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scheint, Trajan mit seinen glänzenden Erfolgen und Siegen im parthischen Lande unter dem Bilde Nebukadnezars, seinen unerbittlich grausamen Feldherrn, den zweiten nach ihm, Luzius Quictus, unter der Hülle einer erdichteten Figur Olophernes, die Verzweiflung des jüdischen Volkes, das in höchster Gefahr schwebt, und die voraussichtliche Errettung durch eine anmutige Gestalt, die zugleich schöne und streng jüdisch-fromme Judith, welche eine unerwartete Heldentat verübt. Das Buch Judith ist nach allen Seiten darauf angelegt, den Muth halb verzweifelter Krieger und Aufständischen zu beleben und ihnen nahe Hülfe zu verheißen. Es wurde, wenn es in dieser Zeit gedichtet ist, dem Rest der Kämpfenden in der Ebene Jesreel (Esdrelon) zugebracht, um sich daran zum fernern Widerstande aufzuraffen.

Im Talmud finden wir eine Bestätigung der soeben angegebenen Schilderung, so daß wir über die Richtigkeit derselben außer Zweifel sein können.

Den Zweck, den die Schriftgelehrten mit der Herausgabe des Buches Judith verfolgten, erreichten sie vollständig. Es erweckte Begeisterung in den jüdischen Herzen; wer sich der Bewegung noch nicht angeschlossen, zauderte jezt nicht mehr, so daß nach dem Erscheinen des Buches die aufrührerische Bewegung zu ungeahnter Größe anwuchs. Aber Bar Kochba und Rabbi Akiba handelten klug und weise. Sie verstanden es, alle Vorbereitungen zum Kampfe so geheimnisvoll, so vorsichtig zu unternehmen, daß die Römer über die ganze Gefahr, die ihnen drohte, bis zum Beginn des Kampfes in vollkommener Unwissenheit blieben. Vor allem sorgten die besonnenen Führer dafür, daß die innern Händel und Zwistigkeiten im Volke aufhörten; sie waren sich wohl bewußt, daß ein einiges Volk mächtiger und widerstandsfähiger sei, als ein in seinen innern Verhältnissen zerrüttetes und zerworfenes. Sie sorgten für Frieden im Lande selbst. Dadurch aber bewirkten sie eine weit um sich greifende allgemeine Erstarkung des gesamten jüdischen Volkes. Im Jahre 130 nach Christus endlich brach der Aufstand mit enormer Gewalt los. Bar Kochba trat, man möchte beinahe sagen, einem Könige der Juden gleichend, an die Spize eines gewaltigen Heeres von 400,000 Mann. Mit dieser großen Macht begann er, sofort die Offensive ergreifend, den Kampf gegen die römische Herrschaft. Bar Kochba hatte aber nicht nur die numerische Stärke seines Heeres im Auge gehabt, o nein, er hatte auch für ein kräftiges, durch und durch kampstüch= tiges Menschenmaterial gesorgt. Nur junge Leute, in der Blüte ihrer Jahre, standen hinter ihm. Sind doch Ueberlieferungen aus dem Bar Kochba'schen Krieg vorhanden, in welchen erzählt wird, daß der Feldherr nur Männer in die Reihen seines Heeres aufnahm, welche im Stande waren, einen Baum sammt seiner Wurzel im Vorbeireiten dem Boden zu entreißen.

Durch den Talmud ist festgestellt, daß Palästina zur Zeit dieses Krieges 990 Städte und Dörfer mit circa 8 Millionen Einwohner zählte. Aber troß dieser, doch in die Augen fallenden Minderheit

in der sich die Juden dergroßen römischen Macht gegenüber befanden — Rom hatte seine Herrschaft über Europa, Asien und Afrika ausgedehnt und konnte infolge dessen naturgemäß große Menschenmassen ins Feld stellen - ging doch die jüdische Bevölkerung mit Begeisterung und dem festen Glauben an den endlichen Sieg in den Kampf. Die Einigkeit, die große, umsichgreifende wissenschaftliche Bildung der Israeliten, nicht zulezt aber auch ihr zu beträchtlicher Höhe ange= wachsener Reichtum, trugen viel zu diesem festen Glauben bei. Und so stellten sie sich denn mit großer Entschlossenheit, mit großem Fanatismus dem Feinde entgegen.

