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alles waht; überhaupt scheint es mir aber doch, daß man der Natur ihren Lauf lassen müsse. R. Ja! ihr ist am wenigsten zu trauen. ; P. Der Natur ist nicht zu trauen?

R. Freylich nicht! Sind Sie denn bisher noch nicht einmal inne geworden, daß wir schuldig sind ihrer zu hüten, anstatt daß sie sich die Mühe geben sollte unserer zu warten.

P. Ist das wohl Ihr Ernst? R. Allerdings. Die Natur ist etwas unermeßliches, unumschränktes und ein würdiges Werk ihres gro Ben Urhebers; und wir? was sind wir! Würmer, Stavb, Nichts im Vergleich. Zwar bleibt die Naz tur den Gesehen des Schöpfers treu innerhalb des ihnen bestimmten Zeitlaufs; aber eine solche Wies berherstellung des Gleichgewichts sind wir nicht im Stande abzuwarten; dazu sind wir gar zu klein. Für sie sind Zeit, Raum und Bewegung nichts s uns fehlt es aber an Augenblicken und Muße, Ein Bündniß mit der Natur würde daher gar zu uns gleich seyn. Unser Beruf ist mit ihr zu ringen und gegen sie zu kämpfen. Sehen Sie rund um sich herum. Jene gebauten Felder, die fremden in unfern Boden gepflanzten Gewächse, die Schiffe, die Frachtwagen, die gezähmten Thiere, die Häus fer, die Straßen, die Håfen, die Damme sind. lauter Verschanzungen, woraus wir gegen sie stret ten. Alle Annehmlichkeiten des Lebens, und bey= nahe unser Daseyn selbst ist der Preis dieses Sie ges. Mit unserer Kleinen Kunst und Vernunft die uns Gott gegeben hat, ziehen wir gegen die Matur zu Felde, liefern ihr das Treffen, und es gelingt ung oft den Plak zu behalten und sie zu überwinden, indem wir ihre eigenen Kräfte gegen fie brauchen. Ein wunderlicher Krieg, worin der Mensch als ein wahres Ebenbild seines Schöpfers erscheint *)

Mein Herr Ritter, was Sie mir jest gesagt haben, wird mir viel Anlaß geben darüber mehr nachzu

(**) Das Räthsel des Widerspruchs in der gan, zen Stelle liegt in der leichten Frage, in

benken; gleichwohl muß ich Ihnen gestehen, daß ich mir ein ganz ander System gemacht habe. Ich glaubte nämlich, daß die Natur, wenn man ihe den Willen ließe, von selbst alles zum Gleichge: wicht brachte, weil solches der ursprünglichen Éinrichtung der Dinge und des Menschen am angemessensten wåre; daß es eine nothwendige und zu: sammenhängende Ordnung gåbe, die sich von selbst finden und leicht wieder herzustellen seyn müßte, wenn ihr die Menschen nicht immer Gewalt an= gethan, und durch tausend Künste ihr Hindernisse in den Weg gelegt hatten; daß man also blöß durch die drey Haupt - Grundgeseke, Natur, Freyheit, Gleichgewicht, hoffen könne die wahre Glückseligkeit zu erreichen.

N. Nichts ist wahrer; nichts ist falscher. Daß die Natur, sich selbst überlassen, zum Gleichgewicht ftrebe, ist eine einleuchtende Wahrheit in den Augen des Metaphysikers, (weil ein Speculant sich fast so groß und unermeßlich denken kann als die ganz ze Natur), es ist eine Wahrheit, weil Ursachen und Wirkungen in die Augen fallen; man bringt

welchem Verstande die Natur uns überle. gen sey und in welchem Verstande wir ihr gewachsen sind. P. M.-H.

Zur Erläuterung kann folgender Zufaß nach dem weisen Philo dienen: Der Patriarch, welcher seinen Bruder schon im Mutterleibe untertreten hatte, neigte sich vor ihm siebenmal auf die Er de, da er ihm mit 400 Mann entgegen kam aber er rang mit dem Engel, bis die Morgenröthe anbrach, und durch seinen Sieg erhielt er den Segen eines neu en Namens; denn er hat mit Gott un: 7 Menschen gekämpft und war obgelegen 1 Buch Mose XXXII, XXXIII, Hos. XII. 3. 4.

