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Gleichwohl wird der mir unbekannte Verfasser der gelehrten Antikritik, nach seiner raisonnab len Denkungsart, auch einräumen, daß diese und mehr natürliche Anlagen noch lange nicht gründliche Ansprüche zum dramatischen Ruhm abgeben können, und eben diesen Mißbrauch und diese Ausartung des komischen Genies besonders zum Nachtheit der Sitten, scheint Baretti so hoch zu empfinden, wodurch also der patriotische Eifer und Unwille des welschen Kunstrichters gegen seinen Landsmann desto mehr gerechtfertigt wird, als nach dem Ideal aller Kunstrichter das Theater (mit Murato ri *) zu reden) una dilettevole Scuola de 'buoni coftumi e una foave Cattedra di lezioni morali seyn soll, womit freylich die Kritik des vielköpfigen Parterre nicht immer übereinstim men mag. Daß Goldoni für das Gahnen und Einschlafen bey seinen Stücken gesorgt, gesteht ja Baretti selbst; ich übergehe daher alle die übrigen einzelnen Anmerkungen der gelehrten Ge. genkritik, zu deren Widerlegung bloß eine auf merksamere Durchlesung der überseßten Ben lage gehört, um eigentlich nur solche Mißver. ständnisse zu rectificiren, von denen man die Schuld, nicht dem Baretti, sondern lediglich dem Ueberseher zur Last legen muß. Des ersteren Urtheile gründen sich weder auf Machtsprüche noc locos communes, sondern auf Proben, die Der Ueberseger entweder mit Fleiß oder aus Man gel der Zeit und des Raums ausgelassen. Der Gipfel oder Hauptbeweis der barettischen Kris tik besteht darin, daß er Goldoni den Verfasser

*) Della perfetta poefia Italiana, etc. Venezia 1743, 4. Tom. II, Lib. III, Cap. VL, p. 47.

der zwey Buona Figliuola " nennt, wiewohl die fer Vorwurf eben so sehr den durch die MuFik des Piccini und die bezaubernde Stimme und Action des Lovattini bestochenen Geschmack der Engländer als den Goldoni felbst anzugehen scheint. In Ansehung der voltairis schen Lobschrift, so besteht selbige aus einem Sendschreiben des französischen Apolls an den unsterblichen Goldoni,,,der die glücklichen Ta

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ge des Plautus und Terenz mit dem noch glück. licheren Zeitalter Leo X. und Clemens VII, ,,wieder hergestellt und sein Vaterland aus den Hånden der Harlekine errettet hat, und dessen Comödien daher die Aufschrift des von den Gothen befreyten Italiens verdienen, u. f. w.“ Aus diesen derben Schmeicheleyen, von denen der Ueberseßer bloß einen einzigen Zug angeführt, läßt sich leicht erachten, daß es dem Voltaire mehr ein Ernst gewesen, etwas über die Schnur zu loben als zu urtheilen.

*) Ich kann mich nicht erinnern diese 2 Burletten weder in den 13 Theilen der goldonischen Comedie noch in den 8 Theilen seines Nuovo Teatro Comico noch in den Opere dramatiche giocofe, die unter seinem arka: dischen Namen Polifeno Fejeno 1753. in 4 Theilen herausgekommen, gefunden zu haben, ungeachtet ich vor einigen Jahren Gelegenheit gehabt alle diese Schriften ziemlich genau durchzulaufen. Von des Abts Pietro Chiari Comedie in verfi find mir gleichfalls 10 Theile, die von 1759 bis 1762 zu Bologna herausgekommen, bekannt. Die 4 ersten Theile enthalten Offervazione critiche über jedes einzelne Stück, die übrigen_nicht. Eines von seinen Stücken führt den Titel: La vedova Pruffiana. Meine Neugierde diese beiden Schriftsteller zu lesen fand so wenig Befriedis gung und Aufmunterung, daß ich mich eben so sehr über den Mangel meines Geschmacks als Gedächtnisses beschweren muß.