Bar Kochba stand plöglich mit einer großen Macht gegen den römischen Statthalter Rufus auf. Troß seiner erprobten Kriegskunst, trop der Kriegstüchtigkeit seiner Soldaten konnte dieser gegen die Kampfeslust und Kampfeswut, die das jüdische Volk ergriffen hatte, gegen Bar Kochba mit seinen Scharen nichts ausrichten. Eine große Niederlage, welche Rufus erlitt, beendete die Römerherrschaft vorderhand in Palästina; er mußte fliehen und sich aus den Marken Palästinas zurückziehen. Dies geschah im Jahr 131 nach Christus. Trogdem aber verloren die Römer keineswegs den Kopf. Als die Niederlage in Rom bekannt wurde, sammelte Kaiser Hadrian sofort ungeheure Truppenmassen; seine besten erprobtesten Feldherren, die in Persien, Egypten, Arabien und Phönizien thätig waren, wurden eiligst von dort nach Palästina gesandt. Auch Portugal, Spanien und Frankreich, welche Länder damals Provinzen des großen römischen Reiches waren, mußten ihre Kriegsmassen durch die spanische Flotte nach Juda senden, und bald entbrannte, der Krieg von neuem mit erhöhter Wut. Aber auch gegen diese enorme Machtentfaltung blieb Bar-Kochba siegreich; selbst dem in hohem Ansehen stehenden Statthalter von Deutschland, Bolius Urbanus, gelang es nicht, den immer mehr um sich greifenden Aufstand zu besänftigen; auch er wurde von dem siegreichen Bar Kochba vertrieben. Millionen von Menschen starben auf den Schlachtfeldern Palästinas den Heldentod. Durch alle diese Erfolge gewannen die Juden aber an Mut und Selbstvertrauen. Immer mehr griff die Zuversicht auf eine schließliche Abschüttelung der römischen Herrschaft im jüdischen Volke um sich. Viele Juden aber, welche während der Verfolgungen durch die Römer dem Glauben ihrer Väter entsagt hatten und zum Heidentum übergetreten waren, kehrten jest reumütig in den Schoß der jüdischen Gemeinschaft zurück; so auch nummerisch die Zahl der israelitischen Streiter vermehrend. Der Krieg dauerte über 2 Jahre.

Umsonst sandte Hadrian seine erprobtesten Krieger, er bezweckte damit nur, daß die Zahl der Opfer eine nie dagewesene, erschreckliche Höhe erreichte.

Durch diese fortgesezten Siege wurde die Macht Bar Kochbas immer mehr befestigt; er gewann immer mehr an Sicherheit, immer mehr den Glauben an ein glückliches Ende des ganzen Aufstandes. Er ließ wieder eine eigene Landesmünze prägen, die jüdischen Geseze wurden wieder in ihrer ganzen Strenge, mit all ihren alten

Sitten und Gebräuchen eingeführt. Merkwürdig aber ist es und nicht genug hervorzuheben, als eine bedeutsame Ausnahme in dieser Zeit der Verwüstungen, der Martern und raffiniertesten Todesstrafen, daß Bar Kochba seine Gefangenen mit außerordentlicher Milde behandelte, seine ganze Kriegsführung war durch große Humanität, durch lobenswerte Menschlichkeit ausgezeichnet. Dieses zu der damaligen Zeit keineswegs wohlangebrachte tugendhafte Benehmen strafte sich aber leider im späteren Verlauf des Krieges, wie wir gleich vernehmen werden, denn durch diese allzugroße Rücksichtnahme gegen den Feind unterlag schließlich Bar Kochba und beförderte dadurch den Untergang Judas. Hätte er dem Beispiel der römischen Heerführer gefolgt, wäre er mit gleicher Brutalität und Menschenverachtung seinem Ziele entgegengegangen, so hätte ihn das Schlachtenglück wohl nie verlassen.

