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Sofort eröffnete Holophernes seinen Feldzug mit einem ungeheuren, mit allem möglichen Bedarf reichlich ausgestattetem Heer, und plündernd, verwüstend und mordend durchzog er die Gegenden bis zur Ebene von Damaskus. Erschreckt kündigten die Küstenbewohner ihre Unterwerfung im Voraus an; Holophernes besezte hierauf ihre festen Städte, verstärkte durch Aushebung seine Mannschaft, und zerstörte die Kultusorte, damit man dem Nebukadnezar allein diene. Weiter ziehend lagerte er, um das Kriegsgepäck zu sammeln, einen Monat lang zwischen Gebe (Gilbao?) und Skythopolis (Betschean).

Jezt mußten die Juden, die von dem allen hörten, das Schlimmste befürchten, im Besonderen stand ihr eben erst der Entweihung entronnenes Heiligtum in größter Gefahr. Sie waren nämlich erst jüngst aus ihrer Gefangenschaft zurückgekehrt, an ihrer Spize stand der Hohepriester Joakim und der Hohe Rat. Man rüstete und beschloß, sich auf's Aeußerste zu wehren, den Herrn aber ging man durch Gebet, Fasten und Opfer um Hülfe an. Als hierauf Holophernes, entrüstet über den Widerstand, den die Juden leisten wollen, über diese die kanaaitischen Führer befragt, erzählt der ammonitische Feldherr Achior von den Geschicken dieses merkwürdigen Volkes und schließt mit dem Rat, es nur dann anzugreifen, wenn man Sünde an demselben entdeckt, sonst aber vorüberzuziehen, damit nichts Schmachvolles eintrete. Natürlich entrüstete solche Rede allgemein; Holophernes erklärte in vermessendster Weise, daß nur Nebukadnezar der Gott sei, dem der Judengott nicht widerstehen werde; Achior ward zur Strafe gebunden und fiel, wie beabsichtigt war, in die Hände der Juden, die ihn von den Fesseln befreiten und nach Betylua führten; und hier erzählte er vor dem ganzen Volke, was vorgefallen war. Am folgenden Tag beginnt Holophernes seine Operation gegen die Feste Betylua, aber am dritten Tag läßt er sich überzeugen, daß bei der Schwierigkeit des Bergterrains durch Besezung der Wasserquelle die Uebergabe des Feindes durch Durst zu erzwingen sei. Nachdem die Stadt die Belagerung 34 Tage ausgehalten hat, tritt dringender Mangel und Mutlosigkeit ein; das Volk verlangt die Uebergabe und nur mit Mühe gelingt es dem Oziar, es zu bestimmen, nur noch 5 Tage auszuhalten, Gott werde sich schon noch seines Volkes erbarmen (Kap. 7). Jezt tritt die ehrbare und fromme, schöne und reiche Judith, seit drei Jahren und vier Monaten Witwe, vor die Aeltesten der Stadt, verweist ihnen ihr Versprechen, das Gott versuchen heißt, und erklärt schließlich, durch eine ewig denkwürdige That Israel retten zu wollen, nach der man vorläufig nicht weiter forschen solle. Nachdem Judith im feurigen Gebet ihren Gott um Hilfe angerufen hat (Kap. 9) legt sie das Trauergewand ab und schmückt ihren Körper auf's Schönste. Mit den nötigen Lebensmitteln und Geräten versehen, geht sie mit einer Dienerin dem Lager der Feinde zu und wird von einem Vorposten auf ihr Verlangen vor Holophernes geführt, der sie huldvoll empfängt. Durch geschickte Rede weiß sie diesen zu gewinnen; was Achior gesprochen, sei wahr, aber eben stehe ihr Volk

in Gefahr durch den Genuß verbotener Speisen und Getränke in schwere Sünde zu fallen; sei dies geschehen, so werde sie ihn mitten. durch Judäa nach Jerusalem führen; indeß wolle sie hier bleiben und Nachts im Thal zu ihrem Gott flehen, damit er ihr sage, wenn das Volk gesündigt habe (Kap. 11). So bleibt Judith drei Tage im Zelt, des Nachts ging sie zu beten ins Thal. Da veranstaltete am vierten Tage Holophernes, der gleich anfangs sein Auge auf das schöne Weib geworfen hatte, ein großes Gastmahl, und Judith erschien bei demselben so geschmückt und liebreizend, daß Holophernes im Vorgefühl der Lust unmäßig dem Wein zusprach (Kap. 12). Als nach Entfernung der Gäste Judith und Holophernes allein im Zelte blieben, lag dieser trunken auf seinem Divan, während die Dienerin draußen die Judith erwartete, um auch diese Nacht zum Gebet zu gehen. Da trat Judith an den Divan, nahm das Schwert des Holophernes und schlug ihm mit zwei kräftigen Hieben das Haupt

