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mechanischem Bedacht durchgegangen, um zur Erkenntniß deßjenigen zu kommen, was Begriffe, was Zusammenhang der Gedanken, was denken heiße ,,hat viel hundertmal wider sein besser Wissen ,,und Gewiffen, wie er gegenwärtig schreibt, das ,,mals öffentlich gepredigt; ausser einigen grie ,,chischen und lateinischen Büchern, das neue ,,Testament und einige Stücke desselben mehr als einmal übersetzt und erläutert"

It es nicht Jammer und Schade, daß ein so rühmlich angewandtes Leben durch die ärgste Verrätherey gegen einen unschuldigen Buchstaben verdunkelt werden soll?

Ungeachtet nach dem eigenen Geständnisse des Verfassers feine Meynungen weder neu noch unbekannt sind, so scheinen sie doch alle ziemlich der Würde eines ausserordentlichen Religionslehrers und dem Geschmack seines erleuchteten Jahrhunderts angemessen zu seyn. Er hält seine Seele für eine Eigenschaft seines dufferst, künstlich und weise eingerich,,teten Leibes," der aber ehester Tagen, wie ein wüstes, unbewohntes, altes Haus einfallen wird.,,Eine abstammende Eigenschaft jener leiblichen Eigenschaft ist seine Vernunft, groß wie die Diana der Epheser, wunderthätig wie ihr vom Himmel gefallenes Bild, und eine eben so unbefleckte heilige Jungfrau.,,In einer sorgfältigen Ausübung des dunkelsten Instincts besteht seine allgemei

,,ne, gesunde praktische Religion und der klare Vaterwille GOttes über alles Ungeziefer und Unkraut der Erde“ — Unter allen unbegreiflichen, sich einander widersprechenden und unfruchtbaren Betrachtungen über seine Menschenreligion ist die seltsa= me Erscheinung eines orthographischen Kanons, ein wahrer Gott ex machina, dem meine gegenwärtigen Betrachtungen eigentlich gewidmet sind.

Weil Buchstaben nicht nur Zeichen articulirter dne sind, sondern auch oft Sylben und bisweilen W dr ter, ja sogar den Namen eines ausserordentlichen Religionslehrers vorstellen können: so ist leicht zu erachten, daß sein philosophischer Begriff von einem Buchstaben allgemein genug seyn wird, auch auf einen bloßen Hauch oder Spiritum zu passen.

Nun laßt uns zur Hauptsache schreiten nnd versuchen, ob es uns gelingen wird, den zureichenden Grund des Saßes abzusehen, daß der Buchstabe h weder in der Mitte noch am Ende einer Sylbe geschrieben werden müsse.

Erste mögliche Antwort: weil er nicht ausgesprochen wird. Ich gebe diese Antwort für nichts als möglich aus, ohne solche meinem Gegner

wirklich aufzubürden, damit ich mich nicht zu früh feiner zu schämen anfangen müßte, wenn er es im Ernst für einen Grundsah unferer Orthographie und der allgemeinen Menschenvernunft ausgeben wollte; „daß kein ,,Buchstabe, der nicht ausgesprochen wird, geschrieben werden, und folglich die Aus,,sprache der Buchstaben die einzige und hdchste Schiedsrichterin der Rechtschreibung für deutsche Köpfe seyn müßte."

Wenn das h in der Mitte und am Ende der Sylben deswegen ausgelassen werden soll, weil es nicht ausgesprochen wird: so müßte noch vielmehr jede Verdoppelung eines Mitlauters am Ende jeder Sylbe wegfallen. Ist es wohl einer noch so allgemeinen, gefunden und geübten Menschenzunge möglich, ein α, , tt, mm, nn, auszusprechen? Demun geachtet bedient sich der Verfasser einer aufferordentlichen ihm eigenen Verdoppelung in dem Vorwortchen a nn, ohne daß ich ihm ein anderes Wunder in der Aussprache dieses doppelten Mitlauters als durch die Modification des Selbstlauters zutraue. Sollte aber zu einer etwanigen Modification in der Aussprache der Selbstlauter nicht das Zeichen der Aspiration geschickter seyn, als die für die Zunge eben so unmögliche Verdoppelung eines bestimmten articulirten Tons?

Der Kanon, keinen Buchstaben, welcher nicht ausgesprochen wird, zu schreiben, ist das unmöglichste und übertriebenste Poftulat in der Ausübung. Wozu ist der Verfasser selbst, nicht nur in Ansehung aller übrigen Buchstaben, sondern sogar des h, seinen eigenen Saßungen untreu, und warum schreibt er nicht in anstatt ihn und inn anstatt in oder ir anstatt ihr und tun anstatt thun, um wenigstens dem Schein einer Analogie Genüge zu leisten? Welcher Grund läßt sich aber absehen von seiner parteyischen Ausnahme aller übrigen Buchstaben und seiner ungerechten Strenge gegen einen Hauch, der kein artikulirter Ton ist?

Sollte die Aussprache der Buchstaben auf einen so allgemeinen Richterthron über die Rechtschreibung erhoben werden, als sich die sogenannte Menschenvernunft über die Religion unter dem Deckmantel der Freyheit anmaßt: so läßt sich, das Schicksal unserer Muttersprache leicht absehen.. Welche Spaltungen! welche Babylonische Verwirrung! welche Buchstabenmengerey! Ale Mannigfaltigkeit der Dialecte und Mundarten und ihrer Siboleths würde sich in die Bücher jeder Provinz ergießen, und welcher Da mm. würde dieser orthographischen Sündfluth_widerstehen können? Das aus der rauhen Mitternacht Deutschlands verstoßene h würde sich in den Schriften größerer und milderer Naz

twonen des heiligen römischen Reichs mit sole cher Ueppigkeit vervielfältigen thuen, die mit der weisen Freygebigkeit eines berühmten Uebersezers heiliger Pergamentrollen in sehr einzelnen Fällen, sich gar nicht vergleichen. ließe. Kurz, alles gesellschaftliche Band der Litteratur würde unter den Nationen Deutschlands in wenig Jahren zerrissen werden, zum größten Nachtheil der achten, allgemeinen, praktischen Religion, ihrer Ausbreitung und des durch sie verheißenen Friedens

Mit was für Gewiffen aber kann ein Mann, der so sehr auf die bestimmteste Deutlichkeit der Gedanken und eine sorge fältige Treue in Kleinigkeiten dringt, die kleinen orthographischen Hülfsmittel zur Deuts lichkeit und befferer Bestimmung der Begriffe. aus dem Wege raumen? - Ein deutscher Kopf, mit deffen Kalbe Wolf sich unsterb lich gepflügt, hielt alle Wurzeln unserer Mut tersprache für einsylbig und die Befehlsweise: für die Wurzel der Zeitwörter. Führ ist also der Stamm des Zeitwortes führen. Warum follte die etymologische Eigenschaft der Buchstaben, welche der Verfasser noch gar nicht scheint verläugnet oder abgeschworen zu haben, nicht dem h vorzüglich zu statten kommen, um den Unterschied in nachstehenden zwo Zeilen eines alten Kirchenliedes finnlich und augenscheinlich zu machen:

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