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und überdem mit einer Menge von Gallicismen gespickt und gewürzt sind. Kurz Goldoni be fist weder Kut noch Wissenschaft. Seine grobe Unwissenheit in den Rechten und in der Sit. tenlehre, in der Physik und Anatomie, in der Geographie und Naturgeschichte (denn der Kerl reder von Allem) sind unzählbar und unmensch. lich. Da er von seiner Kindheit an in einer sklavischen Niederträchtigkeit und Unterwürfig. keit, worin der Venetianische Adel seine Unterthanen hält, auferzogen worden, so ist der Be. griff des Adels ihm so tief eingewurzelt, daß er selbigen mit einer kriechenden Seele verehrt, und immer der Tugend selbst vorzieht. Die Begriffe von Recht und Unrecht sind in seinem Gehirn so verworren, daß er öfters Tugend für Laster oder umgekehrt ansieht.

Dieser ungezogene welsche Wigling hat sich zum Gößen des venetianischen Pöbels gemacht, und ein so verächtlicher Gegenstand aller Ita liener, die nicht zum geringsten Pöbel (Canaille) gehören, ist gleichwohl in des Herrn von Vol. taire Augen einer der größten Månner unseres Jahrhunderts. Goldoni, wenn ihr dem Vol. taire glauben wolltet, ist der Sohn und Maler der Natur Von dem Abt Pietro Chiari habe ich nichts mehr zu sagen, als daß er in jedem Stück, wenn es möglich, noch unter dem Goldoni ist.

Diese 2 seltenen Sterblichen waren beide in einem Jahr zufälliger Weise beschäftigt, für 2 verschiedene Bühnen zu Venedig, Comödien zu verfertigen. Man kann sich nicht vorstellen, wie erstaunend populår beide wurden, sobald fie ein Paar von ihren fantastischen und ab, geschmackten Stücken geliefert hatten, und wie geschwind sie Gaukeley, Lermen und Unsinn

in Schwung brachten. So was hat man in keis nem andern Lande erlebt. Demungeachtet muß man bemerken, daß sie einen Theil ihres schnellen Beyfalls beym gemeinen Volk der un, barmherzigen Art, womit einer den andera auf der Bühne durchhechelte, zu verdanken hatten; die Italiener haben eben so viel Geschmack als die Engländer an Klopffechtern. Keins von Goldonis noch Chiaris Stú cken kann die Probe der Kritik aushalten. Sie waren beide ohne Wiß geboren, und ohne Ger lehrsamkeit erzogen; gleichwohl überfiel zu ih rem Vortheil eine ansteckende Raserey sämmtliche Venecianer, hohe und niedrige, und zog sich plöhlich von Venedig fast über ganz Italien. Dieser Wahnsinn wachs durch die unzeitigen Lobsprüche, die Voltaire an Goldoni verschwens dete, wodurch lesterer seinem Gegner überie, gen wurde. Alle beide fruchtbaren Köpfe lies ferten für unsere häufigen Schaubühnen in Zeit von 10 Jahren viele 100 Stücke, and Goldo. ni besonders rühmt sich in einem derselben, das Comische Theater genannt, 16 Stůce in einem Jahre geschrieben zu haben, des ren Titel er durch einen Schauspieler auffagen ließ.

Ein so reißender Fortgang machte diese zween Pfeudo - Poeten zu unumschränkten Her ren der Schaubühne, und wer weiß, wie lange ihr Regiment gedauert haben würde, wenn nicht einige gelehrte Männer von der doppelten Ueberschwemmung ihres Unsinnes ermüdet, an. gefangen hätten, sie beiderseits mit der Kritik anzugreifen.

Carlo Gozzi, ein jungerer Bruder des bereits erwähnten Gasparo Gozzi war der erste, der dem Goldoni und Chiari schwer fiel.

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Bar zu fehr dadurch in die Enge getrieben, waren sie so klug ihren gegenseitigen Haß zu unterdrücken, und schloßen einen geschwinden Waffenstillstand_um gemeinschaftlich ihren Gegnern zu widerstehen. Chiari war ein eben so großer Schmierer in Prose als Comödienschmied. Es entstand also ein heftiger Federkrieg, der bald je långer desto hißiger wurde.

