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Des

Ritters von Rosencreuz

Lette

Willensmeynung

über den

göttlichen und menschlichen Ursprung der Sprache.

Credidi, propter quod locutus fum.
2 Cor. IV. 13.

Aus einer Caricaturbilderurschrift

eilfertig überset

vom

Handlanger des Hierophanten.

Tempore et loco prâlibatis.

1 7 7 2.

Socrates in Platonis Philebo..

Donum profecto DEORUM ad homines vt mihi videtur, per Prometheum quendam vna cum quodam lucidiffimo igne descendit. Etenim prifci nobis praeftantiores, DIISque propinquiores, haec nobis oracula tradide,

runt

Fauete linguis!

Wenn man Gott als die Ursache aller Wir

so

kungen im Großen und Kleinen, oder im Himmel und auf Erden, vorausfeßt, so ist jedes gezählte Haar auf unserm Haupte eben so göttlich, wie der Behemoth, jener Anfang der Wege Gottes. Der Geist der mosaischen Gefeße erstreckt sich daher bis auf die eckelsten Absonderungen des menschlichen Leichnams, Folglich ist alles göttlich, und die Frage vom Ursprung des Uebels läuft am Ende auf ein Wortspiel und Schulgeschwäß hieraus. Alles Göttliche ist aber auch menschlich; weil der Mensch weder wirken noch leiden kann, als nach der Analogie seiner Natur, sie sey eine so einfache oder zusammengesette Maschine, als sie will. Diefe communicatio göttlicher und menschlicher idiomatum ist ein Grundgesek und der Hauptschlüssel aller unsrer Erkenntniß und der ganzen sichtbaren Haushaltung.

Weil die Werkzeuge der Sprache wenig ftens ein Geschenk der alma mater Natur find, (mit der unsre starken Geister eine abgeschmacktere und lästerlichere Abgötterey treiben, als der Påbel des Heidenthums und Pabstthums,) und weil, der höchsten philosophischen Wahrscheinlichkeit gemäß, der Schöpfer dieser künstlichen Werkzeuge auch ihren Gebrauch hat einsehen wollen und müssen: so ist allerdings der Ursprung der menschlichen Spra che göttlich. Wenn aber ein höheres Wesen, oder ein Engel, wie bey Bileams Esel, durch unsre Zungen wirken will; so müssen alle unsere Wirkungen, gleich den redenden Thieren in Aesops Fabeln, sich der menschlichen Natur analogisch äußern, und in dieser Beziehung kann der Ursprung der Sprache und noch weniger ihr Fortgang anders als menschlich seyn und scheinen. Daher hat bereits Protagoras den Menschen menfuram omni um rerum genannt.

Unser Jahrhundert ist an großen Seelen fruchtbar, welche die Reliquien des epicurischen Systems in den Oeuvres philofophiques de Mr. de la Mettrie, im Syfteme de la Nature und Evangile du Jour verehren und sich zueignen; unterdessen kommt mir die Hervorbringung des menschlichen Geschlechts aus einem Sumpf oder Schleim noch immer

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wie eine schöngemalte hirnlose Maske vor. Kein bloßer Töpfer plastischer Formen, sondern ein Vater feuriger Geister und athmender Kräfte zeigt sich im ganzen Werk.

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Ein andrer mag es wagen, an den Offenbarungen eines Galilei, Kepler, Newton zu zweifeln: mir wenigstens hat der handfeste Glaube eines Voltaire und Hume an diese Theorien ihre evangelische Gewißheit mehr als einmal verdächtig gemacht; auch läßt es sich kaum zusammenreimen, daß unsre heutigen Weisen in himmlischen Entdeckungen so durchdringend und zuverläßig, hingegen in ihren häuslichen Angelegenheiten so benebelt find. Sobald aber nur der mathematische Beobachtungsgeist aus den ätherischen Sphären sich zum Horizont unsrer kleinen moralischen Dunstkugel herunterlassen wird; alsdenn wird die Hypothese eines einzigen Menschenpaars und der Wahn chinesischer und ågyptischer Zeitrechnungen für die gegenwärtige Gestalt unsrer Erde, im geometrischen Lichte erscheinen.

Ein gelehrter Arzt hat jüngst in einer, auf dem anatomischen Schausaal zu Pavia gehaltenen, Jubelrede bewiesen, daß der senkrechte zweybeinige Gang des Menschen ein geerbter und künstlicher Gang sey. Wollte der

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