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sachsen wie bei den Nordländern hieß der Tempel auch Hof (edes, i. templum, hofa). Ein Gehege umgab bei den Ags. die Opferstätte, in der Mitte stand ein Altar (ags. vigbed, veobed, wîhabiuda: Tempeltisch). Einen mit Runeninschriften bedeckten Altar erwähnt vielleicht Tacitus (Germ. 3). Segimuntus war Priester am Altare der Ubier (Ann. 139,57). Wie die Sprache lehrt, benutzte man einen einfachen Steinhaufen als Altar (ahd. haruc, ags. hearg, an. hörgr „Tempel" zu lat. carcer?). Auf dem Altare brannte das heilige Feuer, ein großer Kessel diente zum Auffangen des Blutes der Opfer bei den kimbrischen Priesterinnen. Die Sueben hatten einen anderen Opferkessel, eine Kufe, die 26 Maß Bier, etwas mehr oder weniger, enthielt. In das Blut wurde der Eidring und der Opferzweig getaucht, der als Sprengwedel und zur Losung diente. Im Innern des Tempels standen die roh geschnitzten Götterbilder und schwebten ihre heiligen Symbole, die in späterer Zeit sicherlich nicht mehr ausschließlich in den Hainen aufbewahrt wurden. Hierhin wurden auch die erbeuteten Waffen und Trophäen gebracht. Die Sitte, Banner und Fahnen bei Trauerfeierlichkeiten und bei Siegesfesten in den Kirchen aufzuhängen und um den Altar aufzustellen, ist ursprünglich heidnisch.

Die Bekehrer setzten eifrig das Beil an die heiligen Bäume und legten Feuer unter die Tempel. Die kleinen Privatheiligtümer wurden wohl ausnahmslos vernichtet, die größeren nach Gregors Rat in christliche Kapellen umgewandelt.

Im Anfange des 5. Jhd. hatten Westgoten, Burgunder und vielleicht schon soweit eingedrungene Alemannen in den Engpässen des Juragebirges einen Tempel errichtet. Unweit des Rheines lag ein fränkischer Tempel. Als die thüringische Königstochter Radegund († 587), die Gemahlin Chlotars auf der Reise von ihrer Heimat nach Frankreich an ihm vorüberkam, ließ sie ihr Pferd anhalten und befahl Feuer in den Tempel zu werfen. Obwohl sich die Heiden mit den Waffen widersetzten, wurde der Hof doch niedergebrannt. Karls des Großen Kapitulare (785) erwähnt Tempel von geringerem Umfange (fana). In einem Tempel stand auch die Irminsäule, die Karl 772 zerstörte. Verschiedene Tempel werden bei den Friesen erwähnt. Als Bonifatius 719-722 in Utrecht dem Willibrord zur Seite stand, zerstörte er die Tempel im Lande, und 755 bei seinem Zuge von der Zui

dersee nach Dokkum ist er überall beflissen, die Heidentempel zu zerstören und christliche Kirchen dafür zu bauen. Das ist es, das die Friesen antreibt, den zum Sterben für seinen Glauben bereiten Mann zu töten. Die Schüler des heiligen Willehad zerstörten 779 im friesischem Gau Drenthe die in der Umgegend zerstreuten heidnischen Tempel und vertilgten sie auf alle Weise, bis die wutentbrannten Heiden mit Knütteln über sie herfielen (V. Willeh. 4). Albrich, Bischof von Utrecht, entsandte Liudger mit anderen Dienern Gottes, um die Tempel der Heidengötter zu zerstören und die Verehrung verschiedener Götzenbilder bei den Friesen abzuschaffen. Diese gehorchten dem Befehl und brachten ihm einen großen Schatz mit zurück, den sie in den Tempeln gefunden hatten. Davon erhielt Kaiser Karl zwei Teile, den dritten überließ er Albrich (V. Liud. 16). Willibrord zerstörte den Tempel der Nehalennia auf Walchern und zertrümmerte ein Götterbild von ihr vor den Augen des Hüters dieses Götzen. Um die Beleidigung seines Gottes zu rächen, schlug er mit dem Schwerte nach dem Haupte des Heiligen, aber ohne ihn zu verletzen (V. Willib. 14). Derselbe fromme Prediger kam an der Grenze zwischen den Dänen und Friesen zu einer Insel, die nach dem Gotte Fosite Fositesland benannt wurde, weil auf ihr Tempel dieses Gottes standen (S. 224). Als Liudger später dorthin kam, fand er die Kirche zerstört, die sich über dem Nehalennia-Heiligtum erhoben hatte (V. Liud. 22). König Edwin von Northumberland hat einen großen Gottestempel bei York, der von einem manneshohen Zaune umgeben ist. Um ihm die Ohnmacht seiner Heidengötter zu zeigen, sprengt sein für den Christenglauben schon gewonnener Oberpriester, der als heidnischer Priester niemals ein Pferd bestiegen hatte, auf dem Streithengste des Königs gegen den Tempel und schleudert einen Speer hinein; dann wird das alte Heiligtum samt seinem Heckenzaune, seinen Altären und Götterbildern den Flammen übergeben (im Jahre 627, Beda, Hist. eccl. 218).

