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Heiraten dem verwaisten jüdischen Staat neue Bürger, der vereinsamten israelitischen Religion neue Gläubige zuzuführen. Diese Politik war zielbewußt und entbehrte auch nicht eines großen, sich recht bald bemerkbar machenden Erfolges, und es bestand zu Anfang der christlichen Religion zwischen Juden und Christen ein herrliches, inniges Einvernehmen. Als die christliche Religion gegründet wurde, war die wissenschaftliche Bildung noch nicht so allgemein verbreitet. Kraft ging noch vor Recht. Macht und Reichtum regierten noch die Welt. Während wirklich gebildete Menschen nur spärlich auftauchten, waren Männer, welche durch physische Kraft und durch blendenden Reichtum ihre Mitmenschen in den Schatten stellten, natürlich in jeder Stadt, ja selbst in der kleinsten Ortschaft zu finden. Die jüdischen Gründer der christlichen Religion aber sehten diese ihre Mitmenschen Ueberragenden zu ihren Vorgesezten ein, mit einem Wort gesagt, sie machten sie zu ihren Bischöfen, wohl einsehend, daß die rohe Kraft, der Reichtum, am geeignetsten wären, das große Volk im Zaume zu halten, zu beherrschen. Daß diese mit diesen Stellen Bedachten die Aemter gern und mit Freuden annahmen, ist selbstverständlich. Die Annehmlichkeiten, die mit denselben verbunden waren, genügten, um die Stellen gesucht und begehrt zu machen.

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Die Politik der jüdischen Schriftgelehrten aber war doch eine verfehlte. Diese rechneten nicht mit der mangelnden Bildung der damaligen christlichen Geistlichen. Noch bis in viel spätere Zeiten machte sich dies bedeutend fühlbar. Erst zur Reformationszeit standen in Luther, Melanchthon, Zwingli und anderen bedeutenden wissenschaftlich hochgebildeten geistlichen Männer auf mit positivem weitgehendem Wissen. Ein Beweis hiefür erwächst ja schon aus der Thatsache, daß vor dem Zeitalter dieser von uns namhaft gemachten Männer kein Kirchengelehrter es für nötig fand oder vielleicht auch befähigt war, schriftliche Dokumente für seine Zeit maßgebend zu hinterlassen. Die meisten Geistlichen der damaligen Zeit waren des Schreibens und Lesens unkundig, ja so seltsam und unglaubwürdig es klingen mag, kann es doch nicht verschwiegen werden, daß noch heute in Rußland, Rumänien, Serbien, Bulgarien, Montenegro und noch manchen anderen christlichen Ländern Geistliche in Amt und Würden sich befinden, die des Lesens und Schreibens, also sogar der elementaren Wissenschaften völlig unkundig sind.

Diese also vollkommen in Unwissenheit lebenden Geistlichen wandten sich nun mit Fanatismus gegen die Mischehen im Besondern und gegen Alle, welche die Gebote des Alten und Neuen Testaments befolgten; sie traten auf gegen Philosophie und Zivilisation. Infolge dieses Vorgehens entstand nun ein großer Zwiespalt zwischen der jüdischen und der christlichen Religion, dessen Folge war, daß die Rabbiner mit großer Härte gegen die einst von ihnen so protegierte Religion vorgingen. Die Mischehen wurden wieder streng verboten, die ersten jüdischen Geseze wieder eingeführt und nur unter den schwersten Bedingungen konnte die Aufnahme eines Christen in den

Schoß der jüdischen Religion erfolgen. Nur das Verbot, welches die Bekehrung der Ammoniter und Moabiter betraf, blieb aufgehoben, was ja auch bis auf den heutigen Tag noch der Fall ist.

Wir wenden uns nun wieder der Apostelgeschichte zu, um noch weitere Beweise für unsere zu Anfang dieses Kapitels aufgestellte Behauptung zu erbringen.

In Kapitel 16 lesen wir in den Versen 1–6:

Er kam aber gen Derbe und Lystra und siehe, ein Jünger war daselbst, mit Namen Timotheus, eines jüdischen Weibes Sohn, die war gläubig, aber eines griechischen Vaters.

Der hatte ein gut Gewicht bei den Brüdern unter den Lystranern und zu Jkonion.

Diesen wollte Paulus lassen mit sich ziehen und nahm und beschnitt ihn um der Juden willen, die an demselbigen Orte waren; denn sie wußten alle, daß sein Vater ein Grieche gewesen.

Wie sie aber durch die Städte zogen, überantworteten sie ihnen zu halten den Spruch, welcher von den Aposteln und den Aeltesten zu Jerusalem beschlossen war.

Da wurden die Gemeinen im Glauben befestigt und nahmen zu an Zahl täglich.

Aus diesen Versen schaut wiederum eine kleine politische Verschmigtheit hervor. Durch die Beschneidung des Kindes, obgleich dasselbe einen christlichen Vater hatte, wurde der jüdischen Religion ein neuer Anhänger zugeführt, der sich später streng an die Vorschriften und Geseze halten mußte. Auch hier also finden wir eine innige Verbindung des Juden- und Christentums.

Im Kapitel 17, Vers 5 und Vers 18 finden wir die Mahnung, nicht an. Jesus Christus zu glauben. Paulus findet Widersacher gegen seine Lehren:

Vers 5:

Aber die halsstarrigen Juden neideten, und nahmen zu sich etliche boshaftige Männer Pöbelvolks, machten eine Rotte und richteten einen Aufruhr in der Stadt an, und traten vor das Haus Jasons, und suchten sie zu führen vor das Volk.

Und Vers 18:

Etliche aber der Epikurer und Stoiker Philosophen stritten mit ihm. Und etliche sprachen: Was will dieser Lotterbube sagen? Etliche aber: Es siehet, als wollte er neue Götter verkündigen. Das machte, er hatte das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung ihnen verkündigt.

Der Vers 4 des 18. Kapitels bringt uns eine Predigt für die Sabbathheiligung:

Und er lehrte in der Schule auf alle Sabbathe, und beredete beide, Juden und Griechen.

Im Vers 6 desselben Kapitels aber lesen wir wieder eine Warnung für die Juden, nicht an Jesus zu glauben:

Da sie aber widerstrebeten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus, und sprach zu ihnen: Euer Blut sei über euer Haupt; rein gehe ich von nun an zu den Heiden.

Auch die Verse 12 und 13 geben uns hierfür einen Beweis: Da aber Gallion Landvogt war in Achaja, empörten sich die Juden einmütiglich wider Paulus und führten ihn vor den Richterstuhl,

und sprachen: Dieser überredet die Leute, Gott zu dienen, dem Geseze zuwider.

Der Vers 19 des Kapitels 19 befiehlt, die Zauberbücher zu verbrennen, durch den Vers 16 aber des Kapitels 20 erfahren wir, daß Paulus auch die jüdischen Pfingstfeiertage hielt:

Denn Paulus hatte beschlossen, an Epherus vorüber zu schiffen, daß er nicht mußte in Asien Zeit zubringen; denn er eilte, auf den Pfingsttag zu Jerusalem zu sein, so es ihm möglich wäre.

Im Kapitel 21 sprechen die Verse 21-26 wieder von den Geboten und Verboten der jüdischen Religion; auch hier finden wir politisch die Erwähnung der vier für die Neubekehrten bestimmten Gebote. Es liegt ein tiefer Sinn in dieser Bestimmung verborgen, welches darauf hindeutet, daß wohl Heiden und Christen zum Judentum, aber nie Juden den andern Religionen beitreten dürften. Die Verse bieten genügend Interessantes, um hier Erwähnung finden zu müssen:

Sie sind aber berichtet worden wider dich, daß du lehrest von Moses abfallen alle Juden, die unter den Heiven sind, und sagest, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden, auch nicht nach desselbigen Weise wandeln.

Was denn nun? Allerdings muß die Menge zusammenkommen; denn sie werden's hören, daß du kommen bist. So thue nun dies, das wir dir sagen.

Wir haben vier Männer, die haben ein Gelübde auf sich; dieselbigen müssen zu dir und heilige dich mit ihnen, und wage die Kosten an sie, daß sie thr Haupt scheren, so werden alle vernehmen, daß nicht sei, was sie wider dich berichtet sind, sondern daß du auch einhergehest und haltest das Gesez.

Denn den Gläubigen aus den Heiden haben wir geschrieben, und beschlossen, denn nur sich bewahren vor dem Gögenopfer, vor Blut, vor Ersticktem und vor Hurerei.

Da nahm Paulus die Männer zu sich und heiligte sich des andern Tages mit ihnen, und ging in den Tempel, und ließ sich sehen, wie er aushielt die Tage, auf welche er sich heiligte, bis daß für einen jeglichen unter ihnen das Opfer gebracht ward.

Wenden wir uns nun zu den Schlußkapiteln der Apostelgeschichte, so finden wir als deren Inhalt den Prozeß, welcher Paulus gemacht wurde. Zergliedern wir diesen Prozeß genau und gehen wir auf sein Inneres ein, so finden wir in den Beweggründen, die zu der Prozeßführung hinleiteten, eine frappante Aehnlichkeit mit denen, die dem Prozeß Jesus Christus unterlagen. Paulus selbst bekennt, ein frommer Jude zu sein; er predigt für das Judentum und für das Alte Testament. Nur die Heiden will Paulus dem Gößendienst

abtrünnig machen; die vier schon mehrfach erwähnten Geseze will er bei ihnen einführen und ihnen Gott und die Erlösung verkünden. Troß dieser segensreichen Thaten aber stellen ihm die Sadducäer, die Pharisäer nach dem Leben; selbst der Hohepriester verlangt seinen Tod. Diese beiden so nahe verwandten Prozesse stehen einzig und allein in der ganzen jüdischen Geschichte da. Sie sind aber auch nicht für die heutige gebildete Christenwelt geschrieben worden; sie sind nur Schachzüge, von den Verfassern des Neuen Testaments ausgeführt; denn warum, wird sich jeder vernünftige, aufgeklärte Mensch fragen, wollte man über einen vollkommen Unschuldigen das Todesurteil aussprechen, einen Mann bestrafen, der nur Gutes gethan hatte, dem jeder Gedanke an etwas Bösem vollkommen fern gelegen hatte?

Die von uns in Betracht gezogenen Kapitel sind die Kapitel 22-28. Sie bilden den Schluß der Apostelgeschichte. Wir nehmen an, daß der Prozeß, daß das ganze Leben des Apostel Paulus unserer Leserwelt lange nicht so bekannt ist wie die Leidensgeschichte Christi, deßwegen glauben wir keinen Mißgriff zu tun, wenn wir die betreffenden Kapitel im Wortlaut der hl. Schrift hier wiedergeben. Kapitel 22, Paulus erzählt den Juden die Geschichte seiner Belehrung:

Jhr Männer, lieben Brüder und Väter, höret mein Verantworten an Euch.

Da sie aber höreten, daß er auf Hebräisch zu ihnen redete, wurden sie noch stiller. Und er sprach:

Ich bin ein jüdischer Mann, geboren zu Tarsus in Cilicien und erzogen in dieser Stadt zu den Füßen Gamaliels, gelehret mit allem Fleiß im väterlichen Gesez, und war ein Eiferer um Gott, gleich wie ihr heute alle seid;

und habe diesen Weg verfolget bis an den Tod. Ich band sie und überantwortete sie ins Gefängnis, beide, Männer und Weiber;

wie mir auch der Hohepriester und der ganze Haufe der Aeltesten Zeugnis gibt, von welchen ich Briefe nahm an die Brüder, und reiste gen Damaskus, daß ich, die daselbst waren, gebunden führete gen Jerusalem, daß sie bestraft würden.

Es geschah aber, da ich hinzog und nahe an Damaskus kam, um den Mittag, umblickte mich schnell ein großes Licht vom Himmel. Und ich fiel zum Erdboden, und hörete eine Stimme, die sprach zu mir: Saul, Saul, was verfolgest du mich?

Ich antwortete aber: Herr, wer bist du? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgest.

Die aber mit mir waren, sahen das Licht und erschraken; Die Stimme aber des, der mit mir redete, höreten sie nicht. Ich sprach aber: Herr, was soll ich thun? Der Herr aber sprach zu mir: Stehe auf und gehe gen Damaskus; da wird man dir sagen von allem, was dir zu thun verordnet ist.

Als ich aber vor Klarheit dieses Licht nicht sehen konnte, ward ich bei der Hand geleitet von denen, die mit mir waren, und kam gen Damaskus,

Es war aber ein gottesfürchtiger Mann nach dem Geseze Ananias, der ein gut Gerücht hatte bei allen Juden, die daselbst wohneten;

der kam zu mir und trat her und sprach zu mir: Saul, lieber Bruder, siehe auf! Und ich sah ihn an zu derselbigen Stunde. Er aber sprach: „Der Gott unserer Väter hat dich verordnet, daß du seinen Willen erkennen solltest und sehen den Gerechten und hören die Stimme aus seinem Munde; denn du wirst sein Zeuge zu allen Menschen sein des, das du gesehen und gehöret hast.

Und nun, was verziehest du? Stehe auf und laß dich taufen, und abwaschen deine Sünden und rufe an den Namen des Herrn. Es geschah aber, da ich wieder gen Jerusalem kam und betete im Tempel, daß ich entzücket ward, und sah ihn.

Da sprach er zu mir: Eile und mach dich von Jerusalem hinaus; denn sie werden nicht aufnehmen dein Zeugniß von mir.

Und ich sprach: Herr, sie wissen selbst, daß ich gefangen legte und stäupete die, so an dich glauben, in den Schulen hin und wieder;

Und da das Blut Stephanus', deines Zeugen, vergossen ward, stund ich auch dabei, und hatte Wohlgefallen an seinem Tode, und verwahrete denen die Kleider, die ihn töteten.

Und er sprach zu mir: Gehe hin, denn ich will dich ferne unter die Heiden senden.

Sie höreten aber ihm zu bis auf dies Wort, und huben ihre Stimme auf und sprachen: Hinweg mit solchen von der Erde; denn es ist nicht billig, daß er leben soll. Da sie aber schrieen und ihre Kleider abwarfen und den Staub in die Luft warfen,

hieß ihn der Hauptmann in das Lager führen und sagte, daß man ihn stäupen und erfragen sollte, daß er erführe, um welcher Ursache willen sie also über ihn riefen.

Als er ihn aber mit Riemen anband, sprach Paulus zu dem Unterhauptmann, der dabei stund: Ist's auch recht bei euch, einen römischen Menschen ohne Urtheil und Recht geißeln?

Da das der Unterhauptmann hörte, ging er zu dem Oberhauptmann und verkündigte ihm und sprach: Was willst du machen? Dieser Mensch ist römisch.

Da kam zu ihm der Oberhauptmann und sprach zu ihm: Sage mir: Bist Du römisch? Er aber sprach: Ja.

Und der Oberhauptmann antwortete: Ich habe dies Bürgerrecht mit großer Summe zuwege gebracht. Paulus aber sprach: Ich aber bin auch römisch geboren.

Da traten alsobald von ihm ab, die ihn erfragen sollten. Und der Oberhauptmann sürchtete sich, da er vernahm, daß er römisch war und er ihn gebunden hatte.

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