Hadrian aber befürchtete durch diese beständigen Niederlagen den Abfall der unterjochten Völker Asiens, Afrikas und Europas, auch wurden ihm die beständigen Vorhaltungen des römischen Senates lästig, und so warf er in der höchsten Not seinen lezten Hoffnungsanker aus. Er vertraute die Heeresführung dem besten aller seiner Feldherren an, Julius Severus, welcher Statthalter in Britannien war. Severus eilte nach Palästina. Nach Kenntnisnahme der Dinge beschloß er, dem Krieg eine neue Wendung zu geben. Eine gänzlich neue Taktik wurde von ihm eingeschlagen. Er mochte wohl einsehen, daß durch offene Schlachten, durch direkte Gewalt der Waffen auf einen Sieg über Bar Kochba nicht zu hoffen sei. Wohlweislich vermied er es, sich dem sieggewohnten Bar Kochba in freier Feldschlacht zu stellen. Er zog den Krieg in die Länge und verlegte sich auf Belagerungen der einzelnen Städte und Festen, auf Abschneidung der Lebensmittel und hauptsächlich des Getreides. Außerdem aber beschloß er die Niedermezelung der Gefangenen, eine zwar grausame Maßregel, die aber doch vielleicht angesichts der Verhältnisse, welche ja auf eine Vernichtung des jüdischen Reiches hinstrebten, nicht gänzlich zu verwerfen war.

Aber auch Severus hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Es war ihm nicht bekannt, daß die Juden sich durch Anhäufen großer Getreidemassen auf Jahre hinaus gesichert hatten, auch die Anlage der unterirdischen Gänge und Minen, deren großer Nußen sich jezt erst zeigen sollte, war ihm vollständig unbekannt. Severus begann nun zunächst mit der Verwüstung der kleinen Ortschaften und unbefestigten Städte. Bar Kochba aber hatte sein Heer in zwei gewaltigen Abteilungen, in zwei stark befestigten Städten untergebracht. Die eine derselben hieß Bethar, die andere nach dem Talmud Tur Malka, auf deutsch würde das heißen „Königsgebirge". Doch glauben wir uns hier an Graez anlehnen zu dürfen, welcher mit Tur Malka oder Königsgebirge eine große, sich mitten durch Juda ziehende, Bergkette bezeichnet, während er als Hauptbefestigung derselben Tur Simon angibt.

Während Bar Kochba die Vertheidigung von Bethar übernommen

hatte, lag die von Tur Simon in den Händen des Feldherrn Barderoma. Beide Festungen waren durch einen meilenlangen, unterirdischen Gang verbunden, so daß eine beständige Korrespondenz zwischen den beiden belagerten Heeren bestand. Hierher flüchteten sich nun die dem Blutbad entronnenen Uebriggebliebenen der verwüsteten Städte. Großes Frohlocken herrschte unter den Römern, als sie von dieser Zusammenhäufung des jüdischen Volkes in diesen beiden Städten vernahmen, nicht mit Unrecht vermutend, daß die Ernährung dieser gewaltigen Volksmasse mit zu großen Schwierigkeiten verknüpft sein würde, als daß Bar Kochba und Barderoma allzu lange würden Stand halten können. Nach Ueberlieferungen aus der damaligen Zeit sollen in den beiden Städten nicht weniger als sieben Millionen Menschen Aufnahme gefunden haben.

Troy all dieser Umstände kam aber Severus nicht einen Schritt in seinen Unternehmungen weiter. Die Verproviantierung und auch die sonstigen Verteidigungsmaßregeln der Juden erwiesen sich als so zweckentsprechend, daß sie den Angriffen der römischen Belagerungsheere mit Ausdauer und Kraft Stand halten konnten.

Hadrian, des ewigen zwecklosen Blutvergießens endlich überdrüssig geworden, befahl nun Severus, die Belagerung aufzuheben und sich mit seinen Streitkräften aus Palästina zurückzuziehen. 31/2 Jahre hatte der Krieg gedauert. Unmassen von Menschenleben, Millionen von Geld hatte er gekostet. Bar Kochba, durch all diese ungeheuren Erfolge übermütig geworden, verstieg sich, als er die Römer zum Aufbruch rüsten sah, zu einer Anmaßung seinem Gott gegenüber: „die Juden würden sich selbst helfen, nur solle Gott nicht den Römern, ihren Feinden helfen." Wie bald aber sollte der Uebermütige dieses Wort bereuen. Ein Ereignis trat plöglich ein, welches alle Erfolge der Juden zu nichte machte, welches den Untergang des jüdischen Volkes zur Folge hatte.

