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3u gegenwärtigen Betrachtungen über die Orthographie giebt mir ein außerordent licher Religionslehrer, mit den ersten Buchstaben C. T. D. Anlaß, „der von sich „sagt, er sey von der allgemeinen, gesunden „und praktischen Menschenvernunft ~~_bevoll= ,,mächtigt, unsern deutschen Köpfen neuer„lich zu sagen, wie der Buchstaben h, der ,,nie ausgesprochen wird, von unachtsamen, undenkenden Brodschreibern und fogenannten Kanzellisten zwischen die Sylben eingeschoben worden sey, und daß diese Schreibart desselben Buchstabens h als ,,eine unnüße, ungegründete, in den Augen aller Ausländer barbarisch erscheinende und "unserer Nation schimpfliche. Gewohnheit abgeschafft werden müsse.“

Bey aller Sanftmuth seiner achten Religion, bey aller Gründlichkeit, womit er die Beschuldigung einer Enthusiasterey zu widerlegen sucht, schilt er alle deutsche Köpfe, die ein nie ausgesprochenes h in der Mitte und am Ende einer Sylbe oder Worts

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schreiben, für Sclaven! Ja, er bes schließt seine zufädigen, zur Hauptsache sich passenden Gedanken mit dem Orakelspruche:,,Wer in der Orthographie des ,,kleinen Buchstabens h nicht treu ist, der ist auch in den großen Offenbarungen und "Geheimnissen der allgemeinen, gesunden und ,,praktischen Menschenreligion gerne untreu und ungerecht."

Der Verfasser giebt sich zwar selbst das rühmliche Zeugniß, daß er überall auf die be,,stimmteste Deutlichkeit der Gedanken dringe, jedes Wort ganz genau erkläre, mit keiner ,,Saßung was zu thun habe, deren Grund sich ,,nicht absehen ließe, von keinen u n möglichen und übertriebenen Postulaten was wis,,sen wolle u. s. w." Aller dieser Selbstruhm ist aber desto unverschämter, da er die ganze Last seiner Methode in der obwaltenden Sache des Buchstabens h nicht mit einem Finger berührt. Eine so handgreifliche Untreue und schreyende Ungerechtigkeit bey einer orthographischen und beynahe kindischen Pedanterie, wird die verständigsten Personen in der ganzen Nation überzeugen, was der aufferordentliche ReligionsTehrer für ein armer Sünder in den Aus gen seiner eigenen sogenannten allgemeinen, gesunden und geübten Menschenvernunft sen, und wie wenig Gnade er selbst vor ihrem

barmherzigen Richterthrone sich zu versprechen habe.

Wenn ein Enthusiast auf deutsch ein Begeisterter heißt: so scheint der Verfasser der zufälligen, zur Hauptsache sich passenden Gedanken über den Buchstaben h,,aus der Eingebung seiner hochgelob,,ten Menschenvernunft die ungewöhnlichsten und undeutlichsten Sprüche hervor,,zubringen, und in einem allzustarken Trie,,be eines Affects oder in einer übertriebenen # Vorstellung“ das Cruciat gegen einen unschuldigen Hauch zu predigen, den einige Sprachgrübler nicht einmal für einen Buchstaben haben erkennen wollen..

Geneigter Leser! ich bin kein abgedankter noch abgeschter, wiewohl ein bereits ziemlich bejahrter Schulmeister. Aus einigen flüchtigen Blättern, die ich, als ein der Jugend wahres Bestes suchender Lehrer habe abdrucken lassen, ist es jedermänniglich bekannt, wie es immer mein einziges Augenmerk gewesen, meine Schüler, deren Anzahl fich gegenwärtig auf 120 beläuft, zu einer anständigen Rechtschreibung in unserer Muttersprache anzuführen. Von meiner lieben Ehefrau und ältesten Tochter in meinem Schweiß und Blutsauren Amte unterstüßt, effe ich mein Salz und Brod mit Freuden, und trinke, nach verrichteter Arbeit, mein Kännchen Bier mit gutem Muth. Der liebe

Vater in der Hdhe wolle mich auf meine alten Tage vor der dreyfachen Versu chung bewahren,,,mir durch aufferordentli ,,ches Büchermachen Lebensmittel zu verschaffen, ,,in ein fleischliches und pharisäisches Vertrau en auf die Orthodorie meiner Orthographie zu fallen und eine solche Buchstabenmenge rey, als der aufferordentliche Religionsleh ,,rer unter die Nationen Deutschlands einzu führen im Schilde trägt, bey der mir an ,,vertrauten Heerde beiderley Geschlechts zu ,,verstatten."

Ich kenne den Namen meines Gegners bloß nach seinen drey Anfangsbuchstaben. Dem geneigten Leser, der ihn noch weniger kennen mag, will ich aus der vor mir liegenden Ur funde einen kleinen Auszug von desselben Le ben und Meynungen mittheilen, um mich zu rechtfertigen, wenn ich ihn für einen Mann halte, mit dem ich mich hoffentlich nicht schamen darf, ein paar gedrückte Bogen zu wechseln oder mich in einen orthographischen Zweykampf mit ihm einzulassen.

„Herr C. T. D. hat vor etlichen 40 bis 50 Jahren auf einer etwas verdächtigen Universität, wie es scheint, etwas kümmerlic Studirt. Er hat, bey freyern Umständen, „die Schriften eines unsterblichen Wolf in deutscher und lateinischer Sprache, einige "Jahre hindurch, in einer der besten und da zu unverändert bestimmten Tagesstunden mit

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