ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Königsbergische

gelehrte und politische Zeitungen. 26stes Stück. Montag, den 30. Merz 1772. Berlin.

Herrn Herder's Abhandlung über den Ursprung der Sprache, welche den von der Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1770 gefeßten Preis erhalten hat. Auf Befehl der Akademie herausgegeben. Vocabula funt notae rerum, Cic. 1772. S. 222. fl. 8.

er Verf. hat das Verdienst gehabt mit feinem,,Ungehorsam“ den Preis der Akademie zu erreichen. Die Schadloshaltung dieses Mißverhältnisses besteht darinn, daß Herr Herder, anstatt eine Hypothefe zu liefern, mit seiner Abhandlung eine Hypothese zu verdrängen sucht,,,die, ,,von allen Seiten betrachtet, dem menschlichen Geiste nur zum Nebel und zur Uneh„re ist, und es lange gewesen seyn soll."

"

,,Was heißt ein göttlicher Ursprung der Sprache? Du kannst die Sprache aus der ,,menschlichen Natur nicht erklären, folglich ,,ist sie göttlich."-- Der Unsinn in diesem Schlusse ist weder versteckt noch fein. ==

፡፡

Heer Herder sagt:,,ich kann sie aus der „menschlichen Natur, und aus ihr vollstän= ,,dig erklären. Wer hat mehr gesagt? Der „erste versteckt sich hinter eine Decke, und ruft hervor: Hier ist Gott! Der lehte stellt sich sichtbar auf dem Schauplak, handelt sehet ich bin ein Mensch." Wir finden wirklich in des Herrn Herders Schreibart viel Action im theatralischen Verstande; wenn aber die Eigenheit und wahre Richtung der Menschheit in der „Besonnenheit" bestehen soll: so haben wir Blåtter und Stellen in dieser Preisschrift gefunden wo die Besonnenheit in einem so unmerklichen Grade bey dem Verfasser gewirkt haben muß, daß das ecce homo eher zum Merkmal" und Mittheilungswort' des unbesonnenen oder zu menschlichen Kunstrichters dienen möchte.

፡፡

,,Weil ihr die Sprache nicht aus der ,,menschlichen Natur erklären könnt; so kann durchaus keiner sie erklären und ihr Ursprung ist schlechterdings unerklärbar. Mir,,,sagt Herr Herder," ist kein Element der Sprache in ihrem Beginn und in jeder Progres,,sion, aus der menschlichen Seele unbegreif,,lich; ja die ganze menschliche Seele wird ,,mir unerklärbar, wenn ich in ihr nicht Spra,,che setze. Das ganze menschliche Geschlecht bleibt nicht das Naturgeschlecht mehr, wenns nicht die Sprache fortbildet" == Beide Par=

[ocr errors]

theien fa gen vielleicht mehr, als sie fas gen wollen, und scheinen eher im Geist mehr, als mit dem Sinn“ sich zu erklären øder zu dialogiren.

"

Ein höherer Ursprung hat nichts für sich,“ fährt Herr Herd er fort,,,selbst nicht das Zeugniß morgenländischen

"

der

chrift; denn diese giebt offenbar der ,,Sprache einen menschlichen Anfang durch Namengebung der Thiere am ersten April. "Die menschliche Erfindung hat alles für und durchaus nichts gegen sich: Wesen der ,,menschlichen Seele und Element ,,der Sprache! Analogie des ,,menschlichen Geschlechts und "Analogie der Fortgange der "Sprache! Das große Beyspiel „aller Völker, Zeiten und Theile der Welt."

[ocr errors]

Der höhere Ursprung, so fromm er auch ,,scheine, ist durchaus ungöttlich. Bey jedem ,,Schritte verkleinert er Gott durch die nie,,drigsten, unvollkommensten Anthropomorphien. Der menschliche zeigt Gott ,,im größten Lichte: sein Werk, eine menschliche Seele durch sich selbst eine Sprache schaffend und fortschaffend; weil sie sein ,,Werk, eine menschliche Seele ist. Als eine Schöpferinn, als ein Bild seines Wesens baut sie sich diesen Sinn der Vernunft.

Der Ursprung wird also nur auf eine wür ,,dige Art göttlich, so fern er menschlich ist.“ Hier! hier! (beym Leben Pharaonis!) hier ist Gottes Finger! Diese Apotheof, Αποκολοκύντωσις over audi apophtheis rosis schmeckt vielleicht mehr nach Galimathias, als die niedrigste und unwürdigste, aber dennoch privilegirte Anthropomorphie.

„Die hd here Hypothese ist zu ,,nichts nüße und außerst schädlich. Sie zers ftdret alle Wirksamkeit der menschlichen Seele, erklärt nichts und macht alles, Psy ch o= logie und Wissenschaften uners „klärlich; denn mit der Sprache haben ja die "Menschen alle Saamen von Kenntnissen „aus der Hand. Gottes empfangen! Nichts ist also aus der menschlichen Seele! Der Anfang jeder Kunst, Wissenschaft und Kennt niß ist immer unbegreiflich! Der menschliche Ursprung läßt keinen Schritt thun ohne „Aussichten und ohne die fruchtharsten Erklärungen in allen Theilen der Philosophie und in allen Gattungen und Vorträgen der "Sprache. Der Verfasser hat einige in fei,,ner Abhandlung geliefert ;"=== und wir zweifeln weder an der Möglichkeit noch Leichtigkeit, eine Legion mehr auftreiben = borgen oder wie jener Triumpir aus der Erde stampfen zu können. Er hat sich, kraft seines eigenen Zeugnisses, befliffen,,feste Data aus der menschlichen Seele, aus

A

[ocr errors]

,,der menschlichen Organisation, aus dem Bau ,,aller alten und wilden Sprachen und aus der ganzen Haushaltung des menschlichen Geichlechts zu sammeln und seinen Sak so zu ,,beweisen, wie die festeste philoso„phische Wahrheit bewiesen werden ,,fann ; ja, beweisbarer als alle Beweise der Türken von der Göttlichkeit des Korans seyn können; denn wer kann inniger von der Macht und Kraft eines Beweises als der Artschöpfer desselben überzeugt seyn ?== Unterdessen werden unsere Areopag iten des arch co- und neologischen Geschmacks noch immer,,in der Mitte von Lü„cken und Mängeln" den,Keim zum Ersa" finden.

Die ganze Abhandlung besteht aus zween Theilen. Der erste frågt: haben die Menschen, ihren Naturfähigkeiten überlassen, sich selbst Sprache erfinden können? Der zweite zwingt den Weg, auf welchem der Mensch sich am füglichsten hat Sprache erfinden k å nnen und müssen, unter vier Hauptges seße seiner Natur und seines Geschlechts.

Wir hoffen, daß einer unserer Mitbürger, wenn er nicht ganz in seinem VaterLand verwest ist, irgend einen Funken noch aus der Asche seines kleinen Küchenheerds anfachen wird, um dabey seine Zweifel und Orakel über den Inhalt und die Richtung

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »