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Vielleicht hat, dankbar für den Heil'gen Christ,
2345 Mein Liebchen hier mit vollen Kinderwangen
Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt.
Ich fühl, o Mädchen, deinen Geist

Der Füll' und Ordnung um mich säuseln,
Der mütterlich dich täglich unterweist,

2350 Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heißt,
Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln.

liebe Hand! So göttergleich!

Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.
Und hier! (Er hebt einen Bettvorhang auf.)

Was faßt mich für ein Wonnegraus!
2355 Hier möcht' ich volle Stunden fäumen.
Natur! Hier bildetest in leichten Träumen
Den eingebornen Engel aus.

Hier lag das Kind, mit warmem Leben
Den zarten Busen angefüllt,

2360 Und hier mit heilig reinem Weben
Entwirkte sich das Götterbild!

Und du! Was hat dich hergeführt?

Wie innig fühl ich mich gerührt!

Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer? 2365 Armselger Faust! Ich kenne dich nicht mehr.

2370

Umgiebt mich hier ein Zauberduft?

Mich drang's, so grade zu genießen,

Und fühle mich in Liebestraum zerfließen!
Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?

Und träte sie den Augenblick herein,
Wie würdest du für deinen Frevel büßen!

V. 2351. Die inzwischen sehr abgekommene Sitte des täglichen Sandstreuens in den Zimmern.

V. 2357. Eingeboren, ein von Goethe oft angewandtes Wort, kann hier sowohl in der eigentlichen Bedeutung von innatus (der dem Kinde eingeborne Engel, das Götterbild) als in dem biblischen Sinne gebraucht sein, worin Christus Gottes eingeborner, d. h. einzig geborner, einziger Sohn (unigenitus) heißt. Wir nehmen es in der ersten Bedeutung (s. Grimm III, 185), welche Dünger im Sinne von unvergleichlich" verallgemeinert.

Der große Hans, ach wie so klein,
Läg' hingeschmolzen ihr zu Füßen.

Mephistopheles.
Geschwind! Ich seh' sie unten kommen.

Faust.

2375 Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!

Mephistopheles.

Hier ist ein Kästchen, leidlich schwer,
Ich hab's wo anders hergenommen.
Stellt's hier nur immer in den Schrein,
Ich schwör' euch, ihr vergehn die Sinnen:

2380 Ich that euch Sächelchen hinein,
Um eine Andre zu gewinnen.

Zwar Kind ist Kind, und Spiel ist Spiel.

Ich weiß nicht, soll ich?

Faust.

Mephistopheles.
Fragt ihr viel?

Meint ihr vielleicht den Schatz zu wahren?

2385 Dann rath' ich eurer Lüsternheit,

Die liebe schöne Tageszeit

Und mir die weitre Müh zu sparen.

Ich hoff' nicht, daß ihr geizig seid!

Ich krah' den Kopf, reib' an den Händen

(Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloß wieder zu.)

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Um euch das füße junge Kind

Nach Herzens Wunsch und Will' zu wenden;

Und ihr seht drein,

Als solltet ihr in den Hörsaal hinein,

2395 Als stünden grau leibhaftig vor euch da

Physik und Metaphyfika!

Nur fort!

(AB.)

V. 2372. Große Hansen oder große Scharrhansen, volksthümliche Bezeichnung der Fürsten und Ritter mit dem Nebenbegriff des Ungeschlachten und dabei Großsprecherischen; so braucht sie Luther in den Tischreden (I, S. 16): die Klüglinge und großen Hansen, S. 36 und sonst. Bei Goethe auch der lange Hans (Ged. 1, 88).

Margarete (mit einer Lampe).

Es ist so schwül, so dumpfig hie,

(Sie macht das Fenster auf.)

Und ist doch eben so warm nicht drauß.
Es wird mir so, ich weiß nicht wie
2400 Ich wollt', die Mutter käm' nach Haus.
Mir läuft ein Schauer übern ganzen Leib
Bin doch ein thöricht furchtsam Weib!