Goldoni, von gleicher Meynung, daß Voltaire sich nicht so vorseßlich und gröblich in Ansehung feiner irren könnte, war so treuberzig, alle Billets doux. feines sympathetischen Mitbruders, dessen italienische Schreibart eben nicht gar zu rein seyn soll, seinen Werken einzuverleiben. Der Ueberseßer hat es eben so überflüssig gefun den dasjenige noch anzuführen, was Baretti um. ständlich theils von Voltairens Unwissenheit aller fremden Litteratur überhaupt, theils von seiner weltkundigen Unredlichkeit in Beurtheilung seiner eigenen Landsleute anführt. Der größte Held in Europa, meynt Baretti, würde über die Leichtgläubigkeit desjenigen lachen, der Voltais rens Urtheil von den französischen Schriftstellern für Glaubensbekenntnisse anehmen wollte. Von dieser Seite wird also durch ein ? oder nichts gewonnen.

Ohne an den Besorgnissen für den Rückfall der deutschen Bühne in ihre Jugendsünden, für die künftigen Schicksale eines Holbergs und Plautus, der deutschen und welschen Goldos ni und ihrer einheimischen und ausländischen Cabalen, noch an den Machtsprüchen ftrenger und locis communibus barmherziger Kunstrichter irgend einigen weitern Antheil zu nehmen, ist meine Absicht bloß gewesen, foo Го wohl die eigentliche Richtung der barettischen Kritik als die Verkürzungen ihres Uebersegers mit nothdürftiger Unterscheidung und Billigkeit nåher zu bestimmen.

Königsberg. Zeitung vom 18ten Mai 1770.

Berlin.

Prüfung der Bewegungsgründe zur Tugend nach dem Grundsage der Selbstliebe, in 8vo 64. 1770.

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Der Schluß dieser Bogen löst sich endlich in die Frage auf: Wie sehr verdient also das Christenthum die Unterstüßung aller Freunde der Tugend?" Und dieser unerwartete Ton läßt beynahe vermuthen, daß der Verfasser der Prüfung den erhabenen Versuch über die Selbstliebe gar nicht oder wenigstens sehr un recht gefaßt

Ultra Sauromatas fugere hinc libet et gla cialem

Oceanum, quoties aliquid de moribus audent,

Qui Curios fimulant

Alle große und starke Genies scheinen einiger. maßen jenem fremden Volke åhnlich zu seyn, von dem Mose und die Propheten geweifsagt, daß es wie ein Adler fliegt und ein Volk von tiefer Sprache ist, die man nicht vernehmen kann und von lächerlicher Zunge, die man nicht versteht. C'ekt le chiffre du crime, sagt der große Schriftsteller, dessen Name an der Spize dieser Prüfung steht, in seiner eigenen

des Macchiavels, c'eft le chiffre du crime qui peut uniquement expliquer les obfcurités de cet auteur. Les Italiens appellent la Mufique, la Peinture et la Géometrie, la virtù; mais la virtù chez Machiavel, c'eft la perfidic - Uns fer Kopf ist weder glücklich genug organisirt noch unsere Einbildungskraft so herkulisch (wie bey Geistern im Adel,) daß wir durch alle Labyrinthe, Widersprüche, Zweydeutigkeiten, Miß* verståndnisse, Einfälle, Vorurtheile, Spiffin. digkeiten, Zweifel, Einwürfe, Dunkelheiten, Räthsel, Geheimnisse u. f. w. der Selbsta Liebe bis zu dem wo nicht metaphysischen, doch politischen Heiligthum der Tugend hindurch dringen können. So wie wir also mit. Empfindungen einer dankbaren Bewunderung den denkwürdigen Versuch des weisen Geseßges bers mitgetheilt haben: so überlassen wir ges genwärtige Prüfung, ohne weder ihr cenfor noch harufpex zu seyn, dem Geschmack eines jeden Katecheten und Katechumenen

Wohl dem Volk, das alle heroische und plebeje Tugenden des Clima, des Organismus und der Industrie ins Unendliche zu vermeh ren sucht! aber wohl dem Volk, dessen Fürst ein Philosoph und Adept ist, der ihren Ho, nig, ihre Wolle und ihr Obst durch ein groß. müthiges: Sic vos non vobis in das blinde all. gemeine Glück des Staats und güldener oder

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