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erhalten, bedienten sich die Verfolgten der Geheimschrift, nur dadurch war es ihnen möglich, in gegenseitiger Verbindung bleiben zu können. Ueber die in dieser Zeit verübten Greuelthaten finden wir Aufzeichnungen in der Kirchengeschichte des Eusebius, aber auch hier schiebt der Verfasser die jüdische Religion vollkommen beiseite und läßt alle diese Qualen und Martern die Anhänger der neuen, in's Leben tretenden christlichen Religion erdulden.

Konstantin gab sich durch seine Judenverfolgungen einfach als Gegner dieser Religion kund, sein Bemühen war es, die ganze jüdische Gemeinde für das Heidentum zu gewinnen. Daß Konstantin ein wirklicher Gözendiener war, geht aus den Aufzeichnungen des Talmud hervor; außerdem sind uns aber heut noch römische Münzen aus der Regierungszeit Konstantins überliefert, die mit dem Bildnis römischer, heidnischer Götter geschmückt sind. Daß Konstantin aber dem christlichen Glauben während seiner Regierungszeit nicht angehört hat, beweist schon Burckhardt in seinem Werke „Die Zeit Konstantins des Großen". Der Verfasser dieses hoch interessanten und bedeutenden Buches greift so einschneidend in die bis zur Veröffentlichung desselben vermuteten geschichtlichen Thatsachen ein, daß es am Plaze sein dürfte, sich jezt mit einigen Zeilen mit ihm und seinem Werk zu befassen. Jakob Burckhardt wurde am 25. Mai 1818 zu Basel geboren; er studierte daselbst Theologie und Geschichte und sezte dann seine Studien in Berlin fort. Nachdem er einige Jahre an der Universität seiner Vaterstadt Basel als Professor für Kultur- und Kunstgeschichte thätig war, siedelte er später an das Polytechnikum in Zürich über, wo er in gleicher Eigenschaft lehrte, doch kehrte er bald wieder in sein früheres Amt nach Basel zurück. Burckhardt hat sich durch seine scharfe Kritik, durch seine immense Beobachtungsgabe ein großes Verdienst um die gesamte Geschichtsforschung errungen, seine Litteraturkenntnis steht beinahe unerreicht da. Durch sein Werk Die Zeit Konstantins des Großen" hat er sich um die geschichtliche Aufklärung der damaligen Zeit außerordentlich verdient gemacht. Durch ihn ist der Irrtum aufgedeckt worden, der bis dahin bestanden, und durch welchen Konstantin als Angehöriger der christlichen Religion betrachtet wurde. Als Beweis bringt Burckhardt neben den von uns schon erwähnten Münzen auch noch die Denkmäler und Triumphbögen Konstantins, welche sämtlich mit heidnischen Emblemen, mit heidnischen Götterbildern geschmückt waren. Auch die Unglaubwürdigkeiten des Kirchenschriftstellers Eusebius deckt der Forscher auf und geißelt diesen Gelehrten mit satyrischen, heftig angreifenden, vernichtenden Worten. Dies alles ist für uns und unser Werk von unschäßbarem Wert. Die Burckhardt'schen Ausführungen können uns nur in unserer einmal gefaßten Meinung bekräftigen.

Wir kehren aber nun wieder zu dem Gang unserer Handlung zurück, und da müssen wir allerdings zugeben, daß die christliche Religion wohl durch Konstantin entstanden ist. Die Verfolgungen Konstantins zwangen die Juden, die nicht mehr die Macht besaßen, sich mit der Waffe zu wehren, anderweitig Rettung aus ihrer Be

