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Der M. Treffliche Frage! Sollt ich nicht in meiner Jus gend? und bey der Urmee? Ich muß Ihnen bes kennen, daß ich selbst einer gewesen bin; aber so unglücklich, so unglücklich! daß ich mich bekehrt habe und jezt gar nicht spiele.

R. Nun gut, so werden Sie mir einräumen müssen, daß ein starker Spieler einen Character habe, der bas Resultat feiner Lebensart ist, die er führt. Weil das Mißverhältniß seiner gewißen Einnahme zu dem, was ihm das Spiel in einem einzigen Abend einbringen kann, übermäßig ist: so ist sein ganzes Leben ein Gewebe von Hoffnung und Ungewißheit; er kann seine Einkünfte weder angeben noch überschlagen, und trog seiner eigenen Ueberzeugung von dem Glückwechsel des Spiels, hat er keine Lust daran zu glauben, sondern schmeichelt sich lieber, daß der Gewinn des morgigen Tages dem heutigen oder gestrigen gleich, wo nicht überlegen seyn werde. Er weifsagt sich auf einen Monat, ja auf ein ganzes Jahr lauter Glück; diese Vors stellung hält er für eine geheime Ahndung und fieht nichts als goldene Berge vor sich. Ein fols cher Wahn giebt den Ton zu seiner ganzen Aufs führung an; er liebt Uufwand, Pracht, hat stans desmäßige Tugenden, ist großmüthig, ehrsam, herzhaft. Beym Verlust borgt er auf hohe Zins fe, verseht seine Kostbarkeiten, bezahlt so gut er kann, ohne bey der Wahl seiner Mittel peinlich zu seyn. Das Nothdürftige ausgenommen, vers fagt er sich nichts. Seine Haushaltung zeigt von einer Seite Reichthum, von der andern Geldmangel und im Ganzen Unordnung. Beym Glück hingegen, fångt er an seinen Uebermuth zu befriedi= gen. Die Einlösung feiner verpfåndeten Sachen macht ihm den wenigsten Kummer, weil er immer barauf rechnet, daß ein anderer glücklicher Abend ihm dazu behülflich seyn werde. Er ist oft lustig, niemals zufrieden," und seine Lebhaftigkeit ist im Gründe Trägheit, das heißt: er hat immer weit aussehende Entwürfe, ohne damit zu Stande zu kommen, entweder aus Mangel der Zeit oder der Mittel, oder weil er niemals in einer ruhigen Las ge ist.

M. Ich muß gestehen, dieß Bild ist ähnlich.

M. Uber noch nicht fertig, Ein Spieler will ein stars

ter Geist scheinen; er ist es auch wirklich bisweis len und in gewißen Stücken; dem allem ohngeachtet reißt ihn ein unüberwindlicher Hang zu einem gewißen Aberglauben an, ich weiß nicht was, das man den Glückstern *) im Spiel nennt, und hiers in geht er manchmal bis zum Lächerlichen. Der P. Das ist nur gar zu wahr; aber wissen Sie mir auch eine Ursache davon anzugeben?

R. Die ist leicht gefunden. Wissenschaft und alle Kräfte und Hülfsmittel des menschlichen Verstans des sind nicht hinlänglich, uns gegen den Eigensinn des Echicksals zu decken. Ein Spieler ist dem Zus fall ausgesest, ohne weder die Geseze noch den Gang desselben sehen zu können. Wenn er nun sein bestes Wissen erschöpft und alle menschmögs liche Maßregeln genommen hat, so muß er dens noch mit ungewißem und pochendem Herzen den Ausgang des Schicksals abwarten. In diesem Zustande des Zweifelmuths sind seine Leidenschaftert gespannt, und sein Verstand ist müßig. Er konn an nichts mehr denken, und bey dem Gegenstande, der ihn einnimmt, ist nichts weiter zu denken übrig. Daher verliert sich seine Seele gleichsam ins Leere, er geråth auf ungefähre Beziehungen, bemerkt selbige, hält sich bey ihnen auf, meynt an ihnen eine wirkliche Uebereinkunft zu finden, und weil der Gegenstand, von dem sein Gemüth eingenommen, für ihn åusserst wichtig ist: so will er von seiner Seite auch nicht das geringste vers fäumen. zwar glaubt er eben selbst nicht zu sehr daran, sondern thut es nur, um sich in allem Fall nichts vorzuwerfen zu haben. Beziehungen zwischen zwen Dinge, die gar keine Beziehung unter eins ander haben, sich einzubilden; hierin besteht die Leichtgläubigkeit und der Glückstern im Spiel. Das eine ist die Hauptgattung und das andere eine Art desselben. M. Das ist bey meiner Treu eben so schön als gründlich; denn sollten Sie es sich wohl vorstellen Ritter? Ich selbst bin lange Zeit von der närrischen Eins bildung besessen gewesen, daß ich im Quinze pers lôre, wenn meine Tobacksdose auf dem Tische stand.

