ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Lieschen.

3190 Gewiß, Sibylle sagt' mir's heute, Die hat sich endlich auch bethört.

Das ist das Vornehmthun!

Gretchen.

Wie so?

Lieschen.

Es stinkt!

Sie füttert Zwei, wenn sie nun ißt und trinkt.

Ach!

Gretchen.

Lieschen.

So ist's ihr endlich recht ergangen.

3195 Wie lange hat sie an dem Kerl gehangen!

Das war ein Spazieren,

Auf Dorf und Tanzplatz Führen,

Mußt' überall die Erste sein,

Kurtefirt' ihr immer mit Pastetchen und Wein;

3200 Bildt' fich was auf ihre Schönheit ein, War doch so ehrlos, sich nicht zu schämen, Geschenke von ihm anzunehmen.

War ein Gekos' und ein Geschleck';

Da ist denn auch das Blümchen weg!

3205 Das arme Ding!

Gretchen.

Lieschen.

Bedauerst sie noch gar!

Wenn Unsereins am Spinnen war,

Uns Nachts die Mutter nicht hinunterließ,

Stand sie bei ihrem Buhlen süß,

Auf der Thürbank und im dunkeln Gang

3210 Ward ihnen keine Stunde zu lang.

Da mag sie denn sich ducken nun,

Im Sünderhemdchen Kirchbuß' thun!

V. 3206 fg. Simrock (Deutsches Kinderbuch Nr. 236) hat den Volksreim:
Wenn andre Mädchen tanzen gehn,

Muß ich an der Wiege stehn.

[ocr errors]
[blocks in formation]

Kriegt sie ihn, soll's ihr übel gehn.

Das Kränzel reißen die Buben ihr,

Und Häckerling streuen wir vor die Thür! (6.)

Gretchen (nach Hause gehend).

3220 Wie fonnt' ich sonst so tapfer schmählen,
Wenn thät ein armes Mägdlein fehlen!
Wie konnt' ich über Andrer Sünden
Nicht Worte g'nug der Zunge finden!

Wie schien mir's schwarz, und schwärzt's noch gar, 3225 Mir's immer doch nicht schwarz g'nug war,

Und segnet' mich und that so groß,

Und bin nun selbst der Sünde bloß!
Doch Alles, was dazu mich trieb,
Gott, war so gut, ach, war so lieb!

3 winger. *)

In der Mauerhöhle ein Andachtsbild der Mater dolorosa, **) Blumenkrüge davor.

3230 Ach, neige,

Gretchen (steckt frische Blumen in die Krüge).

Du Schmerzenreiche,

Dein Antlitz gnädig meiner Noth!

V. 3227. Der Sünde bloß, gebe nun selbst die Blöße, die Sündenblöße; s. die Textrevision.

*) Der innere Weg oder Platz an der Stadtmauer, an welcher in überwölbten Nischen („Mauerhöhlen“) Andachtsbilder angebracht zu werden pflegten (f. Sanders' Wörterbuch).

**) „Die schmerzenreiche Mutter", Maria mit dem „Schwert im Herzen“,

Das Schwert im Herzen,

Mit tausend Schmerzen

3235 Blichst auf zu deines Sohnes Tod.

Zum Vater blickst du

Und Seufzer schickst du

Hinauf um sein' und deine Noth.

Wer fühlet,

3240 Wie wühlet

Der Schmerz mir im Gebein?
Was mein armes Herz hier banget,
Was es zittert, was verlanget,
Weißt nur du, nur du allein!

3245 Wohin ich immer gehe,

Wie weh, wie weh, wie wehe
Wird mir im Busen hier!
Ich bin, ach, kaum alleine,
Ich wein', ich wein', ich weine,
3250 Das Herz zerbricht in mir.

Die Scherben vor meinem Fenster
Bethaut' ich mit Thränen, ach,
Als ich am frühen Morgen
Dir diese Blumen brach.