drängnis zu suchen. Sie kamen auf den Gedanken, eine neue, der ihrigen verwandte Religion zu gründen und durch diesen Schachzug sich vor dem vollkommenen Untergang zu retten. Diese neue Religion, die christliche, wurde nun der schon bestehenden jüdischen unterschoben. Der Gott der Juden und das Alte Testament wurden in dieneue Verfassung mithin eingezogen. Die Umarbeitung des Neuen Testaments und die Kirchengeschichte entstanden nun erst und hatten den Zweck, die heidnischen Völker zum Beitritt zur christlichen Religion zu bewegen. Rabbi Hillel II. war der damalige jüdische Patriarch, unter dessen Leitung diese Bewegung in Szene gesezt wurde. Der Tod Konstantins, welcher im Jahre 337 erfolgte, unterstüßte die Bemühungen der Juden noch mehr, so daß sich von nun an die neue Religion immer mehr verbreitete; und doch fand ein vollkommenes Eindringen der christlichen Religion in das Volk eigentlich erst im sechzehnten Jahrhundert statt, als Luther die Bibel übersezte. Die Kirchengeschichte von Eusebius wurde sogar erst im Jahre 1839 von Cloß in die anderen lebenden Sprachen umgeseßt.

Wir wenden uns nun dem Hauptkapitel unseres Buches zu, dem Kapitel „Christus“. Wir können dies umso berechtigter thun, als wir unsere geehrten Leser durch die bisherigen Ausführungen und Erläuterungen genügend vorbereitet haben.

X. Kapitel.

Christus.

Weit über 400 Jahre sind schon in's Land gegangen, seitdem die Gelehrten des Mittelalters begonnen haben, sich mit dem Studium und der Erforschung des Alten Testaments zu befassen. Seit dieser Zeit sind durch die verschiedenen kritischen Betrachtungen viele Unterschiebungen, die seinerzeit eigentlich widerrechtlich stattgefunden haben, aufgedeckt worden. Christliche und jüdische Gelehrte haben sich durch diese Enthüllungen einen gerechten und stets anerkannten Verdienst erworben. Das Neue Testament dagegen ist erst seit noch nicht hundert Jahren Gegenstand der Forschung geworden. Erst in dem lezten Jahrhundert hat man sich mit diesem näher und gründlicher befaßt; erst während diesem Zeitraum sind Gelehrte anfgestanden, welche sich bemüht haben, Klärung in die Verhältnisse zu bringen, unter denen das Neue Testament entstanden ist.

Strauß, Renan und viele Andere sind die Hauptversechter der Wahrheit; sie sind es, die sich hauptsächlich damit beschäftigt haben, den Schleier zu lüften, der über dem Ursprung des Neuen Testa

mentes liegt. Und trozdem sind auch diese Aufklärungen größtenteils im Keim stecken geblieben. Immer hielt die Furcht vor Strafe die Aufklärer im lezten Moment zurück, mit der ganzen, rücksichtslosen Wahrheit hervorzutreten; auch stand wohl die Zivilisation immer noch nicht so auf der Höhe, um vollkommene Aufklärung ertragen zu können. Eine Kritik über das Neue Testament abzugeben ist aber auch keineswegs so einfach, wie es vielleicht manchem im ersten Moment scheinen mag. Vor dem Neuen Testament bestand als einziges schriftliches Werk das Alte Testament. Selbst die Zeitrechnung fand damals in Israel nur durch mündliche Ueberlieferung statt. Durch Boten pflegten die Rabbiner ihre Gläubigen in den Städten und Dörfern von dem Ablauf eines alten, von dem Beginn eines neuen Monats zu unterrichten: auch die Feiertage wurden dem Volk auf diese mündliche Art und Weise ins Gedächtnis zurückgerufen. Erst ungefähr 350-360 nach Christus, also zur Zeit, als die Kirchengeschichte geschrieben wurde, als die Aufzeichnungen des Talmud mit Eifer betrieben wurden, erst damals begann man auch mit der Führung eines schriftlichen Kalenders; desselben, der noch heute als Grundlage der jüdischen Zeitrechnung besteht. Das Verdienst für diese schriftstellerische That, der doch gewiß eine große Bedeutung nicht abgesprochen werden darf, muß dem schon erwähnten Patriarchen Rabbi Hillel II., dem Vorsitzenden der damaligen Gelehrtenwelt zugeschrieben werden; dieser war zu gleicher Zeit als Nachkomme des Königs David ein jüdischer Exilfürst.

