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keit heißt der Priester ahd. êwart, êwarto (Wart der Ê; dieses ê ist unser leider vergessenes Wort für „religio" die herkömmliche, unvordenkliche göttliche Ordnung oder das Gesetz: Pfleger, Hüter des Gesetzes) oder ahd. êsago, êsagari, as. êsago, afries. â-sega (sega Sager: Gesetzsager, Gesetzsprecher, Richter); in Friesland bedeutet Asega noch im 12. Jhd. Priester. Denn das Recht erschien den alten Germanen als göttlich, wie es auch mit dem Götterglauben eng zusammenhing. Der Gott, der es geschaffen, der allwaltende Tius kennt es allein vollständig, er lehrt es seine Diener, die Priester, nach der fries. Sage die 12 Asegen (S. 226).

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Die andere Seite, seine Tätigkeit als Leiter des Opfers, hebt die ostgerm. Benennung (got. gudja), die skandinavische gode (guđi, gođi) hervor, die mit gud Gottheit verwandt ist, also die Zugehörigkeit zur Gottheit aussagt, Gottesmann" oder Gottesdiener" (minister deorum Germ. 10; S. 380). Dem ostgerm. gudja, das schon Wulfila für ieper's gebraucht, entspricht die ahd. Glosse cotine (tribunus) goding; es läßt sich ein einfaches Coto annehmen, mit der Bedeutung Priester und Richter. Wenn aber „Gott" ursprünglich Zauber oder auch Fetisch bedeutet, so tritt uns im Goden der Feticeiro und Schamane entgegen, er ist ursprünglich nur der „Berufer", „Besprecher", der Zauberer (S. 191). Ahd. harugari,,Hainmann" bedeutet den Hüter des von einem Steinzaune umschlossenen Heiligtums, des Tempels; parawari ist der Vorsteher des gehegten Haines, pluostrari hieß der Priester, insofern er opferte. Der burgundische Titel,,der Älteste" (Sinistus, vgl. Siniskalk, der Altknecht, lat. senex) hebt die wirkliche Macht des Priesters hervor. Sinistus ist wie der arabische Scheik nicht der den Jahren nach Älteste, sondern der Vornehmste, aus altem Adelsgeschlecht entsprossene. Aus dem Adel wurden bei den Goten Priester und Könige gewählt (Jord. 5); die Vornehmsten und Weisesten wurden Priester (Jord. 11). Wegen dieser engen Verbindung des Priestertums mit dem Adel richteten die Missionare ihre Bekehrungsversuche immer zunächst an den Adel; denn sobald dieser für das Christentum gewonnen war, hörte der Wider

stand des Volkes auf. Noch Jahrhunderte lang nach dem Übertritte zum Christentum gelangen mit seltenen Ausnahmen nur Adelige in den Besitz der Bistümer und der höheren geistlichen Stellen; auch hier nahm die Kirche Rücksicht auf das gemeine Volk, bei dem ein Priestertum ohne Adel keine Achtung gefunden hätte. Als später diese Beweggründe fortfielen, erhielt sich die üblich gewordene Sitte. In der Slavenschlacht am 18. Juni 992 fiel Thiethard, der Fahnenträger der Deutschen, ein Diakon der Verdener Kirche, und am 22. August desselben Jahres der Bremer Priester Halegred ebenfalls mit der Fahne der Deutschen (Annalista Saxo ad a. 992).

Die Amtstracht war ein lang herabwallendes Gewand, bei den Goten von weißer Farbe (Jord. 10). Bei den Nahanarvalen trugen sie Frauengewänder, vielleicht auch lang herabwallendes Haar mit einem Kopf- und Schleiertuche (Germ. 43). Die got. Priester trugen wie die Edeln Hüte auch während des Opfers (Jord. 5. 11). Den ags. Priestern war es verboten, Waffen zu tragen und auf Pferden zu reiten (Beda Hist. eccl. 213); auch die weißen Pferde des Himmelsgottes, die in den heiligen Wäldern und Hainen aufgezogen wurden, durften durch keine irdische Dienstleistung befleckt werden (Germ. 10). Gemeingermanisch war die Sitte, daß der Priester bei öffentlichen Handlungen, besonders bei den Thingen, die er hegen sollte, einen Eidring am Arme trug; beim Opfern wurde dieser in das Blut des Tieres getaucht, auf ihn wurde auch der Eid abgelegt.

Die Einkünfte der Priester bestanden aus Opfergaben, die er am Vorabende des kommenden Festes einforderte, teils als Opfergaben für die Götter, teils zu seinem eigenen Unterhalte. Es geschah im Namen der Gottheit, deren Fest gefeiert werden sollte, unter dem Absingen von Liedern.

2. Wahrsagerinnen und Priesterinnen.

Der Glaube an eine höhere Würde und Weihe der Frauen wurzelte tief im deutschen Gemüte (Germ. 8).

