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Prolog im Himmel.

Der Herr. Die himmlischen Heerschaaren.

Nachher Mephistopheles.

Die drei Erzengel treten vor.

Raphael.

Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.
5 Ihr Anblick giebt den Engeln Stärke,
Wenn Keiner fie ergründen mag;
Die unbegreiflich hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.

Gabriel.

Und schnell und unbegreiflich schnelle 10 Dreht sich umher der Erde Pracht; Es wechselt Paradieseshelle

Mit tiefer schauervoller Nacht;

Es schäumt das Meer in breiten Flüssen

V. 2. Die Brudersphären der nach Pythagoras tönenden Sonne find die Bahnen der gleichfalls tönenden Planeten; die vor-Kopernikanische Astronomie rechnete dazu auch Sonne und Mond, nicht aber die Erde. Nach der kabbalistischen (chaldäisch-persischen) Lehre waren die Erzengel bei der Schöpfung mitthätig; jeder regiert eine Welt, Raphael die Sonne, mit deren Lob er oben anhebt, Gabriel den Mond und Michael den Merkur. Seitdem die Erde sich gleichfalls dreht, V. 10, erhielt ihr Sphärenlauf, V. 16, in Gabriel einen über orthodoxe Naturansichten erhabenen Bewunderer, während Michael die atmosphärischen Naturkräfte preist.

V. 13. Die breiten Flüsse, die Fluth des Meeres, welche an den Felsen der Küsten, V. 14, ihren Höhepunkt erreicht. Humboldt sagt von

Am tiefen Grund der Felsen auf,

15 Und Fels und Meer wird fortgerissen In ewig schnellem Sphärenlauf.

Michael.

Und Stürme brausen um die Wette
Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer
Und bilden, wüthend, eine Kette
20 Der tiefsten Wirkung rings umher;
Da flammt ein blizendes Verheeren
Dem Pfade vor des Donnerschlags;
Doch deine Boten, Herr, verehren
Das sanfte Wandeln deines Tags.
Su Drei.
25 Der Anblick giebt den Engeln Stärke,
Da Keiner dich ergründen mag,*
Und alle deine hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.

Mephistopheles.

Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst 30 Und fragst, wie Alles sich bei uns befinde, Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst, So siehst du mich auch unter dem Gesinde. Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt; 35 Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen,

ihren Erhebungen: „Wenn sie im offenen Weltmeer kaum die Höhe von einigen Fußen betragen, so steigen sie als Folge der Konfiguration der Küsten, die sich der kommenden Fluthwelle entgegenseßen, in St. Malo zu 50, in Akadien zu 65 bis 70 Fuß" (Kosmos I, 325).

V. 24. Die drei Engel vereinigen sich am Schlusse in der Verehrung der Sonne und aller mit ihrem Wandeln verbundenen Erscheinungen. So erschien auch dem Elias der Herr nicht im Sturme, Erdbeben und Feuer (Gewitter), sondern im „stillen, sanften Saufen“ (1. Buch der Könige 19, V. 11 fg.). Dagegen find dem Pater profundus in der Schlußscene des Zweiten Theils die Wasserfluth und der Blitz, der flammend niederschlug, auch „Liebesboten, sie verkünden,

Was ewig schaffend uns umwallt".

V. 29. Vergl. das Buch Hiob 1, V. 6: „Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den Herr traten, kam der Satan auch unter ihnen.“

Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.

Von Sonn' und Welten weiß ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.

Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag 40 Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.

Ein wenig besser würd' er leben,

Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
Er nennt's Vernunft und braucht's allein,

Nur thierischer als jedes Thier zu sein.

45 Er scheint mir, mit Verlaub von Euer Gnaden, Wie eine der langbeinigen Zikaden,

Die immer fliegt und fliegend springt

Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt.
Und läg' er nur noch immer in dem Grase!
50 In jeden Quark begräbt er seine Nase.
Der Herr.

Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?

Mephistopheles.

Nein, Herr, ich find' es dort, wie immer, herzlich schlecht. 55 Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen; Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.

Kennst du den Faust?

Der Herr.

Mephistopheles.
Den Doktor?

Der Herr.

Meinen Knecht!