Einem der römischen Gefangenen, welche Bar Kochba in leichter Obhut hielt, gelang es, den abziehenden Landsleuten über die Mauern Bethars ein Schreiben zukommen zu lassen, in welchem er ihnen das Bestehen des unterirdischen Ganges zwischen den beiden belagerten Städten offenbarte. Sofort begann Severus die Belagerung mit neuem Mute. Er sperrte den Verbindungsweg zwischen Bethar und Tur Simon, wahrscheinlich durch Wasser, ab; dadurch hörte jede Verständigung zwischen den Belagerten auf; ungeheure Massen von Lebensmitteln, welche in diesen unterirdischen Gängen und Nischen Plaz gefunden hatten, wurden total vernichtet; an ein Fortsezen der Verteidigung war unter diesen Umständen natürlich nicht mehr zu denken. Nachdem sich die Juden noch einen Monat in den Mauern der Städte gehalten hatten, nahm Severus beide Festungen mit Sturm. Die Verteidiger, durch Hunger und durch die in Bethar ausgebrochene Pest vollkommen entkräftigt, konnten nun dem Angriff nicht mehr Troz bieten. Ein fürchterliches Blutbad entstand, dem nur wenige Hunderttausende entrannen; in Höhlen und in tiefster Einsamkeit verborgen, ernährten sie sich von Leichen und Blut; erst

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nach Verlauf von Jahren wagten sie wieder, ihre Schlupfwinkel zu verlassen. Mehr als sechs Millionen Juden haben damals ihren Tod gefunden. Im Talmud lesen wir, daß das Blut in Strömen dem nur eine Meile entfernten Meere zugeflossen sein soll. Hadrian aber übertrug seinen Jahre lang genährten Haß gegen das Judenthum auch auf die außerhalb Palästinas lebenden Israeliten. So mußten z. B. 1,200,000 Juden in Aegpten ihr Leben lassen. Hierüber finden wir Belege im Talmud (Gittin 58).

So endete diese große jüdische Bewegung gegen die römische Herrschaft so entseßlich, daß man heute noch nur mit Grauen an die Gräuel, an die fürchterlichen Zustände zurückdenken kann, die die Folge des römischen Sieges waren.

VITT. Kapitel.

Ber Salmud.

Als nun alles verloren war, als das jüdische Volk nach allen Weltrichtungen zerstreut worden war, sah Rabbi Akiba recht gut ein, daß der gesamte Judenstaat auf immer unwiederbringlich verloren sei, daß überhaupt eine jüdische Religion in Zukunft vielleicht nicht mehr Bestand halten würde. Das jüdische Volk war vernichtet, sein Wissen, sein Wohlstand zugrunde gerichtet. Rabbi Akiba war also klug darauf bedacht, wenigstens die jüdische Religion zu erhalten und dafür zu sorgen, daß sich die noch am Leben befindlichen Juden nicht vollkommen in dem nun wieder überhandnehmenden Heidentum auflösen würden. Ein vollständiges Eingehen der jüdischen Religion wäre dann eingetreten; gleich den zehn Stämmen Israels würde sie sich in ein Nichts aufgelöst haben. Eine tiefe Vergessenheit würde bald den jüdischen Kultus begraben haben.

Die jüdischen Geseze und Gebräuche wurden nun nach dem Siege der Römer von dem römischen Machthaber verboten.

Hadrian wollte mit aller Gewalt die frühere jüdische Gemeinschaft zerstören; Todesstrafe wurde verhängt über die unbedeutendsten, kleinsten Vergehen. Durch dieses Verbot aber, durch gänzliche Aufhebung sämtlicher Gebräuche und Sitten der Juden, des ganzen jüdischen Ritus, mußte natürlich mit den Jahren jede Erinnerung an die frühere Religion verschwinden, noch dazu, wo, wie wir schon flüchtig erwähnten, sich die Juden über den ganzen Erdball zerstreut, und sich höchstens zu unbedeutenden kleinen Gemeinschaften zusammengefunden hatten. Daß auch dann aber zahllose Judenverfolgungen während der kommenden Jahrhunderte bis ins Mittelalter hinein eine große Rolle spielten, ist so bekannt, daß wir vorderhand über diesen Punkt schweigend hinweggehen können

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