3255 Schien hell in meine Kammer

Die Sonne früh herauf,

nach Lukas 2, 35: „Und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen, auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden.“ Die erste Strophe von des Jacoponus von Todi Stabat Mater, welche der zweiten Strophe von Gretchens Gebet zu Grunde liegt, lautet in Wieland's Uebersetzung vom Jahre 1779 (Teutscher Merkur, Februar 1781):

Schaut die Mutter voller Schmerzen,

Wie sie mit zerrissnem Herzen

Unterm Kreuz des Sohnes steht:

Ach, wie bangt ihr Herz, wie bricht es,

Dá das Schwert des Weltgerichtes

Tief durch ihre Seele geht!

Auf Gleichzeitigkeit der Abfaffung deutet der Brief Goethe's an Sophie La Noche vom 11. Oktober 1775.

Saß ich in allem Jammer

In meinem Bett schon auf.

Hilf! Rette mich von Schmach und Tod!

3260 Ach, neige,

Du Schmerzenreiche,

Dein Antlig gnädig meiner Noth!

Nacht.

Straße vor Gretchens Thüre.
Valentin, Soldat, Gretchens Bruder.
Valentin.

Wenn ich so saß bei einem Gelag,
Wo Mancher sich berühmen mag,

3265 Und die Gesellen mir den Flor

Der Mägdlein laut gepriesen vor,
Mit vollem Glas das Lob verschwemmt:
Den Ellenbogen aufgestemmt,

Saß ich in meiner sichern Ruh,

3270 Hört' all dem Schwadroniren zu,
Und streiche lächelnd meinen Bart
Und kriege das volle Glas zur Hand
Und sage: Alles nach seiner Art!
Aber ist Eine im ganzen Land,

3275 Die meiner trauten Gretel gleicht,
Die meiner Schwester das Wasser reicht?
Top! Top! Kling! Klang! Das ging herum!
Die Einen schrieen: er hat Recht,

Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht!

3280 Da faßen alle die Lober stumm.

Und nun! Um's Haar sich auszuraufen

Und an den Wänden hinauf zu laufen!

V. 3268. Das Aufstemmen der Arme als Geste der sichern Ueberlegen. heit; so bei Lessing (Kleinigkeiten):

„Die Ursach' ist leicht zu erdenken,

Sprach' ich mit aufgestemmtem Arm“.

Auch vom Anstemmen.

Dem Stolz fehlt das Anstemmen des Ellenbogens selten", sagt Schiller (Bd. 14, S. 158 der Hempel'schen Ausg.).

Mit Stichelreden, Naserümpfen

Soll jeder Schurke mich beschimpfen!
3285 Soll wie ein böser Schuldner figen,
Bei jedem Zufallswörtchen schwigen!
Und möcht' ich sie zusammenschmeißen,
Könnt' ich sie doch nicht Lügner heißen.
Was kommt heran? Was schleicht herbei?
3290 Frr' ich nicht, es sind ihrer Zwei.

Ist er's, gleich pack' ich ihn beim Felle,
Soll nicht lebendig von der Stelle!

Faust. Mephistopheles.

Faust.

Wie von dem Fenster dort der Sakristei

Aufwärts der Schein des ew'gen Lämpchens flämmert
3295 Und schwach und schwächer seitwärts dämmert,
Und Finsterniß drängt ringsum bei:
So sieht's in meinem Busen nächtig.

Mephistopheles.

Und mir ist's wie dem Käßlein schmächtig,
Das an den Feuerleitern schleicht,

3300 Sich leis dann um die Mauern streicht.
Mir ist's ganz tugendlich dabei,

Ein bißchen Diebsgelüft, ein bißchen Rammelei.
So spukt mir schon durch alle Glieder

Die herrliche Walpurgisnacht.

3305 Die kommt uns übermorgen wieder,

Da weiß man doch, warum man wacht.

Faust.
Rückt wohl der Schatz indessen in die Höh',
Den ich dort hinten flimmern seh'?

Mephistopheles.
Du kannst die Freude bald erleben,
3310 Das Keffelchen herauszuheben.
Ich schielte neulich so hinein,
Sind herrliche Löwenthaler drein.

V. 3307. „Der Schatz hebt sich alle Jahre um einen Hahnenschritt“ (Simrock, Die deutschen Sprichwörter S. 223).

V. 3312. Löwenthaler hießen die ersten, bekanntlich in Joachimsthal in

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »