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wir des Herrn Lied singen In fremden Landen? Vergesse ich dein, Jerusalem, So werde meines Rechtes vergessen. Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, Wo ich dein nicht gedenke, Wo ich nicht lasse Jerusalem Meine höchste Freude sein. Herr, gedenke den Kindern Edoms Den Tag Jerusalems, Die da sagten: „Rein ab, rein ab, Bis auf ihren Boden!" Du verstörete Tochter Babel, Wohl dem, der dir vergilt, Wie du uns gethan hast! Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt, Und zerschmettert sie An dem Stein!

In Psalm 138 aber endlich hören wir ein Danklied für die göttliche Hilfe in der Not: Ich danke dir vom ganzen Herzen, Vor den Göttern will ich dir lobsingen. Ich will anbeten zu deinem heiligen Tempel, Und deinem Namen danken Um deine Güte und Treue; Denn du hast deinen Namen über alles herrlich gemacht durch dein Wort. Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich, Und gibst meiner Seele große Kraft. Es danken dir, Herr, alle Könige auf Erden, Daß sie hören das Wort deines Mundes, Und singen auf den Wegen des Herrn, daß die Ehre des Herrn groß sei. Denn der Herr ist hoch, Und siehet auf das Niedrige, Und kennet den Stolzen von ferne. Wenn ich mitten in der Angst wandle, So erquickest du mich, Und streckest deine Hand über den Zorn meiner Feinde, und hilfst mir mit deiner Rechten. Der Herr wird's für mich vollführen. Herr, deine Güte ist ewig. Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen.

Warum aber haben wir nun alle diese Psalmen in ihrem Wortlaute hier wiedergegeben? Sehr einfach, wir haben damit den Beweis geliefert, daß sie nie und nimmermehr von König David gedichtet worden sein können. Die Juden haben diese Psalmen gesungen, als sie aus dem Exil, aus Babylon, nach Jerusalem zurückkehrten. Darauf deutet schon der Inhalt, darauf deuten schon die Worte hin. Zu Davids Zeiten gab es noch keine Tempel, König Nebukadnezar lebte noch nicht, die Juden aber lebten in dieser Zeit noch ruhig und friedlich ihren Geschäften, dem Ackerbau nachgehend, in Palästina, das babylonische Eril lag noch in weiter, weiter Ferne. Während die Glanzzeit König Davids um das Jahr 1050 fiel, geschah die Besiegung des israelitischen Reiches und die Ueberführung der Juden nach Babylon erst um 590 vor Christus. Aus allem diesen geht klar und deutlich hervor, daß Davids Name_fälschlich gebraucht wurde, um den Psalmen eine größere Wirksamkeit, eine intensivere Einwirkung auf das jüdische Volk zu verschaffen.

Diese Rückkehr der Juden aus Babylon nach Palästina bietet uns aber die Hand, noch eine andere Fälschung aufzudecken, resp. auf noch eine Unterschiebung hinzudeuten, welche damals von den jüdischen Schriftgelehrten unternommen wurde.

Als die Juden freudenvoll jauchzend im Taumel der Lust ihren Einzug in Jerusalem hielten, da sangen sie frohen Herzens das „Hohe Lied". Das „Hohe Lied" spricht die Freude aus über die endliche Wiederkehr in die geliebte Heimat, über das endliche, mit Sehnsucht gewünschte Wiederschauen des in neuer Pracht vor ihnen

erstehenden Tempels. Als Verfasser aber wurde König Salomo genannt, oder wenigstens sollte es zu Zeiten Salomos verfaßt worden sein, also 900 Jahre vor Christus. Die Unterschiebung, die sich die Schriftgelehrten also auf Kosten Salomos zu Schulden kommen. ließen, liegt so klar auf der Hand, daß wir eigentlich hierüber ruhig die Akten schließen könnten. Wir wollen aber noch auf eine recht genaue Charakteristik des Hohen Liedes hinweisen, die wir in Schenkels Bibel-Lexikon finden. Verfaßt ist dieselbe von Dr. Diestel. Wir weisen unsere geschäßten Leser auf diesen Artikel hin, weil die Ausführungen des Gelehrten sehr viel Hochinteressantes enthalten, seine Meinung aber auch mit der unseren beinahe konform geht.

Doch kehren wir zu unserem eigentlichen Thema zurück.