2405

2410

2415

2420

(Sie fängt an zu fingen, indem sie sich auszieht.)
Es war ein König in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert' ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trant daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt' er seine Städt' im Reich,
Gönnt' Alles seinem Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,

Die Ritter um ihn her,

Auf hohem Vätersaale,

Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,

Trank lezte Lebensgluth

B. 2403 fgg. Das Lied erschien in abweichender Fassung u. d. T.: Der König in Thule, als aus Goethe's Faust herrührend, schon 1782 unter Seckendorf's Volksliedern, seit 1800 unter Goethe's Balladen (s. Gedichte 1, 234 und Bd. 5, S. 309).

V. 2409 u. 2425 enthalten Metaphern vom Auge, welche wenigstens von Nicht-Deutschen leicht mißverstanden werden. Das in Thränen Schwimmen, Ueberlaufen des ersten Verses giebt Taylor wieder mit His eyes with tears ran over und im zweiten das Brechen der Augen im Tode: Then fell his eyelids for ever, in beiden Fällen treffend, poetisch und klar.

2425

Und warf den heiligen Becher
Hinunter in die Fluth.

Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer.

Die Augen thäten ihm sinken,

Trank nie einen Tropfen mehr.

(Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.) Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?

Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.

Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?

2430 Vielleicht bracht's Jemand als ein Pfand,

Und meine Mutter lieh darauf.

Da hängt ein Schlüsselchen am Band,
Ich denke wohl, ich mach' es auf!
Was ist das? Gott im Himmel! Schau,

2435 So was hab' ich mein' Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt eine Edelfrau
Am höchsten Feiertage gehn.

Wie sollte mir die Kette stehn?

Wem mag die Herrlichkeit gehören?

(Sie pußt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.) 2440 Wenn nur die Ohrring' meine wären! Man sieht doch gleich ganz anders drein. Was hilft euch Schönheit, junges Blut? Das ist wohl Alles schön und gut, Allein man läßt's auch Alles sein;

2445 Man lobt euch halb mit Erbarmen.

Nach Golde drängt,

Am Golde hängt

Doch Alles. Ach, wir Armen!

Spaziergang.

Fauft in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles.

Mephistopheles.

Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Elemente! 2450 Ich wollt', ich wüßte was Mergers, daß ich's fluchen könnte!

V. 2446-8. Neander (S. 44) führt den Spruch an: Qui caret nummis,

Faust.

Was hast? Was kneipt dich denn so sehr?
So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!

Mephistopheles.
Ich möcht' mich gleich dem Teufel übergeben,
Wenn ich nur selbst kein Teufel wär'!

Fauft.

2455 Hat sich dir was im Kopf verschoben? Dich kleidet's, wie ein Rasender zu toben!

Mephistopheles.

Denkt nur, den Schmuck, für Gretchen angeschafft,
Den hat ein Pfaff hinweggerafft!

Die Mutter kriegt das Ding zu schauen, 2460 Gleich fängt's ihr heimlich an zu grauen:

Die Frau hat gar einen feinen Geruch,

Schnuffelt immer im Gebetbuch

Und riecht's einem jeden Möbel an,

Ob das Ding heilig ist oder profan;

2465 und an dem Schmuck da spürt sie's klar,
Daß dabei nicht viel Segen war.
Mein Kind, rief sie, ungerechtes Gut
Befängt die Seele, zehrt auf das Blut.
Wollen's der Mutter Gottes weihen,
2470 Wird uns mit Himmelsmanna erfreuen!
Margretlein zog ein schiefes Maul;
Ist halt, dacht' sie, ein geschenkter Gaul,
Und wahrlich, gottlos ist nicht der,
Der ihn so fein gebracht hierher.

2475 Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;
Der hatte kaum den Spaß vernommen,
Ließ sich den Anblick wohl behagen.

was hilft's, daß er frumm is, desgl. Lehmann unter Frombkeit Nr. 86. Ein Lied von Erasmus Alberus fängt an: Ein Jeder singt: Hätt' ich nur Geld. V. 2470 u. 2479: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna." Offenb. Joh. 2, 17.

"

V. 2472. Nach dem Sprichwort:

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Einem geschenkten Gaul

Sieht man nicht ins Maul"

bei Neander S. 14 und Nr. 92 von Tappius' Adag. germ.

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