2. Tempelfrieden.

Die ganze Insel Helgoland mit allem auf ihr war dem Tius Foseti geheiligt. Das Schlachten der dem Gotte gehörenden Tiere und das unheilige Berühren seiner Quelle galt als Verletzung der Güter des Gottes und wurde ohne Verzug mit der härtesten Todesstrafe bestraft. Darum holten die Friesen auch durch das Los den Willen des Gottes ein, und er, der jede Schuld kennt, bestimmte den Tod eines der Gefährten des Willibrord, gestattete aber, ihn und die anderen abreisen zu lassen. Wer Tempel erbricht oder dort von den Heiligtümern etwas nimmt, bestimmt altes friesisches

Recht, der wird an den Meeresstrand geführt, seine Ohren werden aufgeschlitzt auf dem Sande, den die Flut des Meeres zu bedecken pflegt, er wird entmannt und den Göttern geopfert. Schon Tacitus sagt: Dem Ehrlosen ist es nicht gestattet, weder die Volksversammlungen zu besuchen, noch bei den Opfern gegenwärtig zu sein (Germ. 6; S. 365). Der Platz, wo der Tempel sich erhob, war eine gefreite Statt, eine Freistatt, wo der Verfolgte Zuflucht fand, weil er hier unter dem Schutze der Götter war. Hierauf weist schon der Name Friedhof (ahd. vrîthof, mhd. freithof), und im Heliand heißt der Tempel zu Jerusalem auch friduwîh (V.513). Heiliger Gottesfriede herrschte innerhalb des ganzen Volksgebietes in der Zeit der großen Götterfeste; schon Tacitus erwähnt ihn bei der Umfahrt der Nerthus (Germ. 40). Heiliger Friede herrschte auch in den Volks- und Gerichtsversammlungen, die ja unter dem Schutze der Götter tagten, und im Heere, das mit den Bildern und Symbolen der Gottheit in den Kampf zog. Religiösen Ursprungs ist auch der Marktfriede und scheint auch der höhere Friede zu sein, den die Person des Königs und der Ort genießt, wo er sich aufhält.

3. Tempelschatz.

Das den Göttern Geweihte, dem Menschen Heilige und für sie Unverletzliche wurde durch das Wort „heilig“ bezeichnet, es bedeutet sacrum und sacrosanctum (S. 329). Heilig war das Kultusgerät, wie der Tempelschatz. Bewegliches und unbewegliches Gut war den Göttern eigen. Unter dem Schutze der Götter stand und ihnen gehörte der Kult- und Stammesbesitz; seine Verwaltung und Aufbewahrung kam den Königen und Priestern zu.

Bei Pietroassa in Rumänien wurden 1837 22 Goldgefäße und Schmuckgegenstände des wertvollen westgotischen Tempelschatzes aufgefunden. Als die Goten am Ende des 4. Jhds. dem vereinigten Ansturme der Hunnen und Alanen unterlagen und sich nach Westen zurückzogen, verbargen sie den heiligen Schatz unter einem Felsblocke. In einen mit Edelsteinen ge

schmückten Ring ritzten sie die Runen ein: Gutanio wi hailag d. h. „das gotische unverletzliche Tempelgut“ (Abb. 21).

