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Mephistopheles.

Das will euch nicht behagen;

Ihr habt das Recht, gesittet Pfui zu sagen. Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen, 2940 Was keusche Herzen nicht entbehren können.

Und kurz und gut, ich gönn' ihm das Vergnügen,
Gelegentlich sich etwas vorzulügen;
Doch lange hält er das nicht aus.
Du bist schon wieder abgetrieben
2945 Und, währt es länger, aufgerieben

In Tollheit oder Angst und Graus.
Genug damit! Dein Liebchen sizt dadrinne,
Und Alles wird ihr eng und trüb.

Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne,

2950 Sie hat dich übermächtig lieb.

Erst kam deine Liebeswuth übergeflossen,

Wie vom geschmolznen Schnee ein Bächlein übersteigt;
Du hast sie ihr ins Herz gegossen,

Nun ist dein Bächlein wieder seicht.

2955 Mich dünkt, anstatt in Wäldern zu thronen,

Ließ es dem großen Herren gut,

Das arme, affenjunge Blut

Für seine Liebe zu belohnen.

Die Zeit wird ihr erbärmlich lang;

2960 Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn Ueber die alte Stadtmauer hin.

Wenn ich ein Vöglein wär', so geht ihr Gesang

Tage lang, halbe Nächte lang.

Einmal ist sie munter, meist betrübt,

2965 Einmal recht ausgeweint,

Dann wieder ruhig, wie's scheint,

Und immer verliebt.

Schlange! Schlange!

Faust.

V. 2962. Das bekannte, von Herder Der Flug ver Liebe genannte Volkslied. Nach Goethe's Vögeln (1782) seufzen die Zärtlichen an allen Ecken: Wenn ich ein Vögle wär' und auch zwei Flügel hätt’.

Mephistopheles (für fich).

Gelt, daß ich dich fange!

Faust.

2970 Verruchter! Hebe dich von hinnen
Und nenne nicht das schöne Weib!

Bring die Begier zu ihrem süßen Leib
Nicht wieder vor die halb verrückten Sinnen!

Mephistopheles.

Was soll es denn? Sie meint, du seist entflohn,

2975 Und halb und halb bist du es schon.

Faust.

Ich bin ihr nah, und wär' ich noch so fern,
Ich kann sie nie vergessen, nie verlieren;
Ja, ich beneide schon den Leib des Herrn,
Wenn ihre Lippen ihn indeß berühren.

Mephistopheles.

2980 Gar wohl, mein Freund! Ich hab' euch oft beneidet Ums Zwillingspaar, das unter Rosen weidet.

Entfliehe, Kuppler!

Faust.

Mephistopheles.

Schön!. Ihr schimpft, und ich muß lachen.

Der Gott, der Bub und Mädchen schuf,

Erkannte gleich den edelsten Beruf,

2985 Auch selbst Gelegenheit zu machen.
Nur fort! Es ist ein großer Jammer!
Ihr sollt in eures Liebchens Kammer,
Nicht etwa in den Tod.

Faust.

Was ist die Himmelsfreud' in ihren Armen?

2990 Laß mich an ihrer Brust erwarmen,

V. 2970. Nach Matth. 4, 10: Hebe dich weg von mir, Satan!
V. 2978 fg. Motiv des Goethischen Epigramm's Versuchung“ (Ge-

dichte 2, 9).

V. 2981. „Deine zwo Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge, die unter den Rosen weiden." Hohelied Salomonis 4, 5. Danach Wieland im Oberon (Ges. 5) von Rezia: Und lieblich wie ein Reh, das unter Rosen weidet.

Fühl' ich nicht immer ihre Noth?

Bin ich der Flüchtling nicht, der Unbehauste,

Der Unmensch ohne Zweck und Ruh,

Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste,

2995 Begierig wüthend, nach dem Abgrund zu?

Und seitwärts fie, mit kindlich dumpfen Sinnen,

Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld,
Und all ihr häusliches Beginnen
Umfangen in der kleinen Welt.

3000 Und ich, der Gottverhaßte,
Hatte nicht genug,

Daß ich die Felsen faßte

Und sie zu Trümmern schlug!

Sie, ihren Frieden mußt' ich untergraben! 3005 Du, Hölle, mußtest dieses Opfer haben!

Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angst verkürzen!
Was muß geschehn, mag's gleich geschehn!
Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen
Und sie mit mir zu Grunde gehn!

Mephistopheles.

3010 Wie's wieder siedet, wieder glüht!
Geh ein und tröste fie, du Thor!

Wo so ein Köpfchen keinen Ausgang sieht,
Stellt er sich gleich das Ende vor.

Es lebe, wer sich tapfer hält!

3015 Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt. Nichts Abgeschmackters find' ich auf der Welt Als einen Teufel, der verzweifelt.

3020

Goethe's Faust, I.

Gretchens Stube.

Gretchen (am Spinnrade allein).

Meine Ruh ist hin,

Mein Herz ist schwer;
Ich finde fie nimmer
Und nimmermehr.

Wo ich ihn nicht hab',
Ist mir das Grab,

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3055

Die ganze Welt
Ist mir vergällt.

Mein armer Kopf
Jst mir verrückt,
Mein armer Sinn
Ist mir zerstückt.
Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde fie nimmer
Und nimmermehr.

Nach ihm nur schau' ich
Zum Fenster hinaus,
Nach ihm nur geh' ich
Aus dem Haus.

Sein hoher Gang,

Sein' edle Gestalt,
Seines Mundes Lächeln,

Seiner Augen Gewalt

Und seiner Rede
Zauberfluß,
Sein Händedruck
Und, ach, sein Kuß!

Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich finde fie nimmer
Und nimmermehr.

Mein Busen drängt
Sich nach ihm hin.
Ach, dürft' ich fassen
Und halten ihn!

Und küssen ihn,
So wie ich wollt',
An seinen Küssen
Vergehen sollt'!

Marthens Garten.

Margarete. Faust.

Margarete.

Faust.

Versprich mir, Heinrich!

Was ich kann!

Margarete.

Nun sag, wie hast du's mit der Religion?

3060 Du bist ein herzlich guter Mann,

Allein ich glaub', du hältst nicht viel davon.

Faust.

Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut;
Für meine Lieben ließ' ich Leib und Blut,
Will Niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.
Margarete.

3065 Das ist nicht recht, man muß dran glauben!

Muß man?

Fauft.

Margarete.

Ach, wenn ich etwas auf dich könnte!

Du ehrst auch nicht die heil'gen Sakramente.

Ich ehre fie.

Faust.

Margarete.

Doch ohne Verlangen.

Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen.

3070 Glaubst du an Gott?

Ich glaub' an Gott?

Faust.

Mein Liebchen, wer darf sagen:

V. 3058. Der Vorname des historischen Fauft scheint Georg gewesen zu sein; doch die Sage bemächtigte sich seiner unter dem Namen Johann. Daß Goethe denselben in Heinrich verwandelte, geschah wohl, weil Johann inzwischen zum Bedientennamen, besonders für die Komödie, degradirt war. Der Schlußruf des Ersten Theils wäre parodirt. Um jede Erinnerung an das Puppenspiel zu vermeiden, wünschte Mendelssohn, Lessing möchte selbst den Namen Faust in seinem Trauerspiele ändern: „Eine einzige Exklamation, o Faustus! Faustus! fönnte das ganze Parterre lachen machen" (Lessing's Werke, Bd. 20, 2, 6. 23).

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