Vorbericht. Die zwey ersten Stücke dieses Bandes beziehen sich auf Herder's Preisschrift über den Ursprung der Sprache. Eben so das dritte, die Philold gischen Einfälle und Zweifel, das ein. jige Stück in diesem Bande, das bis jest nicht gedruckt worden ist. Hamann bot diesen Auffas und zugleich die Lettre perdue d'un Sauvage du Nord dem Buchhändler Nicolai zum Verlage an durch das Selbstgespräch eines Autors. Nicolai antwortete durch einen gedruckten Brief: M. Coelius Serotinus Viro, venerabili Mien Man Hoam S. P. D." worin er sich über Hamann lustig zu machen suchte, ihm Lehren gab, wie folgende: Sie erinnern sich, wie den Phie „lalethen von je her begegnet worden, besonders wenn fie arme Stümper waren, die weder auf der Börse noch in der Antichambre fonderlich biel gelten, und ihm endlich, nach dem Bey. spiele des Kaisers Augustus, der einem Schrift. steller,,nicht Geld, sondern Verse von seiner eige. nen Façon gab, ein Exemplar feines Sebaldus Nothanker versprach. Dafür ließ Hamann Nicolai in der Schrift An die Here zu Kadmon. bor auftreten. Die philologischen Einfälle und Zweifel wurden nicht gedruckt, weil Herder, ohne fie gesehen zu haben, die aus einigen Andeutungen Hamann's geschöpfte Besorgniß äußerte, daß die Bekanntmachung ihm, für seine damaligen Verhältnisse und Absichten, nachtheilig werden möch te. Auf die Uebergabe der Handschrift an F. C. von Moser, der in der Folge mehreren Personen Abschriften davon hat zukommen lassen, ist S. 319 dieses Bandes angespielt. Die Lettre perdue war an einen gewi. fen de Lattre, Entrepreneur de la compagnie du sel, und der Anhang, Encore deux lettres - Daß die Beylage zun Denkwürdigkei Das Mancherley und Etwas ist hier ters Vergleichung des Tacitus mit dem Livius (aus dessen Obfervations on Tacitus 1752) 34. fammen. Anmerkungen sind nicht beygefügt, vors an aber steht folgende Vorrede. Dieß sey meine lehte Ueberseßung! so wie sie vielleicht die erste ist, der ich mich aus eigener Wahl unterzogen habe.- Ohne als Ueber seher einmal fertig wers den zu können, war ich noch willens, dieser kleinen Sammlung ein Sendschreiben an Aspasie mit einem Motto, das eine Folge des Herveyschen aus dem Horaz *) gewesen måre, anzuhången, und zwar über die urs alte Fehde zwischen Vernunft und Offenbarung, Moral und Religion, und über ihre beiderseitige Verhältniß zur Politik. Wiewohl diese Materie so abstract, als die platonische, petrarchische und paladinische Liebe ist, so würde meine Form doch concreter und moderner geworden seyn, als die cynische, sotadische Kunst zu ges nießen. Ich bin aber dieses Lebens noch nicht überdrüffig, so lange ich es für kein kleines Glück schäße, eiz ne Aspasie meine Freundin nennen zu dürfen. Königsberg in Preussen den 5ten Mai 1773. Ungeachtet der Vorliebe, mit welcher Hamann hier von dieser Uebersehung spricht, in seinem Briefwech sel ist ihrer nur einmal und im Vorbeygehen gedacht habe ich sie eben so wenig als die Ueberseßung der Warnerischen Schrift über die Gicht, deren Zueignungsschrift man S. 367 findet, in gegenwärtige Sammlung aufnehmen zu dürfen geglaubt. Bolingbrocke's Briefe find bekannt genug; Hervey's Widerlegung seiner Einwürfe gegen die biblische Geschichte wird heutzutage kaum jemand befriedigen; und die grillenhafte Arbeit eines englischen Geistlichen, der den Livius in allen Stücken weit über deu Tacitus erhebt, ist höchstens durch ihre Sonderbarkeit, aber ohne Tiefe und Kunst, merkwürdig. Die Prolegomena über die älteste Urkunde sind an Kant gerichtet und durch zwey Briefe desselben an Hamann über das Herderische Werk, die im achten Bans *) Luctere, multa proruet integrum Cum laude victorem, geretque Lib. IV. Od. de folgen werden, veranlaßt. Der Versuch einer Sibylle war ein Glückwunsch an den Buchhändler HartEnoch zu seiner Hochzeit und bezieht sich viel auf Hippel's Schrift über die Ehe. Den hierophantischen Brie fen liegt eine Dissertation des damaligen Hofpredigers zu Königsberg, D. Stark (Jacobi's Werke Th. IV. Abth. 3. S.400) zuGrunde: Tralatitia ex gentilismo in religionem chriftianam 1774. Stark wird der Hierophant genannt, weil er ein Freymaurerlied mit dieser Ueberschrift gemacht hatte. Die zweifel und Einfälle über eine vers mischte Nachricht in der Allg. d. Bibliothek, haben es zunächst mit einem Aufsaße in dieser Zeitschrift zu thun, welcher fünf Schriften Hamann's (das Selbstgespräch, die Beylage, die Apologie, an die Here, und die Lettre perdue) fammt Nicolai's Brief an den Magum im Norden anzeigte. Dieser Aufsaß wird im achten Bande abgedruckt werden, weil die erste und größere Hälfte der Has mannischen Schrift eine Kette von Anspielungen darauf ist. Hamann schrieb darüber an Herder:,,An dem ersten Theile der Zweifel habe ich gearbeitet mitten im Herzen des vorigen Sommers und leßten Winters, ohne mein Ideal aufgeben zu können noch zu wollen. Die zweite Hälfte, die Einfälle, die Ihnen besser gefallen, ist mir dafür geschenkt worden. Lex operis war, per nugas ad seria zu führen.“ Die Veranlassungen der kleinen Aufsäße sind in diesen selbst angegeben. In einem der merkwürdigsten dars unter, dem kleinen Versuche über große Probleme, wird vorausgeseht, daß die Schrift Le bon fens on Idées naturelles von Diderot sev, dessen Vater Bes fiber eines Hammerwerks war. Die Anmerkungen zu Buffon's Rede spielen großentheils auf den Schluß des obenerwähnten Aufsaßes der Allg. d. Bibliothek an. Von den meisten Stücken dieses Bandes, welcher alle Werke aus Hamann's mittlerem Alter begreift, (die frü» heren hat er selbst, wie man im dritten Bande sieht, sei= ne Juvenilia genannt,) habe ich mehrere, mit Berichtia gungen und Zusäßen von Hamanns Hand versehene, Exemplare verglichen. Was Hamann als Übånderung oder Einschaltung bezeichnet hat, ist in gegenwärtigen Abdruck aufgenommen. München den 20. März 1823. Friedrich Roth. |