aber nicht die Lange ber zum Wechsellauf nöthigen Epoche in Rechnung, man hebt die ungleichheiten durch Compensation, und bedient sich Mittelvers hältnisse, die nirgends als in der Speculation exis ftiren. Der ganze Saß wird aber falsch, sobald es zur Ausführung kommt, weil der Mensch im Hans deln so klein und schwach wird als ein Chier von fünf Fuß natürlicher Weise ist, und weil man alsdann das Gebrechliche seines Bäues, den kurzen Raum seines Lebens, die Abhängigkeit seiner Bes dürfnisse von Augenblicken, das Höckerichte der Kleinsten unebene fühlt, nichts zu compensiren im Stande ist, nichts herablassen kann ohne zu leiden oder zu sterben. Wenn wir jest diese Grundsäge auf die Theorie des Getreides anwenden, so ist es freylich wahr, daß der sich selbst überlassene Kornpreis ins Gleichgewicht zu kommen sucht. Nichts ist wahrer, als daß die Freyheit des Hans dels allenthalben Getreide ausstreuen wird, wo Geld und Consumtion ist. Nichts ist der Theorie nach wahrer, weil alle Menschen dem Gewinn nach jagen, und hierin bestand der ganze Lehrsag. Bey der Ausführung hingegen ist wohl zu merken, daß ein physischer Zeitraum für die Post nöthig sey, um die Briefe von einer Stadt, die an Getreide Mangel hat, nach einem Land, wo Vorrath ist, zu übermachen. Es gehört wiederum ein Zeitraum zur Verfuhr, und wenn dazu vierzehn Tage nöthig find, die wirkliche Zehrung aber nur auf acht Las ge reicht; so ist die Stadt eine ganze Woche lang ohne Brod, und eine Woche lang zu fasten ist zu viel für einen Brodwurm wie der Mensch, daß er nicht darüber verhungern sollte; und hierin bestand gar nicht die Aufgabe. Das Theorem ging seinen Meg; aber das Problem blieb in der Mache. Wir müssen also nicht der Natur die Sorge unserer Lap= palien überlassen; sie ist viel zu vornehm dazu. Ihr gebührt die Aufsicht der großen Bewegungen der großen Staatsrevolutionen, der langen Zeits läufte, die Regierung der Gestirne und Elemente. Die Politik hingegen besteht lediglich in der Wis= senschaft, den augenblicklichen Wirkungen außeror bentlicher Ursachen vorzukomm en oder auszuweichen: weiter geht sie nicht; denn große Revolutionen find schlechterdings ein Werk der Natur. Menschliche

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Kraft, und der Mensch selbst ist hier nicht der Urheber, sondern vielmehr das erste Werkzeug. P. Nach Ihrer Meinung also gehören die großen Wöre ter Ordnung, Natur, Freyheit, Gleichgewicht, nur zu großen Angelegenheiten.

R. Gleichwohl freuet es mich herzlich zu hören, daß sie in jedermanns Munde so geläufig sind. Wissen Sie auch, was das bedeutet?

P. Nein.

R. Es ist das Zeichen einer großen Meerstille und eiz nes günstigen Windes; denn unter diesen Umståns den hört man bey den Schiffsleuten eine ähnliche Sprache. Das allgemeine Glück son Europa', und bas besondere Glück Frankreichs hat den Grundsak, ,,der Natur ihren Lauf zu lassen“ auf die Bahn gebracht; ein Einfall, der unfern Vorfahren nicht in den Sinn kommen konnte, denn ihre ganze Le bensart bestand darin, die Segel einzuziehen und den Wind genau zu fassen.

Werden Sie mir aber nicht einräumen müssen, daß die gegenwärtige Glückseligkeit und Ruhe in Europa zum Theil eine Folge derjenigen Einsiche ten sind, welche die Schriftsteller bis unter das Volk der Nationen ausgebreitet haben?

. Oder auch, daß diese Schriftstellerideen, die Freyheit selbige auszubreiten, die Leichtigkeit Gehör zu finden, der erlangte Beyfall und die Aufmunterung darüber zu denken und davon zu schreiben, eine Wirkung der Ruhe, der Wohlfahrt und des gegenwärtigen Glückstandes von Europa find. Wählen Sie selbst dieß oder jenes.

Ich werde mir Zeit lassen diese Frage zu entscheis den. Glauben Sie aber nicht, daß wir wenigstens einen guten Fortgang machen, die Ursache mag seyn welche sie wolle ?

R. Ich glaub es.

P. und haben Sie nicht die Hoffnung, daß wir zu einer einfachern Einhebung der öffentlichen Steuern, zu einer verhältnißmäßigern Schäßung der Abgas ben, zu den Einkünften, zu einem einförmigern Tariff und seiner Versehung an die Grenzen 2c. 2c. kurz, zu tausend Verbesserungen mehr, welche noch geschehen müssen, mit der Zeit gelangen werden? R. Benn - aber da kommt der Marquis.

Summa

Beylage zur Königsberg. Beitung 1775, Nr. 92.

Summarischer Begriff der Gespräche über den Getreide Handel, vom Ueberseßer der das hin gehörigen Beylagen.

=

REM POPULI TRACTAS! Barbatum haec crede Magiftrum

Dicere, forbitio tollit quem dira cicutae,
QUO FRETUS? DIC HOC

Perfius.

Eine fast uneingeschränkte Freiheit des Korn Handels wurde 1764 in Frankreich edictmäßig, und dadurch die ganze Nation gleichsam für múndig (a) erklärt. Schriftsteller, welche sich das Ansehen gegeben hatten, der Sachen kuns dig zu seyn, welche zugleich in dem Ruf recht, schaffener Månner stunden, und deren Par thengånger sich den neuen Namen der Expor tisten (b) erworben, hatten dieses Geseß auf die Bahn gebracht, und die gute Absicht wur de mit einem Muth, Eifer und Nachdruck, die außerordentlich schienen, durchgeseßt. (c) Als Muster eines Gefeßes, das seinen Ursprung Philosophen und Patrioten zu verdanken hat, verdient es eine Epoche in unserm Jahrhunder te zu machen. Es ist eine Urkunde ohne ihres gleichen; (d) es ist die Morgenröthe des schd

(a) S. 243 247.

(b) Exportiftes . 208:216,

(c) S. 91. (d) S. 250.
Hamann's Schriften IV. Th.

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