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ficht hegte, die neue Apologie mit den Denkwürdigkeiten in Vergleichung zu setzen; da diese beiden Schriftsteller gar kein Verhältniß zu einander, weder an Maße noch Kräften haben, und eben so sehr in ihrem Plan und Ton verschieden sind, als es die neue Apologie selbst ist, von jenen zwo attischen Urkunden, welche die beiden größten Schüler und Nebenbuhler allen Liebhabern sokratischer Weisheit hinterlassen haben; zwar zum Nachruhm ihres Freundes und Lehrers aber zur ewigen Schande ihres Zeitalters und Vaterlandes, *) das durch eine reine Philosophie, den feinsten „Geschmack und die größten Kenntnisse in der „Moral, Politik und Geschichte eben so berühmt, wie das achtzehnte Jahrhundert nach Christi Geburt, und der allerchristlichste Hof im protestantischen Deutschland, gewesen seyn foll.

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Ungeachtet ihres himmelweiten Unterschei= des scheinen mir gleichwohl alle drey Apologien darin übereinzukommen, daß so wenig jene zwo altesten die zeitliche Verdammung des Sokrates zu Athen haben hintertreiben können, sich kaum die jüngste ein gültiges Votum zu seiner Seligsprechung in

Cecropiae domus

Aeternum opprobrium

Horat. IV. Qde 12,

Holland, dem eigentlichen Tummelplas He des heiligen Streites, erwerben dürfte.

Ein junger Virtuose in meiner Nachbarschaft, dem ich eben so viel Gewissen als Geschmack zutraue, weil er von Belesenheit in sokratischen Reden gleichsam trieft, oh ne ein einziges theologisches System weder neuen noch alten Styls *) gekostet zu haben, wollte mir sehr feyerlich versichern, ,,daß ihm die Unschuld, Großmuth und Heiligkeit des Sokrates in den zwo alten ,,Apologien, vornehmlich aber der kürze ften, wie ein Bliß eingeleuchtet; in der ,,neuen Apologie hingegen ihm der frd mmste Weise Griechenlands fo verdächtig vorkâme, als ein Proselyt un serer modernen Wißlinge und Moralisten, die gleich irrenden Rittern Eismeere und „Sandwüsten durchstreifen **) um ihre Neo

* Quamquam fidere pulchrior

Ille eft, tu levior cortice et improbo
Iracundior Hadria,

Tecum viuere amem, tecum obeam libens,

**)

libens

Horat. ill. Od. 9.

Infanientem nauita Bosporum

Tentabo, et arentes arenas

Litoris Affyrii viator, Horat. III. 4.

„phyten des Himmelreich s doppelt lächerlicher zu machen, als sich selbst“*).

Da getreue Nachbarn, nach einer bekannten Auslegung des Vater unser, zum täglichen Brode gehören, und die Polizey im Schwabenlande sich eben so wenig um die Gebets = als Glaubens formeln christlicher Gemeinen und ihrer Hirten, sondern um ganz ans dere Dinge, aber alles mit ca tos nischer **) Weisheit und Güte — be= kümmert: so ertrug ich die üppige Critik meines Nachbarn mit dem Anstande philosophischchriftlicher Toleranz. Doch ihm einigermaßen den stummen Triumph meiner Mäßigung uud Selbstüberwindung merken zu lassen, in

*) Hoc habet natura Daemonum peculiare, vt dum maxime homines ludificantur, fe ipfos omnibus deridendos propinent, Ph. Mornaeus de Veritate Religionis Christianae 1597. P.

372.

**) Quidam notus homo quum exiret fornice:
,,Macte
,,Virtute efto" inquit fententia dia Ca-
tonis,

,,Nam fimulac venas inflauit tetra libido,
„Huc iuuenes aequum eft descendere, non
alienas":

,,Permolere uxores. Horat. I, Sat, 2.

tonurte ich, statt einer Antwort, folgende Zeis len unsers Busendichters:

-et mihi dulces.

Ignofcent, fi quid peccaro ftultus,

amici,

Inque vicem illorum patiar delicta li benter.

Nun hierauf fing mein junger Virtuose erst recht an, sein schwärmerisches. Urtheil über alle drey Apologien. des seligen Sokrates mit Gründen und Stellen zu rechtfertigen. Ich wurde bey der Gelegenheit von der Nutzbarkeit der Toleranz für alle diejenigen, welthe Unrecht haben, ohne es zu wissen, oder wissen zu wollen, überführt. Diese modische Heldentugend wird daher gewiß nicht umsonst gepredigt, so unzeitig der Eifer um selbige und so überflüssig er auch für das verfeinerte Phleg ma unserer Zeit scheinen mag, weil ja seit mehr als dreyßig Jahren unter so manchen muthwilligen, lästerlichen und schandbaren Büchern, die hier zu Lande zwar verstanden, aber wenig gelesen, und noch weniger bewundert werden, meines Wissens nur ein einzie ges flüchtiges, harmloses Blatt vom Meister Hemmerling geopfert worden aber nicht in Schwaben.

Kurz, wir schieden als gute Freunde und getreue Nachbarn von einander, nachdem wir uns satt und müde gescherzt

hatten über den fanatischen Groll des heiligen Belisa ire gegen die armen Scythen, Hunnen, Bulgaren, Slavonier, Perser, und alle auswärtige und einheimische Feinde des ausgearteten und perjährten Roms im Orient, am Ende des vierten Hauptstücks jenes sauersüßen, oder würdiger zu reden, weinerlich-komischen Mährs chens, welches so wenig den Bannstrahl der blinden Sorbonne, als die Verzuckungen protestantischer Prediger in Holland und Deutschland verdient, sondern höchstens ein mitleis diges Lächeln über den Bettel stolz sophistischer und polyhistorischer Einsichten und moralischer Gefühle und Urtheile über das Christenthum, das pround con, intra muros et ertra gemißhandelt, für beides bür ßen und bluten muß.

Weil es einige meiner Landsleute_befremden möchte, daß der neue Apologist des Sokrates bisweilen und nur gar zu oft das Interesse der Priesterschaft und des Priesterthums zu verunglimpfen scheint : so halte ich es für nöthig anzumerken, daß unsere neuesten Philosophen und Theologen die an der Reformation des altfränkischen Lutherthums unter der Aegide der Toleranz geschäftig sind, ihren Geschmack durch eine sehr politische Heiligkeit im Redegebrauch *)

populumque alfis

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