Wir verließen das jüdische Volk bei seinem Einzug in Jerusalem. Als sich der erste Jubel gelegt hatte, als wieder Ordnung und Ruhe im Volke Plaz griffen, da dauerte es auch nicht lange und Handel und Gewerbe blühten von neuem auf. Der Ackerbau erlangte bald wieder sein altes Ansehen, die Wissenschaft griff mit Macht weiter und weiter um sich. Eine neue herrliche Zukunft that sich endlich vor dem armen so lange geknechteten jüdischen Volke auf. Aber nicht lange sollten sich die schon so arg Heimgesuchten ihres stillen Glückes freuen.

Antiochus Epiphanes, Griechenlands gewaltthätiger König, von Alexander dem Großen zu seinem Erben eingeseßt, hatte seine Augen beutegierig auf das reiche Palästina geworfen. Er trachtete darnach, Palästina dem großen mächtigen griechischen Reiche einzuverleiben. Raubend und mordend brach er in das Land ein, Alles niederwerfend, was sich ihm entgegenzustellen versuchte. Jerusalem wurde zerstört; wieder fiel der Tempel, der Stolz des Judentums, der Plünderung, ja beinahe der Vernichtung anheim. Um aber die Macht des jüdischen Reiches vollends zu vernichten, trat Antiochus mit voller Entschiedenheit gegen die jüdische Religion, gegen ihre Gebräuche, gegen ihre Geseze auf. Die Lezteren wurden von ihm aufgehoben, das alte Testament, das Buch der Bücher, wurde von ihm verworfen, die jüdischen Sitten und Gebräuche durften nicht mehr von dem Volke gepflegt werden. Durch diese Maßregeln wollte er die Juden zwingen, sich dem Heidentum zuzuwenden, den Göttern Griechenlands fortan zu dienen. Wer aber troß seiner strengen Befehle und Machtgebote die jüdischen Geseze befolgte, wer doch dem alten Glauben. in alter Treue weiter anhing, der war unbarmherzig dem Tode verfallen. Tausende und Abertausende dem Glauben ihrer Väter treubleibende Juden wurden hingemordet. Eine tiefe Trauer zog über das vor kurzem noch so glücklich scheinende Land.

Das 1. Buch der Makkabäer giebt eine treffliche Schilderung dieser furchtbaren Zeit der Knechtung und der Schmach unter der griechischen Herrschaft.

An diesem furchtbaren Blutbad trugen aber die Hellenisten, die Reform Juden, über die wir schon im Kapitel 2 eingehend berichteten, einen großen Teil der Schuld. Diese unter der Führung

ihres Hohen Priesters Menelaos schlugen sich auf die Seite des Griechenkönigs, sie bekannten sich offen als Gegner ihrer frommen, jüdischen Stammesbrüder und traten auch dem damals schon in großer Blüte stehenden Essäerorden feindlich gegenüber. Es gelang ihnen, dem König Antiochus neue Pläne zur Unterdrückung der jüdischen Religion zu unterbreiten, ja, sie scheuten sich nicht, ihre eigenen Glaubensgenossen zu denunzieren. Schließlich brachten sie es so weit, daß die Juden sogar gezwungen wurden, dem griechischen Gözendienst beizuwohnen, den heidnischen Göttern zu dienen, zu opfern. Widerspenstige verfielen dem Tode. Antiochus ging bis zur äußersten Grenze der Intoleranz, bis zur größten Nichtachtung der jüdischen Religion und ihrer Geseze. Im Tempel ließ er das Bild des Zeus, des obersten Gottes Griechenlands aufstellen; auf dem Altar ließ er Schweine als Opfer darbringen. Antiochus verstieg sich also bis zu einer, der jüdischen Religion den fürchterlichsten Hohn sprechenden Entheiligung des jüdischen Tempels. Die fünf Bücher Mose werden verbrannt, die jüdische Sprache wurde für den Verkehr vollständig aufgehoben, ein Gebrauch derselben aber wurde mit höchster und schwerster Strafe belegt. Die griechische Sprache. wurde zur Landessprache erhoben.

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Aber troßdem, trog aller dieser niederdrückenden, Geist und Körper in Fesseln schlagenden Folterungen und Peinigungen ver loren doch die Chassidaer und Essäer, diese beiden frommen Sekten, den Mut nicht. Sie machten sich auf und predigten in den Dörfern und in den Städten dem jüdischen Volke auszuhalten im Vertrauen. auf Gott, auf den Höchsten; sie ermahnten das Volk, Vertrauen zu haben und fest daran zu glauben, daß der allmächtige Gott Israels unerwartet seinen bedrängten Kindern Hilfe bringen wird.