Grauenhaft ist noch das Bild, das Strabo von den weissagenden Priesterinnen der Kimbern entwirft, die sie auf der Heerfahrt begleiteten (72). Es waren grauharige, baarfüßige Weiber in weißen Gewändern, mit Mänteln von feinstem Linnen und ehernem Gürtel. Sie holten mit Schwertern in den Händen die Kriegsgefangenen aus dem Lager ab, bekränzten sie wie Opfertiere und führten sie an einen hohen ehernen Kessel, der etwa 20 Maß fasste. Dann bestieg eine von ihnen einen Tritt und durchschnitt, über den Kessel gebeugt, dem über den Rand emporgehobenen Gefangenen die Gurgel. Aus dem Blute, das in den Kessel rann, weissagten sie. Andere schnitten ihm den Leib auf, durchsuchten die Eingeweide und prophezeiten daraus den Ihren den Sieg. Während der Schlacht trommelten sie auf Fellen, die über die geflochtenen Wagendecken gespannt waren, und machten damit gewaltigen Lärm, der die bösen Mächte abwehren sollte. Caesar erzählt, daß die deutschen Hausmütter im Heere des Ariovist aus Los und Weissagung die Zeit bestimmten, wann ein Sieg zu hoffen wäre (b. g. 150, Cass. Dio 3848); nach Plutarch diente ihnen statt des fließenden Blutes der wirbelnde, strudelnde Fluß (Leben Caesars 19). Die berühmteste altgerm. Priesterin war bei den Bructerern in Westfalen Veleda. Ihr Name war ein bloßer Ehrenname: Wohlwollen, Gnade (vilida, got. vilitha zu viljan, velle) oder eine Bezeichnung ihres Standes: weise Frau, Seherin (urkelt. *velet Seher, Dichter). Ganz besonders ausgezeichnete Seherinnen hielten die Deutschen für göttliche Wesen, und dieser Nationalaberglaube (Hist. 461) steigerte sich bisweilen so sehr, daß sie geradezu für Göttinnen galten. Auch Veleda wurde für eine Göttin angesehen (Germ. 8), denn sie hatte eine den Batavern günstige Wendung und die Vernichtung der römischen Legionen vorausgesagt (Hist. 481). Die Bezeichnung der Veleda als einer Göttin beruht vielleicht auf einem sprachlichen Mißverständnisse des Tacitus: *gudjo, an. gydia bezeichnet sowohl Göttin" als auch „Priesterin". Sie erteilte weit und breit Befehle und wohnte auf einem hohen Turme. Die umwohnenden Stämme schickten freiwillig Geschenke zu ihr, aber sie von Angesicht zu sehen, oder sie anzureden, war keinem gestattet; einer aus ihrer Verwandtschaft überbrachte Fragen und Antworten, wie ein Götterbote. Von ihrer Entscheidung machten die Ubier das Schicksal Kölns abhängig; ein erbeutetes Römerschiff wurde ihr als Geschenk die Lippe hinaufgeführt (Hist. 522). Die Römer schätzten den Einfluß einer solchen Priesterin ganz richtig und suchten sie durch Versprechungen und Drohungen zu bewegen, dem Kriege ein Ende zu machen (Hist. 524-25). 'Unter Vespasian ward sie gefangen genommen, und Tacitus sah sie wahrscheinlich in Rom bei dem Triumphe über die Bataver mit eigenen Augen (Germ. 8; Statius, Silvae 14, 90).

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Tacitus bemerkt ausdrücklich, daß man auf viele Frauen mit gleicher Ehrfurcht blickte (Hist. 461), und nennt gleichsam als die Chorführerin einer großen Schar weiser Frauen aus der Zeit vor Veleda die Albruna (Germ. 8). Sie trat zur Zeit der Kriege des Drusus und Tiberius auf.