Das Haupt im Speisesack mit sich nehmend, gelangte sie glücklich mit ihrer Dienerin durch das Lager nach Betylua, wo man in Jubel ausbricht und den Herrn preist. Achior wird gläubig. Nach dem Rat der Judith wird das Haupt des Holophernes auf der Mauer aufgehängt und bei Tagesanbruch ein Scheinangriff auf den Feind gemacht. Als man jezt im Lager den schmählichen Tod des Holophernes entdeckt, stürzt alles zur Flucht; ganz Israel erhebt sich, es wird geplündert, gemordet, der Feind bis Damaskus und die Umgegend verfolgt. Die Plünderung des Lagers dauert 30 Tage, Judith erhält das Zelt des Holophernes samt den prächtigen Geräten desselben. Wie der Hohepriester und Rat von Jerusalem kamen und Judith priesen, so führten zu ihrer Ehre alle Frauen Israels Laubzweige in den Händen und mit Delzweigen bekränzt, einen Reigentanz auf, sie selbst hob ein kräftiges Lied auf den Herrn an und das Volk stimmte ein.

In Jerusalem jubelte das Volk noch drei Monate, Judith weihte dem Herrn die erhaltenen Geräte des Holophernes und lebte hinfort wieder geehrt in Betylua als Witwe, bis sie, 105 Jahre alt, starb. Das Volk betrauerte sie sieben Tage. Bei ihren Lebzeiten und lange nach ihrem Tod hatte Israel keinen Feind mehr zu fürchten.

Dies ist die Geschichte der Judith, resp. der Inhalt des Buches Judith, wie er in Schenkels Bibellexikon enthalten ist.

Wenn wir die Ausführungen Schenkels weiter verfolgen so überzeugen wir uns sofort von der Unterschiebung des Buches Judith zwischen die andern Bücher der Heiligen Schrift.

Auch das Buch Judith ist nur ein Märchen, ohne geschichtlichen Hintergrund, ein Märchen, um die Juden zu ermutigen gegen die Herrschaft der Römer, deren Weltherrschaft damals begann, weiter die Fangarme auszustrecken, sich zu wehren.

UIT. Kapitel.

Der Untergang des israelitischen Reiches.

Wir können uns selbstverständlich nicht auf eine ausführliche Darstellung der damaligen geschichtlichen Verhältnisse einlassen. Nur kurz können wir die hauptsächlichsten geschichtlichen Daten in unsere Betrachtungen hineinziehen; im übrigen aber müssen wir an unserem Thema in möglichst gedrängter Kürze festhalten, da wir sonst unausbleiblich in große Weiterungen hineingezogen würden, die dem Endzweck unseres Buches vielleicht nur schaden würden.

Die Zerstörung des ersten Tempels durch Nebukadnezar und auch die zweite Schändung desselben durch Titus war nur die Folge der inneren Spaltung, des inneren Zwistes der zu dieser Zeit herrschenden jüdischen Parteien, der Pharisäer und der Hellenisten. Hätte zwischen diesen beiden tonangebenden Vereinigungen Eintracht und Friede geherrscht, so hätten weder die Römer noch Nebukadnezar mit seinen Schaaren je einen Sieg über das jüdische Volk erringen können. All die Millionen von Krieger, welche damals Palästina mit Raub und Mord überzogen, wären einem sichern Untergang geweiht gewesen. Der Bürgerkrieg aber, der sich zwischen den verschiedenen jüdischen Sekten ausgebreitet hatte, kostete Hunderttausenden von Juden das Leben; die volkswirtschaftlichen Verhältnisse des Landes. der Handel, der Wohlstand gingen immer mehr und mehr bergab. Draußen aber an den Grenzen des Landes, ja sogar vor den Thoren Jerusalems stand der Feind und bedrohte das Land. Zieht man in Betracht, daß die erste Belagerung Jerusalems zwei Jahre, die zweite aber durch Titus sogar drei Jahre gedauert hat, so kann man sich einen Begriff von der zähen Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes machen, man kann sich vorstellen, welchen Widerstandes dieses Volk fähig gewesen wäre, hätten Eintracht und Friede in den Grenzen des Landes geherrscht. So aber arbeiteten sich die Juden ihren Besiegern nur selbst in die Hände; obgleich diese im Laufe der Belagerungszeiten Millionen von Menschen opferten, so blieb ihnen doch schließlich der Sieg und zwar nur durch die inneren Zerwürfnisse des jüdischen Volkes. 70 Jahre nach Christus besiegte Titus die Juden, zerstörte er den Tempel; 40 Jahre später aber, also 130 nach Christus, überzog ein neuer Krieg Palästina, und dieser hatte den gänzlichen Untergang des jüdischen Reiches zur Folge.