Mit dem Alten Testament haben sich die Gelehrten der lezten 400 Jahre eingehend befaßt. Durch sie sind die verschiedenen Unterschiebungen, die mit und ohne Absicht geschehenen Täuschungen, entdeckt worden. Unumstößliche Beweise für diese Thatsachen sind uns durch die untersuchenden Gelehrten in die Hände gegeben worden.

Eine Kritik über das Neue Testament wird uns nun allerdings durch den Umstand erleichtert, daß sowohl das Alte Testament, als auch verschiedene andere, vor dem Neuen Testament verfaßten Bücher uns bei unseren Betrachtungen als Stüße, als Ausgangspunkt dienen können. Der Talmud ist für uns in dieser Beziehung eine Fundgrube, aus der wir voll und ganz schöpfen können. Dadurch, daß er in seinen mündlichen Ueberlieferungen, die dann später schriftlich firiert wurden, schon 500 Jahre vor Christus begann, sein Ende aber erst 500 Jahre nach Christus fand, sind seine Aufzeichnungen für uns von unendlichem Wert. Umso merkwürdiger ist es daher, und nicht genug kann man sich über die verbürgte Thatsache wundern, daß alle die forschenden Gelehrten des lezten Jahrhunderts, welche sich speziell mit der Person des Jesus Christus befaßten, sich keineswegs an den Talmud anlehnten, ja, ihn als Quelle für ihre Betrachtungen sogar auf das Aengstlichste mieden. Man darf aber trozdem nicht vergessen, zu erwähnen, daß viele von diesen Gelehrten keineswegs Mühe und Geld scheuten, der Wahrheit an Ort und Stelle auf den Grund zu kommen. Sie zogen hin nach dem Heiligen Land, hin nach Jerusalem mit seinen Denkmälern aus der alten Zeit,

hin nach all den historischen Stätten, um dort an der Quelle zu studieren und nachzuforschen; es war nicht bloße Neugierde, die sie plagte; sie wollten sich durch den Augenschein von der Lage der Dinge überzeugen, sie wollten die Zweifel beheben, die wohl doch manchmal in ihrer Seele, in ihrem tiefsten Innern aufgestiegen sein mögen. Ob sie dadurch den Endzweck ihrer Forschungen erreicht baben, wollen wir dahingestellt sein lassen.

Wir haben jedenfalls einen anderen Weg eingeschlagen, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Andere Forschungen, andere Informationen liegen unseren Betrachtungen und Beweisen zugrunde. Wir möchten unsere Thätigkeit im vorliegenden Falle beinahe mit der eines modernen Juristen vergleichen, dem ein interessanter, epochemachender Fall vorgelegt wird, und der nun das Für und Wider sorgsam erwägt und sondert, der sich auch mit dem kleinsten Umstand, der für den Fall in Betracht kommt, auf's Genaueste und Eingehendste beschäftigt. Auch der Aufgabe eines Chirurgen kommt die unsere ziemlich nahe. Wie er mit der Sonde, mit dem Messer tief in den menschlichen Körper eindringt, das Schlechte von dem Guten sondert, so haben auch wir unsere Sonde angelegt an dem kranken Körper, oder auch an die schriftlichen Aufzeichnungen, die uns aus der fraglichen Zeit überliefert worden sind; wir haben das Richtige vom Unrichtigen gesondert und das Ganze fein säuberlich untersucht. Und so sind wir denn zu unserer Ueberzeugung gelangt die wir nun unverhohlen klar legen wollen.

Vor uns steht Jesus Christus, ein Mann, der im Jahr 1 der neuen Zeitrechnung in Nazareth geboren wurde. Als Beglaubigung seiner Person stehen ihm zur Seite das Neue Testament und die Kirchengeschichten von Eusebius, Sokrates, Sozomenos, Theodoret, Philostragius alle in griechischer Sprache verfaßt. Ihnen stellen sich noch die Schriften von Rufinus nnd Hyronimus in lateinischer Sprache zur Seite.

