die Wiffenschaft der Staatsverwaltung, welche man denkt., und Nachtheite hat, und alles zusammenhängt ; lo seh ich nunmehr, wie ichwer alle Aufgaben dieses Art aufäulösen sind, und wie genau man auf als les zu sehen hat. Man kann keinen Schlag thun, ohne daß rund herum der Gegenschtag gleichsam wieberschale und im Ganzen sich ausbreite. R. Das ist sehr wahr. Que Lufgaben der Staatsa wirthschaft haben die Wohlfahrt der Menschen zum Endzwedt. Es giebt aber kein Wohl ohne den Zus Tag eines Uebels, wodurch entweder jenes geschmacht wird, oder auch alles im Gleichgewichte bleibt. Zu dieser ersten Schwierigkeit kommt noch, daß man keine bestimmte uud beståndige Große zur Gleichung solcher Uufgaben finden kann. Der Mensch felbst ist eine unendliche Große. Er ist (wenn ich mich dieses Gleichnisses bedienen darf) eine durch das Nabelóhr jeder Gewohnheit ziehbare Materie, und nimmt ohne Abbruch feines Dasenns alle Fals ten und Gestalten an. Durch die Gewohnheit giebt er reinen Kräften, seiner Natur, feinem ursprünga lichen Zustande eine Ausdehnung, die vor der Hand unmöglich scheint ; und was noch sonderbarer ist, so bald er sich einmal bequemt hat, kommt ihm eine solche künstliche Lage ganz natürlich vor, er glaubt, daß alles von jeher so gewesen sey, und gar nid;t anders seyn könne, und daß es einen Theit seines physischen Wesens ausmache. Er befins det sich ganz, gemachlich in diesem Zuftande, wos rein er durch eine Reihe von Jahrhunderten ver: feßt worden, und die Arbeit einer langen Geschlechts, folge von Philosophen geråth in Vergessenheit. Der Wohlthäter und seine Wohlthat werden eben so uns kenntlich, alg der Bösewicht und seine Bosheit. Ireuherzig leitet man beides aus seiner eigenen Nas tur her. 9.30 Tehe, daß einerseits diefe undankbarkeit und dann jene" Berchmeidigkeit des Menschen, die ihn alle Augenblicke der Gefahr aussett um seine gus te Lage zu kommen, ziemlich im Stande ist diejea nigen Weisen abzuschrecken, welche Luft haben ihn glücklich zu machen. R. Das ist auch Fehr oft der Fall; des Beisen Frohna dienst ist es aber schon einmal, bem Menschen wohlo zuthun, und er ist nicht verr dieser seiner Bestimmung. Doch wieder zur Sache zu kommen ; To wird durch dergleichen unbekannte Größen die Gleis chung einer Wufgabe unbestimmt, und lektere dadurch in die Reihe der Probleme de maximis' et min nimis versest; wohin auch in der That alle polis tische Aufgaben gehören. Es kommt hier lediglich darauf an, das größte mögliche Wohl bey dem kleins sten uebel zu finden, durch den Weg der Upprorimation'; denn nichts in der Politik kann aufs höchs ste getrieben werden. Es giebt einen Punkt, eine Grånzlinie: diesTeits ist das Wohl größer als das Uebel ; jenseits wird das Gute vom Bösen übera wunden. P. Wie ist es aber möglich diesen Scheidepunct zu finden R. Der Weife berechnet ihn; das Volk fühlt ihn ver. möge des Justinkts. Der Mann von Geschäften lernt ihn durch die Långe der Uebung und Zeit ken: Der Modescribent hat weder Begriff noch Gefüht davon. P. Ich verstehe sehr gut, was Sie mit dieser sinnrei chen Schatticung sagen wollen. Weil die Beilen fehr selten find, ro haben in Ihren Uugen die Ema pfindungen des Volks und die Erfahrungsurthrile der Leute in Geschäften einen Borzug vor den Meynungen der Schriftsteller. R. Verrathen Sie nur mein Geheimniß nicht! P. Warum machen Sie sich aber so wenig aus quen unfern ökonomischen Büchern? R. Weit sie gute Werke ehrlicher Leute sind. P. Wie nun? Was Sie mir jekt sagen, kommt mir fehr außerordentlich vor. K. Die Tugend, die Neigung Gutes zu thun, ift füs uns eine Leidenschaft wie alle andere. Uls eine große Seltenheit, ist sie von eben so ungemeiner Heftigkeit, und hierin übertrifft fie alle andere Leidenschaften ; denn kein Gewissenszugel und Ges biß kann uns aufhalten, wenn wir von der Einbits dung Gutes zu thun angespornt werden. Diese nen. Beftigteit und ihren Ausbruch erzeugen Schwarmte Fey. Man überredet sich ohne Untersuchung von dem, was man rehnlich wünscht, und Test auch andere durch das Feuer seiner Zunge in Glut, weil man seiner Ehrlichkeit zu gewiß ist. Ohne gute Gründe anzuführen hat man die Freymůthigkeit der Wahrheit, die Kühnheit der Jugend, den Eis fer seiner eigenen Ueberzeugung, und reißt seine Beser mit sich, die keinen Anlaß sehen auf ihrer Şut zu seyn. Fürchten Sie niemals, auf mein Wort, Betrüger und Schelme; weil solche, ohne ihre Masa te zu verrathen selten ihre Rolle ausspielen können. Der