Die Inschrift sollte den Finder daran mahnen, daß er es mit geheiligtem Gute zu tun habe, das als solches unantastbar sei, und dessen Verletzung die Götter an ihm strafen würden. Sie war nicht nur für den Ring, sondern den ganzen Goldschatz bestimmt. Durch Unredlichkeit der Finder aber und durch wiederholte Diebstähle sind nur noch 12 Gegenstände davon erhalten, die im Museum zu Bukarest aufbewahrt werden; die Edelsteine sind ganz geschwunden, und der Ring selbst ist zerhackt.

Fig. 21.

Auch bei den Sachsen und Friesen werden Tempelschätze an Gold und Silber erwähnt.

Karl der Gr. zerstörte 772 die Eresburg an der Diemel und die (bei Altenbeken stehende) Irminsul, die in einem Tempel innerhalb eines heiligen Haines stand. Nachdem er drei Tage lang die Zerstörung fortgesetzt und die in dem Tempel aufbewahrten Schätze von Gold und Silber erbeutet hatte, gelobten ihm die Sachsen Frieden (über den Silberfund von Hildesheim vgl. S. 368). Liudger wird 778 aus Utrecht abgesandt, um die Tempel der fries. Götter zu zerstören, und nimmt aus dem von ihm zerstörten Tempel reiche Schätze.

Neben dem Tempelgute erwähnt bereits Tacitus die schneeweißen Rosse in den heiligen Hainen und Waldtriften (Germ. 10). Wie diese durch keine irdische Arbeit entweiht werden dürfen, so weiden bei dem Heiligtume des Foseti heilige Herden, die niemand anrühren darf. Heilige Bäume

und Wälder, Fluren und Felder, Gold und Silber, Herden, Quelle, Teich und Tempel gehören zum altgerm. Heiligtum.

Im Nerthushaine neben dem Tempel der Göttin rauscht der geheimnisvolle See, in dem die zum Opfer bestimmten Menschen ertränkt werden (Germ. 40). Bei der heiligen Donarseiche sprudelt ein Quell (S. 260). Auf der dem Foseti geheiligten Insel quillt ein Born, aus dem man nur schweigend das Wasser trinken darf: als der Gott seine Axt aufs Land warf, wo er die Friesen das Recht lehren wollte, sprang der Axeborn hervor (S. 227). Brunnen und Baum treffen wir auch bei den christlichen Kirchen und Kapellen an (vergl. S. 401).

4. Götterbilder.

Tacitus war gewohnt, im römischen Lande kunstvoll hergestellte Götterbilder im Überflusse zu sehen. Um so mehr fiel ihm bei den Deutschen die Dürftigkeit ihrer Baukunst und ihrer Götterbilder oder die völlige Bildlosigkeit ihrer Verehrung auf. Zwar legt er der Abwesenheit von Tempeln und Bildsäulen allzu edle Motive bei (S. 404), zwar betont er ausdrücklich, daß es im heiligen Haine der Nahanarvalen keine Bildnisse der göttlichen Söhne des Tius gibt (Germ. 43), zwar erwähnt er kein nach menschlicher Gestalt geformtes Bild germanischer Götter (simulacrum), aber ohne Frage kannten die Römer wenigstens bei den zunächst wohnenden Stämmen germ. Götterbilder. Sie erschienen ihnen nur im Vergleiche zu ihren Kunstwerken zu roh und unbedeutend, als daß sie diesen Namen verdienten. Übrigens widerspricht sich Tacitus selbst. Wenn er von der Nerthus sagt, die Gottheit wird im See gewaschen (Germ. 40), so ist doch an eine bildliche Darstellung zu denken: die Worte,, wenn man es glauben will", sollen nur das Geheimnisvolle und Schaurige seines Berichtes erhöhen. Und was sind die von Priestern in die Schlacht getragenen Symbole der Götter anders denn Bilder und Zeichen ihrer Gegenwart?,,Signa" sind die Attribute der Götter, Waffen, wie das Schwert des Tius, die Lanze Wodans, des Hammer Donars. Die „effigies", Symbole, sind verschiedener Art; anders waren die im Kriege, anders die im Frieden gebräuchlichen.

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