Zufälliger Weise kam Carlo Gozzi mit Golboni in einem Buchladen zusammen. Sie ge riethen in einen scharfen Wortwechsel und Göldoni gab in der Hige des Streits seinem un. erbittlichen Kunstrichter zu verstehen, daß es, leicht wäre ein Schauspiel zu tadeln, aber ein wenig schwerer selbst eines zu schreiben. Gozzi gestand ihm, daß es leicht wäre ein Schau. spiel zu tadeln, aber unendlich leichter derglei chen zu schreiben, wodurch man einem so unüber. legten Volk, als die Venetianer wåren, gefallen könnte, und fügte mit einem verächtlichen Tone hinzu, daß er Lust hätte, das Måhrchen von drey Pomeranzen in ein Lustspiel zu vers wandeln und ganz Venedig darnach neugierig zu machen. Goldoni mit einigen seiner An hänger, die im Buchladen waren, thaten an Gozzi die Ausforderung sein Wort wahr zu machen, und der dadurch aufgebrachte Kunstrichter erbot sich in wenig Tagen damit fertig zu werden,

Wer hätte wohl gedacht, daß Italien ei nem so zufälligen und unbedeutenden Wortwechsel den größten dramatischen Schriftsteller zu vers danken haben sollte! Gozzi schrieb hurtig ein Lustspiel von 5 Aufzügen, unter dem Titel: I tre Aranci, die drey Pomeranzen das aus einem alten Weibermährchen entlehnt war, womit die Kinder in Venedig von ihren Hamann's Schriften IV. Th

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Wärterinnen unterhalten werden. Die Comb die wurde aufgeführt, und ganz Venedig lief nach der Bühne St. Angelo, um die 3 schönen Prinzessinnen zu sehen, die von 3 bezauberten Pomeranzen zur Welt gebracht wurden.

Man kann sich leicht vorstellen, daß Gol doni und Chiari nicht in diesen 3 Pomeran. zen geschonet wurden. Gozzi hatte eine Menge ihrer theatralischen Possen dem öffentlichen Gelächter auszusehen gewußt. Die Venetianer, wie alle Italiener, sind für die Arbeit nicht sonderlich eingenommen, welche zu Untersuchung der Wahrheit gehört, und ihre Einbildungss kraft überrascht sie gar zu oft, unterdessen ihr Urtheil schlummert; zeigt man ihnen aber die gesunde Vernunft, so unterwerfen sie sich ders felben augenblicklich. Das traf den ersten Abend ein, da die Comödie der 3 Pomeranzen auf. geführt wurde. Die unbeständigen Venetianer vergaßen den Augenblick jeden lauten Zuruf, womit sie die meisten Stücke des Goldoni und Chiari beklatscht hatten, lachten aus vollem Halse darüber und gaben den 3 Pomeranzen einen rasenden Beyfall.

Dieser glückliche Erfolg munterte Gozzi auf mehr zu schreiben, und seine neuen Schauspie le verwandelten in so kurzer Zeit den Geschmack der venetianischen Zuschauer, daß Goldoni in einem Jahre aller seiner theatralischen Wür de beraubt, und der arme Chiari gänzlich ver nichtet wurde. Goldoni verließ Italien und ging nach Frankreich, voller Vertrauen auf Vol. tairens Einfluß und Empfehlungen, die ihm die Stelle eines italienischen Aufsehers bey ei ner Prinzessin zu Versailles verschafft haben follen. Chiari aber begab sich auf ein Land. gut in der Nachbarschaft von Brescia,

Ich habe 1764 und 65 zehn bis zwölf von Gozzis Stücken aufführen gesehen und die Handschrift von 2 oder 3 gelesen. Niemals haben mir Werke von dieser Art mehr gefallen. Ich be klagte daher bey der Ankunft des Herrn Garrick, daß er die Carnevals Zeit verfehlt hatte um einige von diesen Schauspielen zu sehen; weil ich gar zu sehr davon überzeugt bin, daß er das ursprüngliche Genie des Gozzi bewundert haben würde, welches meines Erachtens nächst Shakespear das erstaunendste ist, das irgend ein Land oder Jahrhundert hervorgebracht hat. Die Grundlage von Gozzis Geist giebt ihm viele Character und die Zeichnung solcher Geschöpfe an die Hand, welche gar nicht in der Natur zu finden, aber weit natürlicher und richtiger erdacht sind als Caliban im Ungewitter. Mit dieser erstaunenden Wirksamkeit zu erfinden, die unter den neuen Poeten so seltsam ist, vers bindet Gozzi eine große Reinigkeit und Macht der Sprache, eine harmonische Versification, eine Verwickelung der Knoten, Mannigfal tigkeiten der Zwischenfälle, Wahrscheinlichkeit der Entwickelung, Abwechselungen der Auszie rungen und viele andere Vorzüge, die man von einem neuen Drama erwartet. Es ist Schade, daß dieser Schriftsteller nicht zur Ausgabe seiner Schauspiele bewogen werden kann. Er hat den dringendsten Bitten seiner Freunde widerstanden, ohne einen zureichenden Grund von seinem Abschen für den Druck angeben zu können. Einige schreiben es seiner Partheylichkeit für eine Schauspielerin zu, der er den Vortheil der Vorstellun gen überläßt; dieß kann ich mir kaum einbil den, weil sie weit mehr durch eine Ausgabe ge winnen würde als durch das Spiel ihrer Rollen. Ich glaube vielmehr, daß Gozzi die Gleichgül.

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