Damals hatten die Römer ihre Weltherrschaft über Europa, Asien, und Afrika ausgedehnt. Die römischen Statthalter aber, deren Obhut die einzelnen Landesteile anvertraut waren, übten ihre Macht nach ihrem eigenen Gutdünken, zum Teil auf die grausamste Weise, aus. Mord und Schändung waren an der Tagesordnung, Willkür und Terrorismus regierten im ganzen ungeheuren römischen Reiche. In Palästina herrschte der Statthalter Rufus, ein gehorsamer Diener seines Herrn, ein prächtiges Werkzeug in den Händen der grausamen, römischen Herrscher. Unter ihm, unter der Regierung dieses Rufus

lebten die Juden in beständigem Schrecken und fortwährender Unruhe. Nie waren sie sicher durch irgend einen Gewaltakt, durch irgend einen Einbruch in ihre Rechte, in ihre Sitten und Gebräuche gepeinigt, geschändet zu werden. Man kann sich also leicht vorstellen, welche ungeheure Aufregung sich des jüdischen Volkes bemächtigte, als sich die unglaubliche Kunde verbreitete, Rufus würde im Auftrage des Kaisers Hadrian eine Statue desselben im Tempel Jerusalems aufstellen. Mit Blizesschnelle verbreitete sich diese Schreckensnachricht durch das ganze Land Juda, überall Empörung und höchsten Unwillen hervorrufend. Durch diesen unerhörten Angriff auf das jüdische Heiligtum, durch die bevorstehende Entheiligung des Tempels aber fand nun eine Einigung aller zu dieser Schreckenszeit bestehenden jüdischen Sekten statt. Essäer und Pharisäer, Chassidäer, ja sogar die Hellenisten vergaßen plöglich ihre verschiedenen religiösen Anschauungen, sie vergaßen den zwischen ihnen bestehenden Hader und Zwist, sie dachten nicht mehr an eine Absonderung ihrer Sekten, sondern traten nun auf einmal als eine einzige große Masse auf. An ihre Spize traten bedeutende Männer, der große Feldherr BarKochba und der Rabbi Akiba. Unter ihrer energischen, vor Nichts zurückschreckenden Leitung fand nun eine heimliche, aber durchgreifende Organisation statt, welche einen allgemeinen Aufstand gegen die römische Weltherrschaft zum Endziel hatte. Unterirdische Minen und Gänge wurden heimlich angelegt. Ungeheure Getreidevorräte, Massen von Lebensmittel aller Arten wurden an verborgenen Orten aufgespeichert. Rabbi Akiba aber machte große Reisen ins Ausland, um bei den dort lebenden Glaubensgenossen die noch fehlenden nötigen Geldmittel aufzutreiben, aber auch um Mitkämpfer für die heilige Sache zu gewinnen. Die ganze Agitation wurde auf eine wirklich raffinierte Art und Weise betrieben. Die Waffenfabrikation lag z. B. zum großen Teil in den Händen jüdischer Fabrikanten. Diese sorgten nun dafür, daß den römischen Abnehmern minderwertige Fabrikate geliefert wurden, während tadellos gearbeitete, vollwertige Waffenstücke für das zum Aufstand bestimmte jüdische Heer reserviert wurden. Alle diese Vorbereitungen aber geschahen selbst= verständlich vollkommen geheim und in tiefster Zurückgezogenheit, so daß Rufus in sorgloser Unwissenheit verblieb.