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Nehmen wir nun das Neue Testament zunächst zur Hand, so sinden wir klar und deutlich, daß Jesus Christus dem Essäerorden angehört hatte. Auch seine Anhänger glichen in ihrem Wesen, in ihrem ganzen Thun und Treiben gänzlich dieser frommen Sekte. Seine Lehren, seine Predigten, sein ganzes Gebahren, seine Aufführung in der menschlichen Gesellschaft, alles deutete daranf hin, daß wir in der Person des Jesus Christus einen Essäer reinsten Wassers vor uns haben.

Jesus Christus beabsichtigte nach essäischen Grundsäßen eine neue, strenge Religion zu gründen. Beinahe die Hälfte seiner Reden, seiner Lehren, sind dem Talmud entlehnt, sie stechen sofort in die Augen durch ihre außerordentliche Wahrheit, durch ihren musterhaften Inhalt. Aber bald kommt uns bei weiterer, eingehenderer Untersuchung doch so manches in den Wurf, was, man mag das Ding drehen und wenden wie man will, doch immerhin einen Schein des Unwahrscheinlichen um sich wirft. Bei einer gründlichen, bis in das tiefste Innerste des Neuen Testaments eingreifenden Untersuchung

kommen wir doch zu Manchem, was uns unbedingt verdächtigerscheinen muß. So manches Kapitel, so manches Buch, so mancher Psalm des Neuen Testaments ist, wie die in demselben enthaltenen Thatsachen ohne weiteres klar und deutlich beweisen, erst nach dem Bar Kochba'schen Kriege verfaßt worden; sie haben also mit der Zeit Jesus Christus absolut nichts zu thun, ebenso wie es erwiesen. ist, daß die jüdischen Schriftgelehrten dem Alten Testament für sie wichtige Bücher eingefügt haben, ebenso haben auch derartige Unterschiebungen lange nach Jesus Christus stattgefunden und zwar mittelst des Neuen Testaments. Die Verfasser des Talmuds sind auch die Gelehrten gewesen, die das Neue Testament verfaßt haben, und mit ihm Schriften, deren Verbreitung sie für den Fortbestand des Glaubens an Einen Gott für unentbehrlich nötig hielten. Aus dem verwandten Schreibstil, aus der ganzen, einander ähnelnden Haltung der beiden Werke geht es ohne weiteres hervor, auch wenn man von dem klarsten Beweis, der in's Gewicht fallenden Zeitrechnung, absieht.

Nehmen wir aber die Zeitrechnung für unsere Behauptung als hauptsächlich maßgebend in Betracht, so unterstüßt uns das Evangelium Matthäi, Kap. 24, Vers 15:

Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er stehet an der heiligen Stätte. (Wer das liest, der merke darauf!)

Auch Evangelium Marci, Kapitel 13, steht uns helfend zur Seite:

Und da er aus dem Tempel ging, sprach zu ihm seiner Jünger einer: Meister, siehe, welche Steine und welch ein Bau ist das? Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Siehest du wohl allen diesen großen Bau? Nicht ein Stein wird auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Und da er auf dem Oelberge saß, gegenüber dem Tempel, fragten ihn besonders Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas: Sage uns, wann wird das alles geschehen? und was wird das Zeichen sein, wann das alles soll vollendet werden? Jesus antwortete ihnen und fing an zu sagen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe! Denn es werden viele kommen. unter meinem Namen und sagen: Ich bin Christus; und werden viele verführen. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht; denn es muß also geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da. Es wird sich ein Volk über das andere empören, und ein Königreich über das andere. Und werden geschehen Erdbeben hin und wieder, und wird sein teure Zeit und Schrecken. Das ist der Not Anfang. Ihr aber sehet euch vor! Denn sie werden euch überantworten vor die Rathäuser und Schulen; und ihr müsset gestäupet werden, und vor Fürsten und Könige müsset ihr geführt werden um meinetwillen zu einem Zeugnis über sie. Und das Evangelium muß zuvor verkündet werden unter alle Völker. Wenn sie euch nun führen und überantworten werden, so sorget nicht, was ihr reden sollt, und bedenket euch nicht zuvor;

VI

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