V. 38. Vischer (S. 254) nimmt dies sich plagen nicht als sich selbst plagen, placken, abmühen, sondern als: einander plagen. Zu dieser Einschränkung des Sinnes liegt aber in dem Folgenden kein zwingender Grund. Taylor übersetzt daher torment themselves, nicht each other.

V. 46. Zikaden, Grashüpfer, „Grill' im Gras" des Walpurgisnachts

traums.

V. 57. Nach Hiob 1, V. 8: „Der Herr sprach zu Satan: Hast du nicht Acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist sein Gleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfürchtig, und meidet das Böse.“

Mephistopheles.

Fürwahr, er dient euch auf besondre Weise.

Nicht irdisch ist des Thoren Trank noch Speise. 60 Ihn treibt die Gährung in die Ferne,

Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt:
Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne
Und von der Erde jede höchste Lust,
Und alle Näh' und alle Ferne

65 Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.

Der Herr.

Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient,
So werd' ich ihn bald in die Klarheit führen.
Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
Daß Blüth' und Frucht die künft'gen Jahre zieren.

Mephistopheles.

70 Was wettet ihr? Den sollt ihr noch verlieren,
Wenn ihr mir die Erlaubniß gebt,
Ihn meine Straße sacht zu führen!

Der Herr.

So lang' er auf der Erde lebt,
So lange sei dir's nicht verboten.

75 Es irrt der Mensch, so lang' er strebt.

Mephistopheles.

Da dank' ich euch; denn mit den Todten

Hab' ich mich niemals gern befangen.

Am Meisten lieb' ich mir die vollen, frischen Wangen,
Für einen Leichnam bin ich nicht zu Haus;

80 Mir geht es wie der Kaße mit der Maus.
Der Herr.

Nun gut, es sei dir überlassen!

Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab
Und führ ihn, kannst du ihn erfassen,

Auf deinem Wege mit herab

85 und steh beschämt, wenn du bekennen mußt:

V. 70-5. Nach Buch Hiob 1, V. 11fg.: „Aber [sagt Satan zum Herrn] recke deine Hand aus und taste an Alles, was er hat; was gilt's, wird dich ins Angesicht fegnen? Der Herr sprach zu Satan: Siehe, Alles, was er hat, sei in deiner Hand.“

er

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Ein guter Mensch in seinem dunkeln Drange
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.

Mephistopheles.

Schon gut, nur dauert es nicht lange! Mir ist für meine Wette gar nicht bange. 90 Wenn ich zu meinem Zweck gelange,

Erlaubt ihr mir Triumph aus voller Brust.
Staub soll er fressen, und mit Lust,
Wie meine Muhme, die berühmte Schlange.
Der Herr.

Du darfst auch da nur frei erscheinen; 95 Ich habe deines Gleichen nie gehaßt. Von allen Geistern, die verneinen,

Ist mir der Schalk am Wenigsten zur Last.

Des Menschen Thätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;

100 Drum geb' ich gern ihm den Gesellen zu,

Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.
Doch ihr, die echten Göttersöhne,

Erfreut euch der lebendig reichen Schöne!

Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
105 Umfass' euch mit der Liebe holden Schranken,
Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
Befestiget mit dauernden Gedanken!

(Der Himmel schließt, die Erzengel vertheilen sich.)

V. 92. Nach 1. Moses 3, 14 sprach Gott zu der Schlange: „Auf deinem Bauch sollst du gehen und Erde efsen dein Leben lang."

V. 97. „Schalk heißt Mephistopheles, weil er nicht, wie andre Geister der Verneinung, in bloßem Grimme sich verzehrt" (Dünger). „Es muß auch solche Käuze geben," sagt Faust von ihm zu Gretchen Th. I, V. 3127. Vergl. mit V. 98fgg. Mephistopheles' Selbstdefinition Th. I, V. 981 fgg.

V. 104-7. Der Herr betont hier die ethische Seite der Thätigkeit der
Erzengel, während diese in den Eingangsstrophen nur die Natur preisen.
Zu dem Werdenden (V. 104) sind die Verse (Th. I, V. 436 fg.) heran-
zuziehen:

Ist er in Werdeluft
Schaffender Freude nah,"

und V. 883: Im Anfang war die That, sowie das Prooemion (Gedichte 2, 223).

Goethe's Faust, I.

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