Um das jüdische Volk aber in noch größere Begeisterung zu versehen, um die Kampfeslust noch mehr zu schüren, um das Gottesvertrauen noch mehr zu heben, spielten die Schriftgelehrten das Buch Judith als höchsten und legten Trumpf aus. Dieses Buch wurde nun heimlich unter das Volk verbreitet.

Wir finden im IV. Band von Graez, Geschichte der Juden, eine prächtige Beweiskraft für unsere Ansicht, daß das Buch Judith damals unterschoben wurde. Graez läßt sich darüber aus wie folgt: „Hadrian fand bei seinem Regierungsantritt (August 117) eine Reihe von Völkern schon im Aufstande begriffen, und andere, welche neuerdings Miene machten, die Fesseln des Alles bezwingenden Rom zu sprengen. Kaum war die Kunde von Trajans Tod verbreitet, dessen

eisernen Arm man gefürchtet, als im Morgen- und Abendland die Flammen des Aufstandes hell aufschlugen; der Wille der Völker gab sich, gleichsam wie verabredet, auf eine gewaltige Weise fund, fret. von römischer Unterthänigkeit zu leben. Das parthische Land, wo Trajan jüngsthin einen Schein von römischer Oberherrlichkeit ausgeführt hatte, einige kleinasiatische Länder, deren Bodenreichtum die kaiserlichen Beamten ausgesogen, das wilde Mauritanien und Sarmatien, das entfernte Britannien, dessen Einwohner von jeher nur unwillig das römische Joch trugen, alle diese Völker benuzten den Augenblick der Schwäche, sich selbständig zu machen. Die Juden. Palästinas, deren Haß gegen die Römer noch flammender war, hatten schon früher einen Aufstand organisiert, zu deren Unterdrückung Quictus von Trajan dahin beordert worden war, nachdem er seineBlutarbeit in den Euphrat-Ländern vollendet hatte. Es war ihm aber noch nicht gelungen, Herr desselben zu werden, als Hadrian die Regierung antrat. Ueber die Natur des Krieges in Judäa schweigen die Quellen ganz und gar. Die jüdischen Nachrichten nennen diese zweite Erhebung den Krieg des Quictus. Sie schein für die Juden, einer Andeutung zufolge, eine üble Wendung genommen zu haben, denn zu den öffentlichen Trauerzeichen, welche nach der Tempelzerstörung eingeführt waren, fügte das Synhedrin neue hinzu. Es verbot, die Bräute am Hochzeitstage mit Kränzen zu schmücken und untersagte ferner das Erlernen des Griechischen für Jedermann. Was man darunter verstand, ob Sprache oder Sitte oder sonst etwas eigentümlich Griechisches, läßt sich kaum mehr ermitteln, ebensowenig, welcher Zusammenhang zwischen dem Kriege und der Abneigung gegen das Griechische bestand. Waren vielleicht die griechischen Bewohner des palästinensischen Küstenreiches bundesbrüchig geworden und hatten die Juden im Stiche gelassen? Einer andern Andeutung nach scheint Jamnia, der Siz des Synhedrin, eine Vorratskammer für Lebensmittel gewesen und infolge des Krieges zerstört worden zu sein. Wenn diese Nachricht über allen Zweifel gesichert wäre, dann würde sich daraus ergeben, daß sich auch die Tanaiten an dieser Erhebung gegen Trajan und am Kriege gegen Quictus betheiligt haben.

Während die palästinensischen Juden noch in großer Bedrängnis und nahe daran, Quictus Vernichtungskrieg zu erliegen, scheint ein nationaler, begeisterter Dichter eine künstlerisch zusammengeseßte Geschichte, halb Wahrheit und halb Dichtung, gestaltet zu haben, um den Rest der Krieger zum standhaften Ausharren zu ermutigen und in eindringlicher Beredtsamkeit auf den hinzuweisen, der so oft Israel aus Nöten und Gefahren errettet. Dieser unbekannte, kunstverständige Dichter, der Verfasser des Buches Judith, hat in einem erdichteten. Bilde aus der Vergangenheit die Gegenwart durchschimmern lassen und die Mittel an die Hand geben wollen, wie das jüdische Volk dem racheschnaubenden Feinde begegnen und zugleich auf seinen Gott, der oft Wunder für dasselbe gethan, vertrauen sollte, daß er es vor Untergang schüßen werde. Er zeichnete darin, wie es augenfällig.

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