*) Guignon.

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Ich hätte sie um alles in der Welt nicht aus den
Tasche gezogen, und dennoch wußte ich, daß es
eine Grillenfångerey von mir war.

Der R. Lassen sie uns nun sehen, was es mit den Spiè:
lern für ein Ende nimmt.

M. Ach! das weiß ich, drey von vieren bringt dieß
Handwerk ins Hospital.

R. Nicht immer. Diejenigen, welche mitten in ihrer
Spielsucht noch so viel kalt Blut und Klugheit
übrig behalten, um zu bedenken, daß nichts we
niger eigensinnig als der Zufall, und nichts we
niger zufällig als das Glück sey, und daß diefes
feine bestimmte Ebbe und Fluth_habe, richten ih:
re Ausgabe nicht nach dem Gewinn eines Abends
ein, sondern sparen vielmehr, bringen ihre Beu:
te in Sicherheit, vermehren ihre festen Einkünfte
und legen einen Theil davon zum Rückhalt für die
Unglücksfälle des Spiels ab. Besonders hüten sie
sich durch Borgen oder Verkaufen zu bezahlen, und
je mehr sie von dem Gewinn einer glücklichen
Stunde auf gute Renten in Sicherheit gebracht
haben, desto mehr schränken sie sich in ihrem Spid
ein. Dergleichen Spieler gelangen bisweilen zu
einem ansehnlichen und gründlichen Vermögen.'
M. Es giebt ihrer aber sehr wenig.

R. Sie haben Recht; denn die meisten schlägen einer ganz entgegengesezten Weg ein. Sie machen oft einen glücklichen Anfang, oder erhalten sich doch im Gleichgewichte, daß nichts weniger als der Ums Sturz, der auf sie wartet, zu vermuthen schten, Weil sie aber beym Gewinn auf eine thōrichte Art verschwenden, und beym Verlust noch thōrichter Schulden machen, so gehen sie allmählig zu Grune de. Sie glauben zwar unglücklich gespielt, und öfter verloren als gewonnen zu haben z die Schuld und Ungleichheit aber, die sie dem unres gelmäßigen Gange des Zufalls und Glückspiels aufbürden, liegt hauptsächlich an dem Mißbrauch, den sie von ihrem Gelde gemacht haben. Um all bas ihrige gebracht, und keiner andern Handthies rung fähig, weil sie auf einem zu großen Fuß, und zu voll ungcheurer Entwürfe gelebt haben, als baß sie sich der Mühe eines mäßigen und sichern Gewerbes unterwerfen könnten, suchen sie endlich | In dem Winkel einer Provinz den Rest ihres schmacks tenden

tenden Lebens zu vergraben, und kaffen ihre Kin= der der Dienstbarkeit und Dürftigkeit Preis. Der P. Ich selbst habe die Kinder eines Spielers bey dem Verwalter ihres verstorbenen Vaters dienen gesehen. Dieß ist also leider! nur gar zu wahr, und Sie has ben die Spieler vortrefflich geschildert; aber zu welchem Behufe?

R. Zum Beweise der Sache, davon die Rede unter uns ist. Finden Sie nicht mein Gemälde dem Bilz de eines bloß ackerbauenden Volks ähnlich?

M. Ganz und gar nicht.

R. Sie auch nicht, Herr Präsident?

P. Ich habe noch niemals ein Land gesehen, das bloß aus Ackerleuten bestünde. Ihnen aber die Wahre heit zu bekennen, so würde zwischen Ihrem Ges målde und demjenigen, das ich mir nach den Grundsägen von der Wichtigkeit der Feldwirth= schaft, welche so viele Schriftsteller in ein schönes Licht gesezt haben, entwerfen möchte, ein ziemlis cher Unterschied seyn. Ich dachte, ein ackerbauens des Volk müßte ein glückliches Volk, und Faula heit, Müßiggang, Ueppigkeit aus seinen Gränzen verbannt seyn; eine große Frugalität müßte die Gleichheit der Stände daselbst unterhalten, die Sitten müßten reiner, die Tugend gründlicher seyn die Erde müßte als eine zårtliche und erkenntliche Mutter, den Wünschen und Arbeiten solcher dem Anbau ergebenen Einwohner entsprechen, ihren wirklichen Reichthum vermehren, ihre Bevölkerung begünftigen, ihre Bedürfnisse befriedigen, die EinFalle des Eigenfinns verleugnen, und folglich Fries de, Freude, Gesundheit und Ueberfluß hervorbrin gen

R. Das Vergnügen über Ihre Beschreibung verjüngt mich. Poesie ist die Leidenschaft der Jugend, nuns mehr aber hören Sie den Greis, welcher die schdne und süße Tauscherey auflösen, das frische und blühende Colorit des Romans auslöschen und die traurige, fast immer garstige Wahrheit zeichnen wird. Sie haben niemals ackerbauende Nationen gesehen, Ihre Schriftsteller auch nicht und Ihre Beschreibung davon ist eben so wenig der Wahrheit angemessen, als die bebänderten (*) Schäfer, Hy=

(*) Bergers enrubanés, Noch ein Scherfs Hamanns Schriften IV. Th.

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las und Phiten unsern schmußigen Schafhütern ähnlich sind. Ich hingegen habe die Länder gesehen, was fag ich gefehen? Leider! sind sie mein Vaters land, und der einzige Troft meines Alters ist der, durch die Tugend der hohen Häupter, welche dem Himmel Italien gegenwärtig zu verdanken hat, seis nen bisherigen Zustand eines feldwirthschaftlichen Volks verwandelt, und den alten Zustand eines Manufacturarbeitenden Volks daselbst wieder hers gestellt zu hoffen. Sie werden mir leicht einrâumen, daß ein Landwirth ein wahrer Spieler und zwar ein Hazardspieler ist, der ganze Rollen mit Louisd'or, den Preis seiner Aussaat, die Kosten und Arbeiten seines Feldbaues in ein Stück Erde wirft, und gegen den Elemente, Wind und Wetter die Bank halten. Der Mensch ist immer sich selbst gleich; seine Tugenden, seine Laster, seine Leidens fchaften hången von seiner physischen Lage ab. Es ist also unvermeidlich, daß ein Landwirth einem Spieler ähnlich seyn muß.

Das

P. Das scheint mir noch nicht einzuleuchten.
R. Erwägen Sie nur noch, daß das Spiel ein ganześ
Jahr lang währet, und während solcher Zeit kommt
alles auf einen Glückswurf an. In Vergleichung
des Pharaons gehören zu einer einzigen Taille 26
Jahr und 2 oder 3 Taillen, wie Sie wissen, entschei-
den noch gar nicht das Glück eines Abends.
her ist es nur gar zu gewiß, daß Sie an einem ackers
bauenden Volke in 30 oder 40 Jahren unmöglich
alle Wirkungen, die ich Ihnen anzeige, bemerken
können; sondern nach dreyhundert Jahren äußert
fich erst die Verwandlung eines solchen Volks. Hier
haben Sie ein historisches Gemälde desselben. Der
Anfang eines Feldwirthschaftlichen Volks läßt sich
glücklich genug an. Alles gedeiht bey dem Anbau
eines urbar gemachten und folglich sehr frucht:
baren Bodens. Die Bevölkerung nimmt zu, wechs
felsweise Handreichungen und das Band einer herzs
lichen Freundschaft unter den Colonisten verviels
fältigen die Hülfsmittel. Einfältige und strenge (

lein in den Schaßkasten der neuesten fran zösischen Wörterbücher.

P. M. H.

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