfrau, die sich wie ein Schwan badet, Triuloug ist die im Walde badende. An den sandigen Ufern der Flüsse und Bäche werden sie gefunden: Sandhilt, oder auf feuchtem Boden: Wasahilt, auf Wiesen: Wisagund (S. 136). Daß die Walküren zugleich Schwanjungfrauen sein können, zeigen die kriegerischen Namen der badenden Frauen im N. L. Hadbure und Sigelind (s. u.).

Eins der ältesten Eddalieder, das auf niedersächsische Sage zurückgeht, erzählt:

Von Süden her flogen einmal durch den Schwarzwald drei behelmte Jungfrauen, ihr Handwerk zu üben. Als sie müde waren, setzten sie sich zur Ruhe am Strande eines Sees nieder, weißes Linnen spannen die Weiber

des Südens (d. h. sie wirkten das Schicksalsgewebe). Schwanweiß hieß die eine, Allwiß die andere, Olrun die dritte; sie stammten aus Walland (der mythische Name bedeutet,Land der Schlachtfelder“). Da überraschte sie Wieland mit seinen beiden Brüdern, sie nahmen ihnen die abgestreiften Schwanenhemden weg und führten die Jungfrauen als ihre Weiber heim. Sieben Winter saßen sie daheim bei ihren Gatten, doch im achten waren sie unruhig, im neunten konnte nichts mehr sie halten. Sie schwangen sich auf, zurück nach dem Schwarzwald, die behelmten Mädchen, um in den Dienst ihres göttlichen Gebieters zurückzukehren. Vom Weidwerk kamen die wegmüden Schützen, sie fanden die Häuser öd und verlassen, sie traten hinein und traten hinaus und suchten und spähten fort waren die Frauen.

Die Handlung des Gedichtes spielt in Deutschland; der Schwarzwald, durch den die Schwanjungfrauen kommen, ist der saltus Hercynius, der ungeheure Urwaldsgürtel, der einst das mittlere Deutschland bis zu den Quellen der Weichsel durchzog. Darum heißen sie auch die südlichen Idisi, und Allwiß, Wielands Geliebte, ist die Tochter eines Königs, der den deutschen Namen Ludwig führt (S. 197).

Auf einem verloren gegangenen deutschen Wielandsliede oder auf mündlicher Überlieferung beruht das mhd. Gedicht von „Friedrich von Schwaben“ (14. Jhd.).

Es erzählt, daß der Held unter dem Namen Wieland seine Geliebte gesucht habe. Bei einer einsamen Waldburg sieht er drei Tauben zu einer Quelle fliegen, die sich darin baden wollen. Indem sie die Erde berühren, werden sie zu Jungfrauen; eine davon ist die verschwundene Geliebte. Sie werfen ihre Gewänder ab und springen ins Wasser. Wieland, durch Hilfe einer Wurzel unsichtbar, nimmt ihnen die Kleider weg. Darüber erheben die Mädchen großes Geschrei, aber Wieland, sichtbar hervortretend, erklärt sich nur dann zur Zurückgabe der Kleider bereit, wenn eine davon ihn zum Manne nehmen wolle. Sie entschließen sich endlich, und Wieland wählt sein Weib, das mit Freuden in ihm den Friedrich von Schwaben erblickt.

Noch um das Jahr 830 ist dem Dichter des Heliand der Glaube an Walküren im Schwanengewand durchaus vertraut. Bei der Schilderung der Auferstehung Christi erscheint der Engel im Federgewande vom Himmel fliegend (5799):

Mit Sausen kam des Allwaltenden Engel aus heiterer Höhe
Im Federkleid gefahren, daß das Feld erbebte,

Die Erde ertönte, und die tapfern Wächter

Den Mut verloren.

Es ist der rauschende Flug einer auf den Wolken fahrenden Wolkandrût, der hier auf den Engel übertragen wird, um den Sachsen das Imposante der Engelserscheinung durch die Erinnerung an ähnliche Erscheinungen aus dem Kreise der ihnen geläufigen Vorstellung nahe zu legen.

Gudrun und Hildeburg sind von der wölfischen Gerlind an den Strand geschickt, damit durch niedrige Mägdedienste ihr stolzer Sinn gebrochen werde. In grauer Frühe beim rauhen Märzen winde waschen die Königstöchter in den eiskalten Wogen die Leinwand. Da sehen sie einen Schwan über die Meeresflut heranrudern. „O web, schöner Vogel, ruft Gudrun, du tust mich erbarmen, daß du einhergeschwommen auf der Flut kommst.“ Aber in menschlicher Stimme gibt ihr der hehre Gottesengel Antwort und verkündet den Heimatlosen die nahe Ankunft der Freunde (1166 ff.) Aus der Schwanenjungfrau ist ein Engel geworden, der die Gestalt eines Vogels angenommen hat.

Schwanenjungfrauen sind auch die weisen Meerweiber des Nibelungenliedes (1473 ff.; S. 140).

Die Nibelungen sind unangefochten bis an die Donau gekommen. Der Strom ist angeschwollen, kein Fährmann noch Fahrzeug zu sehen. Während die Scharen sich lagern, macht sich Hagen gewappnet auf, um einen Schiffersmann zu suchen. Da hört er Wasser rauschen, zu lauschen hob er an in einem schönen Brunnen baden Meerweiber. Leise schleicht er ihnen nach; aber als sie den Helden sehen, entrinnen sie ihm schnell und schwimmen wie die Vögel schwebend auf der Flut. Aber wie Wieland hat ihnen Hagen das Gewand geraubt. Da verspricht ihm die eine der weisen Frauen, Hadburg, wenn er ihnen die Gewänder wiedergebe, ihm zu verkünden, was er auf der Reise bei den Hunnen erleben werde. Hagen kennt die geheimnisvolle Gabe der Schwanjungfrauen, und gerne glaubt er Hadburgs doppelsinnigen Worten, daß die Fahrt in Etzels Land hohe Ehren bringen werde. Darum gibt er ihnen ihre Kleider zurück. Als sie aber ihr wunderbares" Gewand wieder angelegt haben, sagt die andere Jungfrau, Sigelind, ihre Schwester habe aus List also geweissagt; noch sei es Zeit, wieder umzukehren, ihnen allen sei der Tod bereitet; nur der Kaplan des Königs käme wieder heim in König Gunthers Land.

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Sagen und Märchen bis in die neueste Zeit schildern diese anmutigen Gebilde deutschen Glaubens übereinstimmend: sterbliche Männer rauben ihnen ihr Schwanengewand, nackt in göttlicher Schönheit stehen die Frauen vor ihnen und geben sich ihnen auf einige Jahre zu eigen, bis sie wieder in ihr lichtes Wolkenreich entschweben. Oft hat sich das Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl. 21

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