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Der du für mich gestorben.

Führ auch mein Herz und Sinn.

Bestimmt aber die Aussprache der bloßen Buchstaben schon die Aussprache eines Worts? wie sollte die bloße Aussprache der Buchstaben die Rechtschreibung bestimmen können? Kann denn ein Kind lesen, sobald es mit dem Abc fertig ist? Ja, kann es einem außerordent lichen Religionslehrer seines erleuchteten Jahrhunderts unbekannt seyn, daß alle Kinder Buchstabiren müssen, ehe sie lesen lernen, und eben so gut unterrichtet werden, Sylben als Buchstaben gehörig auszusprechen?

Geneigter Leser! Ungeachtet meines ernstlichen Vorsaßes, mich aller zufälligen, sich zur Hauptsache noch so passenden Gedanken zu entschlagen, und ihnen als so viel leidigen Versuchungen dunkler Vorstellungskräfte ritterlich zu widerstehen, muß ich nur dieses eine mal im Vorbeygehen anführen, daß ich willens bin, meinem Gegner weit mehr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, als er von gewissen politi schen Thorschreibern der deutschen Litteratur in ihren allgemeinen, kaltsinnigen und gleich gültigen Recensionen erwarten darf; welche zu ihrer privilegirten Untreue und Unge rechtigkeit im Urtheilen noch den gröbsten Undank gegen den außerordentlichen Religionslehrer ihres erleuchteten Publici häufen, unterdessen sie mit dem Nierenfette seiner

Meynungen ihre Romane, Wörterbücher, Provincialbriefe und Versuche betreufen, um alle Heiden und Thoren in Deuschland zum Freytische ihres neuen Himmels einzuladen, und sämmtliche Weisen nach dem Fleisch, sämmtliche Gewaltigen, sämmtliche Edlen so selig im Geist zu machen, als, nach einem bekannten Liederdichter ihrer allgemeinen Kirche, der weiland unverdroffene Hercules bey der Freudentafel seines jovialischen Vaters sich es schmecken läßt. *)

Es ist allerdings nicht ohne, daß das kleis ne h ein großer Stein des Anstoßes ist, und daß überhaupt das mühselige Joch des Buchstabirens durch den Kanon der Auslaffung aller Buchstaben, die nicht ausgesprochen werden, besonders aber des kleinen unbedeutenden

unsäglich erleichtert werden möchte. Ein Schriftsteller, der, wie unser Verfasser, keinen Buchstaben ohne Nachdenken und Ueberlegung geschrieben, hat diese Schwierigkeit für Buchstabierschüßen im starken Lichte der Menschenvernunft deutlicher und lebhafter empfunden, als es undenkende Brodschreiber ndthig haben und fähig sind. Daher ist er auf den gutherzigen Einfall gerathen, diesen Fels

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der Aergerniß seinen Lesern, so gut er gekonnt aus dem Wege zu räumen.

Meine Absicht ist es gar nicht, auf irgend eine Art unsern deutschen Köpfen zu nahé zu treten ; wiewohl ich in Einfalt glaube, daß es weder allen Schriftstellern, noch selbst Kunstrichtern unsers erleuchteten Jahrhunderts ge= lingen dürfte, den zureichenden Grund deuts lich abzusehen, warum man o - ha buchstas bieret und dennoch ein bloßes o ausspricht und warum man s-i-e- ha durch ein blos ßes fi verlauten läßt?

Es würde daher eine sehr würdige Unternehmung eines für die allgemein, gesunde; praktische Menschenvernunft patriotisch gesinnten Verlegers seyn, eine neue Ausgabe der Betrachtungen über die Religion durch C. T. D. im strengsten Geiste des neuen orthographischen Kanons und mit gänzli cher Auslaffung aller nicht ausgesprochenen Buchstaben, ohne Ansehen der Person eines Selbst oder Mitlauters, zum allgemeinen Schulbuche auszuarbeiten. Durch eine solche Ausgabe würde das bisherige Joch der Lehrer und Schüler, und alle Ceremonien der Buchstabung überflüssig werden..

Einer bereits vom weisen Aristoteles *)

gemach

πισεύων τὸν μανθάνοντα. Περὶ σοφισικών

ΔΕΙ γαρ ελέγχων, Ι. 2ο

gemachten Beobachtung zufolge, wird der erste Same des verderblichen Glaubens ohne Einsicht des zureichenden Grundes, beym Buchstabiren ausgestreut, wo ein Kind auf guten Glauben eine Sylbe von drey Buchstaben z. E. i-e-ha wie ein einziges i aussprechen lernt. Hier wird also der Anfang gemacht, die unbegreiflichsten, aller Kinderverkunft widersprechenden und zugleich unfruchtbarsten, Sahungen blindlings nachbeten zu lehren, und sie Schülern einzublauen.

Ferner bekommt die Seele eines Kindes mit dem Lurus der Buchstaben die allerersten Eindrücke des schädlichen Ueberflusses und der Ueppigkeit in Moden des künstlichen Fleisses und Wißes, die der allgemeinen, gefunden und praktischen Menschenvernunft, Religion und Orthographie leider! ins Faustchen lachen.

Eine solche, im strengsten Geiste des or= thographischen Kanons von der Aussprache, mit Sorgfalt in Ansehung der Rechtschreibung ausgearbeitete, neue Ausgabe der Betrachtungen würde bald alle Nationen Deutschlands über den wahren Namen und Character des außerordentlichen Religionslehrers vereinigen. Alle bisherige Spaltungen und Schismen: 06 der Mensch ein glåu,,biger oder ungläubiger

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iste oder ein bloßer quod dicere no

Hamann's Schriften IV. Th.

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,,lo sey?" würde auf einmal entschieden und gleichsam abgeschnitten seyn. Ganz Deutschland würde mit einmüthiger Stimme das Mahlzeichen der allgemeinen, gesunden, praktischen Vernunft in der bloßen Orthographie ihres Propheten erkennen, ihn laut segnen und sein außerordentliches Verdienst durch ein mildthatiges Prytaneum verewigen für ihn und seine warmen Brüder im Geist, welche das System der allgemeinen Menschenvernunft durch Romane Wörterbücher, Provinzialbriefe und kleine Versuche zu beschneiden, zu schnẩu zen, zu lautern und zu erbau én unermüdet sind, um die enge Pfor te und den schmalen Weg zum Leben weit und breit, ja selbst ein heiliges Ministerium, wider die ganze Bestim mung seiner Natur gemeinn ů ķi g zu machen, sämmtlichen Heiden und Thoren unter den Nationen Deutschlands

Doch ich will zehnmal lieber mit einem Blindgebornen vom ersten und vierten Tagewerk der mosaischen Schöpfungsgeschichte, oder mit einem Taubgebornen von der Harmonie einer winzigen Nachtigall und eines welschen Verschnittenen mich aus dem Othem in den Wind reden, als länger mit meinem Gegner mich überwerfen, der nicht einmal fähig ist einzusehen, daß eine allgemeine, gesunde, praktische Menschensprache, und Men

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