Ein gewißer D. South fand in der Xantippe ein Gegenbild des jüdischen Volks, das an süß fabelnden Schwäßern, die wenig Ge schmack an den Geheimnissen der Schrift noch an der Kraft Gottes fanden, an moralischen Heuchlern und Zeloten eben so fruchtbar war, als das sokratische Zeitalter zu Athen, und das achtzehnte Jahrhundert nach Christi Geburt. Der selige Anton Collins aber machte in einem langweiligen und belesenen Sendschreiben über die Kirchengeschichte einer berühmten Secte, den Sokrates gar zum Vorläufer derselben. Nach dieser scharffinnigen Hypothese, die man zu den damaliz gen Zeiten der Unwissenheit etwas lieblos aufnahm *), sollte also in der neuesten Apologie des Sokrates nicht so wohl die Rede von der Seligkeit der Heiden, sondern vielmehr von der Seligkeit der Freydenker seyn, welches in der That weder ein Wundernoch ein Großes ist. Denn sind sie nicht Christus Apostel? Haben sie nicht in seinem Namen geweißagt? Haben sie nicht in seinem Namen starke Geister ausgetrieben? Haben sie nicht bey Jesu, den Paulus gepredigt, Sittenteufel beschworen? Sind sie if ever man deserved to be de nied of the common benefits of air and water, it is the Author of ,,A Discourfe of Freethinking," a The Guardian. no. 3, nicht Engel des Lichts, und besißen die genaueste, richtigste, deutlichste und lebendigs ste Einsicht von den Elementen und Mementen guter Handlungen? Ist nicht ihr einziger Maßstab der höhern Meßkunst eine Handbreit länger als eine gemeine Elle, und ihr. Meßtischel breit genug zur Gestalt und Form der deutlich erkannten Größen, die in allen ihren Kräften des Leibes und der Seele, und ausserhalb in der Stadt Gottes wirks lich gemacht werden können? Sind sie nicht von ihrer Werkheiligkeit bis in den innersten Fibern ihres empfindseligen Herzens überzeugt und durchdrungen? Sind sie nicht Schriftsteller vom ersten Range, die keine groben Vorstellungen in ihren Versuchen vers ewigen, und von denen die Nationen Deutschlands ihre beste Bildung erwarten? Sind siè nicht Fackelträger einer erleuchteten und der Religion zuträglichen Sittenlehre? Sind ihre Fleck kugeln für den öffentlichen Unters richt nicht herrlich und trefflich? - Ja, was noch mehr, sind sie nicht Prediger der. Rechtschaffenheit, welcher Ende seyn wird nach ihren Werken? Non haec iocofae conueniunt lyrae. Magna modis tenuare paruis. Horat. III. Od. 3. Nacherinnerung. Ich bitte die Manes Zinsendorfeios taufendmal um Vergebung, auf ihre Rechnung ein Werk des fel. Grafen von Shaftesbury *) geschrieben zu haben. Um einige Nuhanwendung von diesem Irrthum, dessen Erkenntniß ich meinem sokratischen Nachbar schuldig bin, für meine Leser zu machen, wage ich eine neue Muthmaßung, nach welcher Vernunft und Tugend, deren Name jedem Mens schen ehrwürdig seyn muß, durch Großfprecher der Vernunft und Tugend, und für ihré Ehre mit Unverstand eifernde Apologisten, bald eben so zweydeutig, verdächtig und lächerlich werden dürften, als jene Losungswörter zu Herz renhut, deren Sinn jedem Christen vom råmischenKaiser bis zum blindenBettler, wenn sie sich nicht einer sehr elementarischen, ich mag nicht sagen, unmoralischen Unwissenheit schuldig machen wollen, heilig seyn müß. **) → Idy wia mit meinen Leserni gar nicht als mit Geistliche'n reden, und habe das gute Vertrauen, daß es auch unter meinen Landsleuten, die sich um die Kirchengeschichte der Vernunft und *) Inter socraticos notiffima foffa cin aedos. **) → quod luv. Aeque pauperibus prodest, locuple Aeque neglectum pueris fenibus que no- tibus aeque, Horat. I. Epist. I. 1 Moral so verdient gemacht haben, noch froms me und scharfsinnige Gottesgelehrte gebe, welche mit dem Talent der Beobachtung und Phiz losophie zu wuchern wissen, ohne deßhalb das Schild jenes holländischen Seifensieders auszuhängen. Young, der die Grobheit beging, den hoffartigsten Lügenge ist einer Vertraulichkeit mit dem menschlichen Geschlechte zu beschuldigen, ge= gen dessen Schönheiten und geheime Reizungen so manche heutige Gottesgelehrten und Weltweisen, gleich den antediluvianischen Kindern Gottes, gar zu zärtlich und brünstig scheis nen, Young, sage ich, der, obgleich ein bitterer Freund, doch immer ein Freund der Moral war, hat mit einem horazisch schlauen Nachdrucke gesungen : Talk they of morals? O Thou BLEEDING LOVE! Thou maker of new morals to mankind! The grand morality is love of THEE. ,,As wife as Socrates" if fuch they were, (Nor will they 'bate of that sublime renown) ,.As wife as Socrates might justly stand The definition of a modern Fool, The Chriftian Triumph. |