ehrliche Mann, der sich selbst hintergeht, ist allein furchtbar ; übereinstimmig mit sich, wil er in allem Ernst das Gute, uno Jeberniann verlaßt fich darauf ; aber unglücklicher Weise irrt er sich in Unsehung der Mittel das mensaliche Wohl zu bes fördern. P. Nach dem, was Sie jest sagen, scheint es, daß Sie die Menschen lieber von Bösewichtern als ehrlichen Leuten regiert sehen möchten. N. Das ist nun wohl eben meine Meynung nicht ; sona dern ich möchte Ihnen nur gar zu gern zu verstehen geben, wie schwer es sen, einen großen Mann zu finden, der entgegengeregte Eigenschaften, und das fast unmöglich zu vereinigen scheinende åußerste Ens de, paar zu bringen weis, und bey dem brennena den Durst eines Bidermanns Gutes zu thun, die Kåtte und Enthaltsamkeit eines Bösewichts in feis ner Gewalt hat. Tro dem gierigsten Willen muß er Ruhe zur Untersuchung und Geduld zum Bara ten im Schilde führen, das heißt, beynahe Wuns der thun. Die Ratur bringt zwar bisweilen ein vollkommenes Muster vor; zwen zugleich aber ift ihr Meisterstůck. P. Jekt bin ich auch Ihrer Meynung, indem ich mit im Geist die abscheuliche Menge solcher Personen nach der Reihe vorstelle, welche gern haben Gutes thun wollen, in Vergleichung des kleinen Ausschus: rés derer, die Fähigkeit dazu hatten. Unterdessen erlauben Sie mir, perr Ritter, Ihnen noch zu sa: gen, daß mir gleichwohl die Schwärmeren cines ehrs lichen Mannes eben nicht so gefährlich vorkommt. Zwar kann er sich bisweilen selbst hintergehen; aber eftlich zieht uns, lo zu sagen, ein natürlicher Sas tinkt zur Wahrheit zurůd, und falls unfer Gemüth nicht durch herrschende laster und Leidenschaften bea nebelt ist, To ist die Wahrheit solcher Dinge, die uns so nahe angehen als die Gegenstände der Haus. haltungskunst, weder willkührlich noch über unsern Horizont, sondern liegt uns ziemlich zur Sands wiewohl ich nochmals gestehen muß, darin völlig Shrer Meynung zu seyn, daß die Untersuchungen mühsam, verwickelt, und jener augenscheinlichen Evidenz nicht fähig sind, die allenthalben gesucht wird, und nirgends zu Hause ist. R. Bloß ihrer Schulden wegen ist sie unsichtbar. Dies. se leidige Eviðenz ist der ganzen Welt schuldige die sige verraucht dem vorgesteckten Ziel nacizujagene R. So redet jedes junge edle Blut. Mit zunehmen den Jahren und Erfahrung ändert sich aber diese ganze Sprache. Die Regierung eines Staats bes ruht auf zwey Dinge, den Endzweck, den man sich vorrekt, und die Mittel selbigen zu efreichen. Sie ist der Wissenschaft eines Steuermanns vollkommen ahalich. Der Endzr af ist die Fahrt und die Mita tel sind die Wendung der Segel und des Schiffes. Salten Sie nicht die Schwärmerer für gefährlich in der Wahl des Endzweckes ? P, Allerdings lauft man Gefahr blind anzulaufen. Wenn man aber zufälliger Weise, oder durch den offenbaren Augenschein auf eine Wahrheit ftoßti, dann N. Dann ist Schwärmerey das größte uebel. P. Wie so ? R. Weil die ganze Wissenschaft Menschen und Staaten zu regieren, gleich der Kunst ein Schiff zu führen, auf den alleinzigen, einfachen, kurzen Grundsat ankommt: Nil repente, nichts auf ein mal. 34 einer guten Fahrt gehört, daß man Seget und Schiff gehörig zu wenden wisse. Bendet mans zu turx, To stürzt die See durch die Śchießlocher, das Schiff wird von den Wellen verschlungen und es ist vorben. Gegenstand, Mittel, alles ist verfehlt und aus. Wissen, zu welchem Zweck man Dinge brin. gen roll, das ist nicht genug ; sondern man muß auch verstehen, sie dahin einzulenten. Diese Eins lenkung ist rower, und die Hauptsache besteht da. rin, daß man die immer zu schnellen, zu übereilten Bewegungen zu vermeiden, durch Krümmungen die übertriebene Geschwindigkeit der geraden Linie mindenn, und, weil sie die allerkürzeste ist, den Weg zu verlängern und Zeit zu verlieren wisse. Nichts ist so 449 Schnurentgegen der Schwärmeren, die alles aufein: mal und im Jugenblicke thun,, und immer vor un: dér Reue zurück, die Gelegenheit verfehlt zu haben. M. Ich habe Ihnen nicht, gesagt, daß man ben einer Windstille eben so Sujiff und Seget wenden müssen als mitten im Sturm. Alles läßt sich übertreiben, und alles uebertriebene ist ein Fehler; aber die Wurzel von Mehr und Weniger bleibt dennoch in ihrer Würde: Nichts auf einmal. Um nicht in Grund zu laufen, muß man alle heftige Stoße vermeiden, die Bewegungen einschränken und in die Höhe fahren. . Das ist freylich nach Berdjaffenheit der Umstände (*) Que le vaisseau faffe calotte. |