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Hierüber läßt sich der Prophet Daniel im Kapitel 11, Vers 33, wie folgt aus: Und die Verständigen im Volke werden viele andere lehren, darüber werden sie fallen durch Schwert, Feuer, Gefängnis und Raub eine Zeit lang. Und wenn sie so fallen, wird ihnen eine kleine Hilfe geschehen; aber viele werden sich zu ihnen thun betrüglich."

Die Hellenisten aber verfolgten ihre, dem alten Gott treu gebliebenen Brüder mit ihrem fanatischen Haß, mit ihrer bis zum scheußlichsten Auswuchs gediehenen Gottesverachtung bis in die tiefsten Einöden. Sie scheuten nicht davor zurück, Antiochus selbst auf die Schlupfwinkel aufmerksam zu machen, in die sich die Verfolgten zurückgezogen hatten. So hatten sich mehrere Tausend Chassidaer und Essaer in einer großen Höhle verborgen; hier befolgten sie im Geheimen ihre Geseze und lauschten andachtsvoll den Worten ihrer Prediger. Antiochus, von den Hellenisten auf diesen verborgenen Zufluchtsort aufmerksam gemacht, ließ denselben von seiner Soldateska umstellen und die Eingeschlossenen auffordern, sich an dem heidnischen Gözendienst zu beteiligen. Die Gläubigen weigerten sich, dies zu thun. Dies alles geschah wohlweislich an einem Samstag. An diesem Tage aber durften die strenggläubigen Juden sich nicht

zur Wehr sezen, überhaupt keine Handlung begehen. An diesem Gesez treu festhaltend, ließen sich die armen Gefangenen widerstandslos hinmorden. Tausende von Männern, Frauen und Kinder starben an diesem Tag den Märtyrertod.

Auf diesen schrecklichen Vorgang, der aber leider in der alten Geschichte nicht vereinzelt dasteht, hat der Tertlaut des vierundsiebzigsten Psalm Bezug genommen: „Gott, warum verstößest du uns so gar? Und bist so grimmig zornig über die Schafe deiner Weide? Gedenke an deine Gemeine, die du vor alters erworben und die du vom Erbteil erlöset hast, an den Berg Zion, da du auf wohnest. Heb auf deine Schritte zu dem, was so lange wüste liegt. Der Feind hat alles verderbet im Heiligtum. Deine Widersacher brüllen in deinen Häusern und sehen ihre Gözen drein. Man siehet die Aerte obenher blinken, wie man einen Wald hauet, und zerhauen alle seine Tafelwerke mit Beil und Barte. Sie verbrennen dein Heiligthum, sie entweihen und werfen zu Boden die Wohnung deines Namens. Sie sprechen zu ihrem Herrn: Laßt uns sie plündern! Sie verbrennen alle Häuser Gottes im Lande. Unsere Zeichen sehen wir nicht, und kein Prophet prediget mehr, und keiner ist bei uns, der weiß, wie lange. Ach Gott, wie lange soll der Widersacher schmähen, und der Feind deinen Namen sogar verlästern? Warum wendest du deine Hand ab? Zeuch von deinem Schoß deine Rechte und mach' ein Ende. Gott ist ja mein König von Alters, der alle Hilfe thut, so auf Erden geschieht. Du zertrennest das Meer durch deine Kraft und zerbrichst die Köpfe der Drachen im Wasser. Du zerschlägst die Köpfe der Walfische und giebst sie zur Speise dem Volk in der Einöde. Du lässest Quellen, Brunnen und Bäche; Du lässest versiegen starke Ströme. Tag und Nacht ist Dein; Du machest, daß beide, Sonne und Gestirn, ihren gewissen Lauf haben. Du sezest einem jeglichen Lande seine Grenze; Sommer und Winter machest Du. So gedenke doch deß, daß der Feind den Herrn schmähet, und ein thöricht Volk lästert Deinen Namen. Du wollest nicht dem Tier geben die Seele Deiner Turteltaube und der Herde Deiner Elenden nicht so gar vergessen. Gedenke an den Bund; denn das Land ist allenthalben jämmerlich verheeret und die Häuser sind zerrissen. Laß den Geringen nicht mit Schanden davongehen; laß die Armen und Elenden rühmen Deinen Namen. Mache Dich auf Gott und führe aus Deine Sache; gedenke an die Schmach, die Dir täglich von den Thoren widerfähret. Vergiß nicht des Ge= schreies Deiner Feinde; das Toben Deiner Widersacher wird je länger je größer."