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Anstatt des handschriftlichen Aliruna, Aljaruna die anders, unverständlich Redende ist Albrûna zu lesen, das mit der Runenkraft der Elbe, das mit Zaubermacht und Weissagung begabte Weib. Zu den von Tacitus ungenannt gelassenen weisen Frauen gehört die semnonische Ganna, zur Zeit des Domitian (Dio Cassius 675); sie kam mit dem Semnonenkönige Masva zum Kaiser nach Rom und wurde von ihm ehrenvoll aufgenommen, da Domitian jedem Aberglauben zugänglich war. Auch ihr Name, der „Zauberkunst“ bedeutet, ist ein Ehrenname. Auch an das Weib mag Tacitus gedacht haben, das von mehr als menschlicher Größe dem Drusus im Jahre 9 v. Chr. entgegentrat und sprach: „Wohin eilst du, unersättlicher Drusus? Das Geschick hat dir nicht bestimmt, alles zu schauen. Kehre um! denn deiner Taten und deines Lebens Ende ist nahe herbeigekommen.“ Drusus kehrte eilends um und starb, bevor er an den Rhein gelangte (Cassius Dio 551, Sueton., Claudius 1). Auf Vitellius lastete der Verdacht, seine Mutter getötet zu haben; während ihrer Krankheit soll er verboten haben, ihr Speise zu reichen. Denn eine chattische Frau, deren Worten er unbedingt wie Orakelsprüchen glaubte, hatte ihm prophezeit: nur dann könnte er eine sichere und lange Herrschaft haben, wenn er seine Mutter überlebt hätte (Sueton., Vitell. 14). Bei den Winnilern nahm die Stelle der Veleda die Seherin Gambara ein, die Scharf blickende, Kluge"; sie wandte sich an Frija und betete um den Sieg ihres Stammes über die Vandalen (S. 249). Bei den Goten kommen noch während der Völkerwanderung Priesterinnen neben Priestern vor. Als die Westgoten in das röm. Reich einbrachen, führte jeder Stamra die Heiligtümer aus der Heimat mit sich, samt den Priestern und Priesterinnen (Eunapius). Chlodwigs Mutter, die Thüringerin Basina zeigte in einer Vision ihrem Gemahle die Zukunft des Merovingerhauses (Fredegar, Hist. epitom.; (D. S. 420). Der Frankenherrscher Gunthram sandte 577 zu einem Weibe; die hatte, wie man meinte, den Geist der Wahrsagung, so daß sie alles vorhersagte, was geschehen sollte. Sie hatte ihm vordem nicht nur das Jahr, sondern auch Tag und Stunde vorhergesagt, wo sein Bruder, König Charibert, starb. Jetzt verhieß sie ihm, daß König Chilperich noch in diesem Jahre sterben, daß er selbst fünf Jahre lang das Herzogtum bekleiden und hochbetagt als Bischof von Tours sterben würde. Wenn jemand einen Diebstahl oder sonst irgend einen Schaden erlitt, zeigte sie sogleich an, wohin der Dieb entwischt sei, wem er das Gestohlene gegeben oder was er damit gemacht habe. Sie brachte täglich viel Gold und Silber zusammen, und im Volke meinte man, sie wäre ein göttliches Wesen (Greg. v. Tours 514). Noch gegen die Mitte des 9. Jhds. war in Alemannien und Franken die Weissagerin Thiota berühmt; ihr Name hängt vielleicht mit ihrem Geschäfte, dem Deuten und Auslegen zusammen.

Das Amt der Priesterinnen ist im Vergleiche zu dem der Priester sehr beschränkt, vor allem fehlt ihnen jeder Ein

Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl.

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fluß auf das Rechtsleben. Ihre prophetische Gabe tritt um so deutlicher hervor. Darum ist ihnen das Weissagen be. sonders anvertraut; aus dem Fallen der Lose, den Erscheinungen im Opferblute verkünden sie das Künftige, und darum vollziehen sie, selbst bei Staatsangelegenheiten, das Opfer. Die kimbrischen Priesterinnen befragen die Götter über den Verlauf des Krieges, während die Priester jene Häuptlinge sind, denen der große Opferdienst oblag, unter dessen Hut die Götterbilder während der Schlacht weilten (Germ. 7), und die den Gottesfrieden zu wahren hatten. Alle mit rûn zusammengesetzten Frauennamen bezeichnen Weiber, die Weissagung und übernatürliche Kräfte üben, z. B. ahd. Paturûn Kundrûn, Hiltirûn, Rûnhilt ist die mit Runenkraft begabte Walküre, Ortrûn kennt Schwerttunen, Fridurûn wirkt durch runische Kraft für den Frieden, Sigirûn für den Sieg. Alarûn ist aller Runen mächtig; die Namen mit gand und sisu weisen auf Zauber und Weissagung, die mit heil beginnenden auf heilbringende Vorbedeutung.

Uralte Gebräuche, bei denen die Weiber mit Losung, Segnung und Zauber beschäftigt sind, dauern bis heute fort. Bei der Erforschung der Zukunft suchte man auf die Wendung der Dinge durch göttliche Kraft einzuwirken. Aus den fortlebenden abergläubischen Gebräuchen geht hervor, daß in einer wilden prähistorischen Zeit die Opfer- und Weissagepriesterinnen nackt ihres Amtes walteten.

Vom Andreasabend (30. Nov.) über Christ- und Sylvesterabend bis zur Bekehrung Pauli (25. Jan.) und Mathiastag (25. Febr.) suchen Mädchen das Bild des Zukünftigen durch seltsame Gebräuche herbeizulocken; Bedingung ist stets, daß die Losbefragerin von keiner irdischen Hülle umgeben ist. Die orgiastische Natur der Hexenfeste geht auf alte heidnische Opferfeste der Weiber zurück, die von der Volkserinnerung festgehalten sind. Im Saalfeldischen umtanzten nackte Mädchen die Flachsfelder, damit er hochwachse: eine Erinnerung an eine Opferhandlung der Frauen zum Gedeihen des ihnen besonders werten Flachses. Wenn in der Oberpfalz das Mädchen in der Thomasnacht die Späne aufhebt und dann auf das Geräusch horcht, das den künftigen Gatten zeigt, so liegt darin eine deutliche Erinnerung an den zum Losen gebrauchten Span. Kräuter, von denen die Kühe reichlich Milch bekommen, müssen am Walburgistage von nackten Weibern gepflückt werden. Wenn sie diese heimgebracht haben, setzen

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