Auch dieser Psalm ist, nebenbei bemerkt, als eine Dichtung König Davids fälschlich später den andern Schriften unterschoben worden.

Die Schriftgelehrten aber scheinen der Standhaftigkeit der jüdischen Gemeinde kein allzu großes Vertrauen entgegengesezt zu haben. Um dieselbe nun zu festigen, um sie über jeden Zweifel erhaben zu gestalten, schrieben sie die Bücher Daniel und Esther. Beide Bücher wurden heimlich dem jüdischen Volke, quasi als Agitationsmittel,

bekannt gegeben. Diese beiden Werke sollten in ihrem innersten Wesen und Inhalt zwei ganz verschiedene Endzwecke verfolgen. Das Buch Esther ähnelt beinahe einem modernen Roman, wenn auch selbstverständlich nicht in seiner Form, in seiner Ausführung, so doch seinem Inhalt nach, in seiner Gedankenfolge; es ist ein gut erdachtes Märchen, welches in seiner ganzen Art und Weise sofort beim Volk Eingang fand, ja sogar freudig begrüßt wurde. Die Figuren des Ahasverus, Haman, des Mordechai und nicht zuletzt natürlich die Erscheinung der Esther selbst sind in, man möchte beinahe sagen, unterhaltend, spannender Form gezeichnet. Das ganze war ein Werk, um die von Gott abtrünnigen Hellenisten zu zeichnen. Der Name Gott wird in dem ganzen Werk nicht erwähnt; irdische Liebe spinnt sich als Hauptmotiv durch das ganze Werk hindurch. Alles geschieht auf ganz natürlichem Wege. Wunder und plöglich gleich einem Zauber hereinbrechende Ereignisse verschmähen die Verfasser. Sie schlagen mit der Dichtung des Buches Esther eine völlig neue Richtung in der religiösen Dichtkunst der damaligen Zeit ein. Entgegengesezt dem Buche Esther war das Buch Daniel entschieden schon durch seinen ganzen Inhalt, durch seine Abfassung, durch die in ihm enthaltenen mystischen, verschleierten Vorgänge mehr für die fromme, gläubige Gemeinschaft der jüdischen Völker bestimmt. Ueber diese beiden Bücher finden wir wieder in Schenkels Bibel-Lexikon prächtige, bis in die tiefsten Details eingehende Charakteristiken. Das Buch Esther ist im Besondern mit großer Liebe und Fürsorge behandelt. Wir können unsere geschäßte Leserwelt mit bestem Gewissen auf diese Ausführungen hinweisen.

Diese beiden Bücher, oder besser gesagt Romane, hatten nun wirklich einen ganz außerordentlichen Erfolg zu verzeichnen. Mächtig wuchs der Glaube an Gott, mächtige Wurzeln schlug die eiserne Standhaftigkeit im ganzen jüdischen Volke.

Ein kleines Beispiel wollen wir wiedergeben, um die Wirkung zu schildern, die sich nach dem Erscheinen dieser heiden Bücher im jüdischen Volke einstellte. Eine Jüdin, Mutter von sieben Kindern, wurde mit diesen vor Antiochus geführt. Sie und ihre Kinder waren angeklagt, sich geweigert zu haben, am griechischen Gößendienste teilzunehmen.

Als nun Antiochus an das älteste Kind nochmals die strenge Anforderung stellte, den Gözen zu dienen, antwortete dasselbe furchtlos: „Es gibt nur einen Gott." Augenblicklicher Tod war die Folge dieses Bekenntnisses. Auch von den andern Kindern erhielt Antiochus dieselbe Antwort. Alle starben vor den Augen der Mutter. Zulegt erlitt diese selbst standhaft und gottvertrauend den Märtyrertod. Der Talmud, Tractat Gittin 57, bestätigt diese kleine, traurige Episode.

Der Zweck, den wir bei Abfassung dieses V. Kapitels im Auge hatten, nämlich die Unterschiebung der Bücher Esther und Daniel, des Hohen Liedes und noch verschiedener Psalmen zu beweisen, dürfte uns vollkommen gelungen sein, so daß wir uns mit weiteren

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